In »Dornenpfade« nimmt uns Sebastian Radu Groß mit auf eine Reise durch die Jahreszeiten des Lebens.
Die kurzen Geschichten, die die Jahreszeiten einleiten und die Stimmung festlegen, gefallen mir sehr gut, und auch wenn ich kein ausgesprochener Lyrik-Fan bin, finde ich mich in den lyrischen und autobiographischen Texten, in denen ein sehr gefühlvolles und authentisches Lied auf den Kreislauf des Lebens, die Liebe und den Tod gesungen wird, wieder. Gedanken an die Großeltern, Liebeserklärungen und Briefe an die Tochter sind genau so enthalten wie Reflexionen eines Autors, der mit wachen Augen und hungriger Seele das Leben um sich herum beobachtet und in eigenen Worten zu Papier bringt.
Der/die Leser*in spürt jede Emotion des Autors und ich schätze sehr, dass die lyrischen Texte nicht überkandidelt sind; somit werden die Gedanken unweigerlich in die eigene Vergangenheit gelenkt und man verbindet das soeben Gelesene mit vor langer Zeit Erlebten, was dieses 76-seitige Buch besonders macht.
Die Umsetzung des Buches ist gut gemacht; nicht ohne Tippfehler, aber fehlerfrei sind die wenigsten Bücher (und meine schon gar nicht); doch der Inhalt ist zu packend, um sich davon stören zu lassen. Ich liebe das Foto auf dem Hardcover und der Buchsatz macht es leicht, den Texten zu folgen (ein Kriterium, welches nicht zu unterschätzen ist).
In diesem Sinne möchte ich allen Lesern*innen, die sich auf lyrische (aber nicht auf Teufel komm raus verschwurbelte) Art der lyrischen Sichtweise auf den Kreislauf des Lebens widmen wollen, das Buch und den Autor ans Herz legen. Mich hat es sehr gut unterhalten und durch die Themen und besonders deren Umsetzung inspiriert.
»Sein Umfeld,
Sebastian Radu Groß – »Der letzte Mensch« aus »Dornenpfade«
eingekerkert in der digitalen Welt, in der Geister sterben.«
Im Vorfeld gab mir der Autor mit auf den Weg, dass ich vielleicht die ein oder andere Parallele zu meinen eigenen Büchern entdecken könnte, und tatsächlich gibt es einige Stellen, die ich aus tiefstem Herzen bejahen kann, da dieselben Gedanken auch in mir präsent sind (z. B. »Der Tod und die Gastfreundschaft«, »Kerker des Moments«). Es ist spannend zu sehen, wie sehr Sichtweisen auf und Gedanken über das Leben sich in den Individuen spiegeln, obwohl die Dornenpfade, die wir beschritten haben, zwar ähnlich, doch gleichzeitig unterschiedlich sein dürften.
Das wiederum führt meine Gedanken stets zu den Themen Kreativität, Inspiration und Schöpfung. Wie viel von dem, was wir zu Papier bringen, ist der Umwelt und Gesellschaft, wie viel dem eigenen Ego, der eigenen Phantasie geschuldet? Welche Rolle spielt in einem Autorenleben der Aspekt der Doppelschöpfung, Kryptomnesie und des kollektiv Unbewussten?
Natürlich weiß ich, dass Sebastian Radu Groß mich nicht kopiert (da gäbe es sicherlich lohnendere Vorlagen) oder ich ihn; aber immer wieder entdeckt man in fremden Büchern Passagen, die man selbst so oder so ähnlich geschrieben hat, ohne diese anderen Bücher zu kennen. Ich finde dieses Thema äußerst faszinierend, da ich meine eigenen Ideen manchmal in Büchern finde, die ich erst nach dem Schreiben meines Textes gelesen habe. Und wenn der Autor, in dessen Buch ich das wiederfinde, sogar einer der Großen der Literatur ist, möchte ich an das große Meer der Inspiration, den Kosmos der kollektiv-unbewussten Ideen glauben, zu dem auch mir – aus welchen Gründen auch immer – Zugang gewährt wurde.
(Wow. Wer ist denn hier gerade mächtig abgeschweift? Aber dieses Thema ist nun mal sehr faszinierend für mich.)
Und jetzt: Besucht Sebastian Radu Groß und lest in seine Werke rein!