Sebastian Radu Groß – Dornenpfade

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In »Dornenpfade« nimmt uns Sebastian Radu Groß mit auf eine Reise durch die Jahreszeiten des Lebens.

Die kurzen Geschichten, die die Jahreszeiten einleiten und die Stimmung festlegen, gefallen mir sehr gut, und auch wenn ich kein ausgesprochener Lyrik-Fan bin, finde ich mich in den lyrischen und autobiographischen Texten, in denen ein sehr gefühlvolles und authentisches Lied auf den Kreislauf des Lebens, die Liebe und den Tod gesungen wird, wieder. Gedanken an die Großeltern, Liebeserklärungen und Briefe an die Tochter sind genau so enthalten wie Reflexionen eines Autors, der mit wachen Augen und hungriger Seele das Leben um sich herum beobachtet und in eigenen Worten zu Papier bringt.
Der/die Leser*in spürt jede Emotion des Autors und ich schätze sehr, dass die lyrischen Texte nicht überkandidelt sind; somit werden die Gedanken unweigerlich in die eigene Vergangenheit gelenkt und man verbindet das soeben Gelesene mit vor langer Zeit Erlebten, was dieses 76-seitige Buch besonders macht.

Die Umsetzung des Buches ist gut gemacht; nicht ohne Tippfehler, aber fehlerfrei sind die wenigsten Bücher (und meine schon gar nicht); doch der Inhalt ist zu packend, um sich davon stören zu lassen. Ich liebe das Foto auf dem Hardcover und der Buchsatz macht es leicht, den Texten zu folgen (ein Kriterium, welches nicht zu unterschätzen ist).

In diesem Sinne möchte ich allen Lesern*innen, die sich auf lyrische (aber nicht auf Teufel komm raus verschwurbelte) Art der lyrischen Sichtweise auf den Kreislauf des Lebens widmen wollen, das Buch und den Autor ans Herz legen. Mich hat es sehr gut unterhalten und durch die Themen und besonders deren Umsetzung inspiriert.

»Sein Umfeld,
eingekerkert in der digitalen Welt, in der Geister sterben.«

Sebastian Radu Groß – »Der letzte Mensch« aus »Dornenpfade«

Im Vorfeld gab mir der Autor mit auf den Weg, dass ich vielleicht die ein oder andere Parallele zu meinen eigenen Büchern entdecken könnte, und tatsächlich gibt es einige Stellen, die ich aus tiefstem Herzen bejahen kann, da dieselben Gedanken auch in mir präsent sind (z. B. »Der Tod und die Gastfreundschaft«, »Kerker des Moments«). Es ist spannend zu sehen, wie sehr Sichtweisen auf und Gedanken über das Leben sich in den Individuen spiegeln, obwohl die Dornenpfade, die wir beschritten haben, zwar ähnlich, doch gleichzeitig unterschiedlich sein dürften.

Das wiederum führt meine Gedanken stets zu den Themen Kreativität, Inspiration und Schöpfung. Wie viel von dem, was wir zu Papier bringen, ist der Umwelt und Gesellschaft, wie viel dem eigenen Ego, der eigenen Phantasie geschuldet? Welche Rolle spielt in einem Autorenleben der Aspekt der Doppelschöpfung, Kryptomnesie und des kollektiv Unbewussten?
Natürlich weiß ich, dass Sebastian Radu Groß mich nicht kopiert (da gäbe es sicherlich lohnendere Vorlagen) oder ich ihn; aber immer wieder entdeckt man in fremden Büchern Passagen, die man selbst so oder so ähnlich geschrieben hat, ohne diese anderen Bücher zu kennen. Ich finde dieses Thema äußerst faszinierend, da ich meine eigenen Ideen manchmal in Büchern finde, die ich erst nach dem Schreiben meines Textes gelesen habe. Und wenn der Autor, in dessen Buch ich das wiederfinde, sogar einer der Großen der Literatur ist, möchte ich an das große Meer der Inspiration, den Kosmos der kollektiv-unbewussten Ideen glauben, zu dem auch mir – aus welchen Gründen auch immer – Zugang gewährt wurde.
(Wow. Wer ist denn hier gerade mächtig abgeschweift? Aber dieses Thema ist nun mal sehr faszinierend für mich.)

Und jetzt: Besucht Sebastian Radu Groß und lest in seine Werke rein!

Ilona Arfaoui – Die Anderen

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Nach »Der König der Schatten« und »Der Hexenmeister, die Macht und die Finsternis« vervollständigt Ilona Arfaoui mit »Die Anderen« ihre Trilogie um das Schwarze Land und die Geschichte von Cahal O’Brian und seinen acht Gefährten.

Der Dunkle Meister offeriert den Erwählten und Cahal O’Brian einen Handel: Finden sie einen ganz besonderen Edelstein, wird Cahal, sofern seine Gefährten sich einstimmig dafür aussprechen, vom traurigen König der Schatten zum Hochkönig des gesamten Schwarzen Landes. Das Verhältnis der Erwählten untereinander war niemals ungetrübt und nicht alle sind freundschaftlich miteinander verbunden – sogar falls der Stein gefunden wird, ist somit nicht sicher, dass Cahal auch tatsächlich die uneingeschränkte Herrschaft über das Schwarze Land übernehmen wird. Dazu kommen natürlich noch die Intrigen und Versuche, diese gravierende Veränderung zu verhindern, von den anderen Anderen, die Cahal seit Jahrhunderten nicht wohlgesonnen sind.

Die drei Bände können einzeln gelesen werden; in »Die Anderen« greift die Autorin die Geschehnisse der beiden vorherigen Bücher auf und räumt ihnen den gebührenden Platz ein. Leser, die mit ihrem neusten Buch einsteigen, werden ohne Probleme mit auf die Reise genommen, aber in den vollständigen Genuss der Saga kommt man meiner Meinung nach nur, wenn man die gesamte Trilogie genießt. Für mich als Kenner der beiden Vorgänger waren die Rückblicke wohldosiert, haben den Lesefluss keineswegs gebremst und die Erinnerungen an die Geschehnisse aufgefrischt – und gleichzeitig dafür gesorgt, dass ich größte Lust bekommen habe, die beiden anderen Bücher erneut zu lesen.

Ilona Arfaoui schreibt anspruchsvolle Phantastik und seit einem Büchlein namens »Es« eines gewissen Stephen King wurde ich nicht mehr so herrlich durch verschiedene Zeiten, Rückblicke und aktuelle Ereignisse gejagt. Ja, der Leser muss tatsächlich immer voll bei der Sache sein, damit er in den verschiedenen Zeiten und verschiedenen Persönlichkeiten der Protagonisten nicht den Faden verliert.

Ihr Schreibstil ist (wie immer) ein Genuss; in »Die Anderen« schlägt sie einen weicheren, beinahe poetischen Ton an, denn erzählt wird die Geschichte diesmal von der wundervollen Muireall, der Herrin des Waldes, die die Leser der Vorgänger bereits lieben gelernt haben.
Die Autorin versteht es allerdings meisterhaft, die düstere Stimmung durch saloppe Wortwechsel und Gedanken der Protagonisten oder die direkte Ansprache des Lesers immer wieder aufzulockern. Die Grausamkeiten der anderen Bücher – und davon gab es reichlich – sind einer melancholischeren Stimmung gewichen. Und dieser Ton steht der Geschichte um das Schicksal der Erwählten sehr gut zu Gesicht.

Auch wenn diese Geschichte abgeschlossen ist, schossen mir nach Beendigung der Lektüre mindestens sechs Fragen spontan durch den Kopf, die ich gern beantwortet gehabt hätte. Aber um die Autorin zu zitieren:

»Nein, die Geschichte selbst ist natürlich nicht beendet. Geschichten gehen nicht zu Ende, sie gehen mit der nächsten Geschichte weiter […] Wer immer sie erzählen mag.«

Ilona Arfaoui – Die Anderen

Und genau das macht »Die Anderen« zu einem guten Buch und dem perfekten Abschluss ihrer Trilogie: Die Autorin hat uns über insgesamt 1580 Seiten eine großartige Geschichte geschenkt und lässt uns nun damit allein unseren Weg gehen, anstatt alles in Grund und Boden zu erklären. Und wer weiß, vielleicht erfahren wir ja irgendwann doch noch mehr von den Figuren, die uns über die Zeit (auf eine mitunter fragwürdige Art) ans Herz gewachsen sind?

Die Umsetzung des Buches ist rundum gelungen: Von den praktisch nichtexistierenden Tippfehlern, über den hervorragend lesbaren Buchsatz, bis zu den zehn farbigen Illustrationen von der Autorin höchstpersönlich, präsentiert sich das Buch auf einem absolut professionellen Niveau.

Durch ihren individuellen Stil und ihre einzigartige Erzählkunst, mit der Ilona von der ersten Seite der gesamten Trilogie an die Leser an die Hand nimmt, um ihnen die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele durch Zeit und Raum zu offenbaren, zählen ihre Bücher ohne Frage mit zum Besten, was ich jemals im Selfpublisher-Bereich (und darüber hinaus) gelesen habe.

Wer anspruchsvolle Geschichten sucht, bei denen Herz und Verstand gefordert werden, und die meines Erachtens in Komplexität und Umsetzung ihresgleichen suchen, besucht Ilona Arfaoui bitte in den sozialen Medien oder auf ihrer Homepage (die Auszüge aus den Büchern bietet) und lasst Euch in die Anderswelt entführen. Es wird sich definitiv lohnen.

Erhältlich ist »Die Anderen« als Taschenbuch und eBook.

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

Monika Loerchner – Die Tote in der Tränenburg

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„Bei der Göttin!“, denkt sie kopfschüttelnd. „Jetzt glaubt ein Mann auch noch, einen Text über ein Buch schreiben zu können! Hoffentlich tut er sich dabei nicht weh. Hat er denn keinen Abwasch mehr zu erledigen?“ So oder so ähnlich könnten die Frauen dieses Buches denken, wenn sie sehen, dass ich meine Gedanken zu Monika Loerchners Buch „Die Tote in der Tränenburg“ aufschreibe.
Wie sang schon Jenny Brown? „It’s a woman’s world“.

In diesem Buch sind nämlich die Männer das schwache Geschlecht und die Autorin versteht es, spielerisch den gängigen Sprachgebrauch auf den Kopf zu stellen (das stelle ich mir sooo anstrengend vor!) und sorgt damit für manch erheiternde Situation. Aber das Lachen blieb mir auch gern mal im Hals stecken, denn auch wenn die Rollenverteilung eher aus den 1950er Jahren zu stammen scheint (hoffe ich), ist manchmal doch mehr dran, als man eigentlich glauben möchte.

Und das Ende des Buches … nein, ich werde nichts spoilern … zeigt nur, dass es egal ist, ob Männlein oder Weiblein an der Macht sind.

Aber das ist nur ein Rahmen, in dem sich die Geschichte der Spezialgardistin Magret Beatesdother bewegt. Sie hat nämlich einen komplizierten Kriminalfall zu lösen: Den Fall der Toten in der Tränenburg. In einem Waisenhaus für ungewollte Söhne wird eine Angestellte tot aufgefunden und es ist an Frau Beatesdother, diesen Fall zu lösen, bevor sie für eine Woche ihre Magie verliert.

Mehrere Verdächtige, keine vernünftige Spur, geschweige denn ein Motiv, erschweren Magret Beatesdother und ihren Kolleginnen der Goldenen Garde die Ermittlungsarbeit, aber gemeinsam mit den Charakteren durchdringen wir eine Schicht nach der nächsten, um immer weiter zum Kern der Geschichte vordringen.

Monika Loerchners Schreibstil ist herrlich leichtfüßig und ich mag die Welt, die sie erdacht hat, sehr! Sie lebt von den vielen magischen Details, der Umkehrung des gängigen Rollenverständnisses und den sympathischen Charakteren.
Besonders schätze ich an der Umsetzung das kammerspielartige Setting. Die gesamte Handlung findet an lediglich zwei Schauplätzen statt und erinnert mich dadurch, aber auch durch die Interaktion der Charaktere untereinander und den Verlauf, an ein Theaterstück aus Agatha Christies Feder.

Somit kann ich sagen, dass „Die Tote in der Tränenburg“ einerseits klassisch, aber auf wunderbare Weise auch innovativ geworden ist. Und da ich nicht wirklich weiß, was es mit Magrets Armband auf sich hat, bin ich einem weiteren Teil nicht abgeneigt.

Auf der Homepage der Autorin findet Ihr übrigens noch einige Bonusgeschichten! Vorbeischauen lohnt sich!

Nicole Siemer – Akuma

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Durch Rezensionen bin ich auf den Roman „Akuma“ von Nicole Sieber aufmerksam geworden. Geschichten, die den Genregrenzen trotzen, sind mir sehr lieb, und da mir der Klappentext einen Mix aus Fantasy, Horror und Thriller versprochen hatte, habe ich beim Stöbern in der Wortfiliale das Buch eingepackt.

Wo habt ihr schon mal eine Geschichte mit einem Dämon gelesen, der an Minderwertigkeitskomplexen und einer Identitätskrise leidet, und diese mit arschigem Verhalten und einer Neigung zu exzessiver Gewalt zu übertünchen versucht? Selbstreflexion ist jedenfalls zu Beginn ein Fremdwort für den Racker und es ist ein Genuss, die Interaktion zwischen Kjara und ihm mitzuerleben. Als sich in Kjaras Leben einiges zum Besseren zu wenden scheint, stehen große Veränderungen im Leben der beiden an, die sie auf die Probe stellen wird.

Ich werde nicht mehr zur Geschichte schreiben, denn ich denke, dass der Leser diese Welt und die vielen gelungenen Ideen auf eigene Faust erkunden sollte.
Aber was ich sagen kann und will: Was der Klappentext versprochen hat, hat die Autorin definitiv gehalten. Die Geschichte beginnt phantastisch, ist stellenweise mit blutigem Horror gespickt, bevor sich durch einen fiesen Twist eine Thriller-Ebene vor Euch auftut, um Euch zu verschlingen. Aber alles ist miteinander verwoben und liest sich nicht so starr getrennt, wie meine hölzernen Worte es vermuten lassen. Die Mischung der Genres ist hervorragend gelungen und es macht unglaublich Spaß, der Geschichte um die erfolgreiche Schriftstellerin Kjara und ihren Dämon Akuma zu folgen.

Nicole Siemer hat dieses Buch im Eigenverlag herausgebracht, aber es wundert mich bei der Qualität, ihrem großartig lesbaren Stil und der fehlerfreien Umsetzung überhaupt nicht, dass sie von einem Verlag unter die Fittiche genommen wurde.

Dieses Buch war für mich ein Genuss – sowohl, was den Plot angeht, aber auch wegen der in jeder Beziehung absolut gelungenen Umsetzung. Ich pflege meine Hoffnung, dass Akuma eines Tages wieder auftauchen wird. Der Fan-Modus leuchtet grün.

S. Sagenroth – A. S. Tory: Roadmovie um die Suche nach einer alten Single

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Wenn man mich fragt, wo ich im Corona-Sommer 2021 im Urlaub war, kann ich nun sagen: Ich habe von Balkonien aus eine Rundreise gemacht und war in England, Italien, Frankreich, Marokko und den Niederlanden.

S. Sagenroth hat mich mitgenommen auf eine Reise – einen Roadtrip, eine Schnitzeljagd. Ich liebe Schnitzeljagden! Meine Lieblingsfolgen der Drei ??? sind eindeutig die, in denen sie von Hinweis zu Hinweis geführt werden, um am Ende das Rätsel zu lösen. Und S. Sagenroth ist das ebenfalls hervorragend gelungen.

Ich habe den Trip wirklich sehr genossen! Die Autorin hat mit ihrem ersten Buch die Basis für hervorragende Charaktere gelegt.
Da haben wir den Titelhelden: Siegmund Sagenroth, genannt Sid. Sein Leben ist öde … aber welchem 15-Jährigen geht es nicht so? Sid bekommt eine E-Mail eines geheimnisvollen Mannes, der ihn auf eine Reise einlädt. Dieser Mann namens A. S. Tory verspricht ihm ein Abenteuer und kurzentschlossen sagt Sid zu. (Anmerkung: Don’t try this at home. Was in einem Abenteuerroman gut funktioniert, ist im realen Leben meistens der Beginn einer Straftat.)
Sid findet Unterstützung in der 19-jährigen Chiara; der Wildfang steht dem introvertierten Jungen auf seiner Reise bei, die zu einem gemeinsamen Abenteuer wird. Sie ist oftmals die treibende Kraft, und ihr Tatendrang und ihre Cleverness bringen sie immer weiter auf der Suche nach einer alten Single.
Mr. A. S. Tory hingegen würde, wenn er seine Energie nicht dafür einsetzen würde, die jungen Leute auf der Suche zu unterstützen, einen formidablen Superschurken abgegeben. Doch auch wenn er ein geheimnisvoller Mann ist, ist sein Ansinnen ein nobles.

Die Story ist gut ausgedacht, entwickelt einen echten Sog und es macht Spaß, sich mit Sid und Chiara auf die Suche nach einer alten Single zu begeben. Zum Ende hin erlebt die Geschichte eine Wendung und die Suche aus emotionalen Gründen bekommt einen wirklich dramatischen Beigeschmack. Dieses Thema (nein, ich verrate nicht, um was es sich handelt) ist nicht neu, aber seit einigen Jahren aktueller denn je und S. Sagenroth ist sehr gut damit umgegangen. Es überfordert die jugendliche Zielgruppe (und jung gebliebene Leser wie mich) nicht, öffnet aber eine Perspektive auf das Thema, die ich für extrem wichtig halte.

Besonders gut hat mir gefallen, dass es sowohl Gefahr und echtes Abenteuer gibt, aber meines Erachtens die Begegnungen und kleinen Erlebnisse bereits ein Abenteuer an sich darstellen. Wo erlebt man schon die Begegnung mit interessanten Menschen, eine Weinlese, eine Wildschweinjagd, wird von Fremden als Freund aufgenommen und in das Familienleben integriert oder knattert mit einer neuen Freundin durch fremde Länder und haut in einer Disko mal so richtig auf den Putz? Zuhause vor dem PC erlebt man sowas jedenfalls nicht. Es sind oftmals die leisen Momente, die das Leben so besonders machen.

Mit dem Schreibstil der Autorin bin ich sehr glücklich. Kurz, prägnant und auf den Punkt vermittelt sie Emotionen, treibt die Geschichte schnörkellos voran und lässt die verschiedenen Landschaften vor den Augen des Lesers erblühen.

Ich habe mich immer wieder dabei erwischt, dass ich dachte: Mannometer … der Sid ist echt gebeutelt, wie er so durch die Welt gescheucht wird. Ich werde wohl langsam alt. Daher konnte ich mich mit Mr. Tory ganz gut identifizieren: Der stille Mann im Hintergrund, der es anderen ermöglicht, eine gute Zeit zu erleben und sich an einer guten Geschichte erfreut. Und sein Geld hätte ich auch gern.

Warum ich mich entschieden habe, der Geschichte vier Sterne zu geben, obwohl sie mir wirklich gut gefallen hat und ich sie definitiv empfehlen kann? Weil es der Beginn einer Serie ist. Weil das Ende etwas abrupt war und vielleicht noch die ein oder andere Ausführung verdient hätte. Und weil Siegmund Sagenroth noch viel Potential hat und noch ein wenig mehr in seinen heroischen Namen hereinwachsen muss.
Aber ich bin guter Dinge, dass die nächsten drei Bände (der neuste Teil erscheint übrigens bereits im August 2021!) eine Entwicklung darstellen werden und freue mich bereits darauf, die anderen Reisen anzutreten.

Paola Baldin – Rotten Hearts

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Kaum eine Autorin spricht eine Sprache wie Paola Baldin; kaum jemand begeistert mich mit dieser Tiefe; kaum jemand lässt in meinem Kopf permanent Bilder entstehen, die direkt in die Seele wandern und sich dort festsetzen. Aus diesen Gründen bezeichne ich Paola Baldin als eine meiner Lieblingsautorinnen. Nicht nur im Selfpublisher-Bereich, sondern allgemein.

Ihr könnt Euch also vorstellen, wie sehr ich mich auf „Rotten Hearts“ gefreut habe! Und dann hatte ich Angst, denn was wäre, wenn mich das neue Buch nicht so begeistert, wie es „Die Blüten meiner Schuld“ oder „Bionic Soul“ getan haben? Tja, das ist das Risiko im Leben eines Fans, aber ich habe mich der Gefahr gestellt.

Die junge Autorin hat eine surreale Welt erschaffen, die mich immer wieder verblüfft und begeistert hat. Leider ist es mir unmöglich, Euch von den vielen Details zu erzählen, die mich begeistert haben, ohne Euch den Spaß (?) am Lesen zu nehmen und daher werde ich es unterlassen, tiefer auf die Geschichte einzugehen. Diese Geschichte zu spoilern wäre ein absolutes Sakrileg. Lest das Buch und lasst Euch begeistern!

Vom ersten Satz an werden wir mitgenommen auf eine Reise. Weder die Protagonistin noch die Leser kennen zu Beginn dieser Reise das Ziel. Durch das Eintauchen in ihre Erinnerungen schreiten wir auf ein Ereignis zu, welches schon längst geschehen ist, aber Collapsar ist eine verzweifelte Kämpferin, die über ihre körperliche und seelischen Grenzen geht. Gehen muss. Gelegenheit zum Kampf gegen die Finsternis und ihre Schergen bekommen wir zu Genüge und jeder Kampf, aber auch jede unerwartete Begegnung und Erinnerung bringt uns dem Verstehen und Ziel näher.

Wieso spreche ich von „wir“ und „uns“?
Weil es eine gemeinsame Reise ist.
Wir wissen lediglich, woran Collapsar sich erinnert.
Wir entdecken gemeinsam, was sie entdeckt.
Wir lauschen gemeinsam ihren inneren Stimmen.
Wir erleben gemeinsam ihre Zerrissenheit und Verzweiflung.
Der Erzähler deutet kryptisch an, was Collapsar bereits tief in ihrem Herzen, begraben unter Verleugnung und Finsternis, weiß.
Und wir haben gemeinsam, dass wir in einem Strudel aus Finsternis und Erinnerungen, aus Liebe und Schmerz, Kampf und Flucht, Reinheit und Schuld hinabgezogen werden, bis die Luft zum Atmen wegbleibt, die Kraft versiegt und wir auf dem weichen Waldboden liegenbleiben möchten, bis die Raben sich an uns satt gefressen haben.
Zu guter Letzt wollen wir, genau wie sie, das Ziel um jeden Preis erreichen, auch wenn uns mit jedem Schritt bewusster wird, dass es schrecklicher ist, als wir es uns jemals vorstellen könnten. Ist es Mut oder ist es Verzweiflung, die uns die Kraft gibt, uns dem Ende zu stellen?

Manchem mag es anfangs nicht schnell genug vorangehen (obwohl es an sich rasant zugeht!), aber keine Angst! Zur richtigen Zeit verändert sich die Situation wieder und wieder und wieder. Langsam, aber stets spannend, entfalten sich die Geschichte und die Wahrheit und lassen sich, wie die Finsternis selbst, Zeit – nur um den Leser bangen, bluten, hoffen, und schlussendlich dem Unausweichlichen gegenüberzutreten zu lassen.

Durch die Wendungen war es mir ein Genuss, zu spekulieren, wie die Geschichte ausgehen wird und doch sollte sich jeder bewusst sein, der ein Buch von ihr in die Hand nimmt, dass er stets das Unerwartete erwarten sollte.

Inhalt der ausverkauften Buchbox zu ROTTEN HEARTS

Mit „Rotten Hearts“ beweist Paola Baldin, wie sehr sie als Autorin gewachsen ist! Sowohl sprachlich, als auch vom Aufbau her – mit all den kleinen Finessen und Details wie dem Erzähler, den Stimmen, weißen Meeren und schwarzen Stränden und natürlich dem baldinesken Schlussakkord – überzeugt mich das Buch absolut.

Sie erzählt mit bildhaften Worten von dem dunklen Schicksal der jungen Collapsar und diese Worte werden sich in euren Seelen einbrennen. War die Sprache von „Die Blüten meiner Schuld“ (zu Anfang) verspielt und herzlich, schlägt sie bei „Rotten Hearts“ ab der ersten Seite den Moll-Akkord der Verzweiflung an.

Dazu kommt, dass „Rotten Hearts“ meines Erachtens fehlerfrei lektoriert und der Buchsatz wundervoll gelungen ist. Der große Bonus der Bücher von Paola Baldin ist darüber hinaus, dass sie liebevoll illustriert sind! Die zahlreichen Fotos oder Zeichnungen – zum Teil über eine Doppelseite, zum Teil in den Text eingebettet – verleihen der Geschichte ein Gesicht und vertiefen die Atmosphäre, so dass es nicht schwerfällt, in ihr zu versinken.

Es ist ein ganz besonderes und mutiges Buch über Liebe, Verlust, Hoffnung und Schmerz und die daraus resultierende reale Finsternis im Leben. Daher lege ich es denjenigen als uneingeschränkte Leseempfehlung ans Herz, die von der Finsternis wissen, die in jedem Einzelnen von uns lebt und einzig existiert, um uns bei lebendigem Leib zu verschlingen, wenn wir es zulassen, aber mutig genug sind, ihr gegenüberzutreten.

PS:
Das Taschenbuch gibt es bei der Autorin selbst zu bestellen (die Links zu ihren Seiten stehen am Anfang des Textes); Ihr solltet allerdings unbedingt zu der Hardcover-Ausgabe greifen, von der nicht mehr viele zu haben sind (Stand 10.06.2021)! Es lohnt sich definitiv, denn es ist mit teillackiertem Schutzumschlag und der gesamten Optik und Haptik ein echtes Schmuckstück geworden. Wer das eBook bevorzugt, wird bei Amazon fündig.
Und wenn ihr schon dabei seid, bestellt auf jeden Fall noch „Die Blüten meiner Schuld“ mit. (Nur ein gutgemeinter Tipp von mir, den Ihr nicht bereuen werdet!)

[Es handelt sich bei “Meinen Gedanken zu anderen Büchern” stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

Steffi Frei – Schicksal der Fearane: Kristallseele (Band 3)

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Wenn die Lesegeschwindigkeit beim letzten Band einer Trilogie sinkt, kann das zwei Gründe haben: Der Autor hat den Leser verloren oder der Leser weigert sich aktiv, die Reise enden zu lassen.
Ich habe mich erwischt wie ich statt zwei, drei oder vier Kapiteln pro Abend nur noch eines oder maximal zwei gelesen habe und der Grund dafür ist definitiv nicht, dass die Autorin mich verloren hatte.

Nach dem gemeinen Cliffhanger des zweiten Bandes („Schicksal der Fearane: Feder und Metall“) war ich glücklich, sofort „Kristallseele“ lesen zu können … aber Steffi Frei hat nichts besseres zu tun, als den Leser, dem noch das Adrenalin der Schlacht in den Ohren rauscht, zappeln zu lassen. Ich habe es gehasst und geliebt zugleich, dass das Buch mit einem Rückblick startet und wir eine Weile brauchen, bis wir wieder unter der Erde sind. Aber die Rückblicke sind wundervoll und verleihen der Geschichte Tiefe und vermitteln das Wissen, was man braucht, um vollends einzutauchen. Ein Epos in einem Epos. Toll gemacht!

Man merkt, dass die Bücher in einem Guss entstanden ist, denn wir erleben im dritten Band alles, was die anderen beiden ausgemacht hat: Wundervolle Charaktere, Tränen der Trauer und der Liebe; Unermessliches Glück und tiefste Verzweiflung; ernste Gespräche, witzige Momente; Liebe, Freundschaft, Verrat und Mord und Tod. Alles hat Steffi Frei zu einer spannenden Geschichte verwoben, die ich unheimlich genossen habe, denn das Tempo, mit der sie die Geschichte erzählt ist perfekt und niemals läuft man Gefahr, an einer Stelle zu lange zu verweilen und gleichzeitig auch nicht zu kurz.

Jeder Leser weiß, dass das Ende eines Buches (ja, ich betrachte die „Schicksal der Fearane“-Trilogie gesamt als ein Werk) das Wichtigste ist. Ohne etwas über die Geschichte zu verraten, darf ich sagen, dass es wirklich gelungen ist!
Besonders beliebt bei Autoren*innen ist immer der Satz: „Das hätte ich so und so gemacht …“ oder „Das hättest du so und so machen müssen …“. Und dennoch gebe ich zu, dass ich mir eine bestimmte Stelle zum Schluss ausführlicher gewünscht hätte (und ganz leicht enttäuscht war, als das nicht passierte), denn ich weiß, dass Steffi Frei mit ihrem Können und Talent das Ereignis zu einem unvergesslichen für uns alle gemacht hätte. Da spricht also defintiv der Fanboy und nicht der Klugscheißer aus mir!
Und wo wir schon bei rein subjektiv empfundener Kritik sind: Ein oder zwei Wendungen oder Änderungen kamen für mich etwas abrupt. Welche das sind, verrate ich Euch nicht, denn das würde mächtig spoilern und vielleicht habe nur ich es so empfunden und da kam mal der Monk in mir raus. Diese wenigen Stellen haben den Lesegenuss allerdings keineswegs geschmälert.

Steffi Freis Stil ist einfach wundervoll und die Art, wie sie ihre Geschichten zum Leben erweckt, mag ich wirklich sehr gern. Ich freue mich sehr darüber, dass sie bereits an einem neuen Buch schreibt, und ich wüsste keinen Grund, warum ich da nicht sofort wieder am Start bin.

Was bleibt zu sagen?
Wer gute Geschichten im Allgemeinen und Fantasy im Besonderen mag, wird die Trilogie lieben.
Und: Wer noch niemals ein Buch aus dem Selfpublisheruniversum gelesen hat, tut gut daran, mit der „Schicksal der Fearane“-Trilogie einzusteigen und gleichzeitig erweist Steffi Frei damit der Szene einen großen Dienst, denn sie und ihre Bücher sind ein großartiges Beispiel dafür, wozu Autoren aus eigener Kraft fähig sind.

[Es handelt sich bei “Meinen Gedanken zu anderen Büchern” stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

Steffi Frei – Schicksal der Fearane: Feder und Metall (Band 2)

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Den ersten Band der „Schicksal der Fearane“-Trilogie – Die letzte Tiare – hatte ich verschlungen und es ist immer spannend, ob die Nachfolgebände einen ebenfalls so abholen.

To cut a long story short: Mission erfüllt!

„Feder und Metall“ setzt genau da an, wo „Die letzte Tiare“ aufhört und ich war sofort wieder eingetaucht in die Welt der Fearane, Menschen und Zentâris.

Wir begleiten Finéra, Xeron und einige andere Fearanen auf der Suche nach der Tochter von Riáz und Sera. Doch wie man schon aus dem ersten Teil gelernt haben sollte: Das Erreichen eines Zieles führt unweigerlich zu einer noch viel größeren Aufgabe und auch diesmal überschlagen sich die Ereignisse, bis es zum Ende hin extrem spannend und dramatisch wird.

Auf dieser Reise lernen wir nicht nur einige Hintergründe der Geschichte kennen und schreiten zu neuen Taten, sondern das Hauptaugenmerk liegt auf den Charakteren, die Steffi Frei ganz wunderbar zeichnet. Alte Bekannte lernen wir besser kennen, und ich finde es schön, dass das Ensemble erweitert wird und neue Charaktere hinzukommen, die dafür sorgen, dass weder der Leser noch die Gruppe zur Ruhe kommt: Ria ist das eigensinnige Abbild ihrer Mutter und darüber hinaus eine wagemutige Kämpferin; Flin ist der undurchsichtige Fremde, und Dión ist ebenso mutig, wie sein Vater es im ersten Teil war.

Besonders ist mir aber Finéra ans Herz gewachsen, die sich aus Abenteuerlust und aus dem Gefühl heraus, es tun zu müssen, an der Mission beteiligt. Und ihr Mut und ihre guten Ideen sollen schließlich auch auf eine bestimmte Weise belohnt werden … auch wenn sie wahrlich schwere Zeiten durchzustehen hat. Freud und Leid sind ständige Begleiter auf dem Weg der bunten Gemeinschaft.

Ach, zu der Story gäbe es so viel zu sagen, denn es geschieht so viel! Keines der kurzen Kapitel vergeht, ohne dass man die Augenbrauen hochzieht oder auf einer Ebene (sei es in der Hauptquest oder in den persönlicheren Nebensträngen) in der Geschichte weiterkommt. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es sich für Steffi Frei angefühlt haben muss, so viele Ideen und Inspirationen im Kopf zu haben! Aber ich bremse mich jetzt und empfehle Euch einfach, die Bücher zu lesen!

Steffi Frei hat eine Welt erschaffen, in der man sich nur wohlfühlen kann; auch wenn das Thema nicht wirklich zum Wohlfühlen einlädt, denn es geht im Großen um das Verlöschen der Lebenskraft eines ganzen Volkes. Auf dem Weg, dieses Schicksal vielleicht noch abzuwenden, erzählt sie von Liebe, Freundschaft und Mut, aber auch von Verrat, Hass und Kampf. Und diese Geschichte erzählt sie dank ihres warmen, liebevollen – und gleichzeitig auch harten und präzisen – Schreibstils ganz wundervoll, und schüttelt den Leser gerne mal emotional durch. Ihr Stil macht es zu einem wirklichen Genuss, der Gruppe auf ihrem Weg zu folgen und mit ihnen gemeinsam zu lachen, zu weinen, zu kämpfen, zu bluten.

Sie hat mit dem zweiten Teil ihrer „Schicksal der Fearane“-Trilogie in meinen Augen alles richtig gemacht. Die Story schreitet (oder gleitet, je nachdem ob ihr Mensch oder Fearane seid) ohne Unterlass voran und Steffi Frei hat es sich nicht nehmen lassen, den Leser immer wieder mit Twists zu überraschen.

Der Buchsatz ist wieder hervorragend geraten, (Tipp)Fehler habe ich keine entdeckt und die Aufmachung mit Karte, und Anhang ist absolut gelungen! Kurzum … das Buch ist eine Zierde für die Sparte der Selfpublisher!

Ich freue mich, dass ich nicht sagen kann: „Der erste Teil war besser als der zweite“ (oder vice versa), denn Steffi ist etwas gelungen, was bei einer Serie sehr wichtig ist: Es ist alles eins und die Bücher gehören zusammen. Ich bin überzeugt, dass, zusammen mit dem dritten Band, ein einziges Buch mit einer großen Geschichte aus einem Guss entstanden sein wird.

Es ist unnötig zu erwähnen, dass ich bereits den dritten Teil lese, oder?

[Es handelt sich bei “Meinen Gedanken zu anderen Büchern” stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

Michael Leuchtenberger – Caspars Schatten

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Einer meiner (Blind-)Käufe in Die Wortfiliale war Michael Leuchtenbergers Debüt-Roman „Caspars Schatten“ und das war ein wirklich guter Griff!

Es geht um das Geschwisterpaar David und Miriam, die aus heiterem Himmel eine Einladung von einen alten Schulfreund erhalten, von dem sie schon lange nichts gehört haben. Der Sonderling hatte zu beiden Geschwistern eine besondere Beziehung und daher nehmen David und Miriam die Fahrt auf sich und reisen zu der Feier, die Caspar ausrichtet. Wir lernen die beiden kennen und man fühlt sich bei ihnen sofort wohl, denn sie sind normale Menschen wie du und ich, mit ganz normalen Macken und die Identifizierung fiel mir sehr leicht.

Und mehr versuche ich auch gar nicht zu erzählen, denn bereits auf den ersten Seiten wird eines klar: Michael Leuchtenberger schafft es mit unkomplizierten Worten und Gedanken den Leser anzufüttern und ein Netz um ihn zu spinnen, und es mit jeder Seite ein wenig enger zu ziehen. Das war echt großartig, denn nach wenigen Seiten wollte ich unbedingt wissen, was Caspars Einladung wirklich bedeutet und geriet in einen regelrechten Sog. Und dieses Gefühl des Gefangenseins hatte ich ohne Hänger von der ersten bis zur letzten Seite. Und das lag nicht daran, dass auch David und Miriam nicht mehr so ganz frei in ihren Handlungen waren. Mir hat Michael Leuchtenberger die Entscheidung jedenfalls abgenommen, ob ich abends noch lese oder nicht, denn ich war einfach zu gespannt, wie es weitergeht.

Die Story lebt besonders von der Atmosphäre in Caspars Anwesen und von dem Sonderling selbst, sowie auch von der Ausweglosigkeit, in der seine Gäste sich befinden. Die Intention des Gastgebers, über die ich mich aber nicht auslasse, ist einen zweiten und dritten Gedanken wert. Gut unterhalten und gespannt steuert man auf das Ende zu.

Dazu kommt das Eindrucksvollste: Michaels Fähigkeit, äußerst unterhaltsam und leichtfüßig zu schreiben. Es wirkte unglaublich fluffig und leicht auf mich, wie er mich durch seine 292 Seiten getragen hat und das ist eine Fähigkeit, die nicht jeder Autor besitzt. Das Potential, das in ihm ruht, ist meiner Meinung nach ungeheuer groß und ich freue mich bereits auf seine anderen Bücher!

Die einzigen Punkte, die ich als „Kritik“ anbringen möchte, ist, dass mir in einigen Situationen des Buches die Handlungen der Protagonisten nicht schlüssig waren und ein wenig unlogisch erschienen. Aber akzeptiert man diese kleinen Ungereimtheiten, dauert es nicht lange, denn man wird bereits nach zwei, drei Sätzen wieder in die Handlung gezogen.

Es gibt auch einige Szenen und Details, die ich liebend gerne detaillierter und tiefgehender erläutert bekommen hätte, aber auch nur weil ich neugierig bin; doch andererseits sorgt gerade dieses einfache Erwähnen diverser Dinge und Begebenheiten in einem unheimlichen Ambiente auch dafür, dass man beim Lesen ein unheimliches Gefühl zurückbehält, gerade, weil man es eben nicht erklärt bekommt und eine Aura des Geheimnisvollen bleibt.

Doch darf man trotz der eben genannten Punkte nicht vergessen: „Caspars Schatten“ ist ein Debüt und ich kann voll und ganz verstehen, dass man es als Erstlingsautor nicht zwingend darauf anlegt, die Story (die in diesem Falle noch sehr viel hergeben würde), bis ins letzte Detail aufzuschreiben, um den Leser mit vierhundertfünfzig Debüt-Seiten zu erschlagen, beziehungsweise muss sich ein junger Buchautor auch erst einmal selbst finden und nach und nach seine Grenzen verschieben. Und ich bin überzeugt, dass Michael Leuchtenberger seine Grenzen verschieben wird, denn das Talent und Potential scheint überreichlich vorhanden.

Habe ich bereits erwähnt, dass der Autor in Sachen Buchsatz und Fehlerfreiheit sich eine 1+ verdient hat? Nein? Dann wisst ihr es jetzt. Ich liebe die kurzen Kapitel und auch die Seitenzahl kam mir extrem entgegen, da mir übermäßig dicke Bücher immer Schweiß auf die Stirn treiben.
Im Großen ud Ganzen ist „Caspars Schatten“ ein (weiteres) Paradebeispiel dafür, dass Selfpublisher es einfach draufhaben (können).

Ich muss sagen, dass mir gruselige Romane, die nicht auf Blut und Gedärm, sondern auf unheimliche Atmosphäre und Phantastik setzen, sehr am Herzen liegen und Michael Leuchtenberger hat mit seinem Debüt in dieser Beziehung alles richtig gemacht. Er hat mich von der ersten Seite an richtig gut unterhalten und ich habe die Zeit in Caspars Anwesen, im Gegensatz zu David und Miriam, jedenfalls sehr genossen und freue mich auf weitere Bücher aus seiner Feder!

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

Steffi Frei – Schicksal der Fearane: Die letzte Tiare (Band 1)

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Es gibt Bücher, die lässt man gerne mal ein paar Tage liegen und es gibt Bücher, auf die man sich den ganzen Tag freut.

Letzteres ist bei dem ersten Teil von Steffi Freis „Schicksal der Fearane“-Trilogie der Fall, denn auch wenn die Geschichte mitunter höchst dramatisch und herzzerreißend ist, ist „Die letzte Tiare“ ein Wohlfühlbuch für mich. Jeden Abend bin ich voller Freude mit den Fearanen und Menschen durch Wälder und Dörfer gereist, habe mit ihnen gelacht, getanzt, gekämpft und geweint.

Um was geht es ganz grob? Die Tiare Sera wird gezwungen, ihr Leben zum Wohle aller Fearane, einem naturverbundenen und gefiederten Volk, von Grund auf zu ändern und eine Aufgabe zu übernehmen, die sie so (und schon gar nicht auf diese Weise) niemals übernehmen wollte. Durch ihre starrsinnige Art ergeben sich natürlich Probleme mit ihren Begleitern und Beschützern und im Verlauf der Reise erkennt sie, dass es nicht immer ratsam ist, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, anderen zu vertrauen und doch werden ihr letztendlich sprichwörtlich die Flügel gestutzt.
Ich habe mich lediglich an einer Stelle ertappt, dass ich nicht auf Seras Seite war, aber diese Szene war für die Dramatik einfach unumgänglich und das Resultat wird mit ziemlicher Sicherheit bei dem einen oder anderen Leser für feuchte Augen sorgen.
Nebenbei bemerkt fand ich persönlich das Thema der Seelenverwandten und Seelengefährten (man beachte den Unterschied!) besonders schön.

Das Buch besitzt zwei Erzählperspektiven; die Geschichte der Fearane erleben wir nämlich nicht aus erster Hand, sondern ein freundlicher, zurückgezogen lebender Herr erzählt sie einem jungen Mädchen, die sie für ihn aufschreibt. Allein der Beginn der Geschichte hat etwas märchenhaftes, als das Mädchen aus einem harten Leben herausgeholt wird und sich in der bequemen Welt des Mannes wiederfindet und ihrer geheimen Leidenschaft (nämlich den zu diesem Zeitpunkt weitgehend verschwundenen Fearanen) nachgehen kann … und zwar intensiver, als sie es sich jemals erträumt hat!

Der Großteil des ersten Bandes erzählt von der Reise, und wir können die Gefährten in aller Ruhe kennen- und lieben lernen. Die Hauptfiguren sind sehr gut ausgearbeitet und wenn ich den jeweiligen Namen der Figur lese, habe ich sofort ein Bild und seinen Charakter vor Augen.
Zum Ende hin verändert sich das Szenario dramatisch und ich fühlte mich plötzlich einer Hilf- und Hoffnungslosigkeit ausgesetzt, für die ich die Autorin auch mal ganz leise verflucht habe (sagt es ihr aber bitte nicht!).
Am Ende des ersten Teiles überschlagen sich die Ereignisse und viel besser hätte man das Buch nicht beenden können, denn es öffnen sich viele neue Türen und ich bin sehr gespannt, wie Steffi die Geschichte weitererzählen wird!

Ich mag Steffi Freis Schreibstil sehr, denn sie erzählt die Geschichte um „Die letzte Tiare“ und ihre Weggefährten so lebendig, dass es mir nicht schwerfiel, in die Geschichte hineinzufinden und mich umgehend wohlzufühlen! Wenn ich behaupte, dass „Die letzte Tiare“ leicht zugänglich ist, ist das als großes Kompliment gemeint. Bei „Fantasy“ ist es manchmal schwierig für mich, Zugang zu den Welten zu finden, wenn sie sich auf-Teufel-komm-raus zu sehr von unserer Realität unterscheiden wollen, aber bei allem Einfallsreichtum nimmt Steffi Frei den Leser einfach an die Hand und entführt ihn ohne Anlaufschwierigkeiten in ihre Welt.

Steffi Frei ist als Selfpublisherin für die komplette Gestaltung des Buches (inklusive des Covers) selbst verantwortlich und erbringt mit dem Buch den Beweis, dass Selfpublisher Verlagsautoren in keiner Weise „unterlegen“ sind; sei es von der Geschichte, dem Schreibstil oder der gesamten Aufmachung des Buches.

Persönlich finde die relativ kurzen Kapitel höchst sympathisch, denn das kommt meinen Lesegewohnheiten sehr entgegen und gleichzeitig treibt jedes Kapitel die Geschichte voran. Sei es die Reise der Gruppe oder auch die charakterliche Entwicklung der Figuren.
Sie versteht es, mit den richtigen Worten Gefühle zu wecken und den Leser in die Geschichte hineinzuziehen, bis man glaubt, Fichtennadeln riechen zu können. Nebenbei meistert sie die größte Herausforderung und beherrscht sowohl die leisen Töne der Freundschaft und Liebe als auch die lauten Töne des Kampfes, der Ungerechtigkeit und des Schmerzes (und von allem gibt es reichlich!).

Für alle, die bei den verschiedenen Fearanenvölkern gern mal durcheinanderkommen oder tiefer eintauchen möchten, hat Steffi im Anhang eine Übersicht über die fearanischen Urgattungen eingefügt und eine Landkarte ist auch dabei, auf die ich gern geschaut habe, um den Weg der Gruppe zu verfolgen.

Ich freu mich sehr auf den zweiten Teil, der bereits am 24.11.2020 erscheinen wird und auf den Titel „Feder und Metall“ hört.

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]