Dystopien gehören normalerweise nicht zu meinen Lieblingsgenres – umso überraschter war ich, wie sehr mich „Der letzte gute Tag “ in seinen Bann gezogen hat. Ian Cushing entwirft eine düstere, aber erschreckend plausible Zukunftsvision, in der gesellschaftliche Entwicklungen , die aktuelle Weltlage und KI eine zentrale Rolle spielen. Das Szenario wirkt durchdacht und aktuell.
Was ich an Cushings Romanen besonders schätze – und was auch hier immer wieder aufblitzt – sind die gelungenen Dialoge, der subtile Witz und die spannenden Dynamiken zwischen den Figuren. Diese Momente, in denen Charaktere aufeinandertreffen und interagieren, sind für mich die stärksten Passagen des Buches. Davon hätte ich mir mehr gewünscht – über weite Strecken war mir das Szenario zu düster. Dennoch passt beides gut zur erzählten Welt und ihrer Atmosphäre.
„Der letzte gute Tag“ ist eine intensive, nachdenklich stimmende Lektüre, die ich trotz meiner üblichen Distanz zum Genre sehr genossen habe.
Fazit: Ein dichter, kluger Roman mit starken Figuren und einem großartigen Schlussakt. Sehr lesenswert – nicht nur für eingefleischte Dystopie-Fans.
Vorweg muss ich eines sagen: Ich bin absolut kein Fan von Dystopien. Endzeitszenarien sind für mich schlimmer als jeder Horrorfilm und belasten mich ungemein. Dennoch las ich „Der letzte gute Tag“ – Ian Cushing schreibt nämlich nicht nur außergewöhnlich gut; der Mann webt Teile seiner Seele in die Worte ein und ich fand mich schon oft darin wieder. Also, auch wenn das Setting nicht meins ist, vertraute ich auf das Können Cushings. Und wurde nicht enttäuscht.
Die Trostlosigkeit dieser fiktiven Zukunftsversion war nahezu greifbar. Schon von Beginn an spielte der Autor mit meinem Emotionen – ein Widerspiel aus Hoffnung und Hoffnungslosigkeit par Excellence. Ein verzerrter Spiegel der aktuellen Welt – inklusive unheimlich viel Dreck drauf, der nicht mehr abzukratzen ist. Inmitten einer zerstörten Welt hat man einen liebenswerten Protagonisten mit einer Mission. Und natürlich auch Gefahrensituationen..
Viel mehr möchte ich zum Inhalt gar nicht sagen. Oder nein, erwischt, ich würde liebend gern mehr darüber berichten – doch möchte ich keinem Leser etwas von dieser Lesereise nehmen. Selbst, wenn ich jetzt etwa beschriebe, an welchen Passagen mir sogar Tränen in den Augen standen, würde ich zu viel Preis geben.
Doch ist meine Rezension kein einziger Lobgesang: auch Kritik findet hier Platz: Zum einen kann ich es nicht leiden, wenn Autoren*innen ihre persönliche politische Meinung einbinden müssen. Insbesondere King lässt mich da mittlerweile fuchsig werden. Es geht nicht darum ob ich diese Ansichten teile oder nicht teile – Politik ist für mich persönlich sehr wichtig, dennoch möchte ich, wenn ich etwas zum Vergnügen lese, nicht belehrt oder zur Bekehrung genötigt werden. Leider fand man hier den erhobenen Zeigefinger.
Dazu zog sich gen Ende alles ein wenig. Die letzten Seiten sind rund, doch empfand ich den letzten Weg als etwas mühsam.
Nichts desto trotz ist „Der letzte gute Tag“ eine empfehlenswerte Geschichte, die berührt und zum Nachdenken anregt.
Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer, was wäre ein guter Stammtisch ohne das leidige Thema Politik? Ein friedlicher, vermutlich.
In knapp einem Monat ist Bundestagswahl. Warum? Weil die Politiker den Herrn der Ringe nicht gelesen – oder zumindest nicht verstanden – haben. Wenn Sauron seine hässliche Fratze erhebt, seine debilen – aber agilen – Horden durchs Land und das Internet marodieren, der Schönheit des Auenlandes und Vielfältigkeit des Lebens den Kampf ansagen, müssen sich Elben, Zwerge, Hobbits und Menschen nun einmal zusammenreißen und an einem Strang ziehen. Genau das hat unsere aktuelle Regierung in meinen Augen versäumt. Anstatt gemeinsam zu arbeiten, haben sie sich unentwegt Knüppel zwischen die Beine geworfen. Und das ist etwas, was ich ihnen etwas übelnehme. Es gibt schließlich eine Bedrohung, die größer ist, als das Ego des Einzelnen.
Die stärkste Waffe der blau-braunen Orks ist das Internet. Die Möglichkeiten, Hass und Zwietracht zu säen, Fake News und konservativ-nationalistische Hetze zu betreiben, sind schier unerschöpflich. Und es ist grausam anzusehen, wie ein großer Teil der Menschen bereitwillig dafür sorgt, dieses Klima des Hasses und der Ausgrenzung nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch immer mehr in der realen Welt zu verbreiten.
Aber wir sind klüger, oder? Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. WIR sind die Gefährten, die der blonden Saurine und ihren Horden den Ring verweigern. WIR sind Dumbledores Armee, die für Werte eintritt, die die Todesser abgeschafft sehen wollen, weil sie selbst kein Herz haben. WIR sind die Winston Smiths, die gegen die große Schwester rebellieren. WIR sind die Guy Montags, die gegen die selbstgewählte Verdummung der Bevölkerung anschreiben. Und DIE sind garantiert nicht Pippi Langstrumpf. Sie werden sich ihre Welt nicht machen, widdewidde wie sie ihnen gefällt. Weil wir mehr sind. Weil wir laut sind. Weil wir Menschen sind.
Fallt nicht auf die Rattenfänger rein. Sie spielen lediglich die Klaviatur der Emotionen hoch und runter, aber auch sie werden keine Lösung für die vielfältigen Probleme haben. Das wird spätestens dann deutlich, wenn sie irgendwann mitregieren. Und auf ewig wird sich das nicht verhindern lassen. Im besten Falle wäre das auch ein Schritt dahin, dass die sogenannten Protestwähler erkennen, dass oppositionelles Sprücheklopfen und provokante Hetze (ohne selbst in der Verantwortung zu stehen) eben doch nur heiße Luft sind und man auch nur mit Wasser kocht. Dennoch fühlt es sich so an, als würde man Dracula freiwillig in sein Schlafzimmer hineinbitten. Kommen nie was Gutes bei rum. War schon 1933 so und wird vermutlich auch diesmal den Grundstein für ungewollte und inakzeptable gesellschaftliche Veränderungen legen.
Doch vorerst werden viele einer Partei folgen, die vom Verfassungsschutz als ein rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft wurde. Und in zehn Jahren werden WIR und DIE nicht sagen können: »Davon haben wir nichts gewusst.« Wir schauen alle bereits zu. In der Straßenbahn, in den Nachrichten, im Internet.
Mit der Politik muss niemand grundsätzlich einverstanden sein. Bin ich ja auch nicht immer. Politik ist komplex. Vermutlich so komplex, dass die Meisten von uns (mich inkludiert), nicht alles erfassen können, was hinter allen möglich Entscheidungen für diplomatische Kompromisse stecken. Da ist Vertrauen der Schlüssel.
Doch aufgrund einer gefühlten – und von bestimmten politischen Parteien geschürte – Unzufriedenheit die Menschlichkeit und Vernunft, den Anstand und Respekt deswegen über Bord zu werfen … das ist eine Grenzüberschreitung, die wir niemals tolerieren dürfen.
Seid vernünftig. Geht wählen. Verhindert Faschismus, Hetze und Vertreibung.
In diesem Sinne … Nie wieder Nazis an die Macht! Ian.
Bevor ich das Haus betrete, klopfe ich die Asche von den Kleidern. Es ist nach alter Zeitrechnung vermutlich zwei Uhr nachmittags. Und dämmrig. Wirklich hell wird es tagsüber nicht mehr. Die Tage werden dominiert von einem trüben Grau, das nicht nur das Licht, sondern auch die Farben der Welt verschluckt. Je nach Jahreszeit – wenn man an diesem altmodischen Denken festhalten will – ist das graue Dämmerlicht heller und damit erträglicher. Das wird vermutlich im Sommer sein. Aber davon sind wir weit entfernt. Die Nächte sind sternenlos. Unendlich. Tiefschwarz. Doch wenn das Endzeitleuchten den Himmel erhellt, verdrängt das Grau für Sekunden sogar die allumfassende Schwärze. Ich stemme mich gegen die Eingangstür des Vierfamilienhauses. Sie ist verzogen und es macht Mühe, sie zu öffnen. Niemand könnte das Haus unbemerkt betreten, denn das Öffnen entlockt dem Holz einen lauten Schrei. Zumindest klingt das Geräusch – eine Mischung aus Quietschen und Knarren – wie der gequälte Aufschrei einer Katze. Die Haustür lässt sich nicht abschließen, gleichzeitig niemanden unbemerkt hinein; gleichwohl sitzt eine Wache dahinter. Die Zeiten sind unsicher. Ich trete in den Hausflur und stoße ein Seufzen aus. Ich verabscheue den Kerl in dem alten Sessel. Er besitzt kein Mitgefühl und keinen Anstand, dennoch hebe ich meine Hand und grüße. Weder höflich noch unhöflich. Nichts weiter als ein emotionsloser Gruß. Er grüßt nicht zurück. »Solltest mal zackig ins Zimmer 113 marschieren, da is’ bald zappenduster«, informiert er mich und grinst. »Zimmer 113 hat einen Namen«, entgegne ich scharf. »Schön für sie.« Er widmet sich einer zerfledderten Illustrierten, die vor vier Jahren zum letzten Mal über belanglose Neuigkeiten aus der Welt der Schönen und Reichen informiert hat und jetzt eine verzichtbare Erinnerung an eine verschwundene Welt ist. Zimmer 113. Seit meinem fünfzigsten Geburtstag existieren in der Welt immer weniger Namen. Die Menschheit, beziehungsweise was davon übriggeblieben ist, hat sich in zwei Lager gespalten: In diejenigen, die sich an ihre Mitmenschen klammern und Schutz, Trost und Aufgaben innerhalb einer festen Gemeinschaft suchen; die Strukturen brauchen, die geführt werden wollen. Und in diejenigen, die sich nicht an Personen oder Orte binden; die wandern, suchen oder fliehen. Drifter. Ich bin ein Wanderer zwischen diesen Welten. Ich kultiviere den Abstand zu meinen Mitmenschen, baue Mauern, bleibe auf Distanz. Ich verzichte auf Strukturen, die erfolglos das alte Leben imitieren wie Erbsenbrei ein Steak. Ich suche keine Nähe zu den Menschen, um mich an deren Schultern auszuweinen oder ihre Hände zu halten. Ich will ihre Namen nicht kennen, ihre Geschichten nicht hören. Ich frage nichts Persönliches, ich erzähle nichts Persönliches. Dieses Verhalten entspricht nicht meinem eigentlichen Charakter. Diese grundlegende Veränderung war keine bewusste Entscheidung; der Prozess geschah einfach. Unkontrollierbar, als verwandelte mich das Erscheinen des Vollmonds in einen Werwolf. Dieser Werwolf ist allerdings für niemanden gefährlich, er existiert ausschließlich zu meinem Schutz. Er warnt mich vor komplizierten Beziehungen und Situationen, die mein Ziel gefährden und ich höre auf ihn, da er sich selten irrt. Es ist ein psychologischer Mechanismus, den ich begrüße, denn ich bin auf der Suche und überzeugt, dass sie nur erfolgreich endet, wenn ich allein bin und bleibe. Doch manchmal durchbricht ein Lächeln die Mauer; ein Blick überbrückt die Distanz. Meist, wenn ich Orte wie diesen erreiche. Und Menschen wie sie treffe. Sie verdienen, bei ihren Namen genannt zu werden. Sie verdienen, dass man ihre Geschichten hört und die eigene mit ihnen teilt. Treffe ich Menschen wie sie an Orten wie diesem, verwandle ich mich in mein altes Ich. Ich habe erneut keinen Einfluss darauf; wie ein Werwolf, der wieder zum Menschen werden muss, sobald der Vollmond hinter dem Horizont versinkt. Ich steige die Treppe hinauf in die erste Etage. Links und rechts liegt je eine Wohnung, die Wohnungstüren sind lediglich angelehnt. In der rechten Wohnung hänge ich meine Jacke und den Rucksack an die Garderobe und stecke mein Device in die Gesäßtasche. Ich werde es brauchen. Irgendwann nannte man die Smartphones, Tablets und Laptops nur noch Device. In der Werbung, im Alltag. Es wurde zwischen den Geräten nicht mehr unterschieden, alle waren ein Device; und jeder hat die Bezeichnung für die unverzichtbaren elektronischen Geräte übernommen. Das Zimmer 113 befindet sich in der linken Wohnung im ersten Stock. Diese Wohnung verfügt über drei Zimmer, Küche und Bad. In allen drei Räumen leben alte und gebrechliche Menschen. Nicht ganz korrekt. In allen drei Räumen sterben alte und gebrechliche Menschen. Ich begrüße die beiden anderen Bewohner heute nicht, sondern steuere direkt auf das hintere Zimmer, vermutlich war es früher das Kinderzimmer, zu. Vor der Tür verharre ich für einen Moment. Stimmt es eigentlich, dass die Menschen zuerst sterben, die einem etwas bedeuten? Oder empfindet man es so, weil man deren Tode zu wichtig nimmt und die Tode derer, die man nicht ins Herz geschlossen hat, lediglich eine Randnotiz sind? Wir machen selbst da Unterschiede, wo der Tod keine macht. Ich klopfe an. Erst nachdem ich eine müde, unverständliche Stimme vernehme, drücke ich die Klinke hinunter. Die Tür hängt verzogen im Rahmen. Ein sanfter Stoß mit der Schulter lässt sie aufschwingen. Das Zimmer spiegelt die Pflegeheime der alten Welt im Negativ. Was früher sauber und steril war, ist in der neuen Welt schmuddelig, verbraucht und muffig. Die geborstenen Fensterscheiben sind mit Pappe und Brettern vernagelt. Das einzige intakte Fenster lässt einen Schimmer grauen Lichts hinein. Es wird selten gelüftet, um die Asche fernzuhalten, und doch ist alles mit einer grauen Schicht überzogen. Sogar das Gesicht der bettlägerigen Dame. Asche findet immer einen Weg, unsere Gesichter zu bedecken. Asche ist die Totenmaske der neuen Welt. Ich greife nach einer Kerze und entzünde den Docht mit einem Streichholz.
INHALT Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Die Asche der Zivilisation hat ein graues Leichentuch über ihr ausgebreitet.
Ein Mann ist seit Jahren auf seinem einsamen Weg durch die Ödnis – von dem unerschütterlichen Willen angetrieben, ein Versprechen einzulösen, von dem er nicht weiß, ob es noch einzulösen ist.
Auf seiner verzweifelten Suche begleiten ihn seine Gefühle und Gedanken, sein Schmerz, und als er sich gegen seine Überzeugung mit einem weiteren Überlebenden anfreundet, geraten beide in tödliche Gefahr.
»Ich gebe nicht auf, bis ich sie gefunden habe. Oder bei dem Versuch sterbe.«
»Der letzte gute Tag« erzählt bildreich und poetisch, aber auch schonungslos realistisch eine Geschichte von Liebe, Beharrlichkeit und Hoffnung in einer apokalyptischen Welt.
REZENSIONEN Tausend Dank an alle Leser*innen und Blogger*innen, die mir ihre Zeit und Unterstützung schenken! Ohne Euch wären wir Selfpublisher nichts!
Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer, Jahreswechsel heißt bei mir meistens auch Jahresrückblick. Und da kam mir die spontane Idee, einen Stammtisch daraus zu machen. Was gibt es Schöneres, als mit Freunden das Jahr Revue passieren zu lassen?
Nun, wie war mein Jahr? Durchwachsen. Obwohl sich das Schreibjahr (eigentlich war ein Überarbeitungsjahr) sehr schleppend anfühlte, habe ich es geschafft, im Januar MISSION: LICHTBRINGER als Taschenbuch zu verschicken und im Juli erblickte die (in meinen Augen) wunderschöne Neuauflage von IN EWIGKEIT das Licht der Welt. Beides fühlte sich richtig an und ich bin glücklich, diese Projekte durchgezogen zu haben. Dass auf die Veröffentlichungen kaum Reaktionen erfolgten, ist bedauerlich für mich und mein kleines Autoren-Ego, aber …
… wer wenig Werbung macht, wer nicht ständig in den sozialen Medien präsent ist, wer nicht andere ins Boots holt und um seine Veröffentlichungen einen Hype kreiert (z. B. ein Coverflashmob), geht unter. Bin ich mir dessen bewusst? Natürlich, ich bin ja ein smartes Kerlchen. Ich weiß, dass dort meine Schwäche liegt. Daher verbietet es sich auch automatisch, laut darüber zu weinen, und das werde ich niemals tun. Doch die Zeit, die die Durchführung eines solchen Nebenprojekts kostet, habe ich lieber …
… in mein neues Projekt gesteckt. Ohne Frage ist es mein ambitioniertestes Projekt. Sowas sagt jeder Autor über sein neues Buch, aber es stimmt tatsächlich. Aktuell liegt »DlgT« in Lauerstellung bei meiner Testleserin. Im Januar wird sie sich das Buch vorknöpfen und ich fiebere ihrer ehrlichen Reflexion entgegen. Was dann passiert, werden wir sehen. Je nach Rückmeldung könnte alles ganz fix gehen oder eben nicht. Ich weiß, dass meine dystopische Erzählung das Potential hat, die Leser*innen zu fesseln, zu unterhalten und food for thought bietet. Ich weiß auch, dass sie meine Handschrift trägt, und das bedeutet einen gewissen Reibungsverlust, denn ich bin kein Mainstream. Manchmal steht man der literarischen Weltherrschaft selbst im Weg und ist auch noch stolz drauf. Darauf trinke ich heute Abend einen goldenen Freund.
Und sonst so? Stammtisch! Die Idee ist gut. Die Reaktionen auf die Ankündigung war überwältigend. Und als es dann soweit war, kristallisierte sich ein kleiner, aber harter Kern heraus. Danke an meine wundervollen Stammgäste! Dass Ihr Eure Zeit und Energie aufgebracht habt, um meine Texte zu lesen und mit Eurer Meinung zu reagieren, bedeutet mir wirklich viel! Ich habe neue, tolle Autoren*innen und Ansichten kennenlernen dürfen. So habe ich es mir gewünscht! Es war toll, Eure Meinungen zu lesen und Eure Perspektiven waren interessant und lehrreich. Doch wo sind die anderen? Vielleicht waren die Art der Umsetzung oder die Themen nicht interessant? Vielleicht sind die Beiträge im Instagram-Nirvana auch untergegangen. Ich habe nie erwartet, dass man mir die Bude einrennt, aber vielleicht habe ich mir etwas mehr Beteiligung erhofft. Ich habe noch einige Themen in der Pipeline, über die ich mich sicherlich im Rahmen des Stammtischs noch auslassen werde, aber der Stammtisch tritt in meiner Priorität einen Schritt zurück.
Mein Lesejahr 2024 war gut. Von Klassikern (Eichendorffs »Aus dem Leben eines Taugenichts«, Hemingways »In einem anderen Land«,) über literarische Werke (Nakamuras »Die Flucht«, Murakamis »Die Stadt und ihre ungewisse Mauer«, Ruiz Zafóns »Der Friedhof der vergessenen Bücher«), Experimente (Tobias Schlegls »Schockraum« – sicherlich eines meiner Top-3-Lesehighlights des Jahres) bis hin zu selbstverlegten Büchern (Ilona Arfaouis »Die Kinder der Nacht« – definitiv in den Top-3-Lesehighlights des Jahres, Michael Leuchtenbergers »Pfad ins Dunkel«, Michael P. Kraus »Ragins Reisen«) war alles dabei. Auch ein, zwei verzichtbare Bücher haben sich eingeschlichen (»Drei fast geniale Freunde auf dem Weg zum Ende der Welt« hatte seine Momente, ist aber komplett überbewertet, »Der Pfahl« von Richard Laymon war so ziemlich die übelste Zeitverschwendung, die jemals zwischen zwei Buchdeckel eingesperrt wurde. Meinen Jahreswechsel verbringe ich mit Murakamis »1Q84«. Ich habe mal ein Foto angehängt, auf denen alle fünfzehn gelesenen Bücher zu sehen sind, falls es Euch interessiert.
Ein Foto meiner musikalischen Vorlieben hänge ich auch noch an … ich denke, die diesjährige Auswahl an Bands beschreibt mich ganz gut.
Und zu guter Letzt haue ich die obligatorische Bilanz des Jahres raus. Verkaufte Bücher: 14 | Einnahmen: 216,19 Euro | Ausgaben: 241,39 Euro. Und wieder ein Jahr, in dem ich keine schwarzen Zahlen schreibe, was an den Probedrucken und dem Porto liegt.
Mir bleibt jetzt nur noch eines zu sagen: Danke! Danke, dass Ihr mich wahrnehmt und meine Geschichten lest. Danke, dass Ihr mir Eure Geschichten, Freundschaft und Kollegialität schenkt. Ohne Euch wäre das Leben nicht so wertvoll.
Was wird Euch von 2024 im Gedächtnis bleiben? Erzählt uns von Euren Hochs und Tiefs. In den Kommentaren oder falls Ihr eigene Rückblicke verfasst habt, verlinkt mich, damit ich sie sehe und teilen kann! Wenn Ihr denn mögt!
In diesem Sinne … Danke für 2024. Kommt gut in das neue Jahr, bleibt gesund und vergesst mich nicht! Ian.
Nach »Caspars Schatten« und »Die Empfänger« habe ich nun auch endlich »Pfad ins Dunkel« von Michael Leuchtenberger gelesen.
»Pfad ins Dunkel« ist eine Fortsetzung von »Caspars Schatten« und auch wenn man beide Bücher unabhängig voneinander lesen kann, empfiehlt es sich, beide zu kaufen und zu lesen. Das beglückt nicht nur den Autoren, sondern sorgt für noch mehr Lesevergnügen.
Michael Leuchtenberger nimmt uns mit auf den Appalachian Trail und wir lernen zuerst die verschiedenen Charaktere kennen, ihre Beweggründe, auf diesen Trip zu gehen. Es liest sich wie ein unterhaltsames Buch über eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Wanderern. Lange geschieht nichts Außergewöhnliches und dennoch ist es sehr unterhaltsam geschrieben und gut erzählt. Die Charaktere und ihre ihre Erlebnisse sind gut beschrieben und es hat mir als bekennender Wandermuffel großes Vergnügen bereitet, dieser Erzählung zu folgen.
Als Caspar zu der Gruppe stößt, verändert sich alles. Er hat eine übersinnliche Begabung und ist Teil einer Geheimgesellschaft und allgemein ein komischer Kauz. Nicht sehr zugänglich, überheblich und auf gewisse Weise unsympathisch. Mag sein Ansinnen (und das der Geheimgesellschaft) durchaus noble Züge tragen, scheut Caspar nicht davor zurück, seinen Widersachern mit seinen Fähigkeiten zu schaden. Besonders eindruckvoll und gut fand ich den Teil der Geschichte, als zwei Personen in einem psychedelischen Part um ihr Leben fürchten müssen.
Was der Autor schafft, ist das, was Stephen King groß gemacht hat: Ausführliche und detaillierte Schilderungen des Alltags, des Normalen »lullen« den Leser ein, bis ein Ereignis oder eine Person alles auf den Kopf stellt und das Übernatürliche Einzug hält. Eine Herangehensweise, die aufgrund des Stils des Autors, von mir als herrlich oldschool wahrgenommen wird. Davor ziehe ich definitiv meinen Hut!
Ich weigere mich, »Pfad ins Dunkel« mit dem Begriff »Horror« in Verbindung zu bringen, denn was man allgemeinhin als Horror bezeichnet, findet hier nicht statt. Zumal ich auch Stephen King nicht in die Horror-Schublade stecken würde. Michael Leuchtenberger erschafft eine unterhaltsame Geschichte mit einem leisen Grusel und einer gehörigen Portion Mystery. Mehr King und Akte X als kettensägenschwingende Psychopathen und andere Abartigkeiten.
Es ist kein Geheimnis, dass ich die Bücher von Michael Leuchtenberger sehr mag und auch »Pfad ins Dunkel« macht da keine Ausnahme. Tolle Geschichte, glaubwürdige Charaktere und das Phantastische. Da schlägt mein Herz gleich höher.
Umgesetzt ist das Buch, wie auch die anderen, die ich bisher von ihm gelesen habe, einwandfrei. Keine Tippfehler, angenehmer Buchsatz. Ein Paradebeispiel, mit wie viel Liebe und Sorgfalt es im Selfpublishing zugehen kann.
Wer auf leisen Grusel und Mystery steht und spannende Geschichten lesen möchte, ist mit den Büchern von Michael Leuchtenberger bestens bedient.
[Es handelt sich bei »Meinen Gedanken zu anderen Büchern« stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie freiwillig auf, weil mir danach ist.]
Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer, heute soll es an #cushingsstammtisch um das Thema »Cover« gehen.
Ich gehöre eindeutig nicht zu den Lesern, die sich von einem ansprechenden Cover zum Kauf verführen oder von einem nicht-ansprechenden Cover davon abhalten lassen. Um es drastisch auszudrücken: Mir sind Cover als Leser egal. Hui. Damit sammelt man unter den Grafikerinnen vermutlich keine Karma-Punkte. Ich weiß ein gutes (was ja nun wirklich rein subjektiv ist) Cover wirklich zu schätzen und es ist die Kirsche auf der Sahne, wenn das Produkt (was für ein hässliches Wort) mich rundherum anspricht, und ich weiß sehr gut darum, wie viel Herzblut man in die optische Gestaltung seiner Werke legt, aber bei der Kaufentscheidung zählen für mich tatsächlich die inneren Werte: der Leumund des/der Autorenin, der Klappentext, Rezensionen. Ganz ehrlich: Würde ich auf Äußerlichkeiten achten, hätte ich viele Bücher und Schallplatten nie im Leben gekauft, die sich als unentbehrlich für mein Seelenleben herausgestellt haben (vielleicht teile ich mal irgendwann Bilder von hässlichen Covern, aber fabulösen Inhalten mit euch).
Wie sieht es bei mir als Hobby-Autor aus? Meine ersten drei Bücher wurden von einem Künstler veredelt, der nicht auf dem Büchermarkt zuhause ist, sondern Plattencover für (meist) Black-Metal-Bands designt. Ich weiß von manchen Lesern*innen, dass gerade diese Cover überhaupt er das Interesse geweckt haben, sich mit dem Klappentext und bestenfalls mit meiner Geschichte zu beschäftigen. War es also Kalkül, dass ich Karmazid mit den Covern beauftragt habe? Nö. Es war schlichtweg ein Traum, den ich mir erfüllt habe. Ich liebe seine Kunst schon lange Jahre und habe gehofft, dass er meine Visionen so umsetzen würde, wie ich es mir gewünscht hatte – aber er hat immer noch eine Schippe draufgelegt. Ja, ich liebe seine Zeichnungen und bin sowohl stolz als auch geehrt, dass er mit mir zusammengearbeitet hat.
Dass die Cover in einigen Fällen ein Türöffner waren, ist nicht abzustreiten; genauso wenig wie die Tatsache, dass viele, die mit seiner Ästhetik nichts anfangen können, dieses eben nicht getan haben. Egal wie sehr du als Autor das Cover deines Buches liebst – irgendwer findet es schrecklich.
Daher denke ich, dass der beste Weg für mich ist: Gestalte dein Werk so, dass es dich glücklich macht. Manche lieben es, manche nicht. That’s life. Bei MISSION: LICHTBRINGER habe ich zum ersten Mal ein Cover selbst »gestaltet«. Komplett talentfrei, komplett am gängigen Schema F vorbei, das die Bestseller (und die, die es gerne wären) optisch austauschbar macht (seid ehrlich, ist es nicht erschreckend, wie sehr sich die Cover in den Genres heute ähneln?), aber dafür so, wie ich es sehen wollte. Und beim kommenden Projekt werde ich es auf dieselbe Weise tun … Oje, das gibt wieder keine Karmapunkte.
»Cover als Verkaufsargument« zählt für mich nicht, da ich mich nicht im Buchhandel in einem Regal gegen hunderte anderer Bücher durchsetzen muss. Ich halte euch meine Geschöpfe einfach in den sozialen Medien mit verschwenderisch vielen Worten so lange unter die Nase (in der Hoffnung, Ihr lest mein Geschwurbel), bis Ihr trotz des nicht-ansprechenden Covers endlich weich werdet, und die Geschichte lest.
Wie ist Eure Meinung zum Thema »Cover« – als Leserin oder Autorin?
In diesem Sinne … don’t judge a book by its cover! Euer Ian.
Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer, willkommen zu #cushingsstammtisch. »Pseudonym« soll heute das Thema sein.
Mein Finger schwebte 2017 bereits über dem »Jetzt-veröffentlichen-Button« als ich in letzter Sekunde zurückzuckte. »Fünf Minuten« unter meinem Geburtsnamen zu veröffentlichen schien mir plötzlich keine gute Idee zu sein. Zu viel Emotionen, zu viel Ehrlichkeit. Ich war mir sicher, dass mein Umfeld nicht unbedingt positiv auf dieses kleine Pamphlet reagieren würde; von Arbeitskollegen und Familie und daraus resultierenden (Vor-)Urteilen ganz zu schweigen. Und ich war nicht wirklich begierig darauf, neue Schlachten schlagen zu müssen. Klingt ein bisschen nach Feigheit, wenn man es so aufschreibt, aber es war und ist Selbstschutz. Natürlich wissen alle, mit denen ich meine Gedanken und Worte teilen will, dass ich hinter diesem ominösen Ian Cushing stecke. Aber es gibt mir auch die Freiheit, es nicht mit allen Menschen teilen zu müssen.
Ian Cushing. Was bedeutet der Name für mich? Der Name war schnell gefunden. Zwei Persönlichkeiten, die ich aus verschiedenen Gründen bewundere, haben mir ihre Namen geliehen. Der eine bockig, starrsinnig, mit einer festen Meinung und genug Standhaftigkeit, sie ohne Kompromisse mitzuteilen. Der andere ein Gentleman, eine ruhige Seele; jemand, der seine Ohren und sein Herz den anderen öffnet und mit dem man gern zusammen ist. Beides harte Arbeiter in ihren Professionen, die wussten, dass Erfolg nicht über Nacht kommt, sondern man sich jeden Tag neu herausfordern muss, um über sich hinauszuwachsen.
Anfangs wusste ich nicht, was ein Pseudonym mit mir macht. Verändert es mich persönlich? Bin ich ein anderer, wenn ich Ian Cushing bin? Ehrlich gesagt: nein. Offensichtlich habe ich mein Pseudonym äußerst passend gewählt, denn die Bedeutung, die ich in ihm sehe, passt zu mir und ich fühle mich im Schein der Vorbilder gut aufgehoben. Sie erden mich und ihr Lebensweg spornt mich an.
Für verschiedene Genres etc. würde ich mir kein neues Pseudonym zulegen, auch wenn es sinnvoll wäre. Aber wenn irgendwann mal ein Kinderbuch von Ian Cushing erscheinen sollte, muss die Literaturwelt (und meine Nichte) da halt durch. Meine kreative Seele hört auf den Namen Ian Cushing und eine Seele besteht nun mal aus Abertausenden unterschiedlichen Facetten. Einzige Ausnahme: Sollte ich allerdings jemals in den Cozy-Romance-Low-FantasyBüchermarkt einsteigen, wird mein Pseudonym Uschi-Jacqueline Paschulke lauten. Ein griffiger Name wie Donnerhall, der förmlich nach der Pole-Position der Bestsellerlisten und dem Literaturnobelpreis schreit, findet Ihr nicht?
Fun Fact zum Schluss: Vincent Damon Furnier ist besser bekannt als Alice Cooper. Und ich habe eine Gemeinsamkeit mit dem guten Mr. Cooper. Ich meine nicht die Falten. Wir beide sprechen von unserem Alter Ego in der dritten Form. Keine Ahnung, warum, aber manchmal komme ich aus meinem Schreibzimmer und berichte meiner Gattin, dass »Ian heute 3.000 Wörter geschrieben hat«. Ich finde die Tatsache so witzig wie verstörend. Aber das verwächst sich mit den Jahren und immer häufiger stehe ich selbst zu meinen Taten.
Aber nun zu Euch: Schreibt Ihr unter bürgerlichem Namen? Falls nicht, was waren / sind die Gründe für Euer Pseudonym und was bedeutet es für Euch? Habt Ihr vielleicht sogar mehrere? (Ihr dürft gern Werbung für Eure Alter Egos machen!)