
Ich habe es gewagt, Josef auf seinem Weg durch die Apokalypse zu begleiten. Josef hat es wirklich nicht leicht. Gerade verbringt er noch einen wunderschönen Tag und plötzlich ist nichts mehr so, wie es mal war. Saftiges Grün, bunter Blumen und Sonnenschein? Vergangenheit. Nun ist die Welt überschattet von Asche. In dieser Dystopie ist es also nicht wie in The Last of US, wo sich die Natur nach der Apokalypse wieder ausgebreitet und alles überwuchert hat, sondern das Gegenteil ist der Fall. Dafür gibt es hier keine Zombies oder Ähnliches. Allerdings bleibt die größte Gefahr sowieso der Mensch selbst. Aus der Katastrophe haben so einige noch lange nichts gelernt, nein, jetzt da es keine offiziellen Gesetze mehr gibt, triebt eine schreckliche Gruppierung ihr Unwesen.
Josef ist ein guter Mensch. Ein Kämpfer ist er hingegen nicht, zumindest, wenn es um körperliche Auseinandersetzungen geht. Dem emotionalen Kampf, dem er dauerhaft ausgesetzt ist, trotzt er dafür recht gut und ist in dieser Hinsicht sehr stark. Manchmal habe ich mir trotzdem gewünscht, dass er vorsichtiger wäre, sich für Notfälle bewaffnen würde und so weiter, denn da er das nicht macht, habe ich mir ziemliche Sorgen um ihn gemacht.
Zunächst wird die Geschichte vor allem durch Josefs Gedanken getragen, während er durch das endlose Grau irrt und gewissenhaft ein persönliches Ziel verfolgt – ein Versprechen einzulösen. Über Josefs Gedanken war ich froh, denn die Umgebung ist sehr erdrückend. Eine gewissen Zeit ist es also eine ruhige Erzählung, die durch tiefsinnige Gedankengänge und moderne Gesellschaftskritik besticht. Josef sprich sicher vielen aus dem Herzen, so auch mir. (Allein schon, was den Umgang mit KI betrifft.)
Später wandelt sich die Geschichte meiner Meinung nach zu einem rasanten Actionfilm, filmisch und gekonnt dargestellt., bei dem man sich fragt, wer wohl überleben wird. Ich habe sehr mitgefiebert, was passiert.
Meine Lieblingsfigur war Ben (Keule genannt), dem Josef unterwegs begegnet. Mit seinem jugendhaften Slang, der leicht rotzigen, manchmal unbeholfenen Art, hat er mich ein wenig an Jesse aus Breaking Bad erinnert. Insgesamt eine rundum gelungene, nachdenklich stimmende Dystopie, die mich sogar zum Weinen gebracht hat.
(Das Buch wurde mir von einem lieben Menschen vorgelesen, da ich weiterhin gesundheitsbedingt nicht richtig lesen kann.)