Michael Leuchtenberger – Caspars Schatten

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Einer meiner (Blind-)Käufe in Die Wortfiliale war Michael Leuchtenbergers Debüt-Roman „Caspars Schatten“ und das war ein wirklich guter Griff!

Es geht um das Geschwisterpaar David und Miriam, die aus heiterem Himmel eine Einladung von einen alten Schulfreund erhalten, von dem sie schon lange nichts gehört haben. Der Sonderling hatte zu beiden Geschwistern eine besondere Beziehung und daher nehmen David und Miriam die Fahrt auf sich und reisen zu der Feier, die Caspar ausrichtet. Wir lernen die beiden kennen und man fühlt sich bei ihnen sofort wohl, denn sie sind normale Menschen wie du und ich, mit ganz normalen Macken und die Identifizierung fiel mir sehr leicht.

Und mehr versuche ich auch gar nicht zu erzählen, denn bereits auf den ersten Seiten wird eines klar: Michael Leuchtenberger schafft es mit unkomplizierten Worten und Gedanken den Leser anzufüttern und ein Netz um ihn zu spinnen, und es mit jeder Seite ein wenig enger zu ziehen. Das war echt großartig, denn nach wenigen Seiten wollte ich unbedingt wissen, was Caspars Einladung wirklich bedeutet und geriet in einen regelrechten Sog. Und dieses Gefühl des Gefangenseins hatte ich ohne Hänger von der ersten bis zur letzten Seite. Und das lag nicht daran, dass auch David und Miriam nicht mehr so ganz frei in ihren Handlungen waren. Mir hat Michael Leuchtenberger die Entscheidung jedenfalls abgenommen, ob ich abends noch lese oder nicht, denn ich war einfach zu gespannt, wie es weitergeht.

Die Story lebt besonders von der Atmosphäre in Caspars Anwesen und von dem Sonderling selbst, sowie auch von der Ausweglosigkeit, in der seine Gäste sich befinden. Die Intention des Gastgebers, über die ich mich aber nicht auslasse, ist einen zweiten und dritten Gedanken wert. Gut unterhalten und gespannt steuert man auf das Ende zu.

Dazu kommt das Eindrucksvollste: Michaels Fähigkeit, äußerst unterhaltsam und leichtfüßig zu schreiben. Es wirkte unglaublich fluffig und leicht auf mich, wie er mich durch seine 292 Seiten getragen hat und das ist eine Fähigkeit, die nicht jeder Autor besitzt. Das Potential, das in ihm ruht, ist meiner Meinung nach ungeheuer groß und ich freue mich bereits auf seine anderen Bücher!

Die einzigen Punkte, die ich als „Kritik“ anbringen möchte, ist, dass mir in einigen Situationen des Buches die Handlungen der Protagonisten nicht schlüssig waren und ein wenig unlogisch erschienen. Aber akzeptiert man diese kleinen Ungereimtheiten, dauert es nicht lange, denn man wird bereits nach zwei, drei Sätzen wieder in die Handlung gezogen.

Es gibt auch einige Szenen und Details, die ich liebend gerne detaillierter und tiefgehender erläutert bekommen hätte, aber auch nur weil ich neugierig bin; doch andererseits sorgt gerade dieses einfache Erwähnen diverser Dinge und Begebenheiten in einem unheimlichen Ambiente auch dafür, dass man beim Lesen ein unheimliches Gefühl zurückbehält, gerade, weil man es eben nicht erklärt bekommt und eine Aura des Geheimnisvollen bleibt.

Doch darf man trotz der eben genannten Punkte nicht vergessen: „Caspars Schatten“ ist ein Debüt und ich kann voll und ganz verstehen, dass man es als Erstlingsautor nicht zwingend darauf anlegt, die Story (die in diesem Falle noch sehr viel hergeben würde), bis ins letzte Detail aufzuschreiben, um den Leser mit vierhundertfünfzig Debüt-Seiten zu erschlagen, beziehungsweise muss sich ein junger Buchautor auch erst einmal selbst finden und nach und nach seine Grenzen verschieben. Und ich bin überzeugt, dass Michael Leuchtenberger seine Grenzen verschieben wird, denn das Talent und Potential scheint überreichlich vorhanden.

Habe ich bereits erwähnt, dass der Autor in Sachen Buchsatz und Fehlerfreiheit sich eine 1+ verdient hat? Nein? Dann wisst ihr es jetzt. Ich liebe die kurzen Kapitel und auch die Seitenzahl kam mir extrem entgegen, da mir übermäßig dicke Bücher immer Schweiß auf die Stirn treiben.
Im Großen ud Ganzen ist „Caspars Schatten“ ein (weiteres) Paradebeispiel dafür, dass Selfpublisher es einfach draufhaben (können).

Ich muss sagen, dass mir gruselige Romane, die nicht auf Blut und Gedärm, sondern auf unheimliche Atmosphäre und Phantastik setzen, sehr am Herzen liegen und Michael Leuchtenberger hat mit seinem Debüt in dieser Beziehung alles richtig gemacht. Er hat mich von der ersten Seite an richtig gut unterhalten und ich habe die Zeit in Caspars Anwesen, im Gegensatz zu David und Miriam, jedenfalls sehr genossen und freue mich auf weitere Bücher aus seiner Feder!

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]