Michael P. Kraus – Ragins Reisen: Das Grauen im Forsthaus

Homepage
Instagram
Serpens Verlag

Lange schon stand das Buch »Ragins Reisen: Das Grauen im Forsthaus« auf meiner Wunschliste und – als hätte ich keinen überaus ansehnlichen SUB – wurde es auserkoren, mich in den Urlaub zu begleiten. Also direkt beim Serpens Verlag bestellt und nach kurzer Zeit trudelte das Buch bei mir ein.

Gibt es Magie oder gar Magier in unserer Welt? Nachdem man das Buch gelesen hat, wird man nicht mehr spontan mit einem inbrünstigen »Nee« antworten. Die Antwort heißt dann »Vielleicht«.

Das Buch beinhaltet drei Geschichten unterschiedlicher Länge und wir lernen Peter kennen. Peter ist ein ganz normaler Typ. Wenn man mal davon absieht, dass Peter ein Magier ist und von Geschöpfen des Waldes den Namen Ragin und einen machtvollen Wanderstab erhalten hat. Peter macht normale Peter-Dinge, aber weiß – und der/die Leser*in nach der Lektüre auch –, dass eine magische Welt existiert, die wir Normalos allerdings nicht wahrnehmen. Doch leiden können wir unter der uns fremden Welt, wie Ela im »Seelenfrost« oder Susi in der titelgebenden Geschichte »Das Grauen im Forsthaus«.

Uns begegnen in den Geschichten Magier, ein machtvoller Wanderstab, Geister, Hexen, Seelentiere, magische Welten und Traumreisen in andere Welten …
Was nach einem lupenreinen Fanstasy-Roman klingt, ist dank Michael P. Kraus’ Erzählkunst und Fantasie allerdings feinste Phantastik. Ich habe die Geschichten sehr genossen, denn sie bieten mir das, was ich persönlich sehr gern lesen: Der Realität unserer Welt wird die perfekte Dosis Phantastik hinzugefügt. Wir leben in unserem Hier und Jetzt und müssen uns mysteriösen Kräften stellen, ob wir wollen oder nicht.

Ich mag sehr, dass die Magie – so wichtig sie auch ist – in den richtigen Dosen und zur richtigen Zeit eingesetzt wird. Hier fliegen nicht permanent die magischen Funken, es gibt kein andauerndes Hexhex, sondern um den Menschen zu helfen und Probleme zu lösen, muss Ragin mit seinen Ford Fiesta durch die Gegend zuckeln, seinen Grips anstrengen, recherchieren, und andere überzeugen. So könnte ich die Geschichten als klassische Gruselstorys mit einem besonnenen Magier als Protagonisten bezeichnen. Und genau diese Mischung finde ich persönlich absolut großartig!

In der letzten Geschichte »Wie alles begann: Der Ruf des Waldes« weicht der Grusel/Horror der Phantastik mit einem Hauch Fantasy und einem Plädoyer für die Natur, ihre Schönheit, ihren Schutz. Okay, gruselig ist es auch, aber der Grusel steht nicht im Vordergrund, sondern ergibt sich zwangsläufig, wenn man nachts durch den bayrischen Wald wandert und eine verwunschene Lichtung entdeckt.

Ragin ist ein durch und durch sympathischer Charakter und auch wenn man relativ wenig über den magischen Werdegang weiß, glaubt man ihm jedes Wort. Alles fließt – beinahe schon übernatürlich – natürlich. Die besten phantastischen Bücher sind die, bei denen man ohne Grummeln in der Magengegend einfach den Worten und Ereignissen folgt, ohne sie auch nur für eine Sekunde in Frage zu stellen. Und das ist bei »Ragins Reisen: Das Grauen im Forsthaus« der Fall.

Neben dem erwähnten Hauptcharakter sind auch die Nebenfiguren differenziert und gut angelegt. Die Menschen sind gut gezeichnet und die Mystischen machen neugierig, bleiben sie doch geheimnisvoll und doch ahnt man, welche Kräfte in ihnen schlummern. Bis auf die Gegenspieler sind alle Figuren schrecklich sympathisch, ohne ihre Fehler, Ecken und Kanten zu verlieren. Auch das ist ein Grund, warum ich mich in der Geschichte sehr wohlgefühlt habe.

Seiner bayrischen Herkunft zollt er nicht nur Tribut, wenn er uns auf die Wanderungen mitnimmt, die Berge erklärt und uns die Schönheit der Natur zu Füßen legt, sondern auch wenn er den Wesen des Waldes eine eigene Sprache verpasst. Das ist verdammt gut gelungen!

Ich bin neugierig, ob jemals in aller Ausführlichkeit erzählt wird, wie Ragin zu dem wurde, der er ist und wir etwas mehr über seine Ausbildung bei Irma und Walthraban erfahren. Aber ob das geschehen wird oder ob nicht: Ich würde mich freuen, irgendwann Chris (aka Bartur) wiederzutreffen oder mich einfach von neuen Gruselgeschichten mit Ragin in den Bann ziehen zu lassen.

Michael P. Kraus’ Stil ist hervorragend, lässt sich flüssig lesen und die Geschichten kennen keine Längen. Er schafft es problemlos, mich in die Geschichte hineinzuziehen und aufgrund des Zusammenspiels aller genannten Faktoren, war es ein wirkliches Lese-Highlight für mich.

Die Aufmachung des Buches, das Layout und das Korrektorat sind erste Sahne und tragen nicht unwesentlich zum Lesegenuss bei.

Ich würde gerne auch kritische Anmerkungen machen, aber … mir ist nichts aufgefallen. Doch! Ich finde es unverschämt, dass es bisher nur ein Buch mit bzw. über Ragin gibt! Schäm dich, Michael P. Kraus!

Phantastisch. Das ist sowohl meine Genrebezeichnung als auch Bewertung von »Ragins Reisen: Das Grauen im Forsthaus«.

[Es handelt sich bei »Meinen Gedanken zu anderen Büchern« stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]