07/2024 – Cushings Stammtisch (04 – PLOTTEN)

[STAMMTISCH – PLOTTEN]

Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer,
nach der Urlaubspause geht’s an #cushingsstammtisch um die Glaubensfrage »Plotten oder munter drauflos«.

Um es mir etwas einfacher zu machen, nehme ich mein neues Projekt »DlgT« als Grundlage für diesen Beitrag.

Bei Projekt »DlgT« existieren Notizbücher voller Aufzeichnungen und Ideen; aufgrund des dystopischen Settings habe ich sehr viel Zeit darauf verwendet, möglichst alle Details, die in einer solchen Welt möglich sind (oder eben nicht), im Vorfeld auszuarbeiten, um mir nicht selbst eine Falle zu stellen. Das zählt zwar nur bedingt zum Plot, war aber ein echter Spaß – und überraschend anstrengend.

Der Plot als solcher gestaltete sich anfänglich etwas schwierig, da in meinen Aufzeichnungen bereits zahlreiche Hinweise und hochtrabende Ideen zu finden waren, wie die Erzählung verlaufen könnte – und beim Ausarbeiten des echten Plots fanden viele dieser Ideen keine Berücksichtigung. Ich habe sogar Probleme, mich beim Plotten an den Plot zu halten. Dennoch stand nach einiger Zeit der große Plan.

Also habe ich ein Stück Land gekauft und meine Figuren ihre Welt darauf erbauen lassen. Den Start, das Ziel und die großen Eckpunkte und Grundstücksgrenzen im Hinterkopf zu haben, ist mein administrativer Job – wie ein Bauleiter.
Den Rest erledigt die Geschichte. Und so mag ich es am liebsten: Mich von der Geschichte treiben lassen; den Protagonisten zuhören, mit ihnen gemeinsam auf eine Reise gehen. Sehen, was sie in der Ödnis noch vor mir entdecken, und woran ich in meinem stillen Kämmerlein nie gedacht hätte.

Vielleicht klingt es seltsam, aber so macht Schreiben für mich Spaß. Eine klare Idee, aber keine Ahnung, was zwischen Start und Ziel geschehen wird. Glaubt mir, ich war selbst mehr als ein Mal überrascht von den Entwicklungen.

Gleichzeitig bin ich ganz fest überzeugt, dass diese Art zu Schreiben den Vorteil hat, den Autor und vor allem den/die Leser*in überraschen zu können. Dinge geschehen wie im richtigen Leben – ungeplant, unverhofft, unvorbereitet. Solange diese Entwicklungen später zum Ablauf passen, sorgt es in meinen Augen für eine gewisse Natürlichkeit in der Erzählung.

MISSION: LICHTBRINGER war noch weniger geplottet. Ich hatte noch nicht einmal das Grundstück abgesteckt, denn es sollte einfach ein spaßiges 150-Seiten-Projekt werden. Eine Corona-Zeit-Schreibübung. Ich hatte einzelne Szenen im Kopf, die ich erzählen wollte; bin sorgenfrei mit JayCee durch Rom und Pfuhlenbeck gezogen; habe die tollsten Leute (wieder)getroffen und hatte einfach nur richtig viel Spaß. Bis zu einem gewissen Punkt. Einer Sackgasse. Oder besser gesagt: einer Kreuzung. Und ab diesem Punkt (ungefähr das letzte Fünftel der Geschichte) wurde der Verlauf in verschiedenen Varianten ausgesprochen detailliert geplottet, damit ich das Buch nicht aus dem Fenster werfen musste.

Und jetzt ein gutgemeinter Tipp: Macht mir das bitte nicht nach! Das war unprofessionell, dumm und hatte monatelanges Nachsitzen zur Folge. Durch den sauberen Plot, für den letzten Teil der Geschichte, durfte ich so viele Details, Beziehungen, Bezüge der vorangegangenen Geschichte überarbeiten, dass ich kurz davor war, alles zu löschen und neu zu schreiben. Aber – aus meiner Sicht – hat sich die Mühe gelohnt.

Sollte ich jemandem (und ganz besonders mir selbst) einen Ratschlag geben: Plotte. Steck die Grundstücksgrenzen ab. Sei Dir des Weges bewusst, den Du gehen willst. Aber lass Dir immer genug Raum für spontane, kreative Ideen und hör auf Deine Figuren. Sie wissen weit mehr von ihrer Welt als Du.

Es ist also nicht so, dass ich den Vorteil eines ausgeklügelten Plots nicht zu schätzen wüsste – nur bin ich scheinbar zu impulsiv und chaotisch, um mich an mein eigenes Drehbuch zu halten.

Wie ist es bei Euch? Überraschen Euch die Ereignisse in Euren Büchern auch manchmal oder habt Ihr die Zügel fest in der Hand?

In diesem Sinne … genießt Euer strukturiertes Chaos!
Euer Ian.

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