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ZOMBIE ZONE GERMANY: DER BEGINN
Die Zombie-Apokalypse fand in den letzten Jahren in der Populärkultur zumeist in den USA statt. Ein Zustand, den Romancier Torsten Exter in Zusammenarbeit mit dem Amrun-Verlag änderte: Das literarische Projekt ZOMBIE ZONE GERMANY verlagerte den Ausbruch der Untoten-Plage nun nach Deutschland, genauer: ins Hamburger Stadtviertel St. Pauli, als eine Wissenschaftlerin nach dem unglückseligen Verspeisen von Madenwürmern nach Blut gierte. Es war der 6. Mai 2020 – und der Anfang vom Ende. 2021 sichern Stahlbetonwände die Grenzen Deutschlands zu den Nachbarländern – und hier spielen die Stories der ersten, 2015 erschienen Anthologie.
Sieben einzeln in der Reihe erschienene Novellen später hat die Gegenwart die Zukunft im doppelten Sinne eingeholt. Zu Zeiten einer tatsächlich grassierenden Pandemie ist mit ZOMBIE ZONE GERMANY: DER BEGINN kürzlich eine zweite Anthologie mit insgesamt 19 Kurzgeschichten von 19 Autoren um die ersten Tage nach dem Ausbruch der Zombie-Seuche erschienen, angesiedelt im Sommer 2020. Erwartungsgemäß sind die Beiträge auch sehr verschieden.
So erzählt Lisanne Surborg in „Prepapocalypse“ einfühlsam von der unglücklich verliebten Teenagerin Mira, die ihrem Schwarm Ben durch einen Zombieangriff nicht mehr nahe kommen kann – woraufhin sich ein atemloses Splatterfest bis zum Dach des morschen Schulgebäudes anschließt.
Ein explosives Figurengeflecht auf kleinsten Raum entwirft Matthias Ramtke in seinem hervorragend zugespitzten Beitrag „Emma“, in dem der knurrige Haudegen Hagen Wittig in Ostsachsen versucht, eine zerstrittene Familie im Korb des titelgebenden Heißluftballons über die Grenze nach Polen zu befördern.
Ian Cushing richtet in „Der Erlöser“ immer wieder rotzige, den Erzählfluss kurz unterbrechende Ansprachen in Richtung des Lesers – und möchte damit davon ablenken möchte, dass seine mit lakonischem Humor gewürzte Story um eine militante Rentnerin („Oma Myagi“) und eine bewaffnete „Preparation-Group“ der katholischen Kirche in einem Plattenbau überkandidelte Genre-Exploitation in Reinform ist.
In „Der Fährmann“ wiederum schildert Helena Crescentia atmosphärisch dicht und hochspannend, wie der frisch von seiner Freundin getrennte Ofenmeister Jaro Marek bei illegalen Verbrennungen in einem Krematorium es plötzlich mit lebendigen Leichen zu tun bekommt.
Bei soviel literarischer Vielfalt kommen Zombiefans definitiv auf ihre Kosten!
(LUTZ GRANERT)