30.10.2017 – Lukes Meinung

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Eines der großen Vorhaben in meinem Leben, welches ich niemals umgesetzt habe, war es, ein Tagebuch zu schreiben.

Warum sollte ich so etwas tun, auch wenn ich es mir immer wieder als Ziel gesetzt habe? Mich selbst daran erinnern, wie es gewesen ist? Im Nachhinein eine Möglichkeit zu haben mit dem Vergangenen reflektorisch Händchen zu halten? Alles noch einmal zu erleben? Wer sollte das lesen, außer mir?
Also entschied ich mich jedes Mal dagegen, es zu tun, doch nicht jeder Mensch sieht es so und so kann man mit „Fünf Minuten – Ein Tagebuch“ die memorialen Erinnerungen von Autor Ian Cushing bewundern – seien sie nun frei erfunden, oder selbst erlebt.

Zuerst einmal, möchte ich den Schreibstil sezieren, welchen man auf den 96 Seiten der kleinen Kladde geboten bekommt. Cushing bemüht sich eine getragene Atmosphäre zu schaffen und diese mit – für mich – trivialen Momenten zu füllen, welche der eine oder andere Leser des Büchleins so oder anders arrangiert bereits selbst erlebt hat.

Die Vorkommnisse, welche den unbenannten Protagonisten des Buches umtreiben, sind nicht so außergewöhnlich, als das man sie vollkommen in die Ecke der Phantastik und Erfindung verweisen könnte, sondern sie sind real und ich habe bereits am eigenen Leibe erfahren können, wie dunkel, düster und bedrückend eine Lebenswelt in dieser Richtung sein kann.

Somit konnte mich also die Geschichte weder schocken, noch bedrücken, noch mental erweitern, denn nur die Kinder mit dem goldenen Löffel im Allerwertesten haben sich niemals in solch einer Welt befunden und werden durch die Sicht einer mit einem Klartuch geputzten Brille – denn dies scheint der Sinn des Ganzen zu sein – sicher durcheinander gebracht werden – der Mensch, welcher ein ganz normal hartes Leben führt, wird jedoch nur mit einem „Ja, kenn ich!“ reagieren.

Was die Geschichte jedoch interessant macht, ist die Erschaffung eines selbstgewählten Soziopathen innerhalb der 96 Seiten. Bedingt durch diesen Umstand, hoffe ich das es sich um eine frei erfundene Geschichte handelt, denn man wünscht niemandem, dass sich seine Biographie so zugetragen und entwickelt hat. Sicherlich erkennt jeder ein paar Versatzstücke des Ganzen im eigenen Werdegang wieder, doch das Endergebnis des Buches ist in Summe betrachtet doch bedenklich.

Nach der Lektüre, welche mehr als „Fünf Minuten“ in Anspruch genommen hat, frage ich mich nun, was ich da eigentlich gelesen haben und ob ich nun über Lebenszeit klagen muss, die mir keiner mehr zurückbringen wird.

Klagen muss ich sicher nicht, denn „Fünf Minuten“ ist ein Experiment, welches sicher nicht jedem zusagen wird, obwohl es vielleicht jemand mit besagtem goldenen Löffel ein wenig die Augen öffnen könnte für Laufbahnen, die eben aus den normalen zivilisatorischen Degenerationen und Widrigkeiten entstehen können – aber nicht müssen.

„Fünf Minuten“ bietet einen netten Ausflug in eine Welt, welche man nicht nebenbei erleben sollte. Sollte man sich jedoch zu 100% mit dem Protagonisten identifizieren können, so sollte dies – meiner Meinung nach – eine gehörige Portion an Selbstreflektion auslösen und zur Suche nach Hilfe führen … zumindest würde ich dies als wünschenswert erachten.

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