Alexander Wolf – Sinnbild

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Kurzmeinung: Das Buch geht tiefer in die Abgründe der Seele, als sich mancher wünschen mag.

Aus dem Leben …

Generell bin ich kein großer Schreiber von Rezensionen, aber über eine Empfehlung (vielen Dank an Thrilling Books!) hat Alexander Wolf mich gefunden und neugierig auf sein Werk gemacht. (Vielleicht interessant für jeden Käufer / Autor: Der Versand über Amazon ging verdammt schnell!)
Aber nun zu meiner Meinung und meinen Gedanken zu „Sinnbild„, welches Alexander Wolf über BoD veröffentlicht hat.

Diese Geschichte ist kein leichter Stoff, das steht fest; allerdings schreibt Alexander Wolf so authentisch und real, dass es beim Lesen mitunter schmerzt. Er sagt selbst in seiner Danksagung, dass er „nie einen Plot und immer nur Gedanken aufgeschrieben habe“. Diese Herangehensweise sorgt dafür, dass der Leser hineingezogen wird in einen Strudel düsterer, depressiver Gedanken. Diese sind unkomfortabel, schonungslos und auch wenn man sich nicht unbedingt mit ihnen identifizieren muss oder kann, sind sie, wenn der Leser entsprechend empathisch ist und weiß, dass es Seelenzustände jenseits des schönen Scheins gibt, durchaus nachvollziehbar.

Erzählt wird die Geschichte von Michael und Ophelia, die im Grunde ein gutes Leben haben, aber dennoch beide mehr oder minder unglücklich sind. Ihre Unzufriedenheit versuchen die beiden, unabhängig voneinander (da man es versäumt, darüber zu sprechen), mit dem ältesten Trieb der Welt zu übertünchen – Sex. Aber wie so oft im Leben ist es nicht das Gleiche, wenn zwei Dasselbe tun.

Abwechselnd tauchen wir ein in die Gedankenwelten von Michael und Orphelia und werden Zeuge, wie die Spirale aus Unzufriedenheit, Eintönigkeit und der daraus resultierenden Depression (oder ist es anders herum?) den Menschen dazu treibt, Dinge zu tun, die er nie für möglich gehalten hatte. In Michaels Falle begleiten wir ihn auf dem Weg, während wir bei Ophelia im Fortgang der Geschichte vor vollendete Tatsachen gestellt werden, was einen ziemlich guten Twist darstellt.

Besonders gelungen finde ich persönlich die kurzen Kapitel, in denen ein Erzähler die Geschichte vorantreibt, sorgt es doch für eine schöne Abwechslung. An manchen Stellen arbeitet Alexander Wolf ganz hervorragend mit Bildern und surrealen Szenen, die sehr visuell sind.
Inspirierend sind auch die Zitate aus Shakespeares Werken, die dem folgenden Texten immer wieder eine Stimmung geben.

Zum Ende des Buches, zu dem es einen Nachfolger geben wird, denn die Geschichte ist nicht zu Ende erzählt, hat Alexander Wolf noch eine brutale Wendung / überraschenden Cliffhanger eingebaut, der mich hoffen lässt, dass der zweite Teil schnell folgen wird. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Geschichte weitererzählt wird und in welche Richtung sie sich entwickelt, denn der Weg ist offen und kann jede erdenkliche Wendung nehmen.

Im Anhang ist bereits ein kleiner Ausschnitt des zweiten Teiles enthalten, die unkorrigiert und unlektoriert einen kleinen Vorgeschmack gibt.

Es ist die Ehrlichkeit, die das Buch lesenswert macht und das Thema „Sex“ regt zum überprüfen der eigenen Maßstäbe und Moral an. Einerseits sind sexuelle Reize allgegenwärtig, wie zum Beispiel in der Werbung etc., denn „sex sells“ und gleichzeitig sind die individuellen Bedürfnisse ein Tabu, auch für das betroffene Individuum, wie wir bei Michael erleben können. Darüber hinaus kann man Gedankenspiele spielen, ob die Pauschalisierung von Ehe – Liebe – Sex zwingend bei jedem Paar sinnvoll sein mag. Aber darüber sollte sich jeder Leser selbst Gedanken machen.

Es sind interessante Fragen, die sich dem Leser bei der Lektüre stellen können und weit mehr, als man von den Bestsellerlisten erwarten kann, denn hier ist die Seele der Protagonisten kein massentaugliches Konstrukt (wie die unzähligen depressiven Kommissare aus Skandinavien), sondern es geht tiefer in die Abgründe der Seele, als sich mancher wünschen mag.

Ich verstehe Alexander Wolf als einen „Untergrund-Autor“, einen Selfpublisher, der sich keinen Normen der Verlage zu beugen braucht und daher, wie alle seine Kollegen, machen sollte und vielmehr machen muss, was er will. Nur so entsteht unter der glatten Oberfläche des Mainstreams und der gleichgeschalteten Bestsellerlisten etwas, das sich zu entdecken lohnt.

Da es sich um ein selbstveröffentlichtes Buch handelt, muss / darf / sollte man kein perfektes Layout oder Lektorat erwarten (was finanziell den Rahmen des Hobbys deutlich sprengen würde); allerdings habe ich die breiten Ränder, den großen Zeilenabstand und die Schriftart als sehr angenehm beim Lesen empfunden.

Das Cover ist großartig umgesetzt und zusammen mit dem strukturgeprägtem Paperback ergibt es eine hochwertige Gesamterscheinung.

Ich empfehle „Sinnbild“ von Alexander Wolf allen Lesern, die den Mut haben, jenseits des Mainstreams in die schonungslos offengelegten Gedanken eines Autors einzutauchen und sich auch nicht davor scheuen, sich nach der Lektüre einige unbequeme Fragen zu stellen.

https://www.lovelybooks.de/autor/Alexander-Wolf/Sinnbild-1632733193-w/

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

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