03/2020 – Behind the Scenes – »Der Erlöser« [in eigener Sache]

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Liebe Freunde und SuPs,
ich bin ja wirklich nicht für Spontanität berühmt und ständige Zweifel machen mir oft das Leben schwer. Aber ein Mal war ich entgegen meiner eigentlichen Natur tatsächlich sehr spontan … vielleicht sollte ich das viel öfter sein, wenn ich betrachte, was es mir beschert hat!

Meine kurze Geschichte »Der Erlöser« ist als eine von 19 Geschichten auserwählt worden, in der Anthologie Zombie Zone Germany: Der Beginn beim Amrûn-Verlag zu erscheinen! Wie verrückt ist das denn?!

Ich habe einfach große Lust, euch die Story hinter der Story zu erzählen (ich hätte es auch erzählt, wenn ich nicht auserwählt worden wäre), weil der gesamte Prozess etwas Besonderes für mich war, und ich lass euch ja gern an meinem jungen Autorenleben teilhaben.

Idee und Schreiben

In der Nacht zum 05.04.2019 hatte ich einen echt schrägen Albtraum. Ich weiß es so genau, weil ich mich am nächsten Morgen (oder war es noch in der Nacht?)
a) daran erinnern konnte und
b) ihn sofort in mein Handy getippt habe.

Ab dem 06.04.2019 war ich mit meiner Frau fünf Tage in einem Kloster. Nicht so ein Ora et Labora-Kloster, sondern eher ein nettes Zimmer in einer ehemaligen, wunderschönen Klosteranlage. Dort gab es einen wundervollen Park und das Wetter war schon äußerst frühsommerlich, sodass wir uns Decken und Liegestühle geschnappt und es uns an der frischen Luft bequem gemacht haben.
Bewaffnet mit allem, was man zum literarischen Lotterleben braucht (Getränke [Pils und Jacky-Cola], Kippen, Hagelzuckerkekse, meinem Laptop und einer Boombox), haben wir unser Lager aufgeschlagen. Das dürfte für einige Besucher des öffentlichen Parks sicherlich ein seltsames Bild abgegeben haben, wie ich mit dem Laptop auf dem Schoß vollkommen entspannt unter den Bäumen saß, während meine Boombox mit den Vögeln um die Wette musizierte.

Schreibatmosphäre deluxe!

Da mich die Überarbeitung meines Romans »Die Träne der Zauberschen« zu dem Zeitpunkt ganz dezent in den Wahnsinn getrieben hatte, habe ich einfach beschlossen, aus dem besagten Traum etwas zu basteln.
Ich saß also da im Grünen, hatte weder einen Plot, geschweige denn eine Idee (von der Traumsequenz mal abgesehen) und überhaupt keine Ahnung, was ich vorhatte und dann …

… stand der Protagonist aus »Der Erlöser« mit einem Mal neben meinem Liegestuhl und diktierte mir seine Geschichte. Er ist ein alter Bekannter von mir und hat mich schon mehrfach besucht. Anfangs wollte ich seine hochgradig unflätige Ausdrucksweise noch in schöne Worte kleiden, aber da hat er mir eine Nackenschelle verpasst und keine andere Wahl gelassen, als mich seinem Willen zu beugen. Don’t fuck with the Erlöser.

Nach kurzer Zeit (Zeitgefühl hatte ich nicht mehr, aber die Sonne schien mir immer noch auf den Kopf), hatte ich die ersten vier oder fünf Seiten geschrieben. Es war ein Rausch … ich musste über nichts nachdenken, die Ideen und Gedanken und alle Schlenker von A nach B und C und wieder zurück, flossen einfach so durch meine Finger. So etwas habe ich vorher noch nie erlebt! Der Anfang der Geschichte war einfach da und wollte aufgeschrieben werden.
Wer von euch selbst schreibt, kann hoffentlich nachvollziehen, was das für ein seltener, magischer Zustand ist!
Für alle anderen: Sehr oft überlegt der Herr Möchtegernautor tagelang, wie der Protagonist sein könnte und wie er spricht und was er tut und vor allem warum. Dann quält er sich und grübelt an jedem Satz herum. Unter Anstrengungen schafft man vielleicht eine oder maximal zwei Seiten (wenn es gut läuft) oder er starrt einige Stunden auf den hämisch blinkenden Cursor und tippt nicht einen einzigen Satz.
Aber an diesem Tag und an diesem Ort war aber alles anders! So ein Output war mir bisher nicht untergekommen und das Beste daran ist: Ich war (und bin immer noch) mit dem Text einfach nur glücklich und ich habe ihn seit dem nicht mehr groß verändert. Fast könnte man von einem one take sprechen.

Entgegen meiner sonstigen Arbeitsweise (totale Geheimhaltung und verschwörerisches Getue) habe ich meine Frau genötigt, sich die ersten Seiten anzuhören und las sie ihr vor. Als ich fertig war, hat sie mich gefragt, wann ich das alles geschrieben hätte und ich sagte: »Grad eben.« Ihr durchaus als irritiert und dezent verständnislos zu bezeichnender Blick verriet mir, dass ich auf dem richtigen Weg war und habe danach noch ein, zwei weitere Seiten geschrieben! Rausch, Baby, Rausch!

Insgesamt war ich an drei Kloster-Nachmittagen mit der Story beschäftigt und hatte bei der Abreise fast die vollständige Geschichte fertig. Einfach so.
So viel zur Magie des Schreibens, die einen manchmal überwältigt.
Hach, ich denke so gern daran zurück, denn es lag eine ganz bestimmte Stimmung in der Luft.

Komplettierung, Testlauf und weg damit

Zu Hause habe ich den Schwank vervollständigt und liegen lassen, bis eines Samstags meine besten Freunde zu Besuch kamen und ich, dank entspannungsfördernder Getränke, seltsamerweise erneut der Meinung war, jemand mit einer Lesung der Geschichte beglücken zu müssen (ihr ahnt schon … das ist nichts, was ich normalerweise machen würde …).
Ihre positive Reaktion (was sollen die besten Freunde auch sonst sagen, wenn sie denn Ambitionen haben, beste Freunde bleiben zu wollen?) hat zu lustigem Brainstorming, einem langen Gespräch und noch mehr Getränken geführt. Das war eine tolle Reaktion und kreative Atmosphäre …

Am nächsten Morgen habe ich dezent verkatert und angefeuert von der positiven Reaktion und der gestrigen Herumspinnerei im Netz nach Ausschreibungen für Kurzgeschichten gesucht. Dabei hatte ich gar nicht speziell »Der Erlöser« im Kopf, da ich schon einige Kurze in der Schublade liegen hatte, sondern hab einfach mal gestöbert. Ich hatte noch nie nach sowas gestöbert, es vertrieb mir gut die Zeit und ich wollte einfach mal in Ruhe prokrastinieren. Zum Schreiben ging es mir auch nicht gut genug (wenn ihr versteht, was ich meine).

Und dann fand mich die Ausschreibung des Amrûn-Verlags zur zweiten Zombie Zone Germany-Anthologie. Hat mich einfach angesprungen.
Wie witzig ist es, nach all den seltsamen und (für mich) vollkommen untypischen Umständen, wie die Story entstanden ist, eine Ausschreibung zu finden, auf die meine Geschichte passt wie der Gehstock von Oma Miyagi in einen Zombiebrägen?
Ich hab mir die Vorgaben und Wünsche des Verlags durchgelesen und dachte immer nur: „Jup. Passt. Check.“ Okay, stimmt nicht ganz (ich widerlicher Hochstapler!), denn ich musste das Jahr verändern, in dem die Story spielt (meine ursprüngliche Geschichte sollte erst in fünf Jahren spielen), aber das war es dann auch schon! Auch das war auch so ein Zufall, den es gar nicht gibt, oder?! Sometimes truth is stranger than fiction.

Der Einsendeschluss war der 30.06.2019 und wir schrieben den 21.04.2019.
Jetzt hatte ich zwei Optionen:
Nummero Uno: Ich könnte ich das tun, worin ich absolut unschlagbar bin: Die ganze Idee zu Tode denken, an der Story schleifen bis zum-geht-nicht-mehr und am 29.06. aufgeben, weil ich denke, dass es eh keinen Sinn macht. Oder aufgrund meines angeborenen Talents, wichtige Termine zu verbummeln (Geburtstage stehen da ganz oben auf der Liste!), den Abgabetermin schlichtweg zu verpassen.
Oder ich lese mal kurz drüber und schicke sie weg (was, wie ihr jetzt wohl schon vermutet, genau so untypisch ist, wie die ganze Entstehungsgeschichte an sich!).
Ich habe Tor 2 gewählt. Das schlechte Gewissen, eine so ungeschliffene Geschichte zu verschicken, war zwar da, aber es fühlte sich trotzdem so an, als hätte alles so sein müssen und gar nicht anders sein können. Das enge Zeitfenster bis zum Einsendeschluss schien mir da nur ein weiterer Wink mit dem Zaunpfahl zu sein, da Geduld bei mir eher stark unterentwickelt ist.

Wer wissen will, was Hagelzuckerkekse und Whisky hier zu suchen haben, sollte ein Exemplar von „Zombie Zone Germany: Der Beginn“ ordern!

Auch die Magie braucht mal ’ne Pause

Okay, jetzt machte die Magie mal kurz Urlaub, denn, wie das Leben so spielt, wechselte die Herausgeberin der Anthologie und der Abgabeschluss wurde auf den 30.09.2019 verlängert. Irgendwann „vergisst“ man, dass man noch was am Laufen hat, aber ich würde euch schamlos ins Gesicht lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich zwischendrin“ (heißt übersetzt: ca. jeden zweiten Tag) nicht auch mal ungeduldig war … Geduld ist zwar eine Tugend, aber definitiv nicht meine. Und dann hatte sich die Zahl der Einsendung bis zum neuen Einsendeschluss mit 3,6 multipliziert! Da hab ich nur noch mit den Schultern gezuckt, denn die ganze Sache hatte zwar bombig und zackig angefangen, aber ich bin Realist und eine kleine Nummer … und so sah ich meine Felle davonschwimmen, winkte hinterher und ließ die Geschichte trotzdem ruhen (obwohl sie für eine Überarbeitung meinerseits für meine eigene Anthologie anstand – man weiß ja nie!).
Aber die Enttäuschung über die arg geschrumpften Chancen hielt sich in Grenzen, denn dann würde ich den Erlöser halt in meiner eigenen Anthologie zu seinen verdienten Ehren kommen lassen. Magisch war es trotzdem und das war etwas, was mir niemand mehr nehmen konnte!

Back on track und wie arbeitet es sich mit einem Verlag zusammen?

Im Dezember 2019 (wie war das mit Geduld?) erreichte mich dann aber schließlich eine E-Mail mit der definitiven Zusage und im Januar 2020 hatte ich den ersten Kontakt mit einer Lektorin, die sich um meine Geschichte gekümmert. Ein Profi + Meine Geschichte = Whoop! Whoop!

Ihr wisst, dass ich mit Herz und Seele Selfpublisher bin und immer gesagt habe, dass eine Verlagserfahrung allein deswegen reizvoll wäre, damit ich überhaupt weiß, wie sowas abläuft, was in einem Vertrag alles so drinsteht, ob das was für mich ist und wovon man so spricht etc. pp.
Was soll ich sagen? Herausgeberin und Lektorin Claudia Rapp hat mir mit ihrer unkomplizierten und freundlichen Art meinen Besuch in der Welt der „Verlagsautoren“ mehr als leicht gemacht.
Sie hat, während sie meine ganzen Interpunktionsschlampereien ausbügeln musste, nicht sooo laut geflucht, als dass ich es in meinem Arbeitszimmer hätte hören können, und sie hat an einigen Stellen helfend und unterstützend eingegriffen, wofür ich ihr sehr dankbar bin.
Darüber hinaus musste sie dem Neuling viele Fragen beantworten und hat sich um meine Anliegen, Unsicherheiten und Nachfragen gekümmert. Das war eine wirklich entspannte und sympathische Erfahrung und ich bin mehr als glücklich, dass ich sie machen durfte!
Gleiches gilt auch für den Kontakt mit dem Verlag in Person von Jürgen Eglseer … ich glaube, wenn man das Glück hat, gleich beim ersten Mal mit solchen Menschen „arbeiten“ zu dürfen, liegt die Messlatte für die Zukunft verdammt hoch. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt?

Was war da los? Was bleibt? Was kommt?

Jetzt wird meine eigene Anthologie (die ich voraussichtlich 2020 veröffentlichen möchte) natürlich ohne den Erlöser auskommen, aber ich freu mich so viel mehr darüber, dass ich ein kleiner Teil der Zombie Zone Germany und dieser Anthologie zwischen all den großartigen Autorinnen und Autoren sein darf! Das alles fühlt sich immer noch wie ein Traum an, wenn ich ehrlich bin.

Wer mich kennt, weiß, dass ich das nicht erzähle, weil ich von mir glaube, ein toller Hengst zu sein. (Eigentlich ist mir immer noch unbegreiflich, wie es überhaupt dazu kommen konnte!) Auf die Brust trommeln und Grunzen überlasse ich gerne anderen …
Aber ich habe dabei sogar was über mich gelernt und das ist wirklich nicht zu unterschätzen!
Das Schreiben war bei dieser Geschichte anders. Mein Verhalten war anders. Meine Entscheidungen waren andere. Ich habe wirklich alles anders gemacht, als ich es normalerweise machen würde, wenn ich mein Kontrollzentrum einschalte und das ist etwas, was diese ganze Geschichte für mich persönlich so speziell macht.
Und dennoch war ich es … nur anders, als bei den anderen Geschichten, die ich veröffentlicht habe und im Leben generell. Halt eine andere Seite meiner Persönlichkeit und auch wenn »Der Erlöser« ganz anders ist als »In Ewigkeit« oder »Die Träne der Zauberschen«, stammt alles aus derselben Quelle. Aus dem Kopfmensch wurde kurzzeitig ein Bauchmensch, könnte man sagen.
Manchmal muss man die gewohnten Pfade verlassen, sich treiben lassen von Intuition, Inspiration und nicht alles bis ins Detail planen. Oder um es mit den unsterblichen Worten Jim Morrisons zu sagen: „Let it roll, Baby, roll!“
Ich bin wirklich froh, eine andere Seite von mir kennengelernt zu haben, denn es hat mir neue Horizonte eröffnet. Und ehrlich gesagt hat mir keine Geschichte bisher beim Schreiben so viel Spaß bereitet, wie »Der Erlöser«! Und nur das zählt.

That’s it. Eine für mich persönlich verdammt schräge Story hinter einer verdammt schrägen Story.

Danke fürs Zuhören! Damit ihr wisst, ob mein ganzes Geschwafel überhaupt der Mühe wert war, würde ich jetzt vorschlagen, dass ihr dem Amrûn-Verlag einen kleinen Besuch abstattet und das Buch endlich vorbestellt!


Passt auf euch auf und bis garantiert bald!
Ian.

Zombie Zone Germany: Der Beginn
Herausgeberin Claudia Rapp
576 Seiten Paperback
Amrûn Verlag
Erscheint zur Leipziger Buchmesse März 2020 Mitte März 2020
Shop: https://amrun-verlag.de/produkt/zombie-zone-germany-der-beginn/

Beschreibung
Zombies haben Deutschland fest im Griff. Das Schicksal des isolierten Landes ist tragisch. Aber wie hat das eigentlich alles angefangen? Wie haben die Menschen den plötzlichen Verlust ihrer Normalität, das Grauen vor der eigenen Haustür, in der eigenen Familie erlebt?

Mai 2020. Der Tag X, an dem die ersten Untoten gesichtet, gemeldet werden. Und wahllos Menschen angreifen, beißen, töten. Sie anstecken und dazu verdammen, dass die Opfer selbst zu Zombies werden. Rasend schnell verbreitet sich die zunächst unerklärliche ›Seuche‹ in Deutschland, denn es gibt mehr als einen Infektionsherd.

In 19 Geschichten erleben wir Betroffene aller Altersgruppen und sozialen Schichten. Menschen in der Großstadt, auf dem Land, Einzelgänger, Familien, beste Freunde, heimliche Feindinnen, Cliquen und Wahlverwandtschaften, Zusammenhalt und Rückzug, Schulterzucken ebenso wie Kämpfe bis zum letzten Atemzug. Allen gemein ist die konstante Bedrohung, das grausige, von Gewalt geprägte Umfeld aus Tod, Ekel, Angst und Ungewissheit, das zum Vorschein bringt, wer diese Menschen wirklich sind.

Das Prequel zur Zombie Zone Germany – denn wir sollten alle vorbereitet sein!

3 thoughts on “03/2020 – Behind the Scenes – »Der Erlöser« [in eigener Sache]”

  1. Das von Dir! Alle 8 Ung, wirklich alle 8! Das Buch ist (natüüüürlich) schon längst vorbestellt und ich kann es gar nicht erwarten alle die Geschichten, und (natüüüürlich) „Der Erlöser“ lesen zu dürfen. Du bekommst dann, wie gewohnt, ein ehrliches Feedback. Aber wenn „Der Erlöser“ ähnlich unterhaltsam ist, wie die Storie der Entstehung, habe ich da keine Bedenken. Ach, was schwafel ich, bei Dir habe ich doch eh keine Bedenken. Bleib wie Du bist. Schreib wie Du bist. 🙂

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