Jessica alias De Bichergeck hat mich nach Luxemburg zu einem Interview eingeladen. Virtuell, wenigstens. Aber ich freu mich sehr über ihr Interesse, egal wo auf der Welt! Wusstet ihr, dass sie selbst Autorin ist? Viel Spaß!
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für diese Fragen nehmen!
Ich danke dir, liebe Jessica, dass du mir deine Zeit schenkst und
Interesse an mir hast! Ich hoffe sehr, dass es dich nicht stört, wenn
ich dich duze …
Wann haben Sie bemerkt, dass Sie ein Talent zum Schreiben haben?
Bereits in der Schule habe ich am liebsten Aufsätze und später
Interpretationen und sowas geschrieben. Durch diverse Hobbys wurde mir
dann im Laufe der Jahre öfter mal bescheinigt, dass ich das wohl ganz
gut kann.
Wie hat sich Ihr Leben nach den ersten Veröffentlichungen verändert? Wurden Sie vom Erfolg überrascht?
Es hat sich eindeutig positiv verändert! Anfangs wusste ich überhaupt
nicht, ob ich das Zeug dazu hab, eine Geschichte zu schreiben (und
eigentlich weiß man das auch nach den ersten Veröffentlichungen nicht
wirklich), aber die Reaktionen der Leser waren einfach nur wundervoll!
Ich erhielt so viel positiven Zuspruch und Bestätigung von den Freunden,
Lesern und Bloggern, dass es mich mehr als überrascht hat. Und das ist
es, wie ich meinen Erfolg definiere: einige Menschen mit meinen beiden
Büchern „In Ewigkeit“ und „Die Träne der Zauberschen“ berührt zu haben!
Das bedeutet mir weit mehr, als 1000 verkaufte Bücher. Ich schreibe
nicht, um reich und berühmt zu werden. Das war nie der Ansporn, sondern
ich wollte immer meine Gefühle und Gedanken zum Ausdruck bringen. Klar,
das lässt sich leicht sagen, wenn man „kommerziell erfolglos“ ist, aber
es ist die Wahrheit, hehehe. Der schönste Lohn, wenn man es so nennen
möchte, ist der direkte Kontakt zu den Lesern und wenn ich merke (oder
sie mir sagen), dass meine Texte sie wirklich berührt haben.
Wieso haben Sie sich für den Selbstverlag entschieden?
Zum einen: Kein Verlag interessiert sich für einen Neuling, der einfach
so auftaucht und der Meinung ist, dass er ein ganz tolles Buch
geschrieben hat. Das ist wohl auch verständlich, denn ein Verlag muss
zusehen, dass er die Kosten, die nicht unerheblich sind, wenn man ein
Buch veröffentlicht, durch Verkäufe wieder reinholt. Wenn der Newcomer
dann nicht das erwünschte kommerzielle Potential mitbringt, wäre es ein
Minusgeschäft, was Unternehmen nur sehr selten eingehen. Daher mache ich
halt mein eigenes Minusgeschäft, hahaha.
Zum anderen: Ich liebe es, alles so zu machen, wie es in meinen Augen
„sein soll“. Ich finde es toll, dass ich über jeden Schritt die
Kontrolle habe und durch jede Veröffentlichung etwas dazulerne.
Gleichzeitig hasse ich es auch manchmal, denn der kreative Prozess tritt
dadurch stark in den Hintergrund und es wäre toll, zum Beispiel einen
Lektor zu haben, denn die Überarbeitung meiner Texte kostet mich
meistens mehr Zeit als das Schreiben selbst. Aber im Großen und Ganzen
bin ich mit meiner Situation sehr glücklich. Mit allen Hochs und Tiefs.
Was ist für Sie der schwierigere Moment – den ersten Satz zu schreiben oder den letzten?
Eindeutig der letzte Satz. Komischerweise steht der erste Satz immer
recht schnell fest und nur ganz selten wird er danach geändert. Ich
weiß, dass es viele Leser von dem ersten Satz abhängig machen, ob das
Buch sie gefangen nimmt oder nicht, aber das Ende ist mir persönlich
sehr viel wichtiger.
Haben andere Autoren Sie beeinflusst – und wenn ja: Wie?
Ich denke, dass kreative Menschen auf irgendeine Art immer von allem
beeinflusst werden, was sie jemals gelesen, gesehen oder gehört haben.
Im besten Fall geschieht diese Beeinflussung unbewusst, denn dann findet
man irgendwann einen eigenen Stil.
In der kommenden Kurzgeschichtensammlung wird es auch zwei Geschichten
geben, die ich als „Fan Fiction“ im weitesten Sinne bezeichnen würde und
bei denen ich mich bewusst (und für jeden mehr oder weniger
nachvollziehbar) habe inspirieren lassen. Das macht auch sehr viel Spaß!
Aber der eigene Stil, die eigene Idee sollte eigentlich immer im
Vordergrund stehen.
Wie lange dauerte es von der Idee, bis zum fertigen Produkt?
Bei meinem Buch „Die Träne der Zauberschen“ waren es ziemlich genau 13 Monate von der Planungsphase bis zur Veröffentlichung.
Schreiben Sie mit der Hand, der Schreibmaschine, dem Computer? Wie darf man sich Ihren Arbeitsplatz vorstellen?
Ich mache mir sehr viele Notizen in meinem Notibuch, arbeite auch
manchmal aus Spaß Szenen handschriftlich aus, vor allem, wenn ich
unterwegs bin. Aber grundsätzlich schreibe ich an meinem Computer.
Mein Arbeitsplatz ist irgendwas zwischen aufgeräumt und chaotisch. Ich
weiß in dem Chaos allerdings immer, wo ich die kleinen Zettelchen, auf
denen ich mir unterwegs oder auf der Arbeit Notizen mache, finde.
Organisiertes Chaos, also.
EBooks oder Papierdruck?
Eindeutig Papierdruck.
Was halten Sie von Eselsohren in Büchern?
Mit Eselsohren habe ich kein Problem! Ich finde, man muss Bücher mit
Respekt behandeln, aber sie dürfen auch gerne „gelesen“ aussehen. Und da
ich meistens abends im Bett lese, habe ich keinen Post-it zu Hand und
so markiere ich mir gerne mal ganz besondere Stellen in den Büchern mit
einem kleinen Knick. Barbarisch, ich weiß …
Nehmen Sie sich die Kritiken, zu Ihren Büchern zu Herzen?
Ja, denn sie können Anregungen sein! Man lernt durch die Meinungen und
Kritiken der Leser und daher ist es mir auch so wichtig, eine
ungefilterte, ehrliche Meinung zu erhalten, denn manchmal decken sie
Fehler oder Unzulänglichkeiten auf, die ich selbst nicht erkannt habe.
Es ist allerdings nicht so, dass ich dann beim nächsten Mal jede Kritik
und Anmerkung umsetze oder beherzige. Das ist ja das schöne als
Selfpublisher: Man macht alles so, wie man es für richtig hält und
schreibt in erster Linie für sich.
Was ist das Geräusch/der Geruch Ihrer Kindheit?
Ich erinner mich manchmal tatsächlich an einen ganz bestimmten Tag. Ich
war noch in der Grundschule, es waren Sommerferien und ich bin morgens
in den Garten gegangen. Die Sonne schien bereits warm auf meine Arme und
kann mich heute noch an das besondere Licht, dieses Gefühl und vor
allem den Duft erinnern. Ich kann nicht sagen, wonach es im einzelnen
geduftet hat, aber es war eine Mischung aus Blumen und Blüten, der Erde
und der Kieselsteine, die langsam von der Sonne erwärmt wurden, während
der Tau auf dem Rasen verdunstete.
Welchen Kindheitstraum haben Sie sich noch nicht erfüllt?
Puh, da habe ich jetzt lange drüber nachgedacht und bin zu dem Schluss
gekommen, dass ich keine Kindheitsträume hatte oder habe; weder erfüllt
noch unerfüllt.
Wünsche und Hoffnungen, die meinen aktuellen Projekten entspringen, gibt es aber wirklich mehr als genug!
Wenn Sie mit einem Fingerschnipsen etwas in Ihrem Leben ändern könnten – was wäre es, und warum?
Ich wäre gern mit ein ganz klein wenig mehr Selbstbewusstsein
ausgestattet; die ständigen Zweifel und Gedanken, ob „es nicht noch
besser geht“ und so weiter, sind auf Dauer eher hinderlich (wenngleich
es auf eine gewisse Weise auch dafür sorgt, dass ich meine „Aufgaben“ so
gut wie irgend möglich ist erledige).
Welche Figur aus einem Roman oder einem Film würden Sie gerne treffen – und was würden Sie ihm / ihr sagen?
Ich glaube, ich würde mich lieber mit realen Menschen treffen. Da gibt
es einige, die ich sehr bewundere und mit denen ich gerne mal in einem
Raum zusammen wäre, ohne, dass sie Notiz von mir nehmen müssten, denn
vermutlich würde ich kein Wort herausbekommen. Bob Dylan, John Cleese
oder Stephen King, zum Beispiel. Ich würde sie einfach nur ein paar
Minuten beobachten wollen.
Was bedeutet Familie für Sie?
Glücksspiel. Familie kann man sich nicht aussuchen, aber bis zu einem
gewissen Grad der Verwandtschaft habe ich wirklich Glück gehabt.
Haben Sie ein Lieblingsbuch?
Das ist „Der Steppenwolf“ von Hermann Hesse.
Lieblingszitat?
So ziemlich jeder Satz aus dem „Steppenwolf“ und
„Same shit, different day“ – Stephen King
Wie würden Sie sich in drei Wörtern beschreiben?
Zweifelnd. Unsicher. Mutig.
Was ist Ihnen wichtig, am Ende eines oder vielleicht sogar: eines jeden Tages getan zu haben?
Den wichtigsten Menschen in meinem Leben durch Worte, Taten oder kleine
Gesten zu verstehen gegeben zu haben, wie viel sie mir bedeuten.
Die beste Entscheidung Ihres Lebens war?
Bücher zu veröffentlichen und Karmazid zu fragen, ob er die Cover für mich zeichnet.
Und meine Frau zu heiraten.
Wann können Ihre Leser mit dem nächsten Buch rechnen?
Ich bin sehr stolz, dass eine Kurzgeschichte in der Anthologie „Zombie
Zone Germany: Der Beginn“ beim Amrûn Verlag zur Leipziger Buchmesse
Mitte März erscheinen wird! Es ist sehr spannend für mich, ein Teil
dieses großen Projektes zu sein, zumal es mir einen winzigen Einblick in
die Welt der Verlagsarbeit ermöglicht. Die Geschichte wird eine
vollkommen andere Facette meiner Persönlichkeit zum Ausdruck bringen und
ich bin sehr nervös, wie die Leser von „In Ewigkeit“ und „Die Träne der
Zauberschen“, aber auch alle anderen, die noch nie etwas von Ian
Cushing gelesen haben, reagieren werden.
Darüber hinaus arbeite ich gerade an dem Feinschliff meiner eigenen
Anthologie, die ich vermutlich bereits im Sommer oder Herbst 2020 als
Selfpublisher veröffentlichen werde. Es dauert also nicht mehr lange,
bis man neue Geschichten von mir zu lesen bekommt!