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Da ich diese Rezension nicht bei Lovelybooks hochladen kann, schicke ich ausnahmsweise mal den Klappentext vorweg:
Ist Heimat der Ort, an dem man aufgewachsen ist? Oder liegt sie doch im Klang des plätschernden Wassers, dem Glanz der Sterne oder gar im Herzschlag eines geliebten Menschen, dem man erst noch begegnet?
Wage einen Blick in die Zukunft.
Lass dich entführen in 13 Kurzgeschichten, Poesie- und Lyriktexte über Menschen und Androiden, die in dystopischen Welten, bewohnten Raumstationen, Portalen und Marskuppeln leben und die allesamt eines verbindet: Die Sehnsucht nach der Geborgenheit eines Heims, das manchmal im Fremden weilt.
Paola Baldin hat vor Kurzem ihren Kurzgeschichtenband namens „Fremde Heimat“ veröffentlicht. Es war klar, dass ich, nach der Lektüre ihrer vorangegangenen Veröffentlichungen „Bionic Soul“ und „Die Blüten meiner Schuld„, auch dieses Buch lesen muss und ich bin nicht enttäuscht wurden.
Die Autorin hat das Buch unterteilt in Kurzgeschichten, Poesiegeschichten und Lyrik.
Ich finde es schön, dass die Kurzgeschichten, mit Ausnahme von „Die Heimat unserer Träume“ (aber dazu gleich mehr) durch einen roten Faden – oder auch mehreren roten Fäden – zusammengehalten werden.
Heimat und Verlust sind die vorherrschenden Themen und wer die Bücher von Paola Baldin kennt, weiß, dass das alles andere als ein Spaziergang über blühende Wiesen werden wird.
Es sind mitunter sehr traurige Geschichten, die erzählt werden; aber genau wie ich es mag, schwingt gleich in der ersten Geschichte „Fremde Heimat“ auch eine Hoffnung mit. Zart und leise gelingt es der Hoffnung, die Schicksalsschläge erträglicher zu machen. In jeder Dunkelheit lebt auch ein Licht.
In „Bacterium ignitum“ verschlingt ein Feuerbakterium die Welt, wie man sie kennt, und es gelingt die Flucht auf eine Raumstation, in der sich die Protagonistin sogar mit ihrer geliebten Familie vereinen kann. Happy End? Ratet mal …
„Mechanic Heart, My Home“ ist am deutlichsten von „Bionic Soul“ inspiriert und erzählt eine warme, wundervolle Geschichte von Liebe und Menschlichkeit … bis es zu einem großen Unglück kommt. Wer „Bionic Soul“ verschlungen hat, wird hier einen perfekten Ansatz finden, um tiefer in Paolas Science Fiction-Universum zu reisen.
In „Heimkehr“ findet das „Bacterium ignitum“ seinen Widerhall; allerdings wird das Szenario, welches wir in der gleichnamigen Geschichte erleben durften, um eine zweite Tragödie persönlicher Natur erweitert und wir werden mit der Frage konfrontiert, was schlimmer ist: Eine natürliche Katastrophe, die die Erde in die Knie zwingt oder eine persönliche Katastrophe, in der Menschen durch selbstsüchtiges Verhalten im Herzen so sehr verletzt werden, dass man daran zu zerbrechen droht? Mit den veränderten Umweltbedingungen haben sich die Bewohner arrangiert, aber ertragen sie auch die persönliche Tragödie? Wie viel Zeit hat man, um sich einen Fehler einzugestehen und die ausgestreckte Hand zu ergreifen, bevor es zu spät ist?
Etwas aus dem Rahmen fällt „Die Heimat unserer Träume„, denn wir befinden uns nicht in den Weiten des Weltraums, sondern im Wald und in Träumen und es ist keine klassische Science Fiction-Story, sondern eher im Mystery-Bereich anzusiedeln. Ich durfte die Geschichte bereits vorab lesen und sie hatte mich sehr begeistert, denn ganz besonders mag ich, dass diese Geschichte – meines Erachtens – einen Bogen zu „Die Blüten meiner Schuld“ schlägt; ein Buch, welches ich euch sehr ans Herz legen muss!
Die Poesiegeschichten und die Lyrik sind ebenfalls wunderbar, aber machen auch deutlich, dass die Geschichten und Gedanken überwiegend düster sind. Verlassen sein, Einsamkeit, Hoffnung, Sehnsucht und Verzweiflung geben sich ein Stelldichein. Durch die Kürze der Poesiegeschichten und lyrischen Texte wird der Leser mit Wucht mit einem Gedanken / einer Situation konfrontiert und gleichzeitig in die Szene hineingesaugt, woraufhin er sich unweigerlich seine Gedanken macht. Ihre Gedanken stoßen unzweifelhaft die eigenen an. Chapeau!
Bisher haben mich Paola Baldins Bücher nicht nur wegen der Geschichten und ihres Stils, sondern auch durch ihr Layout begeistert und auch „Fremde Heimat“ macht da keine Ausnahme. Ein wundervoll stimmiges Cover macht da nur den Anfang, denn Paola arbeitet mit ganzseitigen Fotos, die mitunter herrlich surreal wirken. Durch die zu den Rändern hin dunkelgrau auslaufenden Seiten, ergibt sich ein dunkelgrauer Buchschnitt, was ich als sehr gelungen betrachte. Auch der Buchsatz an sich ist schön gewählt, und man fliegt ungehindert durch ihre Zeilen.
Erhältlich ist „Fremde Heimat“ ausschließlich als Taschenbuch bei Paola Baldin persönlich und auch ein eBook sucht ihr vergeblich, was der schönen Präsentation meines Erachtens auch entgegenstehen würde.
Genau wie die vorangegangenen Bücher kann ich „Fremde Heimat“ nur empfehlen, denn Paola Baldin ist eine hervorragende Selfpublisherin mit einem ganz eigenen Stil. Und genau darauf kommt es mir persönlich bei Selfpublishern an. Wenn ich glattgebügelten Mainstream lesen will (was ich auch manchmal sehr gern mache), greife ich zu den Bestsellerlisten; aber wenn ich Individualität, die nicht ihrer Ecken, Kanten und persönlichen Note beraubt wurde, lesen möchte, bin ich in dem Selfpublisher-Universum gut aufgehoben und habe dort, auch unter anderem dank Paola Baldin, eine Heimat gefunden.
[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]