29.04.2018 – Dunkles Kapitel

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Es sollte ein Besuch und ein schöner Abend mit seinem besten Freund werden. Nach dem Tod seiner Frau und dem ständigen Alleinsein, sehnt er sich nach Gesellschaft. Ein Konzert soll ihn an alte Zeiten erinnern und die Stimmung heben. Doch alles kommt anders. Ein schrecklicher Unfall ereignet sich und reißt seinen besten Freund Mike und dessen Freund aus dem Leben. Nur er überlebt und er muss damit zurechtkommen.

Schon sein erstes Buch ergriff mich und so freute ich mich umso mehr auf „In Ewigkeit“. Der Autor schafft es auch diesmal mir vollends mitzunehmen. Vor allem die realistische Schreibweise, die Denkweise des Protagonisten, die Erlebnisse fügen dazu bei, dass man sich in manchen Passagen selbst sieht. Selten kann ich mich mit einem Charakter in vielerlei Hinsichten so identifizieren, ein tolles Erlebnis, was zu einem unglaublichen Lesegenuss führt. Ich würde mich sehr freuen, in Zukunft mehr von Ian Cushing zu hören und vor allem zu lesen.

15.04.2018 – InKulturA-online

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Was bleibt dem Individuum, wenn tradierte Lebensgewohnheiten sich als Lügen herausstellen, wenn gelebtes Leben schal wird und nur noch durch bedeutungsloses Perpetuieren der Anschein von Normalität erhalten wird und was geschieht mit diesem Individuum, das sich durch ein von außen ins Dasein drängendes Ereignis auf einmal der Endlichkeit und Einsamkeit, letztendlich der Sinnlosigkeit menschlicher Existenz bewusst wird?

Ian Cushing lässt einen namenlosen Ich-Erzähler Tagebuch führen und der Leser wird Zeuge eines Lebens, das stets gefährdet ist und dessen anonymer Protagonist im Dunkel möglichen Nichtseins zu versinken droht. Es sind, um einen Begriff Karl Jaspers zu verwenden, Grenzsituationen, denen die Figur ausgeliefert ist. Tod, Verlust und, als vielleicht höchste negative Steigerung, Töten sind die Fixsterne dieses einsamen Kosmos, den der Autor mit präziser Diktion beschreibt.

Unprätentiös und ohne sprachliche Schnörkel, jedoch ausgestattet mit manchmal schmerzhaft lapidaren Sätzen – „Was, wenn man merkt, dass alles keinen Sinn macht? Wenn man versteht, dass alles, was man während seines Lebens macht und schafft, am großen Tod scheitern wird?“ – , schmerzhaft, weil ihnen Tragik und Verzweiflung immanent sind, beschreibt der Autor ein Leben, das, seien wir ehrlich, ein Leben eines jeden von uns sein könnte.

Geworfen, um einen ebenfalls zentralen Begriff Heideggers zu benutzen, mit Jaspers zusammen der philosophische Spiritus Rector von Jean-Paul Sartre und Albert Camus, – Ian Cushings Figur rekurriert immer wieder auf deren existentialistische Gedanken – in ein sinnloses Leben, das letztendlich nur Sinn erhält, wenn sich ein Individuum eben dieser Sinnlosigkeit bewusst wird.

Hart und direkt. Ein Buch, das, obwohl sich vieler Genres bedienend, wohltuend von den jeweils üblichen Klischees abhebt, weil es trotz intensiver Introspektion seines Protagonisten keine langweilige pseudointellektuelle Nabelschau bietet.

09.04.2018 – Buchmotte

Buchmotte

Buch als Gegenstand
Deckblatt vorne viel versprechend: die Dornenkrone in ein Ewigkeitssymbol verdreht.
Klare Linie, deutliche Aussage.
Hinten: Schrift in Druckbuchstaben als Textwand soll gemieden werden. Schriftfarbe kontrastarm.
Das Innenleben: Schrift obwohl relativ klein gut lesbar, da sehr kontrastreich, Seitengröße optimal genutzt.

Buch inhaltlich
Aufbau: zwei Teile.
Teil eins wie ein Roman, Teil zwei wie ein Tagebuch, soll dem ersten Buch des Autors entsprechen. Kann ich nicht beurteilen, habe nicht gelesen.

Beide fangen gewöhnungsbedürftig an, Tendenz zu Langweile.
Später wird es aber interessant.
Zitierte Lieder könnten übersetzt werden, ich mag kein Englisch und bin nicht alleine damit.

Beide Teile sind in Ich-Form geschrieben, ohne dass der Leser den Namen erfährt.
Der Name spielt hier eine so geringe Rolle, dass ich einfach zu Helmut greife.

Ich möchte das Buch ganz von Hinten aufrollen, weil nur so sich der Sinn entfaltet.

Was braucht ein Mensch um Serienmörder zu werden?
Helmut ist in der Arbeit ein Ja-Sager und ein Arschkriecher. Seine Unzufriedenheit lässt sich mit den Händen greifen. Sein restliches Leben ist auch nicht berauschend. Deswegen erweitert sich die Beschreibung seines Inneren um Versager. Ein total unsympathischer und primitiver Mensch. So wundert es mich nicht, dass ihm das Töten so … begeistert.
Und obwohl er später eine … unheimliche Begegnung haben sollte, bin ich überzeugt, dass er bei seinem Hobby bleibt. Es ist wie bei Suizid-Menschen. Wer immer wieder erfolglos probiert, der kann damit nicht aufhören.

Ich hoffe sehr, dass Helmut nicht mein Nachbar ist.

Nach der Lektüre musste ich mit Bedauern feststellen, dass die Aussage des Deckblatts sich im Text nicht spiegelt.
ABER: Zwei Tage später verwandelte sich die verdrehte Dornenkrone in eine Karnevalsmaske mit zwei Tränen und einer Feder. Und schon stimmte ALLES.

07.04.2018 – Glitastic Books

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Ein großes Dankeschön an Ian Cushing für das Rezensionsexemplar! Das beeinflusst meine Meinung jedoch nicht.

Meine Meinung: 
Nachdem Ian mich kontaktiert und mir Informationen über In Ewigkeit hat zukommen lassen, konnte ich zunächst nicht richtig einschätzen, welche Geschichte mich erwartet. Aber die Beschreibung des Buches klang mystisch, gruselig und zugleich philosophisch. Da das genau meinen Geschmack trifft, wollte ich unbedingt wissen, was hinter dem recht schlicht gehalteten Cover mit dem Unendlichkeitszeichen aus Dornenzweigen steckt.
Übrigens hat der Künstler Karmazid das Cover entworfen und wenn man das Buch liest, versteht man sowohl Titel als auch Design.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil beschreibt der Autor das Leben des namenlosen Protagonisten nach einem einschneidenden Geschehen, nämlich dem Tod seiner Ehefrau. Er fährt mit einem VW-Bus durch das Land und besucht schließlich seinen besten Freund sowie dessen Frau. Es sollte ein freudiges Wiedersehen werden, die Männer wollten Spaß haben, aber es endet alles ganz anders… Ein weiteres Erlebnis verändert das Leben des Protagonisten von Grund auf und ist der Ausgangspunkt der Geschichte.
Der zweite Teil von In Ewigkeit gestaltet sich aus Tagebucheinträgen des Protagonisten aus vergangenen Zeiten, die als Prequel genutzt werden. Das Tagebuch wird bereits im ersten Teil thematisiert. Es verdeutlicht die Unzufriedenheit und den inneren Konflikt des Protagonisten, sodass man Geschehnisse aus beiden Teilen verknüpfen kann.
Die Kapitel im ersten Teil werden zudem mit Songzitaten von Metalbands eröffnet und sind durchweg passend ausgewählt.

“Würde ich mein Wissen doch nur mit den Menschen teilen können
und sie schenkten meinen Worten Glauben,
müssten Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zur einzig wahren Religion werden […]”
Seite 116

Kommen wir nun zum Schreibstil des Autors. Hier fällt es mir besonders schwer, passende Worte dafür zu finden, denn selten habe ich ein Buch gelesen, das so  erstklassig und in einem beachtlichen Stil geschrieben ist. In jeder Zeile habe ich gemerkt, dass der Autor weiß, mit Worten umzugehen. Anspielungen, sprachbildliche Audrucksformen und Zynismus prägen dieses Werk. Oft habe ich geschmunzelt, sogar gelacht, aber vielmehr über das Gelesene nachgedacht.
Ian Cushings Schreibstil ist sehr flüssig und ich bin quasi durch die Seiten geflogen. In dieser Geschichte steht nicht die Sachhandlung im Mittelpunkt, sondern vielmehr philosophische Fragen: Welchen Sinn hat das Leben? Was passiert nach dem Tod? Der Protagonist versucht diese Fragen im ersten Teil zu beantworten und als Leser beginnt man selbst zu reflektieren.

Fazit: In Ewigkeit ist ein Werk, das sich nicht in ein Genre stecken lässt. Fantasy, Horror, Mysterie, Thriller oder doch Philosophie? Es enthält all diese Aspekte, ohne wirr zu erscheinen. Fantastische Begegnungen, philosophische Fragen und gruselige Erzählungen – dafür vergebe ich 5 von 5 Herzen!

28.03.2018 – Thrilling Books

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Ian Cushing ist ein neuer, deutscher Thriller-Autor der mir seinen Roman „In Ewigkeit“ als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Inhalt
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Ian Cushing hat zuvor mit „Fünf Minuten“ ein Tagebuch veröffentlicht, das als zweiter Teil in diesem Buch enthalten ist und quasi als Prequel mit veröffentlicht ist.

Im ersten Teil wird führt die Geschichte einen einsamen Wolf zurück zu seinem besten Freund und dessen Frau. Die beiden wollen auf ein Konzert fahren und sich einfach einen schönen Abend machen zusammen. Es kommt ein Arbeitskollege von Mike mit, der ebenfalls auf diese Musikrichtung steht und so kann es losgehen. Die drei fahren also los in Richtung des Konzertes und es ereignet sich ein Unfall…

Im zweiten Teil wird der Erstling, das Tagebuch des Protagonisten, als Prequel für die gesamte Geschichte dargestellt. Hier wurde aufgeschrieben was der Protagonist denkt, fühlt, wie er sich entwickelt hat und was ihn angetrieben hat sein Leben so zu leben wie er es für richtig hält.

Cover
Das Cover ist das Unendlichkeits-Zeichen, die liegende Acht. Die Illustration wurde von Karmazid gestaltet, einem Künstler, der sonst Metal-Cover entwirft. Mir gefällt diese sehr, sie macht sich gut auf dem Cover und fällt auf. Der Buchtitel „In Ewigkeit“ spiegelt sich darin doch sehr wider.

Bewertung
Ian Cushing gibt hier einen sehr tiefen Einblick in die Seele des Protagonisten aus dessen Sicht das gesamte Buch geschrieben ist. Das Seelenleben von ihm lässt mich kaum erahnen wie es ihm gehen mag, und was er alles durchlebt hat um dort zu stehen, wo er steht. Es dreht sich viel im philosophische Fragen in der Richtung „Was erwartet uns nach dem Tod?“, „Stehen wir am Ende des Lebens vor Gericht?“ oder „Gibt es einen Gott?“. Jedes Kapitel im ersten Teil wird durch Zitate von mehr oder minder bekannten Bands aus dem Metal-Bereich eröffnet die thematisch immer sehr gut passen (damit hatte er mich schon gewonnen).

Im zweiten Teil des Buches kommen noch andere Themen zur Sprache die man ebenso aus sehr verschiedenen Blickwinkeln betrachten kann und sollte. Das Tagebuch zeigt deutlich die innere Zerrissenheit des Charakters und wie er damit umgeht.

Der Schreibstil ist teilweise durch sehr lange und verschachtelte Sätze recht schwer zu lesen und ich musste manches zweimal lesen um es komplett zu verstehen, was aber zu der Thematik des Buches absolut passt und nur Kritik auf hohem Niveau ist. Man muß sich auf dieses Buch ebenso wie die Thematik einlassen, und findet eventuell selbst seine Ansichten zu Gott und Religion wieder.

Hätte ich das Tagebuch alleine gelesen, wäre ich wohl nicht angetan gewesen von dem Buch, aber insgesamt gesehen passt es gut zusammen mit den beiden Teilen. Der erste Teil des Buches deutet bereits an das im Tagebuch wichtige Dinge stehen, die für die Geschehnisse verantwortlich sind, und so liest man es natürlich auch durch um alles zu verstehen.

Fazit: Philosophischer Thriller mit Grusel-Elementen, der einen nachdenklich zurück lässt.

27.03.2018 – Wordworld

Wordworld

Inhalt:
„Falls Sie mir Glauben schenken, vermag ich nicht weniger zu erreichen, als dass Ihre Seelen in Ewigkeit gerettet werden.“

Nach einem Neuanfang in seinem Leben verliert er plötzlich alles, was für ihn noch Bedeutung hat. Inmitten dieses emotionalen Chaos hat er ein phantastisches Erlebnis, aber besitzt er tatsächlich als einziger Mensch das Wissen um das letzte große Geheimnis oder ist es nur ein Traum?

Bewertung:
DISCLAIMER: Vielen Dank an Ian Cushing für das -signierte!!!- Rezensionsexemplar! Schön, dass ich als dein Nicht-Fan nach meiner vernichtenden Rezension zum ersten Versuch nochmal dein Vertrauen wecken konnte! 😉 

Nachdem ich im August des vergangenen Jahres schon das Vergnügen hatte, durch „5 Minuten – Ein Tagebuch“ mit den Fragen nach dem Sinn des Lebens konfrontiert wurde, jedoch mit der existenzialistischen Weltsicht nur wenig anfangen konnte, habe ich durch diese Neuauflage der Geschichte in anderem Rahmen noch einmal die Möglichkeit bekommen, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Hier wird im Grunde genommen das ursprüngliche Tagebuch um eine weitere Dimension der Geschichte erweitert, wodurch alles in anderem Licht erscheint. Das ursprüngliche Buch ist nun nach dem erscheinen der neuen Version nicht mehr einzeln erhältlich, entspricht aber dem zweiten Unterkapitel des Romans.

„Is this the end of the beginning?
Or the beginning of the end?
Losing control or are you winning?
Is your life real or just pretend?“
– Black Sabbath – End of the beginning –

Mit was lässt es sich bei einer solch komplizierten Geschichte schöner einsteigen als mit dem glasklaren, wunderschönen und intelligenten Cover? Wie auch beim Vorgänger dominiert ein einheitliches Schwarz das Cover, dezent durchbrochen durch die filigrane Schrift von Autorenname und Titel. Wie auch der Klapptext ist letzterer knapp, stimmig und interesseweckend. Durch die ansonsten schlichte Gestaltung kommt die Illustration im Zentrum des Bildes in ihrer – wie der Autor es nennt – „morbiden Schönheit und Tiefgründigkeit“ wunderbar zur Geltung, wobei ich ihm vollkommen zustimme. Verschlungene Dornenzweige, die mit ihren Verästelungen, Blütentriebe und Spinnfäden schön und schrecklich zugleich sind, formen ein gleichmäßiges Unendlichkeitszeichen, welches die Thematik des Titels aufnimmt. Auch die Seiten, die den Roman in zwei Abschnitte teilen, tragen dieses Zeichen. Der bekannte Künstler Karmazid, von dem die Illustration stammt, hat hier ein wirkliches Kunstwerk geschaffen, das die Gedanken über Tod, Schönheit und Ewigkeit der Geschichte wunderbar auf den Punk trifft. Einzig mit der Altersempfehlung, 0 Monate und älter bin ich absolut nicht einverstanden. Auch wenn ich ahne, dass sie eine Art Scherz sein soll, fände ich ab 16 Jahren doch angebrachter 😉

Erster Satz: „Ich habe eine Geschichte zu erzählen; eine Geschichte, die mir vielleicht niemand glauben wird, was ich durchaus verstünde, denn auch ich vermag an manchen Tagen nicht zu glauben, was mir geschehen ist.“

Mit diesem Satz steigen wir in einem kurzen Prolog in den ersten Teil des Romans ein, welcher unmittelbar nach den Ereignissen in Teil 2 spielt. Aufgezogen wird dieses Prequel als autobiografisch erscheinendes Manuskript eines Mannes, der nach einer schweren Sinnkrise in der Freiheit der Spontanität und Ungebundenheit eine neue Lebensweise entdeckt hat. Mit seiner sogenannten 5-Minuten-Regel hat er sich darauf verschrieben, nicht weiter als 5 Minuten in die Zukunft zu denken um instinktiv sein Leben voranzubringen und frei von Angst und Zweifel zu sein. Wenn man wie ich nicht von den traumatischen und teilweise wahnsinnig anmutenden Ereignisse des zweiten Teiles scheint man es hier mit einem lebensfreudigen, aufgeschlossenen Menschen zu tun zu haben, der sein Leben in vollen Zügen genießen kann. Als ein Schicksalsschlag seinem neuen Leben eine Pause versetzt und er eine fantastische Begegnung dritter Art erlebt, wirft dass all seine Überzeugungen über den Haufen. Während er noch mit dem Verlust seines besten Freundes zurecht werden muss, sieht sich plötzlich mit der Lösung eines Urgeheimnisses konfrontiert: die Frage nach dem Jenseits…

„Es ist dein Paradies und gleichzeitig auch deine Hölle.
Du bist zu Lebzeiten der Architekt deiner Kathedrale im Himmelreich.“

Der Sprachstil ist ruhig und niveauvoll gehalten und spiegelt die nüchterne, bedrückende Lebenshaltung des Tagebuchschreibers wieder. Viel Zynismus, intelligente Anspielungen und innovativen Sprachbilder umrahmen diese Geschichte, die so viel in ihren knapp 200 Seiten beinhaltet: ein wenig Drama, Philosophie, Mystery, Thriller-Elemente – die Geschichte ist facettenreich und so wird sie auch präsentiert.

„Mein letzter Anker hatte sich aus dem lockeren Sand des Lebens losgerissen und ich fühlte mich wie ein Boot, das ohne Steuer und Ruder auf das offene Meer getrieben wurde und ohne Ziel und Plan drohte, in Seenot zu geraten.“

Interessant ist an diesem Roman neben dem Inhaltlichen vor allem der Aufbau und die unterschiedlichen Erzählweisen. Die 9 Kapitel des ersten Teiles werden mit passenden Songzitaten einiger bekannter und weniger bekannter Rock-/Metal-Bands untermauert und haben einen grundlegend positiven Ton. Hingegen ist der zweite Teil in Tagebuchform geschrieben und gewähnt uns Leser einen Einblick in die Vorgeschichte des namenslosen Protagonisten. Beginnt man mit dem zweiten Teil bekommt die nachdenkliche Stimmung schnell einen dunkleren, amoralischeren Klang. Gerade der Wechsel und die Tatsache, dass der erste Teil wie als Art ergänzende Erklärung vorangestellt ist, macht es leichter, die nachfolgende Erzählung zu ertragen und zu verstehen.

„Was, wenn man merkt, dass alles keinen Sinn macht? Wenn man versteht, dass alles, was man während seines Lebens macht und schafft, am großen Tod scheitern wird? Wenn man nicht gerade Goethe, Hesse oder Metallica heißt und der Geschichte somit etwas hinterlässt, sind Milliarden Leben sinnlos. So wie meines. Im kleinsten Kreis kann man das Leben seiner Familie, Freunde und Kollegen beeinflussen und bestenfalls bereichern, aber wenn ich nicht da wäre, wäre es ein anderer.“

Was ist das Leben? Welchen tieferen Sinn hat es? Diese Fragen stellen wir uns als Menschheit häufig und es gibt verschiedene Antworten und Wege, sich der Frage zu stellen. Der anonyme Verfasser des Tagebuchs beantwortet diese Sinn-Frage zunächst ganz im Sinne des Existenzialismus: keinen. Im Laufe des Tagebuchs wird die Stimmung immer drückender, düsterer während wir Zeuge werden, wie der Mann haltlos alle Moral und Überzeugungen ablegt und sein Leben immer weiter auf die Eskalation zusteuert. Im Gegensatz zum gemäßigten, nachdenklichen, fast schon zarten ersten Part, haben wir es hier mit einem erschreckenden, spannenden Lebenskrimi zu tun, der jedoch vor allem Sinnlosigkeit und Selbstzweifel übermittelt.

Existenzialismus lässt sich als Gefühl von „kosmischer Verlorenheit“ beschreiben – die schier unheilbare Empfindung von Einsamkeit und Fremdheit, überhaupt von der Absurdität des Lebens. Auch der Protagonist hier verehrt Camus, Sartre und Hesse, denkt, dass das Leben an sich sinnlos ist und spürt diesen Daseins-Schmerz, der ihn auch dazu bringt, Morde zu begehen. Auch wenn ich selbst mit dem Existenzialismus nichts anfangen kann und deshalb auch den zweiten Teil als alleinstehende Geschichte nicht wirklich gut finden konnte, muss ich zugeben, dass wir ihm große Werke in Musik und Malerei, sowie in Literatur und Philosophie verdanken.

Wieder lichtete sich der Nebel eines universalen, religiösen und philosophischen Problems:
Gut und Böse in Form von zwei Gegenspielern existieren nicht.
Du kannst alles sein, was du willst; es liegt alles in dir.“

Der Autor selbst würde seinen Roman gerne als Schauerliteratur im Andenken an Größen wie Edgar Allan Poe, Howard Phillips Lovecraft oder Stephen King sehen, was ich teilweise bekräftigen kann. Dieser Roman ist gruselig ohne blutrünstig zu sein, nachdenklich ohne ins lahm philosophierende abzurutschen und spannend ohne unnützes Drama zu benötigen. Der namenlose Protagonist wechselt vom Held zum Antiheld, wieder zurück, bis man als Leser irgendwann versteht, dass diese Kategorien hier eigentlich gar nicht so wichtig sind. Vielmehr zählt hier das Bild des Erzählers auf sich selbst. Spannend ist dazu auch, dass er zu keinem Zeitpunkt einen Namen bekommt. Der Autor hat hier eine Geschichte geschaffen, die nicht einfach herunter zu lesen ist und bei dem man bestimmt nicht alles akzeptierend abnicken kann, sie ist jedoch Anlass zum Nachdenken und bringt dazu, sich mit seiner eigenen Lebenssicht auseinander zu setzen. Um die Geschichte und ihre Hintergründe wirklich gänzlich verstehen zu können, muss man sich ein wenig mit Philosophie auskennen, bereit sein, damit zu beschäftigen und sich auch selbst hinterfragen können. Auch wenn ich auch hier oft mit der Stirn gerunzelt habe, hat mir dieser Rahmen für die Geschichte weitaus besser gefallen und ich kann sie nun getrost mit einem vorsichtigen Daumen hoch weiterempfehlen. 

 „Als wir still in der Abenddämmerung saßen und einen guten Whisky tranken, flüsterten die Berge und leise zu, dass wir nicht so töricht sein sollten, uns über die kleinen Ungereimtheiten des Lebens zu ärgern. Diese Ärgernisse, de uns Menschen so wichtig erschienen, dass wir pausenlos von ihnen reden müssen, sind nur ein Wimpernschlag im Leben eines Gebirges. Diese Weisheit gab mir das Gefühl der Freiheit und hat mich tief geprägt und gleichzeitig bestätigt, denn mir war schon immer bewusst, dass Bescheidenheit im Leben die wertvollste und zugleich eine rare Tugend ist.“

Abschließend möchte ich mit einem Zitat enden, das mein Leseerlebnis eigentlich ziemlich genau auf den Punkt bringt:

„War das nicht vollkommen verrückt?
Nicht verrückter, als die anderen Erzählungen und Vorstellungen
über das Leben nach dem Tod, denke ich.“

Fazit:
Auch wenn ich auch hier oft mit der Stirn gerunzelt habe, hat mir diese facettenreiche und nachdenkliche Geschichte, die auf ihren knapp 200 Seiten so vieles beinhaltet – ein wenig Drama, Philosophie, Mystery, Thriller-Elemente – recht gut gefallen und ich kann sie nun getrost mit einem vorsichtigen Daumen hoch weiterempfehlen.  

23.03.2018 – Buchblog Leif Inselmann

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Es ist schwer, das Genre des Werkes „In Ewigkeit“ von Ian Cushing genau einzugrenzen: Drama, philosophisches Werk, irgendwie zu einem gewissen Teil auch Mystery und Psychothriller – all das steckt in diesem Büchlein von 196 Seiten.

Die erste Hälfte ist das autobiografische Manuskript eines Mannes, der gerade durch eine neue Lebensweise der Spontanität einen Ausweg aus seiner allgemeinen Sinnkrise gefunden zu haben scheint – nur um dann erneut Opfer eines traumatischen Schicksalsschlages zu werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Zurechtkommen mit einem solchen Verlust, mündend aber in einem ganz neuen Blick auf das Thema Jenseits .

Die zweite Hälfte dann stellt die Vorgeschichte der ersten dar – in Form des schon zuvor erwähnten Tagesbuches des Protagonisten, das dessen geistige Entwicklung dokumentiert. Hemmungslos realistisch werden wir Zeuge eines existenzialistischen Geistes, der zunehmend die Kontrolle über sein zur Qual gewordenes Leben zurückzugewinnen versucht – und dabei, in seinem Nihilismus alle klassische Moral hinterfragend, sogar zum Mörder wird. Dieser zweite Abschnitt wurde tatsächlich schon zuvor eigenständig unter dem Titel „Fünf Minuten – Ein Tagebuch“ veröffentlicht – doch diese jetzige Erweiterung ist alles andere als schädlich, sondern vielmehr eine interessante Weiterführung.

Obwohl ein Großteil des Werkes weniger der Sachhandlung, als vielmehr der Psyche des Protagonisten gilt, liest sich „In Ewigkeit“ nur allzu flüssig weg – was nicht zuletzt an der beachtlichen Sprachbeherrschung des Autors liegt, der sein Werk mit allerlei Zynismus, Anspielungen und innovativen Sprachbildern füllt. Besonders der unspektakuläre, mit klassischer Dramaturgie brechende Charakter des Tagebuchteils verleiht der Geschichte eine allzu realistische Verortung im hiesigen Leben. Zwar gefiel mir diese zweite Hälfte subjektiv besser (wohl auch wegen der offenen Amoralität), doch auch die erste hat seinen ganz eigenen Reiz und ist ohnehin zu kurzweilig, um jemals Längen aufkommen zu lassen.

So ergibt all dies zusammen ein zwar unkonventionelles, aber gleichsam tiefes und unterhaltsames Werk. Zwar mag der Tod die einzige Gewissheit sein, wie schon unser existenzialistischer Protagonist erkennt, doch immerhin bleibt vorher meist noch genügend Zeit für solche Bücher. Ein Lichtblick in dieser allzu düsteren Welt.

14.10.2019 – Ilona Arfaoui

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Meine Rezension zu „Die Träne der Zaubersche“ von Ian Cushing

„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet …“ F. Kafka

Warum ich als Überschrift diesen Satz aus Kafkas Prozess verwende? Weil Josef K. und die Bäckersfrau Barbara eine Gemeinsamkeit haben – sie geraten beide in die Hände einer absurden Justiz. Beide werden für etwas verurteilt, was sie offensichtlich nicht getan haben, und beiden ist es nicht mehr möglich, sich aus diesem von grausamer Willkür gesponnenen Netz zu befreien.

Und nein, Hexen gehören nicht der Vergangenheit an – nur in unserer so aufgeklärten Zeit sind es Beamte, Künstler, Prominente oder ganz normale Bürger, auf die erbarmungslos Jagd gemacht wird.

Ian Cushing ist es wirklich gelungen, nicht nur den Irrsinn dieser Anklage, bis hin zur Verurteilung der Angeklagten sehr eindringlich zu schildern, sondern vor allem den Leser mit dem Entsetzen, der Fassungslosigkeit, der Furcht, den Zorn und der vergeblichen Hoffnung der liebenswerten unbescholtenen Bäckersfrau zu konfrontieren.

Er verzichtet dabei weitgehend auf die zu detaillierten Beschreibungen von Quälereien – viel schlimmer zu ertragen sind die spitzfindig hinterhältigen Anklage-Argumente des Richters und die Hilflosigkeit der Angeklagten (ging mir buchstäblich an die Nieren und hat mich fatal an den Prozess der Jeanne d‘Arc erinnert, den ich vor einigen Jahren im Laufe einer Recherche lesen musste).

In welchem Zusammenhang nun die drei Protagonisten aus der Gegenwart zu der armen Barbara stehen, möchte ich aufgrund der Spoiler-Gefahr nicht schreiben. Nur so viel, „Die Träne der Zauberschen“ ist ein Roman, den es sich zu lesen lohnt und dafür gibt es von mir verdiente fünf Sterne.