23.05.2018 – Stage Reptiles

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Du planst einen Neuanfang. Du setzt alles darauf und es scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Doch dann bricht alles zusammen, was Du aufgebaut hast.

Ian Cushing hat mit seinem Erstling Fünf Minuten ein verstörendes Kunstwerk erschaffen, das seinen Lesern einiges abverlangte. Mit seinem zweiten Roman In Ewigkeit will er nun an den Erfolg anknüpfen und hat dabei eine Fortsetzung geschrieben, die all die Hoffnung aus dem Erstling – sollte der Protagonist je welche gehabt haben – zunichte macht. Es fällt auf, dass sich Cushing wieder bei bekannten Metalgrößen bedient hat und die Kapitel mit Zitaten von Black Sabbath, Anthrax oder Tiamat einleitet. Beim Lesen schadet es nicht, wenn man mit philosophischen Werken etwas vertraut ist und bereit, hinter die Kulissen zu sehen und sich selbst sowie das Sein zu hinterfragen. Wie bereits im Erstling, der im zweiten Teil des Buches aufgeführt ist, bedient sich der Autor bei Lebensweisheiten und Erklärungsversuchen des Seins, die er ausführt und versucht auf das Leben und die Erkenntnis seines Protagonisten zu projizieren. Das gelingt recht gut und regt wieder einmal dazu an, weiterzulesen und sich selbst mit gewissen Ansätzen zu befassen und das ein oder andere Werk selbst zu lesen. Natürlich hat er es mir persönlich mit der Erwähnung und Verarbeitung des Materials von Nobelpreisträger Hermann Hesse angetan, zähle ich doch zu den Hessianern. Seine Auslegung des Steppenwolfs ist perfekt eingearbeitet in die Geschichte um das Lyrische Ich, die er konstruiert hat, um ein bisschen den Weltsinn zu hinterfragen und letztendlich auch zu verstehen.

Für Cushing braucht man Ruhe, Wissen und gerne auch den Hang zum Schmunzeln. Ein Augenmerk sei auch auf Kleinigkeiten gelegt, wie beispielsweise die Angabe der Zahl Acht im entsprechenden Kapitel. Hier wird die Acht gedreht und dadurch zum Symbol für Unendlichkeit, was wiederum sehr gut zum Thema des Abschnitts passt. Dieses Symbol findet sich auch auf dem Cover wieder, gestaltet von Illustrator Karmazid. Eine Dornenkrone zum Unendlichkeitssymbol verformt, eine Seite bluttriefend vom Haupt Jesu, des Erlösers gerissen, die andere Seite dornenlos mit einer Knospe, mit Grün, verwelkend oder entstehend als Symbol der Wiederauferstehung und des Lebens?

In Ewigkeit ist sicherlich nichts für eine breite Masse. Manch einer wird das Buch recht bald wieder aus der Hand legen und es verteufeln, weil er nichts damit anfangen kann. Wer aber philosophisch interessiert ist und sich gerne mit dem Weltsinn und dem Sinn des Seins beschäftigt, wird hier wieder mal ein gutes Buch gefunden haben, das für ihn nur ein kurzer Zeitvertreib ist, aber dafür ein recht lohnender. Auch wenn manche Ansätze nicht komplett ausgeführt werden, regt das Buch doch zum Nachdenken, Studieren und auch zur Diskussion an, wenn man ein Umfeld hat, das sich ebenfalls für das Thema erwärmen lässt. Cushing könnte aufsteigen in eine Nische der Literatur und der Philosophie, die nicht von vielen verstanden, aber von Verständigen gefeiert wird. Übrigens könnten auch Lovecraft-Jünger Gefallen daran finden, wenngleich auch aus anderen Gründen.

13.05.2018 – Thrill & Kill

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IN EWIGKEIT ist das zweite veröffentliche Werk von dem Autor Ian Cushing. Im letzten Jahr hat er seinen Debütroman FÜNF MINUTEN veröffentlicht. Die beiden Geschichten sind miteinander verwoben, da es wieder um denselben Protagonisten geht, doch die Erzählstile sind ganz andere. Aufgrund der engen Verbindung der beiden Geschichten, sind beide in dem kleinen Büchlein IN EWIGKEIT abgedruckt.

Inhalt von IN EWIGKEIT
Der namenlose Protagonist kehrt nach einiger Zeit des Reisens wieder einmal in das Zuhause seines besten Freundes ein. Ein zuerst sehr lustiger Abend endet in einer Katastrophe und einem lebensverändernden Ereignis für den Protagonisten.
Auf dem Weg zur Klärung der Ereignisse stolpert der Protagonist immer wieder über philosophische Fragen und wird von seiner Vergangenheit eingeholt.

Resümee zu IN EWIGKEIT
Die Geschichte von Ian Cushing entwickelt sich langsam und wird in einem ruhigem Tempo erzählt. Auch wenn die Ereignisse schlimm sind, wird durch den Erzählstil stets eine gewisse Distanz zum Geschehen gehalten. Diesen Umstand kann man begrüßen oder kritisieren, da so auch immer eine Distanz zum Protagonisten gehalten wird und er unnahbar wirkt. Hier sind persönliche Vorlieben unterschiedlich.

Der Schreibstil an sich ist sehr angenehm und macht beim Lesen Freude. Cushing verzichtet auf allzu komplizierte Sätze, auch wenn in dem Buch schwierige philosophische Themen behandelt werden.

Die Handlung von IN EWIGKEIT an sich mag schnell umrissen werden, allerdings möchte die Geschichte auch nicht mit einer komplexen Außenhandlung, sondern vielmehr mit der Innenhandlung des Protagonisten glänzen. Da die Erzählung aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, spielen die Gedanken von dem Protagonisten eine große Rolle. Obwohl im Grunde genommen nicht viel passiert, wird die Innenwelt des Protagonisten völlig auf den Kopf gestellt, was sich vor allem in Verbindung zu FÜNF MINUTEN (dem Vorgänger und nun Anhang zu IN EWIGKEIT) zeigt.

Das knapp 200-seitige Buch beinhaltet keine grausigen Serienmörder oder Kannibalen, sondern behandelt die Art von Horror, die durchaus in der Realität stattfindet. Besonders der zweite Teil des Buches lässt sich so gut beschreiben. Während es im ersten Teil den ein oder anderen fantastischen und/oder mysteriösen Moment gibt, befasst sich der zweite Teil mit der „harten“ Realität des Lebens. Die Geschichte wird hier in Form von Tagebucheinträgen erzählt und der Protagonist schildert seine Ansichten zum Sinn des Lebens, was sehr in Richtung Existentialismus geht.

IN EWIGKEIT ist kein klassisches Horrorbuch. Trotzdem behandelt es Themen, die eindeutig dem Genre zuzuordnen sind. Mehr als Blut und Gewalt, liegt jedoch die Frage nach dem Sinn des Lebens und einem möglichen Leben nach dem Tod im Fokus der Geschichte. Cushing hat hier ein Buch veröffentlicht, welches zum Nachdenken anregt. Ganz im Sinne des Protagonisten: „Falls Sie mir Glauben schenken, vermag ich nicht weniger zu erreichen als dass Ihre Seelen in Ewigkeit gerettet werden.“

29.04.2018 – Dunkles Kapitel

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Es sollte ein Besuch und ein schöner Abend mit seinem besten Freund werden. Nach dem Tod seiner Frau und dem ständigen Alleinsein, sehnt er sich nach Gesellschaft. Ein Konzert soll ihn an alte Zeiten erinnern und die Stimmung heben. Doch alles kommt anders. Ein schrecklicher Unfall ereignet sich und reißt seinen besten Freund Mike und dessen Freund aus dem Leben. Nur er überlebt und er muss damit zurechtkommen.

Schon sein erstes Buch ergriff mich und so freute ich mich umso mehr auf „In Ewigkeit“. Der Autor schafft es auch diesmal mir vollends mitzunehmen. Vor allem die realistische Schreibweise, die Denkweise des Protagonisten, die Erlebnisse fügen dazu bei, dass man sich in manchen Passagen selbst sieht. Selten kann ich mich mit einem Charakter in vielerlei Hinsichten so identifizieren, ein tolles Erlebnis, was zu einem unglaublichen Lesegenuss führt. Ich würde mich sehr freuen, in Zukunft mehr von Ian Cushing zu hören und vor allem zu lesen.

15.04.2018 – InKulturA-online

InKulturA-online

Was bleibt dem Individuum, wenn tradierte Lebensgewohnheiten sich als Lügen herausstellen, wenn gelebtes Leben schal wird und nur noch durch bedeutungsloses Perpetuieren der Anschein von Normalität erhalten wird und was geschieht mit diesem Individuum, das sich durch ein von außen ins Dasein drängendes Ereignis auf einmal der Endlichkeit und Einsamkeit, letztendlich der Sinnlosigkeit menschlicher Existenz bewusst wird?

Ian Cushing lässt einen namenlosen Ich-Erzähler Tagebuch führen und der Leser wird Zeuge eines Lebens, das stets gefährdet ist und dessen anonymer Protagonist im Dunkel möglichen Nichtseins zu versinken droht. Es sind, um einen Begriff Karl Jaspers zu verwenden, Grenzsituationen, denen die Figur ausgeliefert ist. Tod, Verlust und, als vielleicht höchste negative Steigerung, Töten sind die Fixsterne dieses einsamen Kosmos, den der Autor mit präziser Diktion beschreibt.

Unprätentiös und ohne sprachliche Schnörkel, jedoch ausgestattet mit manchmal schmerzhaft lapidaren Sätzen – „Was, wenn man merkt, dass alles keinen Sinn macht? Wenn man versteht, dass alles, was man während seines Lebens macht und schafft, am großen Tod scheitern wird?“ – , schmerzhaft, weil ihnen Tragik und Verzweiflung immanent sind, beschreibt der Autor ein Leben, das, seien wir ehrlich, ein Leben eines jeden von uns sein könnte.

Geworfen, um einen ebenfalls zentralen Begriff Heideggers zu benutzen, mit Jaspers zusammen der philosophische Spiritus Rector von Jean-Paul Sartre und Albert Camus, – Ian Cushings Figur rekurriert immer wieder auf deren existentialistische Gedanken – in ein sinnloses Leben, das letztendlich nur Sinn erhält, wenn sich ein Individuum eben dieser Sinnlosigkeit bewusst wird.

Hart und direkt. Ein Buch, das, obwohl sich vieler Genres bedienend, wohltuend von den jeweils üblichen Klischees abhebt, weil es trotz intensiver Introspektion seines Protagonisten keine langweilige pseudointellektuelle Nabelschau bietet.

09.04.2018 – Buchmotte

Buchmotte

Buch als Gegenstand
Deckblatt vorne viel versprechend: die Dornenkrone in ein Ewigkeitssymbol verdreht.
Klare Linie, deutliche Aussage.
Hinten: Schrift in Druckbuchstaben als Textwand soll gemieden werden. Schriftfarbe kontrastarm.
Das Innenleben: Schrift obwohl relativ klein gut lesbar, da sehr kontrastreich, Seitengröße optimal genutzt.

Buch inhaltlich
Aufbau: zwei Teile.
Teil eins wie ein Roman, Teil zwei wie ein Tagebuch, soll dem ersten Buch des Autors entsprechen. Kann ich nicht beurteilen, habe nicht gelesen.

Beide fangen gewöhnungsbedürftig an, Tendenz zu Langweile.
Später wird es aber interessant.
Zitierte Lieder könnten übersetzt werden, ich mag kein Englisch und bin nicht alleine damit.

Beide Teile sind in Ich-Form geschrieben, ohne dass der Leser den Namen erfährt.
Der Name spielt hier eine so geringe Rolle, dass ich einfach zu Helmut greife.

Ich möchte das Buch ganz von Hinten aufrollen, weil nur so sich der Sinn entfaltet.

Was braucht ein Mensch um Serienmörder zu werden?
Helmut ist in der Arbeit ein Ja-Sager und ein Arschkriecher. Seine Unzufriedenheit lässt sich mit den Händen greifen. Sein restliches Leben ist auch nicht berauschend. Deswegen erweitert sich die Beschreibung seines Inneren um Versager. Ein total unsympathischer und primitiver Mensch. So wundert es mich nicht, dass ihm das Töten so … begeistert.
Und obwohl er später eine … unheimliche Begegnung haben sollte, bin ich überzeugt, dass er bei seinem Hobby bleibt. Es ist wie bei Suizid-Menschen. Wer immer wieder erfolglos probiert, der kann damit nicht aufhören.

Ich hoffe sehr, dass Helmut nicht mein Nachbar ist.

Nach der Lektüre musste ich mit Bedauern feststellen, dass die Aussage des Deckblatts sich im Text nicht spiegelt.
ABER: Zwei Tage später verwandelte sich die verdrehte Dornenkrone in eine Karnevalsmaske mit zwei Tränen und einer Feder. Und schon stimmte ALLES.

07.04.2018 – Glitastic Books

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Ein großes Dankeschön an Ian Cushing für das Rezensionsexemplar! Das beeinflusst meine Meinung jedoch nicht.

Meine Meinung: 
Nachdem Ian mich kontaktiert und mir Informationen über In Ewigkeit hat zukommen lassen, konnte ich zunächst nicht richtig einschätzen, welche Geschichte mich erwartet. Aber die Beschreibung des Buches klang mystisch, gruselig und zugleich philosophisch. Da das genau meinen Geschmack trifft, wollte ich unbedingt wissen, was hinter dem recht schlicht gehalteten Cover mit dem Unendlichkeitszeichen aus Dornenzweigen steckt.
Übrigens hat der Künstler Karmazid das Cover entworfen und wenn man das Buch liest, versteht man sowohl Titel als auch Design.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil beschreibt der Autor das Leben des namenlosen Protagonisten nach einem einschneidenden Geschehen, nämlich dem Tod seiner Ehefrau. Er fährt mit einem VW-Bus durch das Land und besucht schließlich seinen besten Freund sowie dessen Frau. Es sollte ein freudiges Wiedersehen werden, die Männer wollten Spaß haben, aber es endet alles ganz anders… Ein weiteres Erlebnis verändert das Leben des Protagonisten von Grund auf und ist der Ausgangspunkt der Geschichte.
Der zweite Teil von In Ewigkeit gestaltet sich aus Tagebucheinträgen des Protagonisten aus vergangenen Zeiten, die als Prequel genutzt werden. Das Tagebuch wird bereits im ersten Teil thematisiert. Es verdeutlicht die Unzufriedenheit und den inneren Konflikt des Protagonisten, sodass man Geschehnisse aus beiden Teilen verknüpfen kann.
Die Kapitel im ersten Teil werden zudem mit Songzitaten von Metalbands eröffnet und sind durchweg passend ausgewählt.

“Würde ich mein Wissen doch nur mit den Menschen teilen können
und sie schenkten meinen Worten Glauben,
müssten Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zur einzig wahren Religion werden […]”
Seite 116

Kommen wir nun zum Schreibstil des Autors. Hier fällt es mir besonders schwer, passende Worte dafür zu finden, denn selten habe ich ein Buch gelesen, das so  erstklassig und in einem beachtlichen Stil geschrieben ist. In jeder Zeile habe ich gemerkt, dass der Autor weiß, mit Worten umzugehen. Anspielungen, sprachbildliche Audrucksformen und Zynismus prägen dieses Werk. Oft habe ich geschmunzelt, sogar gelacht, aber vielmehr über das Gelesene nachgedacht.
Ian Cushings Schreibstil ist sehr flüssig und ich bin quasi durch die Seiten geflogen. In dieser Geschichte steht nicht die Sachhandlung im Mittelpunkt, sondern vielmehr philosophische Fragen: Welchen Sinn hat das Leben? Was passiert nach dem Tod? Der Protagonist versucht diese Fragen im ersten Teil zu beantworten und als Leser beginnt man selbst zu reflektieren.

Fazit: In Ewigkeit ist ein Werk, das sich nicht in ein Genre stecken lässt. Fantasy, Horror, Mysterie, Thriller oder doch Philosophie? Es enthält all diese Aspekte, ohne wirr zu erscheinen. Fantastische Begegnungen, philosophische Fragen und gruselige Erzählungen – dafür vergebe ich 5 von 5 Herzen!