Buch als Gegenstand Deckblatt vorne viel versprechend: die Dornenkrone in ein Ewigkeitssymbol verdreht. Klare Linie, deutliche Aussage. Hinten: Schrift in Druckbuchstaben als Textwand soll gemieden werden. Schriftfarbe kontrastarm. Das Innenleben: Schrift obwohl relativ klein gut lesbar, da sehr kontrastreich, Seitengröße optimal genutzt.
Buch inhaltlich Aufbau: zwei Teile. Teil eins wie ein Roman, Teil zwei wie ein Tagebuch, soll dem ersten Buch des Autors entsprechen. Kann ich nicht beurteilen, habe nicht gelesen.
Beide fangen gewöhnungsbedürftig an, Tendenz zu Langweile. Später wird es aber interessant. Zitierte Lieder könnten übersetzt werden, ich mag kein Englisch und bin nicht alleine damit.
Beide Teile sind in Ich-Form geschrieben, ohne dass der Leser den Namen erfährt. Der Name spielt hier eine so geringe Rolle, dass ich einfach zu Helmut greife.
Ich möchte das Buch ganz von Hinten aufrollen, weil nur so sich der Sinn entfaltet.
Was braucht ein Mensch um Serienmörder zu werden? Helmut ist in der Arbeit ein Ja-Sager und ein Arschkriecher. Seine Unzufriedenheit lässt sich mit den Händen greifen. Sein restliches Leben ist auch nicht berauschend. Deswegen erweitert sich die Beschreibung seines Inneren um Versager. Ein total unsympathischer und primitiver Mensch. So wundert es mich nicht, dass ihm das Töten so … begeistert. Und obwohl er später eine … unheimliche Begegnung haben sollte, bin ich überzeugt, dass er bei seinem Hobby bleibt. Es ist wie bei Suizid-Menschen. Wer immer wieder erfolglos probiert, der kann damit nicht aufhören.
Ich hoffe sehr, dass Helmut nicht mein Nachbar ist.
Nach der Lektüre musste ich mit Bedauern feststellen, dass die Aussage des Deckblatts sich im Text nicht spiegelt. ABER: Zwei Tage später verwandelte sich die verdrehte Dornenkrone in eine Karnevalsmaske mit zwei Tränen und einer Feder. Und schon stimmte ALLES.
Ein großes Dankeschön an Ian Cushing für das Rezensionsexemplar! Das beeinflusst meine Meinung jedoch nicht.
Meine Meinung: Nachdem Ian mich kontaktiert und mir Informationen über In Ewigkeit hat zukommen lassen, konnte ich zunächst nicht richtig einschätzen, welche Geschichte mich erwartet. Aber die Beschreibung des Buches klang mystisch, gruselig und zugleich philosophisch. Da das genau meinen Geschmack trifft, wollte ich unbedingt wissen, was hinter dem recht schlicht gehalteten Cover mit dem Unendlichkeitszeichen aus Dornenzweigen steckt. Übrigens hat der Künstler Karmazid das Cover entworfen und wenn man das Buch liest, versteht man sowohl Titel als auch Design.
Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil beschreibt der Autor das Leben des namenlosen Protagonisten nach einem einschneidenden Geschehen, nämlich dem Tod seiner Ehefrau. Er fährt mit einem VW-Bus durch das Land und besucht schließlich seinen besten Freund sowie dessen Frau. Es sollte ein freudiges Wiedersehen werden, die Männer wollten Spaß haben, aber es endet alles ganz anders… Ein weiteres Erlebnis verändert das Leben des Protagonisten von Grund auf und ist der Ausgangspunkt der Geschichte. Der zweite Teil von In Ewigkeit gestaltet sich aus Tagebucheinträgen des Protagonisten aus vergangenen Zeiten, die als Prequel genutzt werden. Das Tagebuch wird bereits im ersten Teil thematisiert. Es verdeutlicht die Unzufriedenheit und den inneren Konflikt des Protagonisten, sodass man Geschehnisse aus beiden Teilen verknüpfen kann. Die Kapitel im ersten Teil werden zudem mit Songzitaten von Metalbands eröffnet und sind durchweg passend ausgewählt.
“Würde ich mein Wissen doch nur mit den Menschen teilen können und sie schenkten meinen Worten Glauben, müssten Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zur einzig wahren Religion werden […]” Seite 116
Kommen wir nun zum Schreibstil des Autors. Hier fällt es mir besonders schwer, passende Worte dafür zu finden, denn selten habe ich ein Buch gelesen, das so erstklassig und in einem beachtlichen Stil geschrieben ist. In jeder Zeile habe ich gemerkt, dass der Autor weiß, mit Worten umzugehen. Anspielungen, sprachbildliche Audrucksformen und Zynismus prägen dieses Werk. Oft habe ich geschmunzelt, sogar gelacht, aber vielmehr über das Gelesene nachgedacht. Ian Cushings Schreibstil ist sehr flüssig und ich bin quasi durch die Seiten geflogen. In dieser Geschichte steht nicht die Sachhandlung im Mittelpunkt, sondern vielmehr philosophische Fragen: Welchen Sinn hat das Leben? Was passiert nach dem Tod? Der Protagonist versucht diese Fragen im ersten Teil zu beantworten und als Leser beginnt man selbst zu reflektieren.
Fazit: In Ewigkeit ist ein Werk, das sich nicht in ein Genre stecken lässt. Fantasy, Horror, Mysterie, Thriller oder doch Philosophie? Es enthält all diese Aspekte, ohne wirr zu erscheinen. Fantastische Begegnungen, philosophische Fragen und gruselige Erzählungen – dafür vergebe ich 5 von 5 Herzen!
Ian Cushing ist ein neuer, deutscher Thriller-Autor der mir seinen Roman „In Ewigkeit“ als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Inhalt Das Buch besteht aus zwei Teilen. Ian Cushing hat zuvor mit „Fünf Minuten“ ein Tagebuch veröffentlicht, das als zweiter Teil in diesem Buch enthalten ist und quasi als Prequel mit veröffentlicht ist.
Im ersten Teil wird führt die Geschichte einen einsamen Wolf zurück
zu seinem besten Freund und dessen Frau. Die beiden wollen auf ein
Konzert fahren und sich einfach einen schönen Abend machen zusammen. Es
kommt ein Arbeitskollege von Mike mit, der ebenfalls auf diese
Musikrichtung steht und so kann es losgehen. Die drei fahren also los in
Richtung des Konzertes und es ereignet sich ein Unfall…
Im zweiten Teil wird der Erstling, das
Tagebuch des Protagonisten, als Prequel für die gesamte Geschichte
dargestellt. Hier wurde aufgeschrieben was der Protagonist denkt, fühlt,
wie er sich entwickelt hat und was ihn angetrieben hat sein Leben so zu
leben wie er es für richtig hält.
Cover Das Cover ist das Unendlichkeits-Zeichen, die liegende Acht. Die Illustration wurde von Karmazid gestaltet, einem Künstler, der sonst Metal-Cover entwirft. Mir gefällt diese sehr, sie macht sich gut auf dem Cover und fällt auf. Der Buchtitel „In Ewigkeit“ spiegelt sich darin doch sehr wider.
Bewertung Ian Cushing gibt hier einen sehr tiefen Einblick in die Seele des Protagonisten aus dessen Sicht das gesamte Buch geschrieben ist. Das Seelenleben von ihm lässt mich kaum erahnen wie es ihm gehen mag, und was er alles durchlebt hat um dort zu stehen, wo er steht. Es dreht sich viel im philosophische Fragen in der Richtung „Was erwartet uns nach dem Tod?“, „Stehen wir am Ende des Lebens vor Gericht?“ oder „Gibt es einen Gott?“. Jedes Kapitel im ersten Teil wird durch Zitate von mehr oder minder bekannten Bands aus dem Metal-Bereich eröffnet die thematisch immer sehr gut passen (damit hatte er mich schon gewonnen).
Im zweiten Teil des Buches kommen noch
andere Themen zur Sprache die man ebenso aus sehr verschiedenen
Blickwinkeln betrachten kann und sollte. Das Tagebuch zeigt deutlich die
innere Zerrissenheit des Charakters und wie er damit umgeht.
Der Schreibstil ist teilweise durch sehr lange und verschachtelte Sätze recht schwer zu lesen und ich musste manches zweimal lesen um es komplett zu verstehen, was aber zu der Thematik des Buches absolut passt und nur Kritik auf hohem Niveau ist. Man muß sich auf dieses Buch ebenso wie die Thematik einlassen, und findet eventuell selbst seine Ansichten zu Gott und Religion wieder.
Hätte ich das Tagebuch alleine gelesen, wäre ich wohl nicht angetan gewesen von dem Buch, aber insgesamt gesehen passt es gut zusammen mit den beiden Teilen. Der erste Teil des Buches deutet bereits an das im Tagebuch wichtige Dinge stehen, die für die Geschehnisse verantwortlich sind, und so liest man es natürlich auch durch um alles zu verstehen.
Fazit: Philosophischer Thriller mit Grusel-Elementen, der einen nachdenklich zurück lässt.
Inhalt: „Falls Sie mir Glauben schenken, vermag ich nicht weniger zu erreichen, als dass Ihre Seelen in Ewigkeit gerettet werden.“
Nach einem Neuanfang in
seinem Leben verliert er plötzlich alles, was für ihn noch
Bedeutung hat. Inmitten dieses emotionalen Chaos hat er ein
phantastisches Erlebnis, aber besitzt er tatsächlich als einziger
Mensch das Wissen um das letzte große Geheimnis oder ist es nur ein
Traum?
Bewertung: DISCLAIMER: Vielen Dank an Ian Cushing für das -signierte!!!- Rezensionsexemplar! Schön, dass ich als dein Nicht-Fan nach meiner vernichtenden Rezension zum ersten Versuch nochmal dein Vertrauen wecken konnte! 😉
Nachdem ich im August des
vergangenen Jahres schon das Vergnügen hatte, durch „5
Minuten – Ein Tagebuch“ mit den Fragen nach dem Sinn des
Lebens konfrontiert wurde, jedoch mit der existenzialistischen
Weltsicht nur wenig anfangen konnte, habe ich durch diese Neuauflage
der Geschichte in anderem Rahmen noch einmal die Möglichkeit
bekommen, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Hier wird im Grunde
genommen das ursprüngliche Tagebuch um eine weitere Dimension der
Geschichte erweitert, wodurch alles in anderem Licht erscheint. Das
ursprüngliche Buch ist nun nach dem erscheinen der neuen Version
nicht mehr einzeln erhältlich, entspricht aber dem zweiten
Unterkapitel des Romans.
„Is this the end of the beginning? Or the beginning of the end? Losing control or are you winning? Is your life real or just pretend?“ – Black Sabbath – End of the beginning –
Mit was lässt es sich bei
einer solch komplizierten Geschichte schöner einsteigen als mit
dem glasklaren, wunderschönen und intelligenten Cover? Wie auch beim
Vorgänger dominiert ein einheitliches Schwarz das Cover, dezent
durchbrochen durch die filigrane Schrift von Autorenname und
Titel. Wie auch der Klapptext ist letzterer knapp, stimmig und
interesseweckend. Durch die ansonsten schlichte Gestaltung kommt die
Illustration im Zentrum des Bildes in ihrer – wie der Autor es nennt
– „morbiden Schönheit und Tiefgründigkeit“ wunderbar zur
Geltung, wobei ich ihm vollkommen zustimme. Verschlungene
Dornenzweige, die mit ihren Verästelungen, Blütentriebe und
Spinnfäden schön und schrecklich zugleich sind, formen ein
gleichmäßiges Unendlichkeitszeichen, welches die Thematik des
Titels aufnimmt. Auch die Seiten, die den Roman in zwei
Abschnitte teilen, tragen dieses Zeichen. Der bekannte Künstler
Karmazid, von dem die Illustration stammt, hat hier ein wirkliches
Kunstwerk geschaffen, das die Gedanken über Tod, Schönheit
und Ewigkeit der Geschichte wunderbar auf den Punk trifft.
Einzig mit der Altersempfehlung, 0 Monate und älter bin ich absolut
nicht einverstanden. Auch wenn ich ahne, dass sie eine Art Scherz
sein soll, fände ich ab 16 Jahren doch angebrachter 😉
Erster Satz:
„Ich habe eine Geschichte zu erzählen; eine Geschichte, die mir
vielleicht niemand glauben wird, was ich durchaus verstünde, denn
auch ich vermag an manchen Tagen nicht zu glauben, was mir geschehen
ist.“
Mit diesem Satz steigen
wir in einem kurzen Prolog in den ersten Teil des Romans ein, welcher
unmittelbar nach den Ereignissen in Teil 2 spielt. Aufgezogen wird
dieses Prequel als autobiografisch erscheinendes Manuskript eines
Mannes, der nach einer schweren Sinnkrise in der Freiheit der
Spontanität und Ungebundenheit eine neue Lebensweise entdeckt hat.
Mit seiner sogenannten 5-Minuten-Regel hat er sich darauf
verschrieben, nicht weiter als 5 Minuten in die Zukunft zu denken um
instinktiv sein Leben voranzubringen und frei von Angst und Zweifel
zu sein. Wenn man wie ich nicht von den traumatischen und
teilweise wahnsinnig anmutenden Ereignisse des zweiten Teiles scheint
man es hier mit einem lebensfreudigen, aufgeschlossenen Menschen zu
tun zu haben, der sein Leben in vollen Zügen genießen kann. Als ein
Schicksalsschlag seinem neuen Leben eine Pause versetzt und er eine
fantastische Begegnung dritter Art erlebt, wirft dass all seine
Überzeugungen über den Haufen. Während er noch mit dem Verlust
seines besten Freundes zurecht werden muss, sieht sich plötzlich mit
der Lösung eines Urgeheimnisses konfrontiert: die Frage nach dem
Jenseits…
„Es ist dein Paradies und gleichzeitig auch deine Hölle. Du bist zu Lebzeiten der Architekt deiner Kathedrale im Himmelreich.“
Der Sprachstil ist ruhig und niveauvoll gehalten und spiegelt die nüchterne, bedrückende Lebenshaltung des Tagebuchschreibers wieder. Viel Zynismus, intelligente Anspielungen und innovativen Sprachbilder umrahmen diese Geschichte, die so viel in ihren knapp 200 Seiten beinhaltet: ein wenig Drama, Philosophie, Mystery, Thriller-Elemente – die Geschichte ist facettenreich und so wird sie auch präsentiert.
„Mein
letzter Anker hatte sich aus dem lockeren Sand des Lebens losgerissen
und ich fühlte mich wie ein Boot, das ohne Steuer und Ruder auf das
offene Meer getrieben wurde und ohne Ziel und Plan drohte, in Seenot
zu geraten.“
Interessant ist an diesem
Roman neben dem Inhaltlichen vor allem der Aufbau und die
unterschiedlichen Erzählweisen. Die 9 Kapitel des ersten Teiles
werden mit passenden Songzitaten einiger bekannter und weniger
bekannter Rock-/Metal-Bands untermauert und haben einen grundlegend
positiven Ton. Hingegen ist der zweite Teil in Tagebuchform
geschrieben und gewähnt uns Leser einen Einblick in die
Vorgeschichte des namenslosen Protagonisten. Beginnt man mit dem
zweiten Teil bekommt die nachdenkliche Stimmung schnell einen
dunkleren, amoralischeren Klang. Gerade der Wechsel und die Tatsache,
dass der erste Teil wie als Art ergänzende Erklärung vorangestellt
ist, macht es leichter, die nachfolgende Erzählung zu ertragen und
zu verstehen.
„Was,
wenn man merkt, dass alles keinen Sinn macht? Wenn man versteht, dass
alles, was man während seines Lebens macht und schafft, am großen
Tod scheitern wird? Wenn man nicht gerade Goethe, Hesse oder
Metallica heißt und der Geschichte somit etwas hinterlässt, sind
Milliarden Leben sinnlos. So wie meines. Im kleinsten Kreis kann man
das Leben seiner Familie, Freunde und Kollegen beeinflussen und
bestenfalls bereichern, aber wenn ich nicht da wäre, wäre es ein
anderer.“
Was ist das Leben? Welchen tieferen Sinn hat es? Diese Fragen stellen wir uns als Menschheit häufig und es gibt verschiedene Antworten und Wege, sich der Frage zu stellen. Der anonyme Verfasser des Tagebuchs beantwortet diese Sinn-Frage zunächst ganz im Sinne des Existenzialismus: keinen. Im Laufe des Tagebuchs wird die Stimmung immer drückender, düsterer während wir Zeuge werden, wie der Mann haltlos alle Moral und Überzeugungen ablegt und sein Leben immer weiter auf die Eskalation zusteuert. Im Gegensatz zum gemäßigten, nachdenklichen, fast schon zarten ersten Part, haben wir es hier mit einem erschreckenden, spannenden Lebenskrimi zu tun, der jedoch vor allem Sinnlosigkeit und Selbstzweifel übermittelt.
Existenzialismus lässt
sich als Gefühl von „kosmischer Verlorenheit“
beschreiben – die schier unheilbare Empfindung von Einsamkeit
und Fremdheit, überhaupt von der Absurdität des Lebens. Auch der
Protagonist hier verehrt Camus, Sartre und Hesse, denkt, dass das
Leben an sich sinnlos ist und spürt diesen Daseins-Schmerz, der ihn
auch dazu bringt, Morde zu begehen. Auch wenn ich selbst mit dem
Existenzialismus nichts anfangen kann und deshalb auch den zweiten
Teil als alleinstehende Geschichte nicht wirklich gut finden konnte,
muss ich zugeben, dass wir ihm große Werke in Musik und Malerei,
sowie in Literatur und Philosophie verdanken.
„Wieder lichtete sich der Nebel eines universalen, religiösen und philosophischen Problems: Gut und Böse in Form von zwei Gegenspielern existieren nicht. Du kannst alles sein, was du willst; es liegt alles in dir.“
Der Autor selbst würde seinen Roman gerne als Schauerliteratur im Andenken an Größen wie Edgar Allan Poe, Howard Phillips Lovecraft oder Stephen King sehen, was ich teilweise bekräftigen kann. Dieser Roman ist gruselig ohne blutrünstig zu sein, nachdenklich ohne ins lahm philosophierende abzurutschen und spannend ohne unnützes Drama zu benötigen. Der namenlose Protagonist wechselt vom Held zum Antiheld, wieder zurück, bis man als Leser irgendwann versteht, dass diese Kategorien hier eigentlich gar nicht so wichtig sind. Vielmehr zählt hier das Bild des Erzählers auf sich selbst. Spannend ist dazu auch, dass er zu keinem Zeitpunkt einen Namen bekommt. Der Autor hat hier eine Geschichte geschaffen, die nicht einfach herunter zu lesen ist und bei dem man bestimmt nicht alles akzeptierend abnicken kann, sie ist jedoch Anlass zum Nachdenken und bringt dazu, sich mit seiner eigenen Lebenssicht auseinander zu setzen. Um die Geschichte und ihre Hintergründe wirklich gänzlich verstehen zu können, muss man sich ein wenig mit Philosophie auskennen, bereit sein, damit zu beschäftigen und sich auch selbst hinterfragen können. Auch wenn ich auch hier oft mit der Stirn gerunzelt habe, hat mir dieser Rahmen für die Geschichte weitaus besser gefallen und ich kann sie nun getrost mit einem vorsichtigen Daumen hoch weiterempfehlen.
„Als
wir still in der Abenddämmerung saßen und einen guten Whisky
tranken, flüsterten die Berge und leise zu, dass wir nicht so
töricht sein sollten, uns über die kleinen Ungereimtheiten des
Lebens zu ärgern. Diese Ärgernisse, de uns Menschen so wichtig
erschienen, dass wir pausenlos von ihnen reden müssen, sind nur ein
Wimpernschlag im Leben eines Gebirges. Diese Weisheit gab mir das
Gefühl der Freiheit und hat mich tief geprägt und gleichzeitig
bestätigt, denn mir war schon immer bewusst, dass Bescheidenheit im
Leben die wertvollste und zugleich eine rare Tugend ist.“
Abschließend möchte ich mit einem Zitat enden, das mein Leseerlebnis eigentlich ziemlich genau auf den Punkt bringt:
„War das nicht vollkommen verrückt? Nicht verrückter, als die anderen Erzählungen und Vorstellungen über das Leben nach dem Tod, denke ich.“
Fazit: Auch wenn ich auch hier oft mit der Stirn gerunzelt habe, hat mir diese facettenreiche und nachdenkliche Geschichte, die auf ihren knapp 200 Seiten so vieles beinhaltet – ein wenig Drama, Philosophie, Mystery, Thriller-Elemente – recht gut gefallen und ich kann sie nun getrost mit einem vorsichtigen Daumen hoch weiterempfehlen.
Es ist schwer, das Genre des Werkes „In
Ewigkeit“ von Ian Cushing genau einzugrenzen: Drama,
philosophisches Werk, irgendwie zu einem gewissen Teil auch Mystery
und Psychothriller – all das steckt in diesem Büchlein von 196
Seiten.
Die erste Hälfte ist das
autobiografische Manuskript eines Mannes, der gerade durch eine neue
Lebensweise der Spontanität einen Ausweg aus seiner allgemeinen
Sinnkrise gefunden zu haben scheint – nur um dann erneut Opfer
eines traumatischen Schicksalsschlages zu werden. Eine zentrale Rolle
spielt dabei das Zurechtkommen mit einem solchen Verlust, mündend
aber in einem ganz neuen Blick auf das Thema Jenseits .
Die zweite Hälfte dann stellt die
Vorgeschichte der ersten dar – in Form des schon zuvor erwähnten
Tagesbuches des Protagonisten, das dessen geistige Entwicklung
dokumentiert. Hemmungslos realistisch werden wir Zeuge eines
existenzialistischen Geistes, der zunehmend die Kontrolle über sein
zur Qual gewordenes Leben zurückzugewinnen versucht – und dabei,
in seinem Nihilismus alle klassische Moral hinterfragend, sogar zum
Mörder wird. Dieser zweite Abschnitt wurde tatsächlich schon zuvor
eigenständig unter dem Titel „Fünf Minuten – Ein Tagebuch“
veröffentlicht – doch diese jetzige Erweiterung ist alles andere
als schädlich, sondern vielmehr eine interessante Weiterführung.
Obwohl ein Großteil des Werkes weniger der Sachhandlung, als vielmehr der Psyche des Protagonisten gilt, liest sich „In Ewigkeit“ nur allzu flüssig weg – was nicht zuletzt an der beachtlichen Sprachbeherrschung des Autors liegt, der sein Werk mit allerlei Zynismus, Anspielungen und innovativen Sprachbildern füllt. Besonders der unspektakuläre, mit klassischer Dramaturgie brechende Charakter des Tagebuchteils verleiht der Geschichte eine allzu realistische Verortung im hiesigen Leben. Zwar gefiel mir diese zweite Hälfte subjektiv besser (wohl auch wegen der offenen Amoralität), doch auch die erste hat seinen ganz eigenen Reiz und ist ohnehin zu kurzweilig, um jemals Längen aufkommen zu lassen.
So ergibt all dies zusammen ein zwar unkonventionelles, aber gleichsam tiefes und unterhaltsames Werk. Zwar mag der Tod die einzige Gewissheit sein, wie schon unser existenzialistischer Protagonist erkennt, doch immerhin bleibt vorher meist noch genügend Zeit für solche Bücher. Ein Lichtblick in dieser allzu düsteren Welt.
Meine Rezension zu „Die Träne
der Zaubersche“ von Ian Cushing
„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet …“ F. Kafka
Warum ich als Überschrift diesen Satz aus
Kafkas Prozess verwende? Weil Josef K. und die Bäckersfrau Barbara eine
Gemeinsamkeit haben – sie geraten beide in die Hände einer absurden Justiz.
Beide werden für etwas verurteilt, was sie offensichtlich nicht getan haben,
und beiden ist es nicht mehr möglich, sich aus
diesem von grausamer Willkür gesponnenen Netz zu befreien.
Und nein, Hexen gehören nicht
der Vergangenheit an – nur in unserer so aufgeklärten Zeit sind es Beamte,
Künstler, Prominente oder ganz normale Bürger, auf die erbarmungslos Jagd
gemacht wird.
Ian Cushing ist es wirklich
gelungen, nicht nur den Irrsinn dieser Anklage, bis hin zur Verurteilung der
Angeklagten sehr eindringlich zu schildern, sondern vor allem den Leser mit dem
Entsetzen, der Fassungslosigkeit, der Furcht, den Zorn und der vergeblichen
Hoffnung der liebenswerten unbescholtenen Bäckersfrau zu konfrontieren.
Er verzichtet dabei weitgehend
auf die zu detaillierten Beschreibungen von Quälereien – viel schlimmer zu
ertragen sind die spitzfindig hinterhältigen Anklage-Argumente des Richters und
die Hilflosigkeit der Angeklagten (ging mir buchstäblich an die Nieren und hat
mich fatal an den Prozess der Jeanne d‘Arc erinnert, den ich vor einigen Jahren
im Laufe einer Recherche lesen musste).
In welchem Zusammenhang nun die drei Protagonisten aus der Gegenwart zu der armen Barbara stehen, möchte ich aufgrund der Spoiler-Gefahr nicht schreiben. Nur so viel, „Die Träne der Zauberschen“ ist ein Roman, den es sich zu lesen lohnt und dafür gibt es von mir verdiente fünf Sterne.
Cover Es wurde sehr künstlerisch gestaltet. Es ist anders gestaltet wie sonst Horror- oder Gruselbücher gestaltet sind.
Meine Meinung Ich versuche zu beschreiben, was ich empfunden habe beim Lesen. Was wirklich schwierig ist, denn Ian Cushing hat mich auf eine Gefühlsachterbahn geschickt, die ich schwer in Worte fassen kann.
Man muss anmerken, dass praktisch 2 Geschichten parallel erzählt werden. Einerseits die Geschichte von Barbara, denn diese beeinflusst bzw. ist der Grund für die Geschehnisse 400 Jahre später in der Hauptgeschichte um die 3 Freunde Dirk, Jan und Marcus. Man merkt, wie sehr die Taten der Vergangenheit die Zukunft beeinflussen. Beide haben mich fasziniert und gefesselt. Aber vor allem haben mich beide zu Tränen gerührt und emotional an meine Grenzen gebracht.
Die Charaktere, die er erschaffen hat, könnten auch in meiner Nachbarschaft wohnen. Jeder hat seine Macken und die eigenen Ängste und Sorgen, die sie für den Leser real und greifbar machen. Vor allem hat jeder trotz der Verbindung untereinander seine eigene Lebensgeschichte. Er schafft es, den Leser in seinen Bann zu ziehen.
Ian Cushing hat den Balanceakt zwischen Horrorelementen und der Beschreibung des Übernatürlichen wirklich gemeistert. Er wählt seine Worte sehr weise und hat einen angenehmen Schreibstil, der dem Leser einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt. Aber er trifft auch den Leser mitten ins Herz und lässt ihn die ganze Gefühlswelt der Charaktere durchleben. So das man fassungslos am Ende zurückbleibt.
Auch gibt er wirklich anschaulich Fakten in Bezug auf die mittelalterlichen Geschichte, die dem Leser in Mark und Bein fahren. Nur leider sind diese nicht erfunden, sondern entsprechen leider der Realität. Er kann dies so gut umsetzen, dass es sich so real anfühlt, dass man einfach nicht anders kann als sich zu gruseln und Abscheu für die menschliche Natur zu entwickeln. Die Geschichte überzeugt aber nicht nur dadurch, sondern sie hat auch eine Tiefe, die den Leser nachdenklich stimmt.
Ich muss sagen, dass ich ein wenig skeptisch war, aber Ian Cushing hat mich als Autor zu 100% überzeugt.
Fazit Ein Must Read für Grusel- und Horrorfans. Es ist definitiv kein normales Buch über Hexen. Es ist viel mehr als das. Vor allem sollte man sich diesen Autor merken. Ich bedanke mich bei Ian Cushing für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Eure Ela
FAZIT: Ehrlich gesagt fehlen mir gerade die Worte, um diese ergreifende Geschichte zu umschreiben. Ian hat mich auf eine Weise berührt, wie es nur wenige schaffen. Die Träne der Zauberschen hat mich auf verschiedene Arten gefesselt und auch Ian’s Schreibstil ist einfach fantastisch.
Als ich den Klappentext des
Buches las, wusste ich, dass ich es unbedingt lesen muss. Aber ich habe mit
einer vollkommen anderen Geschichte gerechnet, wenn ich ehrlich bin. Doch was
mich erwartet hat, war noch um einiges besser als ich dachte. Ian erzählt uns
eine Story, die in zwei verschiedenen Zeiten spielt, einmal 1611 und im Jahre
2011. Um die Ereignisse der heutigen Zeit zu verstehen, muss man immer wieder
in der Zeit zurück reisen und diese abwechselnden Zeitsprünge sind unglaublich
gut beschrieben.
Vierhundert Jahre zuvor,
lebte eine junge Frau Namens Barbara in einem kleinen Dorf, mit ihrem Ehemann
dem Bäcker und ihrer kleinen Tochter Grete. Barbara war ein herzensguter
Mensch, der für jeden da und immer hilfsbereit war. Sie war das personifizierte
Gute und dazu noch wunderschön. Sie liebte ihren Ehemann, ihre Tochter und ihr
Leben. Bis der Tag kam und eine Verschwörung gegen sie in Gang gesetzt wurde,
aus Neid und Eifersucht. Als Hexe angeklagt, ist euch bestimmt allen bewusst,
was die unschuldige und liebe Barbara über sich ergehen lassen musste. Dies
führte dazu, dass sie jeden verfluchte, der bei dieser Tat beteiligt war,
darunter drei Männer, deren Nachkommen nach 400 Jahren dafür büßen sollen. Und
so vergingen die Jahrhunderte, bis sie endlich ihre Rache nehmen konnte. Dies
bekommen jetzt die drei befreundeten Familien in der jetzigen Zeit zu spüren,
denn Barbara erscheint einem nach dem anderen und droht ihnen bittere Rache,
für die Sünden ihrer Vorfahren…
Ian hat es geschafft mich
vollkommen zu fesseln. Besonders Barbaras Geschichte hat mich sehr berührt und
mitgenommen. Die Zeitsprünge waren sehr genau erzählt und man hat nicht das
Gefühl, dass es einem verwirrt. Es war perfekt, detailreich und auch die
Wortwahl des Autors, passte zu den Zeiten, was mich ziemlich beeindruckt hat,
muss ich sagen. Ich glaube hier ist sehr viel recherchiert worden, besonders
wie sich die Menschen vor ca. 400 Jahren artikuliert und benommen haben. Ian
Cushing hat hier definitiv viel Arbeit investiert und es hat sich mehr als gelohnt.
Das Zusammenspiel der Zeiten und Charaktere war sensationell und man hatte zu
keiner Zeit eine Ahnung, wie diese Geschichte enden würde. Ich habe oft
spekuliert, jedoch habe ich das Ende nicht erraten können. Ein großes Lob an
den Autor!
Ian Cushing hat uns hier
eine wahnsinnig interessante Idee präsentiert, die weder altmodisch noch
oberflächlich daherkommt, sondern mit Tiefgang und einem Schuss Drama punkten
kann. Sie berührt und fesselt einen bis zum Schluss. Das Buch aus der Hand zu
legen, ist kaum möglich und Ian’s Schreibstil ist für mich was ganz besonderes.
Er ist locker und leicht, besticht aber trotzdem mit Anspruch und viel Wissen.
Am Ende war mir dann auch endlich bewusst, warum das Buch „Die Träne der
Zauberschen“ heißt. Für mich war es zwar kein Happy End, aber das ist bei
Dramen auch nicht immer der Fall, was die ganze Geschichte nur noch
realistischer erscheinen lässt. Daher gibt’s von mir 5 von 5 Sternen und eine
100%ige Leseempfehlung!
Ich danke dir, lieber Ian,
für dieses gelungene Rezensionsexemplar. Ich liebe deine Art zu schreiben und
deine tollen Ideen! Ich hoffe wir werden noch viel mehr von dir lesen in
Zukunft.
Und jetzt wünsche ich euch ganz viel Spaß beim Lesen ihr Lieben und freue mich auf eure Meinungen und Kommentare zum Buch. Bis zum nächsten Mal! Eure Arya Green
Wie war das? Das Beste kommt zum Schluss! Vielen Lieben Dank Master of Geschenkpapier Ian Cushing, für dieses wundervolle Rezensionsexemplar. Dein zweites Standbein muss also noch warten.
Rezension: Ian Cushing- „Die Träne der Zauberschen“
Wir schreiben das Jahr 1611 und Barbara, die hübsche Bäckerin führt mit ihrer Familie ein glückliches Leben. Sie ist im Dorf sehr beliebt, da sie hilfsbereit und zu jedem nett ist. Barbaras Wissen an Kräutern ist enorm und dieses Wissen gibt sie fleißig an ihre kleine Tochter Grete weiter. Doch eines Tages ändert sich alles. Ihre Schwiegermutter stirbt und Barbara wird der Hexerei angeklagt.
2011: Die drei Freunde Jan, Marcus und Dirk verbindet eine Freundschaft von klein auf. Was keiner von ihnen ahnt ist, dass sie mit einer grausamen Vergangenheit verbunden sind. Ein unheimliches Ereignis ändert alles im Leben der drei und ein geisterhaftes Wesen schwört Rache für ein grausames Verbrechen, welches vor 400 Jahren begangen wurde.
Die „Träne der Zauberschen“ ist die traurige Geschichte von Barbara, welche zu Unrecht als Hexe verurteilt wird. Man erlebt Barbara als herzensgute, fröhliche und verständnisvolle Person und wird durch die Rückblenden mit auf ihren Leidensweg genommen.
Nicht jeder möchte ihr was böses und es gibt ein paar Leute, die versuchen ihr zu helfen. Da wäre zum Beispiel Veit Vogt, dessen einziges Problem aus meiner Sicht ist, dass er zu lange gehofft hat, anstatt zu handeln. Und trotzdem habe ich ihn in mein Herz geschlossen, weil er bis zum Schluss nicht von Barbaras Seite gewichen ist und ihr immer ein guter Freund war.
Der Bannrichter Justus Arbiter, ist das was man heut zu Tage voll Inbrunst als Arsch bezeichnen würde. Er ist korrupt und jeder hat Angst vor ihm. Das einzige was ihn interessiert sind Münzen und er hat seine wahre Freude an den Hexenprozessen. Ihn interessiert es nicht, ob die Frauen die Wahrheit sagen und manipuliert so lange, bis ihm die Leute glauben schenken.
Im Wechsel wird erzählt, was in der Vergangenheit passiert ist und was in der Gegenwart geschieht. Was mir sehr gut gefallen hat, da man die einzelnen Charaktere nach und nach kennen lernen konnte und ihre Verbindungen miteinander entdeckt.
Die Atmosphäre ist super eingefangen und umgesetzt, die Szene im Garten triefte nur so vor Grausamkeit und die Emotionen waren regelrecht greifbar, nur um mal ein Beispiel zu nennen.
Die Story handelt von Willkür, Verrat, Folter und Mord und hat mich vor allem zum Schluss hin mehr als einmal überrascht. Was Neid und Missgunst aus einem Menschen machen kann ist furchtbar, vor allem was für schwerwiegende Folgen dabei auftreten können. Doch habt ihr euch schon mal die Frage gestellt, was wäre, wenn Gott und der Teufel einfach nur ein grausames Spiel spielen? Wenn es denn wirklich die Beiden sind…
Dieses Buch hat mich berührt und mitfiebern lassen, teils hat es mich traurig gemacht, teils wütend über so viel Engstirnigkeit. Kurzum es war emotional die reinste Achterbahnfahrt mit ganz großem Gänsehautfaktor.
„Die Träne der Zauberschen“ zählt für mich zu den Lesehighlights 2019 und ich kann dieses Buch wirklich jedem nur ans Herz legen.
Das Jahr 1611 Barbara und ihr Mann Friederich leben glücklich und zufrieden dem kleinen Dorf Pfüeln. Ihr Glück wird vollkommen, als ihre Tochter Greta geboren wird. Das Paar ist im Dorf allseits beliebt und ihre Tochter ist ein kleiner Sonnenschein Durch die Bäckerei haben die Eheleute ein kleines Auskommen und Barbara läuft ihrem Mann als Bäcker bald den Rang ab, da sich ihre Torten großer Beliebtheit erfreuen. Die junge Frau ist in der Kräuterkunde ebenso bewandert wie im Backhandwerk und so steht sie vielen Bewohnern des Ortes oft hilfreich zur Seite und kuriert ihre Wehwechen. Der Friede des Ortes und das harmonische Zusammenleben der Bewohner werden jäh gestört, als Barbara plötzlich der Hexerei bezichtigt wird. Niemand glaubt diesen Anschuldigungen, ist Barbara doch für ihre Gläubigkeit bekannt. Doch sind die Zweifel erst einmal gesät…
Das Jahr 2011 Marcus, Jan und Dirk sind seit ihrer Schulzeit die dicksten Freunde. Obwohl sie sehr unterschiedliche Charaktere sind und verschiedene Weltanschauungen haben, stört das ihre Freundschaft nicht. Alle drei jungen Männer lernen etwa zur gleichen Zeit ihre Traumfrau kennen, heiraten und werden Vater einer Tochter. Und auch drei Ehefrauen, sowie die drei Töchter freunden sich miteinander an. Das alles erscheint mehr als zufällig und bald stellen die drei Freunde fest, dass ein Ereignis aus der Vergangenheit sie alle miteinander verbindet.
Kommentar: Es handelt sich hier um eines der schrecklichsten Bücher, welches ich in den letzten Jahre gelesen habe. Nicht schrecklich im Sinne von schlecht sondern schrecklich weil ich beim Lesen eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchlebt habe. Das Buch hat mich emotional sehr berührt und ich habe die Ereignisse förmlich miterlebt und mit erlitten. Wenn ein Autor es schafft, den Leser so in seine Geschichte hineinzuziehen, dann hat er alles richtig gemacht.
Die Erzählung beginnt völlig harmlos. Wir erleben
mit, wie Barbara ihrem Friederich das erste Mal begegnet, zwei Menschen, die
füreinander geschaffen sind. Dieses Glück strahlt auch auf die Nachbarschaft
über, ihre warmherzigen und hilfsbereiten Wesen machen sie im ganzen Ort beliebt.
Während des Backens singt Barbara die Lieder, die sie in der Kirche gehört hat
und ihre glockenklare Stimme erfreut das ganze Dorf. Greta kommt ganz nach
ihrer Mutter. Sie ist ein liebenswertes und sehr wissbegieriges Kind. Schon im
Alter von sechs Jahren kann sie verschiedene Kräuter auseinanderhalten und
kennt deren Wirkung. Oft begleitet sie ihre Mutter, wenn diese den Dorfbewohner
heilende Tränke bringt. Das Leben ist Pfüeln ist nicht einfach aber der Vogt
des Ortes sorgt für seine Menschen und schaut, dass niemand ungerecht behandelt
wird. Sowohl der Pfarrer als auch der Vogt hegen große Zuneigung zu der jungen
Frau und ihrer hübschen Tochter, es scheint unvorstellbar, dass diese dörfliche
Idylle jemals getrübt wird. Doch Neid und Missgunst finden sich überall und so
wird Barbara der Hexerei bezichtigt.
Ian Cushing strebt langsam aber zielstrebig dem
Höhepunkt entgegen. Wie Barbara selbst, glaubt auch der Leser nicht an eine
echte Gefahr. Wir, mit dem Verstand und diesem Wissen des 21. Jahrhunderts
können uns einfach nicht vorstellen, dass man den haltlosen Anschuldigen
Glauben schenkt. Aber auch heute kommt es durchaus zu Rufmord und wenn man die
teilweise sehr gehässigen Posts im Internet liest, hat sich seit dem 17.
Jahrhundert nicht viel verändert. Der Mensch bleibt sich selbst sein ärgster
Feind. Zu Barbaras Leidwesen weilt gerade der Bannrichter Justus Arbiter beim
Vogt zu Gast, ein selbstgerechter und anmaßender Mensch, der keinerlei Gnade
kennt.
Wenn man diese Passagen liest, bekommt man einen
regelrechten Hass auf diesen Mann. Er ist das wandelnde Klischee eines
Hexenverfolgers und lässt keine Argumente gelten, die zu Barbaras Gunsten
sprechen. Hier schwanken die Emotionen des Lesers zwischen Hass, Wut und
Trauer, man fühlt sich, ebenso wie Barbara und der Vogt, absolut hilflos
gegenüber solcher Ignoranz und Willkür. Dieses Mannes.
Die Geschichte pendelt zwischen den zwei Epochen hin
und her. Immer wenn man meint, es nicht länger zu ertragen, erfolgt ein Bruch
und man befindet sich im Jahr 2011. Auch hier beginnt alles ganz harmlos. Die
drei Paare sitzen beim ihrem Lieblingsgriechen und feiern ihr Wiedersehen. Dirk
war mit seiner Frau Manuela aus beruflichen Gründen nach Weimar
gezogen. Als Manuela bei der Geburt ihrer Tochter Lilly starb, kehrte Dirk
zurück nach Pfuhlenbeck und die drei Musketiere sind endlich wieder vereint. Es
fügt sich gut, dass ihre Töchter in die gleiche Schule gehen und auch die
Ehefrauen relativ gut miteinander auskommen. Zwar hinterlässt der Tod von
Manuela eine Lücke aber Dirk konzentriert sich ganz auf seine Tochter und
scheint relativ glücklich. Alles wirkt sehr lebendig, menschlich und
überzeugend. Eine Alltagsszene, wie man sie besser kaum beschreiben kann.
Marcus ist der erste der drei Freunde, der
ungewöhnlichen und bedrohlichen Besuch erhält. Natürlich erzählt er seinen
Freunden von dieser Begegnung, auch wenn sie bei Tageslicht eher wie ein
Alptraum erscheint. Dirk merkt sofort, dass Jan ihnen etwas verheimlicht, die
Geschichte von Marcus scheint bei Jan etwas auszulösen, doch er schweigt.
Ab da wird der Leser ebenfalls mit unendlichem Leid,
Trauer, Wut, Hilflosigkeit, Ungerechtigkeit und Schmerz
konfrontiert. Der Autor verschont weder seine Charaktere noch seine Leser und
er geht konsequent seinen Weg. Kein Mitleid, kein Einknicken in letzter
Sekunde, kein Erbarmen. Ich war teilweise fassungslos wie grausam Ian Cushing
mit seinen Figuren umgeht. Manchmal wusste ich nicht, ob ich ihn nicht mehr
hasse als die Figuren in seinem Buch. Denn letztendlich hat er sich diese
Geschichte ausgedacht und stürzt mich somit in eine emotionale Krise.
Was für eine großartige Geschichte. Einfach aber beeindruckend. Sprachlich bewegt sich der Autor auf sehr hohem Niveau. Was mir besonders gut gefallen hat ist die sprachliche Abgrenzung der Jahrhunderte. Die Sprache des 17. Jahrhunderts unterscheidet sich doch sehr von unserer Sprache und der Autor hat es geschafft, diese Unterschiede das ganze Buch über aufrecht zu erhalten, ohne jeden Fehler. Somit sind beiden Teile nicht nur zeitlich sondern auch sprachlich abgegrenzt.
Über das Cover wurde schon viel diskutiert. Der
Titel ist wirklich schwierig zu lesen aber dafür steht er ja auf der Seite.
Jede andere Schriftart hätte die Harmonie des Gesamtbilds gestört. Wenn man die
ersten Seiten gelesen hat, sieht man das Bild noch einmal mit ganz anderen
Augen, es wirkt eindringlicher und bedrohlicher. Die Farben schwarz und Gold
passen ausgezeichnet zueinander und geben einen schönen Kontrast.
Fazit: Für mich ist „Die Tränen der Zauberschen“ ein Highlight des Jahres 2019. Und ich habe dieses Jahr wirklich schon einige wunderbare Geschichten aus der Feder von Selfpublishern gelesen. Also traut euch, auch abseits des Mainstream zuzugreifen.