02.06.2018 – Die Büchergnomen

Die Büchergnomen – Facebook
Die Büchergnomen – Homepage

„Gott ist tot!“
Für viele, mich eingeschlossen, der Beginn – diese erste Auseinandersetzung mit Nietzsche; nicht etwa Zarathustra!
Letztlich das typische Vorgehen: erst die Wirkung, dann die Ursache.

In Ewigkeit.

Letztlich auch hier: „Gott ist tot“. Letztlich auch hier zuerst Wirkung, um dieses Einstige – doch eben nur so „ewig“, denn das Leben ist endlich.
Und prompt spielt es keine Rolle, ob auf die Endlichkeit, die Ewigkeit folgt, oder eine weitere Endlichkeit – was den Prozess zur Ewigkeit erklären würde. Wichtig ist nur, dass Gott tot ist. Denn ohne diese Worte, würde diese These hier nicht zu lesen sein; erst die Wirkung, dann die Ursache – Ian Cushing; In Ewigkeit.

Ian Cushing hat sich für uns, zu einem besonderen Autoren entwickelt: er war der erste Autor, der sich mit der Frage an uns gewandt hat, ob wir Interesse hätten, sein Buch, es ging um sein Erstlingswerk Fünf Minuten – Ein Tagebuch, zu lesen und darüber zu schreiben.
Umso größer ist die Freude (und auch Ehre) eben die gleiche Frage auch zu seinem zweiten Buch gestellt bekommen zu haben.
Nun will ich mich versuchen, In Ewigkeit zu beschreiben, zu interpretieren und auch für mich selbst zu verarbeiten…

In Ewigkeit könnte man schnöde als Prequel, als Vorgeschichte zu Fünf Minuten – Ein Tagebuch schimpfen. Immerhin finden sich beide Novellen in diesem Buch; vereint unter einem Namen. Vielmehr ist es aber statt Vor-, die zu Grunde liegende Geschichte; die Basis, das tatsächliche Fundament – Ursache.
Die, diese Ursache, welche die Wirkung im Grundsatz verschuldet, doch im Faktum bewirkt!
So steht im Schaffensprozess Fünf Minuten – Ein Tagebuch, die Wirkung, vor In Ewigkeit, der Ursache, doch im Existentiellen findet sich In Ewigkeit vor Fünf Minuten – Ein Tagebuch – was in sich allerdings schon wieder eine Wirkung als Resultat der Ursache bewirkt und… richtig!: (In) Ewigkeit.

In sich geschlossen und zu allen Seiten offen: so diese Erzählung über „ihn“, um die Frage nach dem Sinn (einer Sinnhaftigkeit) und zu, und vor, und nach, und beinahe für das, für dieses Tagebuch, welches im Ursprung vor der Wirkung steht.

Cushing wagt nun weniger die Frage nach dem Sinn (des Lebens und unweigerlich des Todes) zu pauschalisieren, als die Antwort (gekonnt) zu individualisieren.

Kritik.
Diese weniger als Urteil, denn als Varianz ihrer selbst. Eine Replik, die nicht dem Ziel des Tadels folgt, als sich einer (Be)Wertung entsagt, der Egomanie der Wahrheit entflieht und keinen Anspruch erhebt.
Ein wenig Zen, ein wenig Covey
…und ein wenig Metal! So fand ich beim lesen meine Erinnerung immer wieder mit Vargs Worten konfrontiert: »Wir sind nicht gestorben… wir haben nie gelebt« (norwegisch: „Vi døde ikke… vi har aldri levd“.).
Lässt man eine philosophische Perspektive hier zunächst außer Acht und konzentriert sich (zumindest) vorerst auf eine evolutionäre Option, findet sich nämlich die (Un)Möglichkeit, die in diesem Zusammenhang nicht genannt werden will: Ewigkeit.

Im Vergleich zu Fünf Minuten – Ein Tagebuch zeigt sich In Ewigkeit nun nicht unbedingt ernster, denn gefestigter – in sich stabiler. Tatsächlich erntet Cushings Zweitgeborenes diese Kraft nicht zuletzt aus der wortwörtlichen Verbundenheit zu seinem Erstlingswerk: Basis und Überbau als philosophische Tat.

Cushing springt mit seinem Werk nicht über seinen eigenen Schatten (was er auch nicht braucht), sondern vervollständigt. Anstatt sich auf den Schatten zu konzentrieren, schenkt er seine Aufmerksamkeit eben der Sonne und ihrem Lauf – Wirkung und Ursache.
Er komplettiert die Wirkung, Fünf Minuten – Ein Tagebuch, um die Ursache, In Ewigkeit, und sublimiert gleichzeitig die Ursache durch die Wirkung.

In Ewigkeit: weniger der Kreis, der sich schließt, als Schrödingers Kiste, die sich öffnet und endlich das Schicksal der Katze offenbart: die Katze, sie ist…

23.05.2018 – Stage Reptiles

Stage Reptiles – Facebook
Stage Reptiles – Homepage

Du planst einen Neuanfang. Du setzt alles darauf und es scheint die richtige Entscheidung gewesen zu sein. Doch dann bricht alles zusammen, was Du aufgebaut hast.

Ian Cushing hat mit seinem Erstling Fünf Minuten ein verstörendes Kunstwerk erschaffen, das seinen Lesern einiges abverlangte. Mit seinem zweiten Roman In Ewigkeit will er nun an den Erfolg anknüpfen und hat dabei eine Fortsetzung geschrieben, die all die Hoffnung aus dem Erstling – sollte der Protagonist je welche gehabt haben – zunichte macht. Es fällt auf, dass sich Cushing wieder bei bekannten Metalgrößen bedient hat und die Kapitel mit Zitaten von Black Sabbath, Anthrax oder Tiamat einleitet. Beim Lesen schadet es nicht, wenn man mit philosophischen Werken etwas vertraut ist und bereit, hinter die Kulissen zu sehen und sich selbst sowie das Sein zu hinterfragen. Wie bereits im Erstling, der im zweiten Teil des Buches aufgeführt ist, bedient sich der Autor bei Lebensweisheiten und Erklärungsversuchen des Seins, die er ausführt und versucht auf das Leben und die Erkenntnis seines Protagonisten zu projizieren. Das gelingt recht gut und regt wieder einmal dazu an, weiterzulesen und sich selbst mit gewissen Ansätzen zu befassen und das ein oder andere Werk selbst zu lesen. Natürlich hat er es mir persönlich mit der Erwähnung und Verarbeitung des Materials von Nobelpreisträger Hermann Hesse angetan, zähle ich doch zu den Hessianern. Seine Auslegung des Steppenwolfs ist perfekt eingearbeitet in die Geschichte um das Lyrische Ich, die er konstruiert hat, um ein bisschen den Weltsinn zu hinterfragen und letztendlich auch zu verstehen.

Für Cushing braucht man Ruhe, Wissen und gerne auch den Hang zum Schmunzeln. Ein Augenmerk sei auch auf Kleinigkeiten gelegt, wie beispielsweise die Angabe der Zahl Acht im entsprechenden Kapitel. Hier wird die Acht gedreht und dadurch zum Symbol für Unendlichkeit, was wiederum sehr gut zum Thema des Abschnitts passt. Dieses Symbol findet sich auch auf dem Cover wieder, gestaltet von Illustrator Karmazid. Eine Dornenkrone zum Unendlichkeitssymbol verformt, eine Seite bluttriefend vom Haupt Jesu, des Erlösers gerissen, die andere Seite dornenlos mit einer Knospe, mit Grün, verwelkend oder entstehend als Symbol der Wiederauferstehung und des Lebens?

In Ewigkeit ist sicherlich nichts für eine breite Masse. Manch einer wird das Buch recht bald wieder aus der Hand legen und es verteufeln, weil er nichts damit anfangen kann. Wer aber philosophisch interessiert ist und sich gerne mit dem Weltsinn und dem Sinn des Seins beschäftigt, wird hier wieder mal ein gutes Buch gefunden haben, das für ihn nur ein kurzer Zeitvertreib ist, aber dafür ein recht lohnender. Auch wenn manche Ansätze nicht komplett ausgeführt werden, regt das Buch doch zum Nachdenken, Studieren und auch zur Diskussion an, wenn man ein Umfeld hat, das sich ebenfalls für das Thema erwärmen lässt. Cushing könnte aufsteigen in eine Nische der Literatur und der Philosophie, die nicht von vielen verstanden, aber von Verständigen gefeiert wird. Übrigens könnten auch Lovecraft-Jünger Gefallen daran finden, wenngleich auch aus anderen Gründen.

13.05.2018 – Thrill & Kill

Thrill & Kill – Facebook
Thrill & Kill – Homepage

IN EWIGKEIT ist das zweite veröffentliche Werk von dem Autor Ian Cushing. Im letzten Jahr hat er seinen Debütroman FÜNF MINUTEN veröffentlicht. Die beiden Geschichten sind miteinander verwoben, da es wieder um denselben Protagonisten geht, doch die Erzählstile sind ganz andere. Aufgrund der engen Verbindung der beiden Geschichten, sind beide in dem kleinen Büchlein IN EWIGKEIT abgedruckt.

Inhalt von IN EWIGKEIT
Der namenlose Protagonist kehrt nach einiger Zeit des Reisens wieder einmal in das Zuhause seines besten Freundes ein. Ein zuerst sehr lustiger Abend endet in einer Katastrophe und einem lebensverändernden Ereignis für den Protagonisten.
Auf dem Weg zur Klärung der Ereignisse stolpert der Protagonist immer wieder über philosophische Fragen und wird von seiner Vergangenheit eingeholt.

Resümee zu IN EWIGKEIT
Die Geschichte von Ian Cushing entwickelt sich langsam und wird in einem ruhigem Tempo erzählt. Auch wenn die Ereignisse schlimm sind, wird durch den Erzählstil stets eine gewisse Distanz zum Geschehen gehalten. Diesen Umstand kann man begrüßen oder kritisieren, da so auch immer eine Distanz zum Protagonisten gehalten wird und er unnahbar wirkt. Hier sind persönliche Vorlieben unterschiedlich.

Der Schreibstil an sich ist sehr angenehm und macht beim Lesen Freude. Cushing verzichtet auf allzu komplizierte Sätze, auch wenn in dem Buch schwierige philosophische Themen behandelt werden.

Die Handlung von IN EWIGKEIT an sich mag schnell umrissen werden, allerdings möchte die Geschichte auch nicht mit einer komplexen Außenhandlung, sondern vielmehr mit der Innenhandlung des Protagonisten glänzen. Da die Erzählung aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, spielen die Gedanken von dem Protagonisten eine große Rolle. Obwohl im Grunde genommen nicht viel passiert, wird die Innenwelt des Protagonisten völlig auf den Kopf gestellt, was sich vor allem in Verbindung zu FÜNF MINUTEN (dem Vorgänger und nun Anhang zu IN EWIGKEIT) zeigt.

Das knapp 200-seitige Buch beinhaltet keine grausigen Serienmörder oder Kannibalen, sondern behandelt die Art von Horror, die durchaus in der Realität stattfindet. Besonders der zweite Teil des Buches lässt sich so gut beschreiben. Während es im ersten Teil den ein oder anderen fantastischen und/oder mysteriösen Moment gibt, befasst sich der zweite Teil mit der „harten“ Realität des Lebens. Die Geschichte wird hier in Form von Tagebucheinträgen erzählt und der Protagonist schildert seine Ansichten zum Sinn des Lebens, was sehr in Richtung Existentialismus geht.

IN EWIGKEIT ist kein klassisches Horrorbuch. Trotzdem behandelt es Themen, die eindeutig dem Genre zuzuordnen sind. Mehr als Blut und Gewalt, liegt jedoch die Frage nach dem Sinn des Lebens und einem möglichen Leben nach dem Tod im Fokus der Geschichte. Cushing hat hier ein Buch veröffentlicht, welches zum Nachdenken anregt. Ganz im Sinne des Protagonisten: „Falls Sie mir Glauben schenken, vermag ich nicht weniger zu erreichen als dass Ihre Seelen in Ewigkeit gerettet werden.“

29.04.2018 – Dunkles Kapitel

Dunkles Kapitel – Facebook
Dunkles Kapitel – Homepage

Es sollte ein Besuch und ein schöner Abend mit seinem besten Freund werden. Nach dem Tod seiner Frau und dem ständigen Alleinsein, sehnt er sich nach Gesellschaft. Ein Konzert soll ihn an alte Zeiten erinnern und die Stimmung heben. Doch alles kommt anders. Ein schrecklicher Unfall ereignet sich und reißt seinen besten Freund Mike und dessen Freund aus dem Leben. Nur er überlebt und er muss damit zurechtkommen.

Schon sein erstes Buch ergriff mich und so freute ich mich umso mehr auf „In Ewigkeit“. Der Autor schafft es auch diesmal mir vollends mitzunehmen. Vor allem die realistische Schreibweise, die Denkweise des Protagonisten, die Erlebnisse fügen dazu bei, dass man sich in manchen Passagen selbst sieht. Selten kann ich mich mit einem Charakter in vielerlei Hinsichten so identifizieren, ein tolles Erlebnis, was zu einem unglaublichen Lesegenuss führt. Ich würde mich sehr freuen, in Zukunft mehr von Ian Cushing zu hören und vor allem zu lesen.

15.04.2018 – InKulturA-online

InKulturA-online

Was bleibt dem Individuum, wenn tradierte Lebensgewohnheiten sich als Lügen herausstellen, wenn gelebtes Leben schal wird und nur noch durch bedeutungsloses Perpetuieren der Anschein von Normalität erhalten wird und was geschieht mit diesem Individuum, das sich durch ein von außen ins Dasein drängendes Ereignis auf einmal der Endlichkeit und Einsamkeit, letztendlich der Sinnlosigkeit menschlicher Existenz bewusst wird?

Ian Cushing lässt einen namenlosen Ich-Erzähler Tagebuch führen und der Leser wird Zeuge eines Lebens, das stets gefährdet ist und dessen anonymer Protagonist im Dunkel möglichen Nichtseins zu versinken droht. Es sind, um einen Begriff Karl Jaspers zu verwenden, Grenzsituationen, denen die Figur ausgeliefert ist. Tod, Verlust und, als vielleicht höchste negative Steigerung, Töten sind die Fixsterne dieses einsamen Kosmos, den der Autor mit präziser Diktion beschreibt.

Unprätentiös und ohne sprachliche Schnörkel, jedoch ausgestattet mit manchmal schmerzhaft lapidaren Sätzen – „Was, wenn man merkt, dass alles keinen Sinn macht? Wenn man versteht, dass alles, was man während seines Lebens macht und schafft, am großen Tod scheitern wird?“ – , schmerzhaft, weil ihnen Tragik und Verzweiflung immanent sind, beschreibt der Autor ein Leben, das, seien wir ehrlich, ein Leben eines jeden von uns sein könnte.

Geworfen, um einen ebenfalls zentralen Begriff Heideggers zu benutzen, mit Jaspers zusammen der philosophische Spiritus Rector von Jean-Paul Sartre und Albert Camus, – Ian Cushings Figur rekurriert immer wieder auf deren existentialistische Gedanken – in ein sinnloses Leben, das letztendlich nur Sinn erhält, wenn sich ein Individuum eben dieser Sinnlosigkeit bewusst wird.

Hart und direkt. Ein Buch, das, obwohl sich vieler Genres bedienend, wohltuend von den jeweils üblichen Klischees abhebt, weil es trotz intensiver Introspektion seines Protagonisten keine langweilige pseudointellektuelle Nabelschau bietet.

09.04.2018 – Buchmotte

Buchmotte

Buch als Gegenstand
Deckblatt vorne viel versprechend: die Dornenkrone in ein Ewigkeitssymbol verdreht.
Klare Linie, deutliche Aussage.
Hinten: Schrift in Druckbuchstaben als Textwand soll gemieden werden. Schriftfarbe kontrastarm.
Das Innenleben: Schrift obwohl relativ klein gut lesbar, da sehr kontrastreich, Seitengröße optimal genutzt.

Buch inhaltlich
Aufbau: zwei Teile.
Teil eins wie ein Roman, Teil zwei wie ein Tagebuch, soll dem ersten Buch des Autors entsprechen. Kann ich nicht beurteilen, habe nicht gelesen.

Beide fangen gewöhnungsbedürftig an, Tendenz zu Langweile.
Später wird es aber interessant.
Zitierte Lieder könnten übersetzt werden, ich mag kein Englisch und bin nicht alleine damit.

Beide Teile sind in Ich-Form geschrieben, ohne dass der Leser den Namen erfährt.
Der Name spielt hier eine so geringe Rolle, dass ich einfach zu Helmut greife.

Ich möchte das Buch ganz von Hinten aufrollen, weil nur so sich der Sinn entfaltet.

Was braucht ein Mensch um Serienmörder zu werden?
Helmut ist in der Arbeit ein Ja-Sager und ein Arschkriecher. Seine Unzufriedenheit lässt sich mit den Händen greifen. Sein restliches Leben ist auch nicht berauschend. Deswegen erweitert sich die Beschreibung seines Inneren um Versager. Ein total unsympathischer und primitiver Mensch. So wundert es mich nicht, dass ihm das Töten so … begeistert.
Und obwohl er später eine … unheimliche Begegnung haben sollte, bin ich überzeugt, dass er bei seinem Hobby bleibt. Es ist wie bei Suizid-Menschen. Wer immer wieder erfolglos probiert, der kann damit nicht aufhören.

Ich hoffe sehr, dass Helmut nicht mein Nachbar ist.

Nach der Lektüre musste ich mit Bedauern feststellen, dass die Aussage des Deckblatts sich im Text nicht spiegelt.
ABER: Zwei Tage später verwandelte sich die verdrehte Dornenkrone in eine Karnevalsmaske mit zwei Tränen und einer Feder. Und schon stimmte ALLES.