Er hat einen Neuanfang gemacht, aber dann auch das letzte verloren, was für ihn Bedeutung hatte. Was kommt jetzt? Alles im Leben hat Konsequenzen. Im Leben und darüber hinaus. Nach einem schrecklichen Unfall offenbaren sich für den Ich-Erzähler ungeahnte Einblicke in das, was nach dem Leben kommt.
Persönlicher Eindruck
Nach Das Schicksal würfelt nicht. Es zinkt die Karten ist das der zweite Roman innerhalb kurzer Zeit, der sich mit den großen Fragen des Lebens beschäftigt. Wie man auch schon am Titel „In Ewigkeit“ erkennen kann. Doch wo Das Schicksal würfelt nicht. Es zinkt die Karten religiös war und Gott propagierte, ist „In Ewigkeit“ religionsneutral, bietet eine philophische und überraschend metaphysische Antwort.
In Ewigkeit ist der Nachfolger von Fünf Minuten – ein Tagebuch, eigentlich eher eine erweiterte Version. Denn im ersten Teil erfahren wir, was sich nach den Ereignissen von Fünf Minuten – ein Tagebuch zutrug und nach einer Überleitung ist dann im zweiten Teil das besagte Tagebuch zu finden.
„Oft genug wurde bereits umfassender, fundierter und intelligenter über den Sinn des Lebens nachgedacht, spekuliert, philosophiert, aber ich habe für mich herausgefunden, dass der Sinn ausschließlich darin bestehen kann, zu verstehen und zu akzeptieren, dass der Tod uns unweigerlich erwartet und dennoch nicht aufzuhören, seinen Träumen und Leidenschaften zu folgen!„
Der namenslose Ich-Erzähler aus Fünf Minuten – ein Tagebuch berichtet in diesem Buch (1. Teil), wie es ihm nach den Geschehnissen erging. Mit einem Campingbus reiste er durch die Lande, ließ sich treiben, und so langsam kam er mental zur Ruhe, überwand die Depression. Die letzten Kisten mit seinen Habseligkeiten stehen bei seinem besten Freund Mike und dessen Frau Karin, das ist der letzte feste Pol für ihn. Alle paar Wochen schaut er bei Mike und Karin vorbei. So auch jetzt. Sie trinken Bier, sie haben Spaß – und dann geschieht ein entsetzlicher Unfall.
Der namenslose Ich-Erzähler merkt, dass die Ereignisse aus seiner Vergangenheit Konsequenzen haben und haben werden. Beklemmend ist es, manchmal auch bedrohlich, aber es gibt auch einen Lichtblick. Und man merkt, die Schrecken tragen wir immer in uns selber.
Zum Inhalt des zweiten Teils, des Tagesbuchs, möchte ich euch die entsprechende Rezension von mir ans Herz legen, klickt hier:
Die Geschichte ist in Form von Tagebucheinträgen in Ich-Form des Protagonisten verfasst, der namenslos bleibt. Das Tagebuch geht über gute zwei Jahre, von 2015 bis 2017. Der Schreiber berichtet von seiner Kindheit und seiner aktuellen Situation und reflektiert dabei sein Dasein. Wir kommen dem Protagonisten sehr nahe, er lässt uns hautnah an seinen Gefühlen teilhaben.
Erst nach einiger Zeit beginnt sich eine Handlung zu entwickeln, genauer gesagt teilt der Tagebuchschreiber einige besondere Situationen mit uns, die ihn zu unerhörten Handlungen nötigen. Wie ihn diese Handlungen beschäftigen und schließlich verändern, wird sehr dicht, lesenswert und sehr genau beschrieben. Ich war innerlich bei ihm und konnte alles nachvollziehen, bis er dann zu weit ging. Oder vielleicht war es auch nur der logische Schritt? Entscheidet selbst.
Ich bin ein großer Fan dieser Kurzgeschichte. Sie ist sprachlich und stilistisch gelungen, ist dicht, packend und tiefgründig. Sie ist introvertiert, das heißt, dass das innere Erlebnis im Mittelpunkt steht. Und diese Geschichte ist stimmungsübertragend, sie schafft es, den Leser wie in einem Sog mitzuziehen, die Stimmung, die im Buch herrscht, zu übertragen. Für mich ist es eine Geschichte fürs Leben, steht in einer Linie mit den Klassikern.
Ich weiß beispielsweise noch wie heute, wo ich den Vorgängerband gelesen habe und wie ich mich gefühlt habe. Diese Gefühle kann ich heute noch abrufen. Und bei dieser Kurzgeschichte wird mir das genauso gehen. Zudem hat der Autor eine Idee für „das große Ganze“ geliefert, die ich sicherlich auch nicht mehr vergessen werde.
Lesen oder nicht?
Diese Kurzgeschichte finde ich einfach nur perfekt. Sie ist introviert und stimmungsübertragend – wenn eine Geschichte das leisten kann und sich in der Gesamtheit so außerordentlich von Unterhaltungsliteratur abhebt, das ist schon die ganz große Kunst. Eine Geschichte für das Leben, herausragende Literatur, die es eigentlich verdient hätte, einen der großen Buchpreise zu gewinnen. Höchstpunktzahl von mir.