Alexander Wolf – Sinnbild / Fortsetzung

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Kurzmeinung: Ein Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche …

Abgründe der menschlichen Seele

Eigentlich wollte ich eines Abends nur mal kurz in das Buch „Sinnbild (Fortsetzung)“ reinlesen, aber Alexander Wolf hatte mich bereits nach den ersten Seiten einfach in einen Schwitzkasten genommen, aus dem ich mich nicht befreien konnte. 

Der Vorgänger hatte mich bereits überzeugt, aber mit der Fortsetzung legt Alexander Wolf noch eine Schippe drauf. Ich will versuchen, nicht zu viel zu spoilern, aber was den Leser erwartet, ist nichts weniger als der verstörende Einblick in die Leben dreier Protagonisten.

Wir tauchen in (relativ) kurzen Kapiteln in das Seelenleben von Michael, Frank und Karl ein. Sie erzählen uns, ausgehend von drei vollkommen verschiedenen Ausgangssituationen, unter anderem von ihrer Kindheit, die gar nicht mal so unterschiedlich verlaufen ist. Es wäre billig, von einem kaputten Elternhaus als Entschuldigung für die Taten zu sprechen, derer wir Zeugen werden und das tut Alexander Wolf auch gar nicht. Er zeichnet einfach die Lebenswege nach und das macht er sehr packend. 

Wie viel von deinem Verhalten ist angeboren, wie viel ist die Reaktion auf eine Welt, die dich nicht versteht?

Die Gedanken, Selbstzweifel, Hilflosigkeit und die empfundenen Unzulänglichkeiten der Protagonisten entladen sich in Sex und Gewalt, wobei das nicht billig und plakativ, sondern auf krasse Weise verstörend und sehr real wirkt. Wir erleben nach und nach die Zwänge, die daraus resultierenden Handlungen und lernen die inneren Dämonen kennen, die die Protagonisten immer mehr in Besitz nehmen und die Abgründe offenbaren, die in der menschlichen Seele schlummern können.. 

Alexander Wolf schafft es erneut, ein kompromissloses, schonungsloses Buch zu schreiben, welches den Leser sicherlich über die Grenzen der individuellen Komfortzone hinauskatapultiert, da ich die Handlungen der Protagonisten teilweise schon als extrem (und dennoch auf eine erschreckende Weise als realistisch) empfinde. 

Bei dem Vorgänger stellte ich mir aufgrund der Geschehnisse in Michaels Leben viele Fragen; diesmal stellt er mich gefühlt vor vollendete Tatsachen, was dem „Genuss“ allerdings keinen Abbruch tut; eher das Gegenteil ist der Fall.

Allerdings werden die drei Handlungsstränge an einigen Stellen von Anmerkungen unterbrochen. Dieser Kniff des Autors ist extrem wirkungsvoll, da er die Handlungen stoppt und den Leser direkt mit den wichtigen Fragen des Lebens konfrontiert. 

Alexander Wolfs Art zu schreiben ist perfekt für diese Art der Geschichte: kurz, prägnant und hart. Daneben schafft er es allerdings, mit schönen Formulierungen die notwendige Tiefe zu kreieren, um dieses Buch nicht zu einer billigen Effekthascherei und inhaltsloser Extrem-Schreiberei werden lassen.

Das Buch ist sehr kurzweilig, weil man permanent und nachvollziehbar zwischen den Personen wechselt und Schicht für Schicht der Wahrheit näher kommt. Ab einem gewissen Punkt ahnte ich, wohin die Reise gehen wird, aber das Ende hat mich gelehrt, dass es doch nicht ganz so war, wie ich es mir ausgemalt hatte. Well done.

„Sinnbild (Fortsetzung)“ ist ein guter Grund, warum man einige Selfpublisher feiern sollte, denn ich glaube nicht, dass ein renommierter Verlag sich dieses Stoffes annehmen würde; und falls doch, bin ich sicher, dass der Inhalt verwässert werden würde. Allerdings ist es die ungeschönte In-your-face-Attitüde des Autors, die das Buch lesenswert macht.

https://www.lovelybooks.de/autor/Alexander-Wolf/SINNBILD-SINNBILD-Fortsetzung-2316699654-w/

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

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