L. A. Gunn – London’s Lost

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Ein Makel in meinem Leben war immer, dass ich zwar schon vor laaanger Zeit das Buch „London’s Lost“ von L.A. Gunn gelesen, aber aus Zeitgründen keine „Rezension“ geschrieben habe. (Wobei ich eigentlich eher einfach nur meine persönlichen Gedanken zu den Büchern aufschreibe – Rezensionen sind was für Bücherprofis!) Doch diesen Makel werde ich mir nun von der Seele schreiben!

Die Zutaten von „London’s Lost“ sind: Sherlock Holmes und Dr. Watson in den Nebenrollen. Aber wer braucht schon die beiden alten Knacker, wenn er stattdessen zwei junge Damen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, als Ermittlerduo in der Hauptrolle haben kann? Dazu gibt es einige unterhaltsame Kriminalfälle, die mit Verstand und Herz gelöst werden und ein großes Geheimnis, welches sich im ersten Teil anbahnt und sich (leider nur) zum Teil offenbart!

Lihla, eine junge Dame aus gutem Hause, dessen Vater bei Scotland Yard ermittelt, und June, ein Mädchen, das auf der Straße lebt, treffen aufeinander. So unterschiedlich die beiden Charaktere auch gezeichnet sind, so sehr ergänzen sie sich auch und was der einen in einer Situation fehlt, macht die andere sofort wieder wett. Der Umgang der beiden Mädchen miteinander ist absolut herzerfrischend, frech und witzig. Da merkt man auch, dass die Autorin großen Spaß gehabt haben muss, als sie sich die Dialoge ausgedacht hat!

Die beiden Mädchen geraten in mehrere Kriminalfälle, die sie mit Mut und Intelligenz lösen können. Die Geschichte erinnert mich an eine große Kiste, in der sich viele kleine Kisten befinden. Nach und nach wird jede Kiste geöffnet, dessen Rätsel gelöst, aber das Geheimnis der großen Kiste offenbart sich nur langsam.
Man merkt beim Lesen ebenfalls schnell, dass die Geschichte und die Charaktere trotz aller Eingängigkeit nicht simpel gestrickt sind, denn jedes Mädchen hat mit der einen oder anderen Bürde zu leben, die für Tiefe sorgt und obendrein ist die Vergangenheit der beiden Mädchen hinter einem Nebel verborgen, den wir erst im Laufe des nächsten Bandes durchdringen werden und außerdem steht ein schrecklicher Verdacht im Raum.
Der monströse Cliffhanger zum Schluss schreit förmlich danach, dass wir die Autorin mindestens wöchentlich mit Bettelbriefen um eine schnelle Fortsetzung bitten sollten!

„Dieses Buch ist ein Herzensprojekt …“ schreibt L. A. Gunn in ihrer Danksagung und das spürt man als Leser. Die Umsetzung des Buches – ich habe noch die Erstausgabe (*) – ist äußerst liebevoll geschehen, auch wenn diese Auflage nicht 100%ig fehlerfrei ist, aber es handelt sich meistens um einfache Tippfehler, die auch jedem professionellen Lektorat durchflutschen können, wie ich leider immer wieder feststellen muss.

Der Buchsatz ist großzügig gestaltet und man fliegt dadurch durch die Seiten, was aber ebenfalls dem ansprechenden Schreibstil der Autorin geschuldet ist, die auf unterhaltsame Art durch die 260 Seiten lange Geschichte führt.

Die Erstauflage von „London’s Lost“

Was mich besonders an diesem Buch anspricht ist, dass es für meine Begriffe herrllich oldschool ist. Oldschool im Sinne eines Sir Arthur Conan Doyle, zum Beispiel. Es orientiert sich an den Klassikern, aber – und das ist ganz wichtig – ist dabei auch frisch und frech! Ich kann mir sogar vorstellen, dass dieses Buch für junge Leser eine Einstiegsdroge in die Welt des Sir Arthur Conan Doyle darstellen könnte, denn es ist – sicherlich wegen des jugendlichen Alters der Protagonisten – sehr gut für jugendliche Leser geeignet, wobei manche Szenen auch herrlich düster sind. Aber wenn der Hauptlesestoff der Teenies heutzutage Liebesgeschichten zwischen Vampiren, Werwölfen oder was-weiß-ich ist, wird sie die Dunkelheit in den Gassen des East Ends nicht allzu sehr aus der Bahn werfen.

Als passionierter Sherlock Holmes-Leser und Die drei Fragezeichen-Hörer, ist es für mich ein Genuss, Bücher dieser Art zu lesen und wer, wie ich auch, Kriminalfälle im Stile von Sherlock Holmes oder Die drei Fragezeichen liebt, darf bei „London’s Lost“ von L. A. Gunn getrost zuschlagen.

(*) Schlechtes Timing ist voll mein Ding, denn wie die Autorin mir jüngst verraten hat, ist aktuell eine komplett überarbeitete Version der Geschichte in Arbeit, in der die angesprochenen Tippfehler eliminiert wurden und auch an der Geschichte etwas justiert wurde.
Also: Rennt ausnahmsweise nicht gleich los (auch wenn ich es der Autorin von Herzen wünschen würde!), sondern notiert Euch diesen Titel auf der Wunschliste und schenkt ihm Eure Aufmerksamkeit, wenn Lihla und June in neuem Gewand erscheinen! Ich freu mich jedenfalls auf die Überarbeitung und die großartige Aussicht, dass an Teil zwei geschrieben wird!

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]