Einstiegsplauderei
Bereits an dem Tag, an dem ich „In Ewigkeit“ veröffentlicht hatte (11.03.2018), schrieb ich die erste „Kurze“ (wie ich meine Kurzgeschichten nenne) mit dem Wunsch, sie irgendwann in einem eigenen Kurzgeschichtenband zu veröffentlichen. Das war also nach „Fünf Minuten“ und „In Ewigkeit“, aber noch vor „Die Träne der Zauberschen“. Und seit dem Moment habe ich, auch neben der Zauberschen, immer wieder Kurze geschrieben. „Der Erlöser“ ist ebenfalls mitten in der Überarbeitungsendphase der Zauberschen entstanden und viele andere Geschichten auch.
Und doch ist es wieder alles ein wenig anders.
Wenn ein Autor, eine Band, ein Filmemacher oder Schauspieler nicht berechenbar ist, schätze ich das als Leser, Hörer und Zuschauer sehr.
Natürlich birgt das als Autor ein gewisses Risiko, denn der Leser weiß nie 100%ig, was er bekommen wird. Sucht jemand Beständigkeit, hört er AC/DC oder liest Fitzek … aber ich will gar nicht AC/DC (ich liebe AC/DC!) oder Fitzek sein (den Kontostand mal ausgenommen). Das Schreiben steuert sich bei mir immer aus dem Inneren heraus und das ist mal nachdenklich, mal wütend und mal albern und so werden halt die Geschichten.
Die in der „Absorption“ enthaltenen Geschichten waren nicht geplant, sie sind geschehen. Das eigene Buch mit Abstand zu betrachten, ist für mich unmöglich. Zu tief steckt man in den Geschichten und die Geschichten in einem selbst und ich hoffe sehr, dass Ihr mir bei dem einen oder anderen Gedanken folgen werdet. Ich glaube schon, dass die Kurzgeschichten sowohl den Leser von „In Ewigkeit“ als auch „Die Träne der Zauberschen“ interessieren können und gleichzeitig auch ganz andere Richtungen einschlagen.
Der Titel, der Inhalt
Das Cover stammt erneut von Karmazid und genau wie der Buchtitel „Absorption“ bezieht es sich nicht auf eine einzelne Geschichte, sondern auf das Mysterium des Schreibens und der Kreativität an sich.
Ideen, Inspirationen und Gedanken, die sich aus dem unendlichen Kosmos herauslösen, um auf den Schreiber hinabzusinken, in sein Zentrum vorzudringen, absorbiert zu werden, ihn zu absorbieren.
Ich bin immer wieder erstaunt, wie das funktionieren kann und frage mich manchmal, ob da nicht etwas Größeres hinterstecken mag. Und gleichzeitig möchte ich es überhaupt nicht wissen, denn diese Magie, die ich manches Mal beim Schreiben erleben darf, möchte ich viel lieber mit der Naivität eines kleinen Kindes in mich aufsaugen, anstatt sie zu analysieren und zu zerlegen. Ausnahmsweise triumphiert hier das Herz über den Verstand und solange das Schreiben auf diese Weise für mich funktioniert, ist alles gut.
„Absorption“ enthält 13 Geschichten. Die ältesten Geschichten des Buches („Gesichter in der Menge“ und „Prosit Neujahr!“) habe ich bereits vor einigen Jahren geschrieben. Nur für mich und eine Handvoll Menschen (hat sich also eigentlich nichts geändert, hahaha!). Aber ich mag sie noch und habe (zumindest) „Gesichter in der Menge“ ziemlich unverändert übernommen. „Prosit Neujahr!“ hingegen spielte schon mit Hank, dem Protagonisten aus „Der Erlöser“, ohne dass ich wusste, dass er irgendwann zu meinem Alter Ego werden sollte. Nachdem ich nun einige andere Geschichten geschrieben hatte, wurde die Geschichte überarbeitet und dem Status Quo angepasst, ohne die Grundidee oder die Perspektive zu ändern.
Es ist unmöglich – und wäre den Geschichten gegenüber äußerst respektlos -, wenn ich behaupten würde, ich hätte eine Lieblingsgeschichte in der Anthologie. Ich finde mich in allen Geschichten wieder und je nach Stimmung liebe ich in dem einen Moment eine vielleicht mehr als eine andere. Aber ich liebe sie alle.
Ich bin sehr gespannt, wie die unterschiedlichen Geschichten von Euch aufgenommen werden, weil das Buch doch ein recht breites Spektrum bietet. So vielfältig ein Mensch ist, ist auch diese Sammlung ausgefallen, denke ich. Humorvoll, düster, spannend, romantisch, aber hoffentlich immer unterhaltsam und immer entstammen sie derselben Quelle. Mir.
Ich habe mir erlaubt, zu jeder Story spontane Gedanken, die ich nach der Korrektur hatte, aufzuschreiben und ins Buch aufzunehmen. Sicherlich habe ich nicht alles aufgeschrieben, was es zu der Geschichte zu sagen gibt, aber wer noch etwas wissen will, fragt mich einfach!
Ich weiß wohl, dass es als Leser unmöglich ist, jeder Kurzgeschichte eines Autoren etwas abzugewinnen, aber mein größter Wunsch ist, dass Ihr die eine oder andere Geschichte absorbiert oder Euch von ihr absorbieren lasst und darüber hinaus einige Stunden gute Unterhaltung genießen könnt.
Das Cover, die Illustrationen
Es war wieder eine große Freude und Ehre, als Karmazid auf meine Anfrage, ob er Zeit und Lust hätte, das Cover für mein neues Buch zu zeichnen, mit „Ja“ antwortete. Er zählt (bekanntermaßen) zu meinen Lieblingskünstlern und mit einem solch kreativen Geist zusammenarbeiten zu dürfen, ist jedes Mal wieder ein Traum für mich. Und wenn in einer Unterhaltung der Satz fällt: „Ich arbeite gern an deinen Projekten …“, könnt Ihr Euch sicherlich vorstellen, wie ich mich da gefühlt habe.
Diesmal haben wir sicherlich die Messlatte noch höher gelegt als sonst, denn sehr spontan und kurz vor der ursprünglichen Deadline schlug Karmazid vor, dass man eine Zeichnung oder ein Symbol für jede Geschichte anfertigen könnte, die den Kern erfasst. Da mir diese Idee selbst schon sehr früh gekommen war (ich ihm die Idee aber aus verschiedenen Gründen nicht unterbreitet hatte), lag die Liste natürlich sofort griffbereit.
Einige Ideen habe ich ihm etwas genauer beschrieben (und sogar selbst eine unterirdische „Zeichnung“ angefertigt, weil ich die Idee nur schwer erklären konnte, sie mir aber unheimlich wichtig war), aber mit vielen anderen Illustrationen hat er mich sehr überrascht, denn ohne die Geschichten im Detail zu kennen, hat er manches mal so exakt ins Schwarze getroffen, dass ich fester denn je davon überzeugt bin, mit ihm auf einer ähnlichen Wellenlänge zu liegen (was mich eindeutig mehr ehrt als mir zusteht).
Wir haben viel hin und hergeschrieben, Ideen getauscht und besondere Momente waren immer für mich, wenn ich etwas vorschlug und er ohne künstlerische Eitelkeit darauf einging. Ich kann meine Gedanken zwar aufschreiben und ihm mit auf den Weg geben, aber was er letztendlich aus meinen Vorschlägen entstehen lässt, ist für mich persönlich immer wieder eine Überraschung und nicht weniger als atemberaubend schön. Er erschafft aus der Vision des Autoren seine eigene Version und fügt immer etwas hinzu, was mich staunen und strahlen lässt.
Manche Zeichnungen haben für mich persönlich eine ganz besondere Kraft. Bereits sein Unendlichkeitssymbol für „In Ewigkeit“ ist weit mehr als eine Zeichnung für ein Buchcover. Es ist, wie ich das Leben sehe. Ein ewiger Kreislauf zwischen guten und schlechten Zeiten im Großen wie im Kleinen.
Und auch die Zeichnung zu der Geschichte „Zuckerperlen“ könnte ich ohne nachzudenken als Lebensmotto verwenden, denn die Aussage der Geschichte und der Zeichnung sind tief in mir verwurzelt und wurden letztendlich auf wunderschöne Art und Weise visualisiert.
Ich bin mit dem gesamten Artwork unglaublich glücklich und freue mich aufrichtig, dass es auch die ersten Reaktionen von Euch gibt, die mir zeigen, dass ich damit nicht allein bin.
Daher nutze ich hier und jetzt die Gelegenheit und sage nochmals:
Danke, Karmazid! Ohne deine Kunst wäre keines meiner Bücher wirklich vollständig.
#miteinanderstattgegeneinander
#selfpublisherhaltenzusammen
Ihr könnt mittlerweile das eBook lesen oder das Taschenbuch (mit Goodies und auf Wunsch mit Signatur) bei mir ordern oder bei epubli oder Amazon oder allen anderen Buchhändlern shoppen gehen.
Oder aber Ihr spaziert in Die Wortfiliale! Ja! Ich bin seit dem 17.07.2020 stolzes Mitglied der Wortfiliale! Die Wortfiliale ist eine Onlinebuchhandlung, die sich ausschließlich um Selfpublisher und Klein(st)verlage kümmert! Der Ein-Mann-Betrieb ist ein tolles, kleines Unternehmen, welches sich zu unterstützen lohnt! Ich finde die Idee der Wortfiliale einfach großartig und werde sicherlich öfter darauf hinweisen! Als Autor kann ich meinen Kollegen nur zurufen: Florian kümmert sich erstklassig um Euch! Überlegt, ob Ihr nicht auch ein Teil dieser Gemeinschaft werdet und wir der Welt ein möglichst umfassendes Beispiel liefern, wozu wir fähig sind!
Unsere Einstellung zum Thema „Selfpublisher“ ist sich sehr ähnlich, denn ich selbst habe in meinem Buch einige Seiten reserviert, und darüber hinaus einen 14seitigen Flyer designed und drucken lassen, in dem ich mich vor einigen Selfpublishern und Kleinverlagen verneige und sie Euch empfehlen möchte. Es war mir ein Bedürfnis und ein großer Spaß, an dem Flyer zu arbeiten, denn die Bücher der Kolleginnen und Kollegen haben mich allesamt sehr berührt. Leider sind nicht alle Autoren und Bücher vertreten, die ich bisher gelesen habe, aber diesen Makel werde ich versuchen, beim nächsten Mal auszumerzen. Versprochen! Ich finde jedenfalls die Idee des #miteinanderstattgegeneinander sehr schön, auch wenn bekannt ist, dass Solidarität unter den Menschen nicht immer ausreichend vorhanden ist.
Ich möchte ein Zeichen setzen. Daher habe ich einen neuen Hashtag erfunden: #selfpublisherhaltenzusammen. Ich möchte mehr mit anderen Autoren gemeinsam auf die Beine stellen, anstatt die (idiotische) Sorge anderer zu teilen, dass wir uns gegenseitig etwas wegnehmen oder (noch schlimmer) zu denken, jemand sei etwas besseres oder wichtiger als der andere.
Ich würde mich sehr freuen, wenn dieser Hashtag sich irgendwann etabliert und Ihr ihn nutzt, wenn Ihr aus Sympathie und Überzeugung über andere SP-Autoren und Bücher sprecht! Er soll positiv aufgeladen werden und nicht gedankenlos benutzt werden. Und schon gar nicht soll er benutzt werden, wenn man nicht mit dem Herzen dahintersteht. Ich werde auch nicht jeden Autoren oder jedes SP-Buch der Welt mit diesem Hashtag adeln; ich bin ja nicht Jesus oder Ghandi.
Aber ich spreche gern über die Dinge, die mich begeistern, denn vielleicht können diese Dinge auch anderen Menschen etwas bedeuten!
In diesem Sinne: United we stand – divided we fall!
Wohin geht’s?
Steckt man mitten in einem Veröffentlichungsprozess, ist unglaublich viel zu tun und vorzubereiten und zu planen. Da habe ich total versäumt, anzuhalten und mir über Wünsche und Hoffnungen Gedanken zu machen! Nachdem ich auf den „Jetzt-veröffentlichen-Knopf“ gedrückt hatte, saß ich bei einem Bier auf dem Balkon und meine Frau fragte: „Bist du jetzt aufgeregt?“
Ich war aber einfach nur leer.
Das ist so, wenn man etwas fertiggestellt hat. Zumindest ist es bei mir so. Eine Leere, in die sich aber jetzt so langsam die Aufregung mischt. Ich bin gespannt, wie die Geschichten angenommen und verstanden werden. Ob es mir gelungen ist, sie unterhaltsam zu schreiben. Ob ich dem Anspruch, den jede Geschichte an mich gerichtet hat, gerecht geworden bin.
Ich habe auch den Unterschied zwischen dem Akt der Veröffentlichung von „Absorption“ und „Die Träne der Zauberschen“ erkannt.
Meine Zaubersche war der Versuch, einen „echten“ Roman zu schreiben. Einen Roman, den Horror/Grusel-Fans direkt neben anderen Büchern des Genres lesen können und ich wollte sehen, ob ich es kann. Da gelten ganz andere Hoffnungen und Ansätze, denn die Geschichte muss über die gesamte Distanz von 460 Seiten stimmig, durchdacht und spannend sein. Das ist eine gänzlich andere Herausforderung.
Wer allerdings glaubt, dass die Kurzen weniger arbeitsintensiv sind als eine lange Geschichte …
Nein. Das kam mir nicht so vor. Immer wieder bin ich in die Gedanken und Stimmungen eingetaucht und besonders spannend waren die Momente, in denen ich die Storys zum ersten Mal seit Jahren gelesen habe. Manchmal war es zu meiner Zufriedenheit, und manchmal musste ich ein wenig nachjustieren, weil sich in der Zeitspanne zwischen dem Schreiben und des erneuten Lesens doch wieder ein anderer Blickwinkel in mein Leben geschlichen hatte.
„Absorption“ geht bisweilen den Weg der Zauberschen weiter, blickt aber auch zurück in die Ewigkeit. Ist oftmals mehr Gedanke als Geschichte, auch wenn ich denke, dass mir eine interessante Mischung gelungen sein könnte. (Auch in der Zauberschen ist sehr viel von mir enthalten; viel mehr, als man als Leser ahnen kann.)
Wer mich kennt, weiß, dass ich stets weit entfernt von „zufrieden“ bin, hahaha. Aber wenn ich meine Bücher nebeneinander betrachte, sehe und verstehe ich mich selbst ein wenig mehr. Und somit, und da „Absorption“ nun veröffentlicht ist, kann ich als Autor sagen: „Ja, das bin ich. Das ist mein „Werk“. Für mich ist es stimmig, denn das bin alles Ich.“
Natürlich wünsche ich mir, dass Ihr diesem Ich etwas abgewinnen könnt. Denn auch wenn man seine Kreativität vor allem für sich selbst ausleben sollte, waren Eure Reaktionen, Gespräche und Diskussionen stets bereichernd, beflügelnd und für mich wertvoller, als Ihr Euch vorstellen könnt.
Zu Anfang habe ich beschrieben, dass ich direkt nach „In Ewigkeit“ den Wunsch entwickelte, eine Anthologie zu veröffentlichen. Dann kam die Idee zu „Die Träne der Zauberschen“ und ich hatte plötzlich einen Plan:
„In Ewigkeit“ war ein Buch, welches geschrieben werden musste.
„Die Träne der Zauberschen“ war ein Buch, das ich schreiben wollte.
„Absorption“ erfüllt mir jetzt den Wunsch nach einer Mischung aus beidem.
Für mich fühlt es sich tatsächlich so an, als hätte ich eine Etappe beendet.
Aber habt keine Angst / macht Euch keine Hoffung! Das war die erste Etappe!
Ich habe Ideen für mindestens vier Bücher und weitere Geschichten und solange mich das Schreiben glücklich macht, werde ich weiter machen. Auf welche Art auch immer. Vermutlich wird sich in der nahen Zukunft einiges ändern, aber darüber werde ich mir selbst noch klar werden müssen.
Ich hoffe, die wundervollen Leser, Blogger und Freunde bleiben an meiner Seite und gehen mit mir diesen Weg, wohin er uns auch führen mag.
Ich hoffe, die Leser, Blogger und Freunde, die einen anderen Weg einschlagen, gehen ohne Groll.
Ich hoffe, ich werde neue Leser, Blogger und Freunde mit meinen Büchern finden und ihnen eine gute Zeit und bestenfalls gute Gedanken schenken.
Ich danke Euch allen von Herzen, aber nun lasst Euch endlich von meinen Kurzen absorbieren! Ich freu mich auf Eure aufrichtigen Reaktionen, sei es Lob oder Kritik!
Liebste Grüße!
Ian.
One thought on “08/2020 – Behind the Scenes – »Absorption« [in eigener Sache]”
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