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Meine Rezension zu „Die Träne der Zaubersche“ von Ian Cushing
„Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet …“ F. Kafka
Warum ich als Überschrift diesen Satz aus Kafkas Prozess verwende? Weil Josef K. und die Bäckersfrau Barbara eine Gemeinsamkeit haben – sie geraten beide in die Hände einer absurden Justiz. Beide werden für etwas verurteilt, was sie offensichtlich nicht getan haben, und beiden ist es nicht mehr möglich, sich aus diesem von grausamer Willkür gesponnenen Netz zu befreien.
Und nein, Hexen gehören nicht der Vergangenheit an – nur in unserer so aufgeklärten Zeit sind es Beamte, Künstler, Prominente oder ganz normale Bürger, auf die erbarmungslos Jagd gemacht wird.
Ian Cushing ist es wirklich gelungen, nicht nur den Irrsinn dieser Anklage, bis hin zur Verurteilung der Angeklagten sehr eindringlich zu schildern, sondern vor allem den Leser mit dem Entsetzen, der Fassungslosigkeit, der Furcht, den Zorn und der vergeblichen Hoffnung der liebenswerten unbescholtenen Bäckersfrau zu konfrontieren.
Er verzichtet dabei weitgehend auf die zu detaillierten Beschreibungen von Quälereien – viel schlimmer zu ertragen sind die spitzfindig hinterhältigen Anklage-Argumente des Richters und die Hilflosigkeit der Angeklagten (ging mir buchstäblich an die Nieren und hat mich fatal an den Prozess der Jeanne d‘Arc erinnert, den ich vor einigen Jahren im Laufe einer Recherche lesen musste).
In welchem Zusammenhang nun die drei Protagonisten aus der Gegenwart zu der armen Barbara stehen, möchte ich aufgrund der Spoiler-Gefahr nicht schreiben. Nur so viel, „Die Träne der Zauberschen“ ist ein Roman, den es sich zu lesen lohnt und dafür gibt es von mir verdiente fünf Sterne.