26.05.2021 – S. Sagenroth

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Zauberhaft und abgründig

Kurzmeinung: Ein grandioses Werk. Ausgezeichnet geschrieben, tiefgründig, verstörend und einzigartig

Eigentlich ist Horror nicht so wirklich mein Genre. Doch das bezaubernde Cover hat mich gelockt und so bin ich eingestiegen in das spätmittelalterliche Szenario des Dorfes Pfüeln im Jahre 1611 und lerne die Bäckersfrau Barbara kennen, deren Schönheit, Liebreiz und Gütigkeit im ganzen Ort bekannt ist. Auch sprachlich tauche ich sofort in diese Zeit ein, es ist so fein und poetisch beschrieben, dass mich die Geschichte sogleich in ihren Bann zieht. 

Dann der Sprung  in das Jahr 2011. Gleicher Ort, 400 Jahre später. Drei Freunde, Dirk, Jan und Markus. In ihrem Wesen völlig  unterschiedlich, aber seit Jahren eng miteinander verbunden. Alles ist scheinbar ganz normal. Man trifft sich beim ortsansässigen Griechen, hat Spaß und ist gut gelaunt und unbesorgt. 

Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich kapitelweise im Buch fortan ab. Und nach und nach ahnt und fürchtet man als Leser, dass es eine Verbindung zwischen den drei Männern und dem Geschehen im Jahr 1611 geben muss. 

Ausgerechnet Barbara gerät unter den Verdacht der Hexerei. Und so wie der grausame Bannrichter Arbiter und der gütige, aber hilf- und tatenlose Vogt beschrieben werden – es kann kein gutes Ende nehmen. 

Der Autor spart nicht an grausamen Details, dennoch mag man das Buch kaum weglegen, so sehr zieht es einen in den Bann und mit Schaudern, Entsetzen, aber auch Faszination bin ich der immerhin 469 Seiten starken Geschichte in recht kurzer Zeit gefolgt, wollte unbedingt erfahren, was es mit den Tränen der Zauberschen auf sich hat 

Es findet sich alles am Schluss. Grausam, gruselig, aber auch ein bisschen versöhnlich. 

Allzu zarten Gemütern sei es vielleicht nicht empfohlen, aber ansonsten ist „Die Träne der Zauberschen“ ein grandioses Werk. Ausgezeichnet geschrieben, tiefgründig und einzigartig. Ein besonderes  Buch, zu dem ich so bald gar keinen Vergleich finde. 
Ein bisschen Kafka oder Camus vielleicht, Edgar Allan Poe oder Stephen King? 

Es liest sich jedenfalls wie das Werk eines ganz Großen. Absolut lesenswert für alle Freunde des Horrors oder abgründigen Thrillers!