Liebe Zuckerperlen!
Dieses Jahr fällt der Jahresrückblick deutlich reduzierter aus, aber stattdessen werde ich einen Einblick geben, was sich in meinem Autorenleben in der nächsten Zukunft verändern wird.
Diese Gedanken beschäftigen mich bereits seit langer Zeit und die Tage zwischen den Jahren möchte ich nutzen, sie auszusprechen. Jeder einzelne Punkt wäre eines eigenen Beitrags würdig und hat immer verschiedene Perspektiven, aber aktuell sind diese Gedanken dabei heraugekommen, die Ihr im folgenden lesen könnt. Ich habe lange überlegt, wie ich alles aufschreiben soll, aber wie könnte es besser geschehen als genau auf die Weise, wie sie mir durch den Kopf gehen? Also: Willkommen in meinem Kopf, in dem ich einen Schwatz mit Hank halte.
Hank: Moin, Cushing! Was läuft bei dir? Was macht das Geschäft?
Ian: Ich will nicht klagen, Hank. 2021 war zwar das ruhigste Jahr seit 2018, was Verkäufe angeht, aber ich war aus verschiedenen Gründen auch eher zurückgezogen, was schamlose Buchwerbung betrifft. Der Zusammenhang zwischen Onlinepräsenz, beharrlicher Werbung und Verkäufen wird dadurch sehr deutlich.
Soll ich für dich in der Fußgängerzone singen?
Danke für das Angebot, aber mit deiner Stimme wirst du nur wieder wegen Ruhestörung verhaftet. Es hat sich zwar über die Jahre ein ordentlicher Batzen angesammelt, und darüber hinaus sind schon die ersten Ausgaben für das nächste Buch getätigt worden … Aber du weißt doch: Hobbys kosten Geld. Du musst deine Herrengedecke im Landhotel ja auch bezahlen. Ich denke, wir beide haben deswegen keine schlaflosen Nächte, oder?
Da ist was dran. Dass du ein Pleitegeier bist, wissen wir ja schon länger … aber sonst? Bist du wenigstens zufrieden?
Fiese Frage, Hank. Zum einen bin ich sehr zufrieden. Ich bin schließlich noch da! Spaß hatte ich – neben den vielen Gesprächen mit wundervollen Menschen und Freunden – vor allem mit dem Rezi-Recycling und den zwei Give-away-Aktionen, die daraus resultierten. Es hat mir Freude bereitet, mal nicht über mich zu quatschen, sondern geballt zu zeigen, was mich persönlich begeistert und unterhalten hat.
Und zum anderen? Mir kannst du nichts vormachen … Es herrscht ordentlich Unruhe in deinem Oberstübchen und das nervt mich. Du weißt, ich brauche meinen Schönheitsschlaf.
Sorry, Hank. Ich wollte dich nicht stören. Aber ja … mir gehen schon sehr lange viele Gedanken durch den Kopf.
Schwafel nicht rum, ich will gleich los! Was hast du vor?
Okay. Mein nächstes Buch soll 2022 erscheinen, und ich habe mich gefragt, ob der Weg, den ich zuletzt gegangen bin, der richtige Weg für mich ist. Dabei kam ich zu dem Schluss, dass sich einiges ändern sollte, damit ich wieder entspannter bin und mit mehr Freude an die Sache gehen kann.
Manchmal träume ich schwer, und dann denk ich es wär
Hannes Wader – Heute hier, morgen dort
Zeit zu bleiben und nun was ganz andres zu tun
So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar
Dass nichts bleibt, dass nichts bleibt, wie es war
Was verstehst du an »schwafel nicht rum« nicht, verdammt?
Geduld, mein imaginärer Freund! Weil du es bist, versuche ich tausend Gedanken einzudampfen und nur die Essenz herauszufiltern.
Ich hatte dieses Jahr stark mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Zu einem Großteil betrafen sie mein »Projekt M:L« und ich weiß nicht mehr, wie oft ich es einfach alles hinschmeißen wollte. Die Geschichte, die Umsetzung, der Sinn … ständig stellte ich alles infrage, anstatt einfach mein Ding durchzuziehen und zu sehen, wohin es mich führt. Es gab auch derbe Rückschläge in der Planung und Umsetzung, die ich erst einmal verdauen musste, aber über die Hintergründe zu »Projekt M:L« werde ich zu späterer Zeit ausführlich berichten. (Spoiler: Die Zweifel und ich haben momentan halbwegs unseren Frieden geschlossen und die Geschichte wird im kommenden Jahr auf Euch losgelassen!)
Doch wenn man eh schon in einer zweifelnden Stimmung ist, treten automatisch auch andere Umstände zutage, die das Talent haben, einen wahnsinnig zu machen:
Ich kümmere mich zu viel um Dinge, die mir ursprünglich nicht wichtig waren, es dann aber wurden, weil ich schlichtweg vergessen habe, was für mich wirklich zählt und warum ich hier bin. Ich habe das Gefühl, dass der kleine Ian irgendwann angefangen hat, nicht nur Autor, sondern auch Geschäftsmann zu spielen. Ich bin unweigerlich in einen Sog geraten und ehe ich mich versah, dachte ich wie ein Businesstyp, für den das Marketing im Vordergrund stehen müsste. Bis zu einem gewissen Grad ist das selbstverständlich logisch und berechtigter Teil des Jobs, denn Käufer bedeuten Leser (und auf Leser kommt es mir an), aber sobald das den Großteil der Zeit frisst und vor allem unglücklich macht, stimmt etwas nicht. Und dass ich ein mieser Geschäftsmann bin, ist wohl auch bekannt. Und gerade weil diese Gedanken mich selbst überraschten, habe ich mich einfach noch weiter zurückgezogen. Klingt paradox, oder? Aber ich habe von Anfang an gespürt, dass das nicht mein Weg ist, und bin wohl ein bisschen bockig geworden, hahaha.
Der nächste Punkt, der mit dem ersten einhergeht, ist, dass ich das Gefühl habe, als Autor ständig in den sozialen Medien präsent sein zu müssen. Tauche ich für einige Zeit ab, wird mein Konto uninteressant für Tante Meta und ich riskiere, dass die anderen mich vergessen und ich untergehe. Allerdings gehöre ich nicht zu den Usern, die täglich Beiträge rausschleudern; generell bin ich nicht der gesprächigste Mensch unter der Sonne (von diesem Interview, wichtigen Beiträgen und den Unterhaltungen mal abgesehen), aber das verleidet mir das Ganze schon etwas.
Doch wenn ich sehe, was andere zu leisten imstande sind, fangen die Selbstzweifel an, Rumba zu tanzen. Plötzlich drehen sich die Gedanken nur noch nebenbei um eine neue Geschichte. Stattdessen beschäftigt sich mein Kopf ungewollt damit, wie ich mehr Leser erreichen kann; damit, ob ich weitere Blogs ansprechen soll; damit, wie Kollegen*innen oder Blogger*innen es schaffen, so unglaublich präsent zu sein und riesige Followerzahlen mit täglichen Beiträgen zu unterhalten. Manchmal ist das virtuelle Universum schrecklich frustrierend, wenn man den Fokus verliert. Und nein, es hat nichts mit Neid zu tun, falls das jemand denken sollte, denn ich gönne jeder*m einzelnen Selfpublisher den größtmöglichen Erfolg (wer mich kennt, weiß das sicherlich).
Instagram und Facebook kosten einfach viel Energie und Zeit und beides bringe ich momentan nicht auf. Ich möchte meine Freizeit, und die Zeit, die ich davon im Netz verbringe – und besonders wie ich sie verbringe –, selbst bestimmen und nicht vom heiligen Algorithmus oder meinen kruden Gedanken bestimmen lassen. Die sozialen Medien sind eine waschechte Hassliebe mit Suchtfaktor. Aber wer kennt das nicht?
Im Privaten ist auch einiges los. Mein bezahlter Job hat sich in den letzten Monaten stark verändert und lässt mir kaum noch Luft zum Atmen. Wie ich jemals ein neues Projekt schreiben soll, ist mir momentan bei der Belastung wirklich nicht klar! Das wird eine echte Herausforderung.
Die generelle gesellschaftliche Situation und die Unruhe, die lauten Meinungsbekundungen, die Unvernunft aller Menschen (ob geimpft oder ungeimpft) belasten mich ebenfalls, und alles zusammen sorgt für jeweils verschiedene Arten von Frustration, Zweifeln.
Manchmal muss ich einfach den Stecker ziehen, bevor mir durch zu viel Input die Leitung durchschmort. Kurzum: Die ganze Welt und die Stimmen in meinem Kopf waren in diesem Jahr einfach zu laut und unruhig. Ich war dieses Jahr häufig extrem gestresst und teilweise überfordert, und das wiederum wirkt sich auf mein Hobby aus, für das mir dann einfach die Energie fehlt; das betrifft die Online-Zeit, die Lust, für meine Bücher zu werben, aber besonders die Arbeit an dem Projekt. Ich habe noch nie so lange an einem Projekt gearbeitet, wie an »Projekt M:L« (wobei das auch andere Gründe hat), aber es liegt zum Großteil daran, dass ich nach Feierabend vielleicht eine, maximal zwei Stunden Energie habe.
Aber beenden wir das Mimimi und beschränken uns auf das Kernproblem meines Autorendaseins: Das Schreiben trat in den Hintergrund und das Business und Drumherum drängten sich leider auf manchmal irrationale Weise in den Vordergrund.
Vielleicht bin ich der einzige Mensch den das stört oder wir sind Legion … ich weiß es nicht. Manche Autoren*innen gehen darin auf und fühlen sich wie ein Fisch im Wasser, aber mir persönlich gefällt diese Entwicklung nicht, denn das bin nicht ich.
Denn was neu ist, wird alt, und was gestern noch galt
Hannes Wader – Heute hier, morgen dort
Stimmt schon heut oder morgen nicht mehr
Wie denkst du, kannst du dich dieser Spirale entziehen?
Ich habe mir mein Autorenleben in aller Ruhe angeschaut und erkannt, dass ich die Gelassenheit verloren habe, die mir in den ersten Jahren zu eigen war. Aber ich habe mich an sie erinnert wie an einen alten Freund, den ich gern wiedersehen möchte und weiß wieder, was ich will: Geschichten erzählen und Bücher veröffentlichen. Und das mache ich so gut ich kann.
Statistiken und vage Möglichkeiten, mysteriöse Algorithmen, Wahrnehmung und Sichtbarkeit, Erwartungen haben mir allerdings mein Hirn ein wenig verdreht, aber ich bin zu dem revolutionären Schluss gekommen, dass ich das Spiel gar nicht mitspielen muss!
Also werde ich zukünftig das tun, was ich am besten kann: 100% Ian Cushing sein. Ich werde manche Dinge verändern, meinen eigenen Weg gehen und verspreche mir dadurch wieder mehr Spaß und Fokus darauf, was mir gefällt. Einge wenige meiner Freunde und Kollegen*innen kennen diesen Gedanken seit längerer Zeit (noch vor »Absorption«) bereits als »Untergrund-Gedanken« und ich sehe keinen Grund, diesem Gedanken jetzt nicht mit allen Konsequenzen zu folgen. Hach, ich fühle mich wie ein Partisan im Kampf für die Selbstverwirklichung!
Ich wusste, dass so ein Spruch kommt, nachdem du erst mit Begeisterung »Haus des Geldes« geguckt hast und seitdem immer »Bella ciao« unter der Dusche trällerst. »Ein Partisan ist ein bewaffneter Kämpfer, der nicht zu den regulären Streitkräften eines Staates gehört.« Wirst du Spinner auf deine alten Tage militant?
Quatsch. Ich kämpfe nicht gegen jemanden oder etwas, sondern ich setze mich friedlich für eine Sache ein, von dem ich mir mehr peace of mind erhoffe!
Genau wie jeder andere kämpfe ich darum, gelesen zu werden; aber vielleicht in Zukunft mit anderen Mitteln, aus anderen Gründen und vor allem in anderem Umfang. Doch weiß ich, dass beständiges Wachstum nicht mein Ziel ist.
Für mich bedeutet der neue Pfad Eigenverantwortung, Inspiration und Freiheit! Er verspricht mir ganz leise das Glück, meinen Kopf aus bestimmten Mechanismen zu lösen und wieder frei zu sein. Back to the roots.
Es ist schwer zu erklären, aber es fühlt sich an, wie eine Zwangsjacke: Buch schreiben, veröffentlichen und anschließend so viel wie möglich davon verkaufen … sie sind ja on demand endlos erhältlich! Und am besten natürlich mehr Exemplare als von dem vorherigen Buch! Solch ein Denken macht mir keinen Spaß. Natürlich will ich gelesen werden, aber mir reicht es, wenn ich eine bestimmte Anzahl von Lesern*innen für meine Geschichten begeistern kann. Für viele Kollegen*innen wäre der Schritt, mein »Business« meiner realistischen Marktgröße anzupassen, vermutlich ein Schritt zurück, aber für mich ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Ich habe jedenfalls keine Angst davor, ein kleiner Fisch in einem großen Teich zu sein. Vielleicht gibt weitere Menschen, denen es ähnlich geht, und wir wachsen zu einer Armee der Individualisten und führen gemeinsam die Feder des Partisanen. La penna del partigiano.
Was heißt »dein Business deiner Marktgröße anpassen?«
Wenn ich mir anschaue, was ich erreicht habe, denke ich, dass ich dort angekommen bin, wohin ich mit meinen Möglichkeiten und meinem Einsatz kommen kann! Ich habe bereits jetzt viel mehr Menschen erreicht, als ich mir jemals hätte träumen lassen! Nicht die (Verkaufs-)Zahlen entscheiden, sondern ob man mit dem, was man erreicht, zufrieden ist.
Über die Jahre hat sich eine Sache bestätigt, die von vornherein feststand: Ich schreibe für einen überschaubaren Kreis von Lesern. In meinem »früheren Leben« habe ich das ein oder andere kreative Projekt durchgezogen, und die waren immer auf eine überschaubare Zahl von Menschen ausgelegt. Diese Art, meine Projekte zu realisieren, habe ich vermisst und übertrage es auf mein Autorendasein.
Mann, Cushing! Komm endlich auf den Punkt! Ich will heute noch ins Landhotel!
Ich versuche es anhand meines kommenden Projekts zu erklären und gleichzeitig noch nicht zu viel zu verraten. Das nächste Projekt wird ein besonderes sein:
Das Buch soll aussehen, wie ich ganz persönlich Bücher gern sehe und anfasse. Darüber hinaus werde ich vermutlich selbst Hand an ein oder zwei Details legen und es dadurch noch individueller gestalten.
Leider kann mir kein Print-on-demand-Anbieter diese Ausstattung zu einem akzeptablen Preis bieten und daher wird es ein Privatdruck werden!
Mal davon abgesehen, dass das Buch so erscheint, wie ich es mir bereits seit »Fünf Minuten« als Sonderauflage neben dem Taschenbuch / eBook immer gewünscht, es aber aus finanziellen und rationalen Gründen nicht umgesetzt habe, habe ich zukünftig eine eindeutige Mission: »meine« Buchexemplare an die Leser*innen zu bringen. Das ist ein klares Ziel im Vergleich zu der abstrakten Möglichkeit, unendlich viele Bücher on demand zu verkaufen. Ich orientiere mich durchaus an anderen Künstlern, Labels und Verlagen, die ihre Veröffentlichungen in begrenzter Stückzahl anbieten. Diese Idee ist nicht neu, aber fühlt sich für mich wirklich anders an. Persönlicher, wärmer, besser. Und in meinen kühnsten Tagträumen wird es großartig sein, wenn ich verkünden kann: Das Buch ist ausverkauft und jedes Exemplar hat seine Leser erreicht!
Das ist mein Ausstieg aus dem Hamsterrad und ich kann früher oder später ein Projekt als (mehr oder weniger) abgeschlossen betrachten.
Ob ich für das gedruckte Buch eine möglichst realistische Auflagenhöhe selber schätze oder vielleicht eine großangelegte Vorbestellaktion durchführen werde und die Leser*innen dadurch die Auflage bestimmen, weiß ich noch nicht. Vermutlich wird es ein Mix aus beiden Varianten, denn verbindliche Vorbestellungen werden mir sehr bei der Planung der Auflagenhöhe helfen.
Ich weiß, dass es viele Leser gibt, die eBooks bevorzugen und keine gedruckten Bücher lesen; daher habe ich mich entschieden, das Buch gleichzeitig als eBook anzubieten. Auch wenn ich die Möglichkeiten des eBooks selbst nicht nutze, darf und werde mich dem natürlich nicht verschließen, denn es sind zwei völlig unterschiedliche Kanäle für völlig unterschiedliche Lesegewohnheiten.
Fakt ist aber: Einen Nachdruck der »Liebhaber-Edition« wird es niemals geben und zum jetzigen Zeitpunkt schließe ich eine spätere Taschenbuchausgabe ebenfalls aus. Wer also bei der limitierten Edition nicht zuschlägt, darf scrollen, aber nicht blättern. Eine Sache besorgt mich allerdings etwas …
Na los, schütte dein Herz aus!
Würdest du bitte aufhören, mit den Augen zu rollen?
Es wird sicherlich nicht einfach, die potentiellen Leser*innen dazu zu bringen, das Buch direkt beim Autor zu bestellen! Es ist ja schon schwierig, die »alten« Bücher direkt aus meinem Regal heraus zu verkaufen, und bei denen weiß der/die Leser*in anhand von Rezensionen etc. schon ungefähr, worauf er/sie sich einlässt.
Ich weiß nicht, warum das so ist. In letzter Zeit verkaufe ich hier und da mal ein Buch, aber selten direkt, sondern meist über Amazon oder andere Anbieter … Ist ja auch schrecklich bequem und natürlich freu ich mich über jede*n Leser*in! Und doch hoffe ich, dass die Leser*innen zukünftig den kleinen Umweg über das Kontaktformular oder private Nachricht bei Instagram oder Facebook gehen werden.
Verkaufst du jetzt Katzen im Sack?
Quatsch! Natürlich werde ich im Vorfeld ordentlich Werbung machen. Das wird ein kleines Bombardement an Infos, sehr ausführlichen Leseproben, kürzeren Auszügen und Hintergrundinfos.
Diese Zeit in den sozialen Medien ist dann wahrlich gut angelegt, und ich werde sie definitiv genießen, denn sie hat einen Grund und ein Ziel! Dafür werde ich jede Unterstützung brauchen, die ich bekommen kann!
Die Aufgabe, alle interessierten Leser zu erreichen, wird für mich also noch intensiver als bisher, denn die »Vermarktung« (ich hasse dieses Wort) und Verantwortung liegen allein in meiner Hand!
Für die Zeit nach der Veröffentlichung verspreche ich mir mehr Gelassenheit. Bin ich aktiv, hoffe ich bestenfalls auf neue und interessierte Leser*innen und Reaktionen; bin ich aber faul, nehme mir eine Pause oder sogar die Zeit, an einer neuen Geschichte zu schreiben (verrückter Gedanke, oder?), muss ich mich keinen falschen Hoffnungen hingegeben und kann sowohl meine Erwartungen als auch die sozialen Medien komplett ausschalten. Was in der Konsequenz hoffentlich dafür sorgt, dass ich den herrlichen Zirkus einfach wieder mehr genießen kann. Bevor alles zu einer Art Job wurde (denn kleine Autoren kämpfen jeden Tag dagegen, vergessen zu werden), haben die sozialen Medien Spaß gemacht, und genau da will ich ja auch wieder hin. Less job – more fun.
Freundchen, du fängst jetzt aber nicht das Schludern an, oder? Selfpublisher haben ja in der Öffentlichkeit oftmals einen fragwürdigen Ruf – glotz nicht so, ist selbstverständlich nicht meine Meinung – und ist es nicht verlockend, einfach mal ein Auge zuzudrücken, was Sorgfalt und Umsetzung angeht, wenn man eh nur für eine Handvoll Leute schreibt?
Ich kann versprechen, dass ich noch besessener an der Geschichte, der Umsetzung und der Gestaltung des Buches gearbeitet habe als bisher! Ich werde für diese kleine Auflage alles geben, um sie so gut zu erschaffen, wie ich es mir möglich ist und wie ich es mir selbst erträume.
Aufgrund der geplanten Ausstattung und begrenzten Anzahl werden die Bücher ihren Preis haben müssen und allein aus diesem Grund schulde ich jedem einzelnen Käufer, dass ich mein Bestes gebe und das Buch zu etwas Besonderem mache!
Ich habe allerdings gelernt, dass ich irgendwann an meine Grenzen stoße, denn ich werde nie so perfekt sein, wie ich es gern wäre. Quatsch! Dass ich nicht perfekt bin, weiß jeder, der mich kennt, und ich weiß es eh am besten. Ich meine damit, dass meine Bücher nicht perfekt sind, da sich nach etlichen Monaten Arbeit an dem Text einfach eine Betriebsblindheit einschleicht, und ich die einfachsten Tippfehler nicht mehr sehe, weil mein Hirn ja schon weiß, was da stehen sollte.
Für jemanden wie mich ist es wahrlich schwer, sich das selbst einzugestehen, da mein Anspruch an mich sehr hoch ist, und ich erkennen musste, dass es manchmal einfach nicht genügt. Das nagt an mir und beschäftigt mich …
Auf eine gewisse Weise bin ich dabei, an den Auswirkungen auf mein Selbst zu arbeiten. Was definitiv nicht bedeutet, dass ich nicht 100% gebe oder Tippfehler oder ähnliches abfeiern werde, ganz im Gegenteil. Das ist immer noch äußerst nahrhaftes Futter für den inneren Dämonen.
Auf der Haben-Seite steht allerdings, dass man mit jedem Buch und jeder Geschichte etwas dazulernt, und wie in jedem Handwerk macht Übung den Meister.
Übrigens ist es ein Mythos, dass Bücher großer Autoren bei namenhaften Verlagen, die durch mehrere Lektorats- und Korrekturvorgänge gelaufen sind, fehlerfrei sind. Das soll auf keinen Fall nach einer Entschuldigung klingen … ist es nämlich nicht. Für keine Seite. Wir sind alles nur Menschen.
Ich zähle weiterhin auf die großartige Hilfe von Freunden, auch wenn ich weiß, dass das kein professionelles Korrektorat oder Lektorat ersetzt. Wobei … diesmal habe ich noch größeres Glück als bisher, denn was Virginia Anemona als Testleserin, Korrektorin und Lektorin in Personalunion aus dem Text herausholt, übertrifft meine Erwartungen, die ich an ein professionelles Lektorat/Korrektorat stellen würde, bei weitem.
Dann sei doch mal nicht so knausrig!
Das sagt der, der mietfrei in meinem Hirn wohnt …
Hey! Dafür hast du mich auch schon wiederholt für deine Geschichten benutzt! Wo bleibt mein Scheck?
Das Thema Geld hatten wir doch schon! Ich hatte in einer verzweifelten Phase, als ich den Glauben an alles verloren hatte, sogar daran gedacht, das Buch an einen professionellen Dienstleister zu geben. Aber schau mal:
Ein Korrektorat kostet, werfen wir eine realistische Zahl in den Raum, 3 Euro pro Normseite. Mein Projekt hat ungefähr 330 Normseiten. Das macht 990 Euro für ein Korrektorat.
Und jetzt nehmen wir »Absorption« als Beispiel. Pro verkauftem Buch (über eine Buchhandlung) bleiben vom Verkaufspreis stolze 1,59 Euro bei mir hängen.
Das bedeutet, dass ich 623 Bücher verkaufen müsste, um allein die Kosten für das Korrektorat wieder einzunehmen – und du weißt, dass noch viel mehr Kosten anfallen. Ich werde mein Lebtag nicht diese Anzahl von Büchern verkaufen, gleichgültig, wie viele Bücher ich noch veröffentlichen werde (auch nicht mit Lektorat)! Ich werde auch mit »Projekt M:L« kein Geld verdienen, aber vielleicht gelingt es mir, die Kosten reinzubekommen.
Da kann jetzt jemand von mir aus von Amateurhaftigkeit schwafeln oder mit dem Finger auf den dilettantischen Selfpublisher Ian Cushing zeigen, aber für jemanden meiner Größenordnung ist eine solche Investition schlichtweg unlogisch.
Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Pfennigpfuchser bin und gern Geld für mein Hobby ausgebe, aber es muss in einer vernünftigen Relation stehen.
Und wenn ich es mit etwas Abstand betrachte: So grauenvoll waren meine bisherigen Veröffentlichungen auch nicht, oder? Immerhin wurden sie von der einen oder dem anderen sogar zu All-time-favourites gekürt! Und solche Reaktionen geben mir die Kraft und vor allem Mut, das Ding auf meine Weise weiterhin durchzuziehen, solange meine Buchveröffentlichungen eine One-Man-Show (with great help from my friends) sind.
Die Erkenntnis (auch wenn sie für mich alles andere als neu oder überraschend ist), dass ich niemals hunderte oder gar tausende Bücher verkaufen werde, fühlt sich befreiend an! Zu erkennen, wer man ist und wo man steht, macht den Blick frei und man gewinnt neue Inspirationen, wie man sich in seiner eigenen kleinen Welt bewegen sollte. Und mir hat es neue Kraft gegeben, um mich weiterhin und noch weiter abseits des Mainstreams zu bewegen.
Eines verspreche ich meinen Lesern: Ich werde stets mit Leidenschaft und Hingabe meine Geschichten schreiben, mit Wonne den Genregrenzen trotzen, euch auf düstere Reisen mitnehmen und immer zu 100% Ian Cushing sein.
Und was machst du, wenn du aus Versehen einen Bestseller schreibst und keine Sau jemals davon erfährt, weil niemand seine Meinung kundtut oder eine Buchbesprechung kommt?
Bestseller … echt jetzt, Hank? Ich glaube, du verwechselst mich.
Klar, ich wäre sicher traurig oder enttäuscht, wenn ich kein Feedback in Form von Rezensionen und Meinungen und vielleicht sogar einem Interview oder einer tollen Aktion bekäme, aber du hast recht … ich blockiere meine ursprünglich angestrebte literarische Weltherrschaft durch diesen Weg womöglich selbst. Ich befürchte nämlich, dass es lediglich eBooks als Rezensionsexemplare geben wird. Die Produktionskosten für ein Print-Exemplar schätze ich momentan auf 20 bis 30 Euro; je nachdem, für welche Variante und Auflage ich mich letztendlich entscheiden werde!
Dass man mich kaum vermisst, schon nach Tagen vergisst
Hannes Wader – Heute hier, morgen dort
Wenn ich längst wieder anderswo bin
Stört und kümmert mich nicht, vielleicht bleibt mein Gesicht
Doch dem Ein‘ oder Andern im Sinn
Meine Hoffnung ist, dass sich einige Leser*innen finden, die eine Rezension schreiben oder mir persönlich durch eine E-Mail oder Nachricht ein Feedback geben, obwohl sie ihr Taschengeld in den neuen Cushing investieren mussten. Das ist weiterhin wichtig für mich, weil ich ja noch nicht am Ende bin und die ein oder andere Idee noch umsetzen möchte … und ja … will man etwas an den Mann/die Frau bringen, braucht man Aufmerksamkeit!
Falls ich Rezensionen erhalte, werde ich mir (neben der eBooks) sicherlich etwas zum Dank ausdenken, denn kein*e Autor*in der Welt (und schon gar nicht so ein kleiner Fisch wie ich) sollte die Mühe und Hingabe, die die Blogger*innen und Leser*innen in ihre Rezensionen fließen lassen, als gegeben hinnehmen.
Was passiert mit den Büchern, die bereits erschienen sind? Oder die, die vielleicht noch kommen?
Bei »In Ewigkeit«, »Die Träne der Zauberschen« und »Absorption« wird sich nichts ändern. Sie bleiben verfügbar, wie sie sind. Das war damals eine Entscheidung, an der ich festhalte. Es macht jedenfalls keinen Sinn, sie vom Markt zu nehmen, auf eigene Kosten eine Deluxe-Ausgabe zu drucken und zu hoffen, dass jemand zuschlägt, weil diese Bücher die meisten Leser bereits gefunden haben. Ich würde mich allerdings freuen, über die Zeit den Bestand an Eigenexemplaren auf Null zu reduzieren.
Okay, den Traum einer Liebhaber-Gesamtausgabe werde ich weiterhin träumen, aber die sollte dann auch das Gesamtwerk enthalten und so weit bin ich noch lange nicht.
Was mit den kommenden Büchern sein wird? Das ist spannend, denn ich habe absolut keine Ahnung! Das Dasein als Hobbyautor ist ein verschlungener Pfad und ich habe wirklich keine Idee, wohin er mich führen wird. Vielleicht erscheinen sie der Einfachheit halber wieder über Print-on-demand oder als Privatdruck oder bei einem Verlag oder ganz anders! Sollte mein Privatdruck-Experiment scheitern, habe ich bereits einen weiteren Plan in der Tasche, der den Partisanengedanken auf die Spitze treiben wird …
Okay, Cushing. Ich habe mir jetzt gefühlt eine Ewigkeit alles geduldig angehört und muss dir sagen: So schrecklich neu ist dein Gedanke nun auch nicht. Vermutlich enttäusche ich dich, aber du hast das Rad nicht neu erfunden, Fräulein. Vielleicht bist du einfach ein Hasenfuß und lässt dich von deinen Selbstzweifeln verrückter machen als du eh schon bist.
Du bist ein weiser Kerl, Hank, und sprichst natürlich eine Version der Wahrheit aus. Aber es sind große Veränderungen für mich, und ich musste die Gedanken vermutlich vornehmlich für mich selbst formulieren. Ich bereue in keiner Weise, wie ich bisher gehandelt habe, aber ich freue mich darauf, neue Wege zu entdecken. Ich hoffe wirklich, dass meine Ideen, Hoffnungen und Planungen am Ende aufgehen werden, aber letztendlich ist auch das nur ein Schritt auf meinem Weg. Die Zukunft wird zeigen, was ich daraus lernen kann.
Und außerdem wohnst du kostenlos in meinem Kopf, da kannst du dich doch wohl auch mal mit mir unterhalten …
Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort
Hannes Wader – Heute hier, morgen dort
Hab mich niemals deswegen beklagt
Hab es selbst so gewählt, nie die Jahre gezählt
Nie nach Gestern und Morgen gefragt
Entspann dich, Cush! Wird schon werden … Lass uns wieder quatschen, wenn du ein paar konkrete Fakten zu deinem neuen Projekt hast, okay?
Das werden wir definitiv! Es wird aber sicherlich noch einige Zeit dauern. Sobald alles spruchreif ist, und ich endlich über die Veröffentlichung im Detail sprechen kann, werde ich mich bei dir melden! Ich weiß ja, wo du wohnst.
Meine lieben Zuckerperlen! Ihr habt es geschafft und ich danke Euch, dass Ihr meinen Plänen und meiner Psychohygiene gelauscht habt! Einiges wird anders, anderes bleibt gleich … zum Beispiel das Wissen, dass ich ohne Euch nichts wäre.
Auch wenn 2021 für uns alle garantiert nicht so gelaufen ist, wie wir es uns gewünscht hätten, blicke ich voller Dankbarkeit darauf zurück.
Voller Dankbarkeit, dass Ihr da draußen seid; dass Ihr mich nicht vergessen habt; dass Ihr Euch mit mir und den anderen wunderbaren Selfpublishern beschäftigt und uns durch Eure Worte und Reaktionen Flügel verleiht. Nach all den Jahren betrachte ich das immer noch nicht als selbstverständlich, sondern als Geschenk. Und dafür sage ich Euch von Herzen: Danke!
Ich wünsche ich Euch einen guten Start ins neue Jahr und vor allem Gesundheit. Körperlich und seelisch. Passt auf Euch auf!
Ian.
One thought on “12/2021 – Ein kurzer Rück- und ausführlicher Ausblick [Ein Selbstgespräch]”
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