13.09.2019 – Buchblog Leif Inselmann

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Ein Jahr nach seiner unkonventionellen Novelle „In Ewigkeit“, die ich die Ehre hatte rezensieren zu dürfen, hat Ian Cushing nun mit „Die Träne der Zauberschen“ sein zweites Buch veröffentlicht. Der 460 Seiten starke Roman entführt uns in zwei Zeitebenen einer tragischen Geschichte von Ungerechtigkeit und Vergeltung.

Im Jahre 1611 wurde die Bäckerin Barbara unschuldig Opfer eines Schauprozesses wegen Hexerei. Die drei Freunde Jan, Dirk und Marcus ahnen vierhundert Jahre später nichts davon, dass sie ein verheerendes Erbe in sich tragen – denn der Geist Barbaras, jahrhundertelang zur Untätigkeit verdammt, sinnt auf Vergeltung an ihnen und ihren Familien … Ian Cushing ist es einmal mehr gelungen, eine ganze Gruppe authentischer Charaktere zu entwerfen, ein jeder mit individuellem Profil und perfekt zusammenspielend in einem dicht inszenierten Szenario auf dem Weg Richtung Katastrophe. Abwechselnd beobachten wir den Prozess Barbaras im siebzehnten Jahrhundert und das zunächst so idyllische Zusammenspiel der gegenwärtigen Protagonisten, die zunehmend von dem rachsüchtigen Geist heimgesucht werden. Dabei ist die Prequel-Handlung weit mehr als nur bloße Erklärung für sinnlosen Hass einer mordenden Untoten, hat diese doch auch nach Jahrhunderten der Verdammnis und der Rachegedanken ihren ursprünglichen Charakter nicht ganz verloren. So ist dann auch das Ende ganz anders, als man es von anderen Heimsuchungsgeschichten gewohnt ist und überrascht einen schon ziemlich – ein kreativer Bruch mit Konventionen, der gleich in mehrfacher Weise zum Nachdenken anregt, doch ohne dabei weniger folgerichtig zu sein.

Gerade für ein im Self-Publishing veröffentlichtes Buch beweist „Die Träne der Zauberschen“ eine bemerkenswerte Qualität – nicht nur was das professionell gestaltete Cover angeht, sondern auch in Ausdruck und Sprache, die durchweg das Niveau massentauglicher Bestseller erreichen. Dabei ist das Buch sehr flüssig zu lesen – Cushing beweist das Talent, selbst dann unterhaltsam zu schreiben, wenn gerade nicht die spannende Handlung vorangetrieben wird und es vielmehr um die Charakterisierung der Protagonisten und ihrer Familiensituation geht, was einen guten Teil der ersten Hälfte einnimmt. Wenig später schon geht es aber Schlag auf Schlag und die Handlung zieht schneller an, als man es erwartet hätte. Man merkt durchaus, dass gar nicht einmal die Phantastik Kern des Romans ist, sondern vielmehr wirklich die handelnden (bzw. behandelten) Personen und ihr tragisches Schicksal. All das sorgt für eine umso lebendigere Identifikation mit den Figuren, gerade auch emotional außerordentlich mitreißend. „Die Träne der Zauberschen“ ist letztlich voll und ganz zu empfehlen – spannende und flüssige Unterhaltung, schnell gelesen, doch trotzdem nicht ohne einige inhaltliche Tiefe.

03.09.2019 – Nostalgic Books

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[Meine Meinung]
Puh. Ich muss sagen, darüber musste ich erstmal schlafen. Da hat mein Kollege Ian ganz schön was rausgehauen. Emotional hat mich das Buch sehr mitgenommen. Der ständige Wechsel der Emotionen ist dem Autor sehr gut gelungen. Die zwei verwobenen Geschichten waren so spannend, dass ich das Buch am Stück durchgelesen habe. Dabei war Vieles vorhersehbar, einiges nicht. Das tat der Spannung aber keinen Abbruch.

Was mich etwas gestört hat, war nicht das Ende direkt, aber einiges auf dem Weg dorthin. Vielleicht wäre hier eine Triggerwarnung angebracht. Vor allem die Geschichte um Barbara, die sich mit der Hexenverfolgung befasst, macht auf traurige Art bewusst, wie grausam und aussichtslos die Sache damals wirklich war. Auch wenn es kein historischer Roman ist, kann man sich gut vorstellen, dass es damals genau so stattgefunden hat.
Die Horrorelemente, vor allem bei dem Handlungsstrang der Jetzt Zeit sind gut eingesetzt. Die Dialoge sind flüssig und durch Einsatz von Umgangssprache wirken sie nicht so hölzern, wie oft in Romanen.

Es bleibt ein aufwühlendes, gut geschriebenes, teilweise brutales Buch, dessen geniales Cover die Sache aber etwas entschärft. Wer eine Hexenverfolgungsgeschichte mit Horrorelementen lesen möchte, sollte hier zugreifen. Stellenweise ist das Buch aber sehr brutal und vor allem Mamas sollten sich vielleicht überlegen, ob ihr Nervenkostüm dick genug ist (an dieser Stelle mehr Infos per PN). Mir hat es gut gefallen und ich freue mich, mehr von Ian Cushing zu lesen.

[Fazit]
Klassischer Fall von „There is more than meets the eye“

31.08.2019 – Danis kleine Bücherwelt

Danis kleine Bücherwelt

Dieses Buch lässt sich nicht eindeutig in ein Genre einordnen, da es Historische aber auch Thriller/Horror Elemente hat. Genau diese Mischung macht das lesen zu einem Vergnügen.

Ian Cushing schafft es mit seinem Schreibstil, einen sofort tief in die Geschichte zu ziehen. Ich habe das ein oder andere mal kurz inne gehalten, und über meine Vorfahren nachgedacht. Die ungewöhnliche Mischung aus Historisch und Thriller ist dem Autor hervorragend gelungen. Hier kommt jeder auf seine Kosten 😉

Freude, Liebe, Verrat, Hoffnung, Angst, Panik, Trauer.
Ich habe beim lesen so ziemlich alles an Emotionen durchgemacht und mit den Protagonisten gelitten. Zur Handlung möchte ich gar nichts sagen, das müsst ihr selber lesen. Ich kann diese Buch nur Empfehlen.

Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

10/2019 – Autorenvorstellung (Danis kleine Bücherwelt)

Am 10. Oktober 2019 hatte ich meinen ersten Autorentag! Ein ganzer Tag, den Daniela von Danis kleiner Bücherwelt nur mir und meinen Büchern gewidmet hat. Wie verrückt ist sowas, bitte?!

Erzähl uns doch ein bisschen von dir.
Das ist eine der fiesesten Fragen, die man mir stellen kann, denn ich kann nur sehr schlecht frei über mich erzählen …
Ich bin jemand, der voller Ironie und Sarkasmus durch das Leben geht und das Talent hat, sich nicht allzu ernst zu nehmen. Bei allem, was ich mache, neige ich allerdings dazu, es viel zu ernst zu nehmen. Manchmal ist es gar nicht so einfach, das alles zu unterscheiden, hehe. Aber eigentlich bin ich ein ganz netter und umgänglicher Mensch, denke ich.
Mein Gemütszustand pendelt mal zwischen entspannt und cholerisch, euphorisch und voller Zweifel, aber oft liegt es irgendwas dazwischen. Also alles so, wie bei euch auch.
Wer irgendwas Spezielles wissen möchte, darf mich jederzeit fragen, denn ich betrachte mich gern als offenes Buch … (beantwortet das irgendwie die Frage?)

Womit kann man dir eine Freude machen?
Die größte Freude macht man mir mit Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. „Echt“ sein und sich nicht hinter Masken verstecken. Das „Echte“ muss ja nicht jedem gefallen, aber ein ehrlicher Feind ist besser als ein falscher Freund.

Freust du dich, wenn du ein Buch geschenkt bekommst?
Geschenke, die von Herzen kommen, sind immer schön. Ich hasse allerdings die typischen „Geschenke-Tage“, wie Weihnachten oder so. Es ist doch viel schöner, auf etwas zu stoßen und zu denken: „Das würde XY Freude machen“, und es dann einfach zu verschenken.
Zumal ich viel lieber verschenke, als etwas geschenkt zu bekommen.
Vielleicht hat der ein oder andere es schon bemerkt, denn ich kam ja auf die Idee, meine Bücher in Geschenkpapier einzupacken und eine Karte zu schreiben. Der Hintergrund ist, dass ich es noch immer nicht als selbstverständlich betrachte, dass ihr Blogger mir eure Zeit, Mühe und ehrliche Meinung schenkt und da ich es wirklich als Geschenk betrachte, wollte ich das irgendwie zurückgeben, auch wenn ihr eine Menge Arbeit mit dem Geschenk habt. Aber vielleicht habt ihr ja auch Spaß damit?!
Ach so … ob ich mich freue, wenn ich ein Buch geschenkt bekomme … Ja. Vor allem, wenn es ein Buch ist, welches ich mir vielleicht nicht selbst nicht gekauft hätte und dann begeistert bin.

Hast du eine(n) Lieblingsautor / -autorin?
Ich habe gerade ein Buch von Dino Buzzati gelesen: „Die Tatarenwüste“. Er hat mich damit so unglaublich beeindruckt! Zu Buzzati bin ich durch einen Zufall gekommen. Ich schau gerne mal in die offenen Bücherschränke, die in manchen Städten stehen, und dort habe ich das Buch „Der Hund, der Gott gesehen hatte“ als Erstauflage von 1956 gefunden! Da hab ich kurz gegoogelt und wusste, dass das etwas sein könnte, was mich interessiert. Und das hat es. Ich liebe seinen Stil und seine Gedanken. Ich habe in „Die Tatarenwüste“ mehrere Gedanken gefunden, die ich bereits selbst so oder so ähnlich in mehreren meiner (Kurz-)Geschichten formuliert habe, was recht spooky ist.
Irgendwie ist es leider schwierig, an seine Bücher zu kommen und ich wunder mich, warum kein Verlag sein Gesamtwerk neu auflegt. Shame on you! Eine Ausgabe seiner gesammelten Werke in einem schönen Schuber bestelle ich hiermit schon mal bei wem-auch-immer vor.
Darüber hinaus liebe ich Hermann Hesse und Stephen King (auch wenn er nicht ausschließlich gute Bücher geschrieben hat).

Ich bin auch von einigen Selfpublishern begeistert. Wenn ich ein Buch eines Kollegen oder einer Kollegin lese, schwingt zusätzlich immer ein klein wenig Aufregung mit, denn ich weiß, was an Blut, Schweiß und Tränen, Hoffnung, Verzweiflung, Träumen, Arbeit, Leidenschaft, Mühe und Herzblut dahinter steckt. Wir SPler können nicht immer perfekt sein, denn uns fehlen die professionellen (Verlags-)Strukturen, aber die Leidenschaft und das Herz machen vieles wett. Behaltet den Untergrund im Auge, denn dort tummeln sich tolle Autoren.

Was macht dich glücklich / worüber ärgerst du dich?
Ich ärger mich über sinn- und substanzloses Getrolle. Sowohl in den sozialen Medien (was man aber ziemlich gut ignorieren kann) als auch im realen Leben. Ich schätze Menschen, die zu bestimmten Themen eine Meinung haben, auch wenn sie sich nicht mit meiner eigenen deckt. Jeder Mensch denkt anders und ich maße mir nicht an zu denken, dass meine Meinung die Wahrheit ist. Es gibt so viele Wahrheiten wie Menschen. Kann mir jemand seine Sicht auf die Dinge erklären und begründen, finde ich das „okay“. Natürlich nur bis zu einem gewissen Grad, denn wenn die Dummheit ihnen braun aus dem Maul quillt, gibt es keine Toleranz.

Glücklich machen mich oftmals „Kleinigkeiten“. Ein Lächeln, eine Berührung, ein freundliches Wort von Herzen. Aber auch große Dinge wie meine Freunde und die Klopse meiner Frau. (Ich meine Buletten, Frikadellen und nicht das, was ihr jetzt wieder denkt.)

Und natürlich, wenn eine Geschichte sich während des Schreibens besser entwickelt, als ich es geplant hatte oder ich in wenigen Tagen in kompletter Besessenheit eine Kurzgeschichte schreibe, und mit dem Ergebnis zufrieden bin.

Wer ist dein Held des Alltags?
Alle, denen es auch mal richtig beschissen geht und die sich, mit Hilfe oder aus eigener Kraft, aus dem grauen Nebel heraus finden. Das Leben ist kein Ponyhof und manchmal hat man graue Zeiten. Das kann viele Gründe haben, mal länger oder kürzer dauern, aber es ist kein Makel!
Alle, die diesen Kampf aufnehmen, sich neue Perspektiven anlesen / aufbauen und sich im besten Falle einen Weg zu persönlichem Glück und Zufriedenheit ebnen, sind Helden in ihrer Welt.

Wie sieht dein Wohlfühlort aus?
Das dürfte irgendein Campingplatz irgendwo auf der Welt sein. Ein Stuhl, ein Tisch, kalte Getränke. Auf diesen paar Quadratmetern kann ich die Seele so richtig baumeln lassen.
Oder mein Arbeitszimmer, wenn es richtig gut läuft.
Oder meine Couch, die ich über alles liebe.
Hmm, ich merke gerade: Ich fühle mich an vielen Orten wohl. Der Ort ist scheinbar weniger entscheidend als der Gemütszustand.

Kommst du selber noch zum lesen? Wenn ja, liest du lieber „richtige Bücher“ oder eBooks?
Das ist unterschiedlich. Wenn ich selber im Schreib- oder Überarbeitungsmodus bin, kann ich nichts nebenher lesen. Zu viele Buchstaben verkraftet mein Hirn scheinbar nicht. Aber zum Einschlafen gibt es so oder so immer ein Hörbuch. Momentan bin ich in einer Fremd-Lesephase und genieße es, früh ins Bett zu gehen, um zu lesen.
Ich gebe zu: Ich habe noch nie im Leben ein eBook gelesen. Ich mag die Haptik eines echten Buches, das Umblättern und überhaupt. Da bin ich echt oldschool.

Wie lautet der beste Ratschlag, den du je bekommen hast?
„Du solltest mal unbedingt Albert Camus lesen.“
Als es mir mal nicht gut ging, hatte ich einen intensiven Austausch mit einem großartigen Freund. Der arme Kerl musste sich alles anhören (bzw. lesen) und weil er viel bewanderter in solchen Dingen ist als ich, hat er festgestellt, dass alles, was ich fühle und erzähle, dem Existenzialismus entspricht. Davon hatte ich bis dahin noch keine Ahnung, aber nachdem ich Camus gelesen hatte fing eine Verwandlung an. Und diese Verwandlung gipfelte darin, dass ich „öffentlich“ schreibe.
Vermutlich ist das mein persönlicher Kampf gegen die Absurdität des Lebens.
Man denkt oft, dass man aufgrund seiner Gefühle ein Freak ist, aber in Wirklichkeit hat es alles schon gegeben. ALLES. Man muss nur finden, wo etwas darüber steht. Schwarz auf weiß lesen. Annehmen. Und dann verstehst du, dass du nicht allein bist, sondern dass jemand schon Bücher mit deinen Problemen gefüllt hat!

Hast du ein Vorbild?
Mein Papa strahlt immer eine gewisse Ruhe und Gelassenheit aus und er beklagt sich nie über irgendwas. Das gleiche gilt für meine Oma mütterlicherseits. Das finde ich absolut erstrebenswert.

Darüber hinaus ist es eher ein Ideal, nach dem ich strebe und welches mir schon unzählige Menschen vorgelebt haben: Wenn man das Geschenk der Kreativität bekommen hat, sollte man es ausleben und sich nicht drum scheren, was andere denken. Ganz so weit bin ich noch nicht, denn dadurch, dass ich noch neu im „Geschäft“ bin, bin ich natürlich sehr interessiert, ob „ich es kann“. Aber zumindest habe ich mir vorgenommen, stilistisch nur das zu schreiben, worauf ich Lust habe. Von philosophischen Gedanken über Romatik pur bis total plemplem wird es noch einiges von mir zu Lesen geben.

Welches Buch hast du als erstes gelesen?
Natürlich irgendwelche Kinderbücher, aber ich kann mich beim besten Willen nicht an das erste erinnern.
Obwohl … Achtung: Anekdoten-Zeit! Meine Großeltern hatten einen schönen Band mit Wilhelm Busch-Geschichten, in dem ich liebend gerne geschmökert habe, wenn ich bei ihnen war. Dann hat ein heftiges Hochwasser ihre Wohnung ruiniert und später habe ich mich mit meiner Oma über das Buch unterhalten, aber sie war überzeugt, dass sie es aufgrund des Wasserschadens entsorgen musste. Vor gar nicht langer Zeit hat sie mir das Buch geschenkt, weil sie vergessen hatte, dass es schon lange auf dem Dachboden lag! Das dürfte somit das Buch sein, welches mich als Kind am meisten geprägt hat.

Wie steht deine Familie zum Schreiben? Unterstützen sie dich dabei?
Ohne die Unterstützung meiner Frau würde ich wohl nicht schreiben können. Sie schenkt mir jede Freiheit, die ich benötige, um meine Hirngespinste zu Papier zu bringen; auch wenn sie manchmal arg verwundert ist, was so alles aus meinem Kopf herauskommt.

Wie bist du eigentlich zum Schreiben gekommen?
Noch eine gute Frage … ich mach es einfach. Ich hab schon immer viel mit Worten zu tun gehabt und vielleicht habe ich ein Talent dazu (worüber aber andere urteilen müssen und nicht ich!) und nun ist das Ganze offensichtlich eskaliert, hahaha.
Wie es dazu kam, warum ich damit die Öffentlichkeit terrorisiere, hab ich weiter oben ja schon erzählt.
Außerdem kann ich besser schreiben als reden. Alle, die sich beklagen, dass ich lieber schreibe als telefoniere, sollten mir dankbar sein.

Warst du schon an dem Ort / den Orten, von denen du schreibst?
Viele Orte, die ich beschreibe, existieren tatsächlich. Wohnungen, Häuser, Orte. Manchmal bastel ich mir, wie in „In Ewigkeit“, eine Wohnung aus mehreren verschiedenen zusammen, damit sie passt.
Sagen wir mal so: Sollte ich mal so richtig unglaublich und über alle Maßen berühmt werden, kann ich eine Tour zu den Schauplätzen der Geschichten organisieren. Das wird ein Spaß! Führungen auf deutsch, englisch, französisch, italienisch und natürlich japanisch! 25 Euro pro Person und ein Mal im Monat mach ich ’ne Lesung.
In meinen Kurzgeschichten gibt es auch rein fiktive Orte, weil manchmal der Ort, an denen die Geschichte spielt, nicht relevant ist. Andererseits sieht mein Plan vor, dass Orte und Personen aus verschiedenen Geschichten immer wieder auftauchen.

Welche Taste an deinem PC ist am meisten abgenutzt?
Die Löschtaste. Es ist schön, manche Sätze einfach löschen zu können. Sie beschäftigen und quälen dich; du schreibst sie auf und kurz darauf ist es so, als wäre nie etwas gewesen. Danke, Löschtaste! Wäre schön, wenn das Gehirn auch eine Löschtaste hätte.

Was tust du um eine Schreibblockade zu lösen?
Auf Inspiration warten. Das klingt jetzt sehr entspannt, ist aber für ungeduldige Menschen wie mich die Hölle. Es war mal so krass, dass ich irgendwann beleidigt dachte: „Fuck it. Dann schreib ich halt nix mehr!“, und schwupps kam dieser „göttliche Funke“ der Inspiration um die Ecke. Das Ergebnis nennt sich übrigens „Die Träne der Zauberschen“.

Was ist der größte Störfaktor für dich beim Schreiben? Was hält dich vom Schreiben ab?
Die Arbeit. Manchmal bin ich so platt, dass ich keinen vernünftigen Gedanken formulieren, geschweige denn eine Idee entwickeln kann. Trotzdem gehe ich am frühen Abend immer in mein Arbeitszimmer; kann man schon nicht kreativ sein, kann man ja recherchieren, im Notizbuch herumkritzeln oder Ideen ausprobieren.

Wie sieht dein perfekter Schreibtag aus?
Das ist ein freier Tag ohne Termine und Verpflichtungen. Um 8 Uhr stehe ich auf, dann gibt’s Kaffee und ’ne Kippe um wach zu werden. Anschließend ein Frühstück mit frischen Brötchen und noch mehr Kaffee. Um halb zehn verkrieche ich mich in mein Arbeitszimmer. Da es ja der perfekte Schreibtag ist, fließen die Worte und Sätze einfach aus mir heraus, während ich eine Schlüsselszene so aufschreibe, dass ich nach einigen Stunden einfach nur zufrieden mit den Worten und der Story bin.
Dann setze ich mich auf den Balkon, trinke einen Whisky oder ein Bier und vollkommen automatisch kreisen die Gedanken um den weiteren Fortgang der Geschichte und schenken mir eine Idee, die ich dann am nächsten Tag aufschreiben werde.
Das mache ich solange, bis meine Freunde vorbeikommen und wir eine Runde Pokern und ich anschließend erschöpft, betrunken und zufrieden in Bett falle.

Was sollen wir unbedingt noch über dich wissen?
Ihr sollt wissen, wie dankbar ich meinen SuPs bin. Ich bin immer wieder aufs Neue vollkommen von eurem Support und eurer Unterstützung überwältigt!
Ich denk mir immer: „Wer bin ich schon, dass mich jemand ernst nimmt und sich mit meinem Hobby beschäftigt?“
Und dann erfahre ich so viel Unterstützung und lerne darüber hinaus tolle Menschen kennen, mit denen es sofort passt. Das ist einfach ein unglaubliches Gefühl!
Danke, dass ihr mich unterstützt! Danke, dass ihr immer fair und ehrlich zu mir seid!
Meine persönliche Erfahrungen zeigen mir, dass #miteinanderstattgegeneinander nicht bloß eine Floskel ist.

Ich habe es schon seit meinem ersten Tag gesagt, aber es ist eine Wahrheit, die niemals alt wird: Wir Selfpublisher wären ohne euch Blogger nichts. Und dafür danke ich euch!

10/2019 – Daily (Addicted2Books)

Am 05.10.2019, keine zwei Monate nach Veröffentlichung von „Die Träne der Zauberschen“, durfte ich bereits bei Addicted2Books als Daily auftreten und mich von Ela vorstellen lassen!

Im heutigen Daily möchte ich Ian Cushing vorstellen. Er ist auch ein zufälliger Zufalls-Autor und ein ungeheuer sympathischer Mensch den ich kennenlernen durfte. Ich könnte euch noch mehr vorschwärmen, deswegen beginne ich mal lieber mit der Vorstellung.

Er wurde 1975 geboren und lebt im schönen Niedersachsen.
Ian Cushing ist meiner Meinung nach ein absoluter Herzensmensch und er brennt für das Schreiben und seine Bücher. Diese Leidenschaft fühlt man, wenn man sich mit ihm über seine Bücher oder einfach banale Dinge unterhält. Deswegen möchte ich ihm den Raum geben, euch mit seiner Leidenschaft für seine Bücher anzustecken.

„Öffentlich angefangen zu schreiben habe ich mit „Fünf Minuten“; einem Tagebuch in dem nicht alles fiktiv und nicht alles wahr ist. Der Teil, der nicht fiktiv ist, musste raus. Ich betrachte es rückblickend als Notwendigkeit, dass ich es aufgeschrieben habe. Und dann hatte ich das Gefühl, dass ich garantiert nicht allein mit meinen Gedanken und Gefühlen bin und hab mir einfach gedacht, dass ich das auch als Taschenbuch veröffentlichen kann. Warum denn auch nicht? Die Reaktionen waren für mich sehr positiv, denn es ist schon sehr weit vom Mainstream entfernt und handelt von der dunklen Seite der menschlichen Seele. Ein Thema, welches viele Menschen gern verschweigen.“

Ich mag einfach sehr seine Art und wie offen er Menschen begegnet.

„Als ich angefangen hatte eine neue Geschichte zu schreiben, fiel mir auf, dass sie sich mit „Fünf Minuten“ ergänzte. Das geschah während des Schreibprozesses ganz automatisch und seitdem ist „Fünf Minuten“ nicht mehr allein erhältlich, da es in „In Ewigkeit“ enthalten ist. Im Prinzip habe ich eine fiktive Geschichte dem Tagebuch vorangestellt und ich mag es auch heute noch sehr gern; sowohl die Idee als auch die Umsetzung. Manchmal entfernt man sich von dem, was man einst gemacht hat, aber „In Ewigkeit“ ist für mich ein Mahnmal, ein Leuchtfeuer.

Bei „Die Träne der Zauberschen“ war mein Ansatz wieder ein anderer. Ich hatte eine Idee und nach den vorangegangenen knappen Geschichten einfach eine unbändige Lust zu probieren, ob ich in der Lage bin, daraus einen locker lesbaren, möglichst unterhaltsamen, spannenden Roman zu schreiben, den man entspannt am Strand weglesen kann; in dem man aber auch mehr findet, wenn man danach suchen möchte.
Das spannende am Schreiben ist die Tatsache, dass sich eh alles anders entwickelt und ich mich einfach habe treiben lassen, was wiederum plötzlich eine unglaubliche Herausforderung wurde, denn auf einmal hatte das Buch 460 Seiten! Für einen unerfahrenen Hobbyautor ist das schon ein harter Brocken, denn das alles muss ja etliche Male überarbeitet, korrigiert und geschliffen werden. Aber letztendlich (jetzt, da die Rezensionen mich erreichen) denke ich, dass es mir trotz aller Zweifel, die mich gerne plagen, ganz gut gelungen ist.
An dieser Stelle danke ich Ela von Addicted2Books und allen lieben Menschen, die sich die Mühe machen und Selfpublisher wie mich mit Herz und Leidenschaft unterstützen! Ihr seid echt klasse!

Bei meinen Kurzgeschichten, die ich in einer eigenen Anthologie veröffentlichen möchte, kann einfach alles geschehen … da lasse ich die Ideen über Thema, Stil und Umsetzung entscheiden und beuge mich der Inspiration. Wer bin ich denn schon, dass ich mich der Inspiration widersetzen würde?“

Ich bin vollkommen begeistert von diesem Autor und werde ein wenig rot, denn für mich ist selbstverständlich Selfpublisher zu unterstützen. Ich bedanke mich bei Ian Cushing für das Vertrauen ohne das dieser nicht möglich gewesen wäre.
Eure Ela

04/2019 – Das Verhör (Blog der Bucheule)

Nathalie vom Blog der Bucheule hatte mich am 17. April 2019 zu einem Verhör vorgeladen und dem konnte ich mich ja nur schwer widersetzen.

Liebe Bucheulen, liebe Leser,
ich wurde gebeten einen kleinen Vorstellungstext über mich zu schreiben … Puh! So frei über mich zu erzählen, fällt mir schwer, daher schaut einfach auf meiner Facebook-Seite vorbei, denn ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube. Wer darüber hinaus neugierig auf mich ist, darf mich gerne jederzeit alles fragen oder dem Beispiel der Bucheule folgen und mich interviewen.

1. Liest du als Privatperson dasselbe Genre wie du es auch selbst schreibst?
Mein Buch „In Ewigkeit“ lässt sich nur sehr schwer in ein spezielles Genre zu stecken Es ist ein Potpourri aus ganz vielen Genres, was dem Leser sicherlich einiges abverlangt, aber generell kann ich die Frage mit einem klaren „Ja“ beantworten.

2. Welches Buch liegt derzeit auf deinem Nachtschränkchen?
Aktuell lese ich „Der Anschlag“ von Stephen King und die wundervolle und empfehlenswerte Graphic Novel „Nick Cave – Mercy on me“ von Reinhard Kleist. Ein großartiger Trip in die Musikgeschichte an sich und die persönliche Geschichte von Nick Cave. Außerdem wartet der dritte Band aus der Pulp Legends-Serie von FESTA darauf geöffnet zu werden, aber da ich selten bzw. nie mehrere Bücher gleichzeitig lese (maximal ein Roman und ein Comic / eine Graphic Novel), wird der „Happy Man“ noch eine Weile warten müssen, bis ich mit dem „Anschlag“ durch sein werde; bei dem mörderischen Umfang rechne ich so ca. Anfang 2020 damit.

3. Wann kommen dir die besten Ideen für deine Storys?
Gute Frage … Manchmal ist es ein einfacher Satz, den ich auf der Straße oder im Fernsehen höre, der irgendetwas auslöst. Aber ist es der richtige Satz zur richtigen Zeit, löst er kleine Gedankenlawinen aus und dann weiß ich, dass ich daraus etwas machen möchte. Das gilt vornehmlich für die Kurzgeschichten, die ich im Hinterkopf habe.

Für „In Ewigkeit“ brauchte ich keine Idee im klassischen Sinne, es war vielmehr eine Notwendigkeit, dass dieses Buch geschrieben wurde; ein Befreiungsschlag oder eine Katharsis wenn du so willst.

Für mein kommendes Projekt war es ganz anders … eigentlich viel zu klischeehaft, als dass ich es erzählen dürfte, aber wir sind ja unter uns. Ich hatte einen Alptraum und der war so heftig, dass ich mir nach dem Aufwachen sofort Notizen gemacht habe, damit ich es nicht vergesse. Ich habe die Notizen dann einige Zeit liegen lassen und nach und nach kamen weitere Inspirationen dazu. Diese wurden dann ordentlich durchgequirlt und fertig war die Idee.
Das geschah zu einer Zeit, in der mich intensiv mit Kurzgeschichten beschäftigt habe und überzeugt war, nie wieder eine Idee für eine „große“ Geschichte zu haben und dann hat mich unangekündigt die Muse geküsst, wofür ich ihr sehr dankbar bin.

4. Welchen Autor/Autorin liest du privat gerne?
Ich liebe fast jedes Buch von Hermann Hesse und Stephen King. Moderne Literatur und aktuelle Bücher lese ich ehrlich gesagt fast gar nicht; ich lasse mich dann immer von meiner Frau informieren, ob die aktuellen Bücher gut unterhalten haben oder nicht.
Ich selbst stecke meine Nase lieber in ältere Bücher von Lovecraft, Poe, Hesse, Charles Bukowski und auch Goethe landet immer mal wieder auf meinem Nachttisch.

Aber ich darf verraten, dass (und das dürfte für dich keine Überraschung sein) es wirklich tolle Bücher von Selfpublishern gibt (damit will ich nicht sagen, dass mein Buch toll ist, die Bewertung meiner Bücher überlasse ich lieber euch Bloggern). Ich habe vergangenes Jahr einige gelesen und bin zum Teil unglaublich begeistert, was entweder die Umsetzung oder die Idee angeht oder im besten Falle beides. Wirklich, es lohnt sich, jenseits der Bestseller-Listen suchen, denn da sind großartige Autoren und Geschichten zu finden!

5. Wo befindet sich dein Lieblingsort zum Schreiben?
Da gibt es eigentlich nur einen Lieblingsort: mein Arbeitszimmer. Ich denke, die Routine ist ein guter Freund eines Autoren.
Ich nehme zwar gerne meinen Laptop mit auf Reisen, aber die anderen Eindrücke, die ungewohnte Umgebung und meine Neugier verhindern, dass ich mich einfach ins Schreiben stürzen kann. Aber dann recherchiere ich halt etwas oder finde einige der zahlreichen Fehler, die sich einschlichen haben …
Über die Zeit haben sich bestimmte Musik-Alben als sehr hilfreich erwiesen, um mich in einen gewissen „Schreibzustand“ zu bringen, bei dem ich mich gut konzentrieren kann.

6. Schreibst du derzeit an was neuem?
Jawoll! Und wenn alles nach Wunsch läuft, wird es noch in diesem Jahr veröffentlicht! Ich kümmere mich im Moment um den Feinschliff und wenn ich endlich zufrieden bin, werde ich weitersehen.
Es muss dann noch korrigiert werden, ein Cover muss her, das Layout muss stimmen und so weiter und so fort. Da hängt neben dem kreativen Schreibprozess so viel dran …
Ich werde mir dann überlegen müssen, ob ich einen neuen Versuch starte, mich bei Verlagen oder Agenturen zu bewerben; da bin ich mir nicht wirklich sicher, denn die Arbeitsweise als Selfpublisher kommt mir eigentlich sehr entgegen, wenngleich ich nicht leugnen kann, dass es natürlich ein Traum wäre, einen Profi von meinen eventuell vorhandenen Qualitäten zu überzeugen und professionelle Hilfe beim Korrektorat und Lektorat in Anspruch nehmen zu dürfen. Was das Thema „Verlage und Agenturen“ angeht, bin ich ein Wanderer zwischen den Welten …

7. Dürften deine Leser mal eine andere Richtung erwarten zu lesen, wie du sie bisher schreibst?
Die Frage kann ich mit einem recht überzeugten „Ja“ beantworten.
„In Ewigkeit“ ist eine eher schwere Geschichte, welches durchaus in seelische Abgründe blickt, über die die meisten Menschen nicht sprechen wollen. Schade eigentlich, denn sobald man über seine Probleme spricht, wird man immer feststellen, dass man damit nicht allein ist.

Mein neues Buch habe ich dagegen mit dem Wunsch geschrieben, dass es die Leser (und mich) unterhalten soll. Es ist etwas leichter und hoffentlich spannender und packender, als das, was ich bisher geschrieben habe.

Und bei meinen Kurzgeschichten tobe ich mich einfach aus … Alles, was mir durch den Kopf schießt und sich als Idee zu erkennen gibt, wird zum Leben erweckt.
Ich denke, ich bin eine kleine Wundertüte, hehehe. Oder wie Forrest Gump so schön sagte: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man bekommt“.
Aber das ist auch das Schöne am Selfpublisher-Dasein: Schreib, was dir gefällt und was dich glücklich macht. Die Erwartungen von außen sollten dabei keine Rolle spielen (als ob irgendjemand auf der Welt Erwartungen an mich hätte).

8. Wähle einen Charakter aus deinen eigenen Büchern, der dir am ähnlichsten ist.
Wow … das ist heftig. Auch auf die Gefahr, dass ich als Schizophrener weggesperrt werde: Ich glaube in fast allen Figuren stecken Aspekte meiner Persönlichkeit. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger …

9. Welche Buchfigur war der Held deiner Kindheit?
Als Kind habe ich schrecklich viel gelesen, aber wir hatten ja auch kein Internet!
Eine Liebe, die bis heute hält, sind auf jeden Fall „Die drei Fragezeichen“ … die habe ich als Kind sehr gern gelesen, aber auch gehört. Natürlich waren auch TKKG oder Karl May immer ein Thema … Dann habe ich bereits als Jugendlicher angefangen, Stephen King und andere Horror-Romane zu verschlingen …
Aber du fragst ja nach einem Helden?! Ich denke, das kann ich klar mit JustusPeterBob beantworten.

10. Was möchtest du den Followern von Bucheule abschließend mitteilen?
Ich möchte zuerst dir ganz herzlich danken, dass du mich verhört hast. Es war mir ein echtes Vergnügen, deine Fragen zu beantworten.
Macht weiter so! Ihr seid diejenigen, die „uns“ eine Plattform bieten und dem Leser durch den beinah undurchdringlichen Dschungel an neuen Veröffentlichungen helfen!
Deinen Lesern wünsche ich, dass sie ihre zukünftigen Lieblingsbücher durch euch entdecken und ermutige alle, auch unbekannten Autoren eine Chance einzuräumen. Da gibt es so viel zu entdecken …

Wir vom Blog Bucheule bedanken uns bei Ian für seine ausführlichen Antworten und wünschen ihm alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft!

Die Träne der Zauberschen – Leseprobe

1477 Wörter aus meinem Buch „Die Träne der Zauberschen“

  1. Kapitel

»Wann besuchen wir die Großmutter?«
Die sechsjährige Grete blickte sie mit großen Augen erwartungsvoll an.
Barbara schenkte ihrer Tochter ein strahlendes Lächeln. »Jetzt, wenn du möchtest, mein Schatz. Vater ist unterwegs zum Vogt und bis zum Abendessen bleibt uns genügend Zeit«, sagte sie fröhlich.
Der Vogt bekam oft hohen Besuch im Auftrag der Herzogin und bat Friederich regelmäßig, ihm zum Abend frische Brote zu backen. Es war ein bescheidener Wunsch des Vogtes, dem der Bäcker auch am heutigen Tag mit Freude nachkam.
Barbara genoss es, mit Grete durch das Dorf zu spazieren, und erfreute sich daran mindestens so sehr wie ihre Tochter.
Ihr Leben war anstrengend, aber sie war glücklich. Sie liebte ihren Ehemann und sie wusste, dass er sie liebte, was in den harten Zeiten auf dem Lande nie eine Selbstverständlichkeit war. Besonders nachdem sie ihre gemeinsame Tochter geboren hatte, vermochte sie sich nicht vorzustellen, wie das Leben noch schöner sein könnte.

2

Barbara hatte ihren Ehemann im Jahre des Herrn 1604 kennengelernt und es sollten die sieben schönsten Jahre ihres Lebens folgen.

Sie war im Nachbardorf aufgewachsen und selbst bei der besten Ernte war es ihnen nicht möglich, aus eigener Kraft so viele Brotlaibe zu backen, wie der egoistische und selbstverliebte Dorfvorsteher zu seinem Hochzeitsfest gefordert hatte. Die Einwohner des Dorfes kamen nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss, dass sie Hilfe benötigten und schickten Barbara, die Tochter des Bäckers, mit einem Brief, der ihre Notlage erklärte, nach Pfüeln, um vom befreundeten Bäcker Friederich einige Laibe Brot zu erbitten.
Nachdem sie in Pfüeln angekommen war, erkundigte sie sich bei der ersten Einwohnerin, die sie an der imposanten Kastanie am Ortseingang traf, nach dem Weg zur Backstube. Die verträumt lächelnde, kleine Frau beschrieb ihr den Weg und als sie die Bäckerei erreichte, beobachtete sie Friederich für einen Moment durch die geöffnete Tür bei der Arbeit.
Sie betrachtete ihn mit einer schamvollen Neugier. Er war für einen Mann nicht groß, aber die harte, tägliche Arbeit hatte ihm einen kräftigen Körper beschert. Die Glatze ließ ihn älter wirken, als er tatsächlich war; aber es waren seine gütigen Augen, in die sie sich augenblicklich verliebte. Sein mit Mehlstaub bedecktes Gesicht verstärkte die Wirkung der braunen Augen, denn sie strahlten die Art von Wärme und Güte aus, nach der Barbara sich sehnte.
Als er sie bemerkte, kam er auf sie zu.
Sie starrte ihn an und die sorgsam zurechtgelegten Worte, mit denen sie den Bäcker um Hilfe zu bitten gedachte, waren aus ihrem Kopf verschwunden.
»Seid gegrüßt, Bäcker Friederich«, stotterte sie unbeholfen und blieb in der offenen Tür stehen. »Mein Vater schickt mich mit einem Brief zu Euch«, ließ sie ihn wissen, ohne jedoch Anstalten zu machen, ihm diesen zu reichen.
Friederich klopfte sich das Mehl von den Händen und wartete. Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor, während sie in seinen Augen versank.
Schließlich deutete er auf ihre rechte Hand und lächelte, als er fragte: »Ist das der Brief?«
»Verzeiht?« Sie löste ihren Blick von seinem Gesicht und sah, dass sein Finger auf den Umschlag zeigte, den sie fest umklammert hielt. »Ja, das ist er!« Sie spürte, wie ihre Wangen sich rosig färbten, räusperte sich und schlug ihre Augen nieder. Dann fielen ihr die Worte wieder ein, die sie sich auf dem langen Marsch eingeprägt hatte. Sie blickte ihn an und wollte ihren wohlüberlegten Text aufsagen, als sie sah, dass er lachte.
»Lacht Ihr mich womöglich aus?«, fragte sie mit einem Hauch Entrüstung in ihrer Stimme.
»Mitnichten!«, beteuerte Friederich lachend. »Ich bin allerdings von Eurer Art entzückt und sehr erfreut, dass Ihr mich aufsucht. So tretet ein in meine bescheidene Behausung und setzt Euch! Darf ich Euch etwas zu trinken anbieten, während ich den Brief lese? Ich habe frische Milch für Euch.«
»Sehr gerne«, sagte Barbara und spürte, wie sie noch mehr errötete.
Er führte sie in sein Haus und sie nahm am Küchentisch Platz.
»Ihr könnt lesen?«, fragte sie neugierig.
»Ja, nicht sehr gut, aber es reicht«, erwiderte er. »Unser alter Pfarrer, Gott hab ihn selig, hatte sich in den Kopf gesetzt, den Jungs das Lesen beizubringen. Über Jahre hinweg hat er uns an mehreren Tagen in der Woche in seiner Stube unterrichtet.«
Barbara war beeindruckt und beinahe neidisch. Wie gern hätte sie selbst lesen und schreiben gelernt.
Nachdem er ihr ein Glas Milch gereicht hatte, setzte er sich ihr gegenüber und las den Brief in Ruhe. Wiederholt nickte er und strich sich über den buschigen Schnauzbart.
Als er das Schreiben gelesen hatte, legte er es auf den Tisch, schaute in das Gesicht von Barbara und lachte schallend.
Sie war verunsichert und fühlte sich verletzt, weil sie nicht verstand, warum er über ihren Auftrag lachte. »Was habt Ihr, Bäcker?! Haltet Ihr die Lage, in der wir uns befinden, etwa für lächerlich?«
Sie erschrak über den schroffen Klang ihrer Stimme, denn schließlich war das ganze Dorf auf Friederichs Hilfe angewiesen und sofort bedauerte sie ihren Tonfall.
Er antwortete nicht auf ihre Frage, sondern stand lachend auf und griff nach einem Tuch, welches auf einem Regal lag.
Barbara ärgerte sich entgegen ihrer liebenswürdigen Natur noch mehr über das Benehmen Friederichs. »Nun verratet mir schon, warum Ihr mich auslacht. Ich finde Euer Verhalten nicht angemessen!« Sie stand auf und blickte ihn wütend an, wobei sie ihre Lippen kräuselte.
Da lachte er noch lauter und machte mit der rechten Hand eine kreisförmige Geste um seinen Mund. Mit der linken Hand streckte er ihr das Tuch entgegen.
Da verstand sie. Ihr Gesicht glühte nun und sie griff eilig nach dem Tuch.
»Ich habe einen Milchbart, richtig?«
Friederich japste nach Luft und nickte.
»Herrje, wie unangenehm!« Sie wischte den Milchbart mit hektischen Bewegungen fort.
»Im Gegenteil, sehr hübsch anzusehen«, keuchte er. »Das Bärtchen steht Euch hervorragend.«
»Ihr seid gemein«, sagte sie und stimmte in das Gelächter ein.
»Übrigens, ich heiße Friederich«, sagte er atemlos und wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
»Ich bin Barbara.«
»Ich bin hocherfreut, dich kennenzulernen, Barbara.«
»Ich freu mich ebenso, dich kennenzulernen, Friederich.«
Sie nahmen wieder Platz und er warf erneut einen Blick auf das Schreiben.
»Also, zu eurem Problem … ich werde euch mit Freuden helfen. Ich trage zwar die Verantwortung, dass jeder in meinem Dorfe genug Brot zu essen hat, aber ich verstehe eure missliche Lage. Ich werde die gewünschte Zahl an Broten für das Fest eures Vogtes backen und bin sicher, dass bei uns niemand Hunger leiden muss.«
Barbara sprang auf und klatschte in die Hände.
»Fein, da wird sich mein Vater sehr freuen!«, sagte sie glücklich, wurde aber umgehend wieder ernst. »Unser Dorfvorsteher ist ein gemeiner und gehässiger Mensch und er hat ihm mit zwanzig Peitschenhieben gedroht, falls auch nur ein Brot fehlen sollte! Dabei hat er für seine Hochzeit mehr Essen geordert, als seine Gäste jemals essen könnten und er weiß, dass wir all unsere Vorräte dafür aufbrauchen müssen! Uns graut vor dem kommenden Winter und es wäre eine entbehrungsreiche, trostlose Zeit, wenn du uns nicht helfen würdest!« Mit leiser Stimme fragte Barbara ängstlich: »Ich hoffe, der Preis ist angemessen, den mein Vater dir anbietet?!«
»Nun ja …«, Friederich strich sich erneut über den Schnauzbart und lächelte freundlich. »Der Preis wäre in der Tat noch zu verhandeln.«
»Wir können leider nicht mehr zahlen, als mein Vater dir angeboten hat. Das gesamte Dorf hat seine Taler und Groschen gegeben, damit wir im Winter nicht hungers sterben müssen!«
Barbara war enttäuscht, denn sie hatte nicht erwartet, dass der Bäcker versuchen würde, aus ihrer Notlage Profit zu schlagen.
»Nun … Übermorgen soll das Fest beginnen, was mir genügend Zeit gibt, die Brote zu backen. Ich werde sie euch mit Freuden und persönlich bringen, aber nur unter einer Bedingung!« Er lächelte und seine braunen Augen strahlten sie an.
Barbara klopfte das Herz bis zum Hals und sie spürte, dass sie erneut errötete.
»Die Bedingung ist, dass ihr euer Geld behaltet und du bis übermorgen in Pfüeln bleibst und gemeinsam mit mir die Brote backst!«
»Ich bin die Tochter eines Bäckers!«, jauchzte sie aufgeregt. »Gewiss helfe ich! Du wirst keine Zeit mit unnötigen Erklärungen verschwenden müssen!«
Er lachte auf und streckte seine Hand aus. »Abgemacht?«
Ohne zu zögern schlug sie ein und entgegnete lachend: »Abgemacht!«
In dieser Nacht quartierte er sie in einem Zimmer im Wirtshaus ein und tags darauf verlebten sie die schönsten Stunden ihres bis dahin jungen Lebens, als sie gemeinsam in der Backstube die Brote backten. Das augenscheinlich ungleiche Paar genoss die Zeit miteinander; sie lachten viel und waren einander vom ersten Moment an zugetan.
Hätten die Dorfbewohner durch die mehlbestäubten Fensterscheiben geschaut, würde jeder einzelne bezeugen, dass Friederich noch niemals dermaßen vergnügt bei der Arbeit anzutreffen gewesen war.
Als das Tagwerk vollbracht war und der Abend dämmerte, bat er Barbara, zum Abendessen zu bleiben. Nachdem sie eingewilligt hatte, verschwand er für eine halbe Stunde und kam mit einer Flasche Wein, Speck und Eiern zurück.
In dieser Nacht blieb das Bett im Wirtshaus leer.

In Ewigkeit – Leseprobe

1137 Wörter aus meinem Buch „In Ewigkeit“

Mein VW-Bus zwinkerte mir zweimal zu, als ich auf die Fernbedienung der Zentralverriegelung drückte. Dieser Bus war eines der wenigen Relikte meiner Vergangenheit, welches ich bewusst in mein neues Leben mitgenommen habe.

Vor einigen Monaten starb meine Ehefrau an einem Herzinfarkt und ich hatte mich neu erfunden. Ich befürchte, das klingt schrecklich pathetisch, aber im Großen und Ganzen muss man es so nennen.

Bereits vor dem Tod meiner Frau hatte ich zaghaft und halbherzig damit begonnen mich zu verändern, denn ich erkannte, dass ich meine Persönlichkeit den Zwängen der Gesellschaft, Arbeit und der Rücksichtnahme auf die Befindlichkeiten meiner Mitmenschen untergeordnet und somit beinahe gänzlich erstickt hatte.

Bei allem Dienen hatte ich vergessen, meine eigenen Leidenschaften, die mir Zufriedenheit und im besten Falle einen kurzen Augenblick des Glücks bescherten, zu kultivieren und auszuleben. Ich spreche dabei nicht davon, dass ich jemals glaubte, die Welt verändern zu können oder ein gefeierter und weltberühmter Fotograf oder Journalist zu werden; es zählten jeher die kleinen Momente: Die Spannung, wenn ich auf einem Ausflug in die Natur ein, an meinen eigenen Maßstäben gemessen, besonders schönes Foto aufgenommen hatte und mich entschied, es in einem Fotogeschäft ausdrucken zu lassen, um es anschließend gerahmt im Wohnzimmer an die Wand zu hängen und ein wenig Stolz und Befriedigung zu spüren, wenn ich es ansah. Keiner meiner Freunde, und noch nicht einmal meine Frau, würde beim Anblick dieses Bildes jemals so empfinden wie ich. Aber genau diese Momente im Leben sind entscheidend.

Im Laufe der Zeit erlosch diese Leidenschaft, weil sie mir keine Befriedigung mehr verschaffte, so wie es mir mit meinen anderen Hobbys ebenfalls erging. Alles was mir jemals Freude verschafft hatte, wirkte beinahe über Nacht wertlos und die Glut der Leidenschaft, etwas zu kreieren oder zu erleben, wurde unter dem alltäglichen Dilemma des Lebens erstickt. Ich vermute, dass mir eine Depression oder Midlife-Crisis in den letzten Jahren die Lebensenergie aussaugte.

Ich fühlte mich gefangen in meinem eigenen Käfig und die Erkenntnis der Absurdität machte mir das Leben schwer. Warum sollte man so viel Mühe und Energie in das Leben stecken, wenn es doch unweigerlich mit dem Tod endete?

Die Antwort war und ist ganz simpel: Genau aus diesem Grund! Oft genug wurde bereits umfassender, fundierter und intelligenter über den Sinn des Lebens nachgedacht, spekuliert, philosophiert, aber ich habe für mich herausgefunden, dass der Sinn ausschließlich darin bestehen kann, zu verstehen und zu akzeptieren, dass der Tod uns unweigerlich erwartet und dennoch nicht aufzuhören, seinen Träumen und Leidenschaften zu folgen! Unser aller Bestreben sollte darauf ausgerichtet sein, die eigene Persönlichkeit auszuleben und dabei so wenige Kompromisse wie möglich einzugehen.

Ich wollte lernen, meine Jahre sinnvoll zu nutzen und nicht unter dem selbsterwählten Joch der Arbeit oder der Gesellschaft zu einem Roboter zu verkommen und daher hatte ich meinen unerträglichen Job gekündigt. Tagein, tagaus den Fußabtreter, Kasper und Problemlöser für die Kunden zu spielen und deren Unverschämtheiten aus Servicegründen kommentarlos ertragen zu müssen, wurde irgendwann einfach zu viel und ich zog die Konsequenz. Bereits früh im Leben erkannte ich, dass es mir gefiel, anderen Menschen hilfreich zu sein, denn es war meine Natur, aber ich stellte mitunter meine eigenen Bedürfnisse zurück. Ich war gut in meinem Job, keine Frage! Sogar verdammt gut! Aber was die Menschen nicht sehen wollten oder, was ich als viel schlimmer empfand, als selbstverständlich hinnahmen, war die Hilfe, die ich ihnen über das Maß des Notwendigen hinaus zuteilwerden ließ. Dieser Punkt war einer unter vielen, aber vielleicht sogar der schwerwiegendste: Es hätte nicht wehgetan, einmal Danke zu sagen, mir für meine Mühe ein wenig Wertschätzung und Respekt entgegenzubringen. Ich hätte nie verlangt, dass sie mir ein Denkmal errichten, sondern ein gelegentliches Danke und die Gewissheit, dass sie verstanden, dass ich mich in ihrem Sinne mehr angestrengt hatte, als es normal war.

Die Lektion, die mich die Jahre lehrten, war, dass man, wenn man seinen Job mit viel Herzblut ausfüllt, aber keine Wertschätzung zurückgegeben wird, schlussendlich ausblutet.

Statt Dankbarkeit waren Faulheit, Gier und Neid so oft an meinem Schreibtisch zu Gast, dass ich mir schon überlegte, einen Pfarrer zu bestellen, der die Menschen auf den Pfad der Tugend bringen sollte. Leider glaubte ich nicht an die göttliche Vergebung der Sünden und so blieb mir lediglich die Vermutung, dass die Menschen schlichtweg so sind: gierig, neidisch, faul und dumm. Es mag lediglich eine gefühlte Wahrheit sein, dass die Menschen immer dümmer werden, aber ich könnte hier jetzt so viele Beispiele aus meinem Arbeitsalltag aufschreiben, dass an dieser Theorie kein Zweifel mehr bestünde. Leider hatte ich über die vielen Jahre die Fähigkeit verloren, darüber zu lachen.

Natürlich gab es auch die Menschen an meinem Schreibtisch, die meinen und den allgemeingültigen Moralvorstellungen entsprachen, bescheiden, sympathisch und liebenswert waren, aber sie stellten lediglich eine kleine Minderheit dar und konnten den Ekel, der über die Jahre meine Seele mit einem schwarzen, klebrig-stinkenden Schlamm verklebt hatte, nicht reinwaschen. Dieser Kampf gegen Windmühlen hatte mich über die Jahre so ausgelaugt, dass ich in meiner Freizeit nur noch vor mich hinvegetiert habe, empfindungsloser wurde und immer mehr das Interesse an den Mitmenschen verlor. Lediglich einer Handvoll Menschen gehörte meine Liebe und Loyalität und sie würden sich immer auf mich verlassen können, wie ich mich auf sie verlassen kann.

Meine Frau und ich hatten uns eine kleine Summe angespart, denn aufgrund der Tatsache, dass wir für unsere Arbeit lebten, fehlte uns die Zeit das Geld auszugeben. Ich wusste, dass ich, wenn ich mein bescheidenes Leben weiterleben würde, sicherlich einige Jahre mit den Ersparnissen auskommen könnte. Was geschah, wenn das Geld ausgegeben wäre, wusste ich allerdings nicht.

Mein altes Ich hätte sich zu jeder Sekunde des Tages den Kopf darüber zerbrochen, Tabellenkalkulationen aufgestellt und jeden Cent genauestens verplant. Heute war ich in dieser Angelegenheit entspannter, denn es würde immer eine Lösung geben und weitergehen. Es fühlte sich gut an, nicht an die Zukunft zu denken, sondern mit beiden Beinen im Hier und Jetzt zu stehen und zu schauen, wohin der Wind mich tragen würde.

Die Ereignisse der letzten Monate brachten mich auf die Idee, eine Fünf-Minuten-Regel einzuführen. Ich besaß schon immer das zweifelhafte Talent, bei Fragen, Problemen oder sogar alltäglichen Aufgaben, alles kaputtzudenken, da ich ein extrem entscheidungsunfreudiger Mensch war, unablässig die Vor- und Nachteile gegeneinander aufwog und mich so lange mit einer Entscheidung beschäftigte, bis ich manchmal nicht mehr wusste, worin überhaupt das Problem bestand. Dazu, und das mag noch viel schwerer gewogen haben, hatte ich immer Angst eine falsche Entscheidung zu treffen, wobei es sich um eine abstrakte Furcht handelte, denn auch wenn rückblickend einige Entscheidungen von meinem heutigen Blickpunkt nur schwerlich vertretbar erscheinen, haben sie mir nicht geschadet. Meine neue Regel war mir oft eine Hilfe, mich zu entscheiden, denn wenn ich nicht in tagelange, abstrakte Was-passiert-wenn-Gedankenspiele abdriftete, sondern in fünf Minuten einen Entschluss fasste, blieb die Entscheidung immer viel näher an meinem Bauchgefühl, anstatt zu einer Vernunftentscheidung zu werden.

Fünf Minuten – Leseprobe

1281 Wörter aus meinem Buch „Fünf Minuten“

Samstag, 14.03.2015

Ich habe mich entschlossen, eine Art Tagebuch zu führen und meine Gedanken aufzuschreiben. Für mich und vielleicht für andere. Es gibt gute Gründe dafür… zum einen, was heute Nachmittag passiert ist und zum anderen, weil ich denke, dass zu viel oder auch alles von einem Menschen Erlebte verlorengeht, wenn man es nicht aufschreibt. Jeder kennt die Geschichten der Großeltern, mit denen sie auf jeder Familienfeier nerven, bis man irgendwann nicht mehr hinhört. Wenn die Großeltern dann schließlich tot sind, erinnert man sich nicht mehr an die Einzelheiten und erzählt die Geschichte entweder falsch oder gar nicht mehr. Ich habe keine Kinder und nur wenige Freunde, denen ich meine Geschichten erzählen könnte und heute überkommt mich das Gefühl und die Angst, dass alles, was ich bin, sich mit meinem letzten Atemzug in einen Nebel auflöst, der sich schnell senken und mit dem Staub auf dem Fußboden vermischen wird und eins wird mit dem Vergessen. Vielleicht, und das ist auch ein Grund, möchte ich selbst vieles nicht vergessen. Wer ich war und warum ich so wurde, wie ich jetzt bin.

Ich fange nicht mit dem Ereignis an, welches mich dazu nötigt, diese Zeilen zu Papier zu bringen, sondern ich markiere meinen heutigen Standpunkt in meinem Leben, blicke zurück und versuche mich an das zu erinnern, was für die heutigen Ereignisse vielleicht wichtig sein mag. Damit haben die heutigen Ereignisse die Möglichkeit, sich zu setzen

und ich habe die Möglichkeit, sie vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt etwas objektiver zu schildern.

Ich hatte eine gute Kindheit; meine Eltern waren gute
Menschen, rechtschaffen, arbeitsam und liebevoll. Von den Problemen, die sie vielleicht gehabt haben mögen, habe ich als Kind nie etwas zu spüren bekommen; außer an diesem Winterabend, an dem wir alle am Küchentisch saßen, meine Eltern sich ernsthaft unterhielten und ich, wie man es als Kind so tut, mit irgendwelchem Quatsch dazwischen geredet habe. Da mussten sie mich ermahnen, dass meine Albernheiten nicht angebracht sind… aber das habe ich damals schon verstanden. Das war’s. Ich glaube, mehr Ärger habe ich ihnen nicht gemacht und rückblickend betrachtet, war das wohl nicht wirklich der Rede wert. Eine Lappalie. Genau wie meine Sorge, dass meine Mutter bei einem Elternabend in der vierten Klasse herausbekommt, dass ich ein schrecklicher Störenfried ersten Ranges bin. Ausgerechnet drei Tage vor dem Elternabend habe ich mich im Unterricht, wobei ich nicht mehr weiß, welches Fach es war, mit meinem Sitznachbarn, dessen Namen ich vergessen habe, unterhalten und musste von der Lehrerin ermahnt werden.

Ich starrte aus dem Wohnzimmerfenster, in Erwartung, meine Mutter zutiefst enttäuscht und traurig den Berg zu unserer Wohnung durch den Schnee hinaufstapfen zu sehen und das Warten machte mich verrückt, da ich diesen Fehltritt als so schlimm empfand, dass ich mir nur die schlimmste aller Strafen ausmalen konnte, nämlich meine Eltern verärgert zu haben und dass sie mich nicht mehr beachten würden. Irgendwann, nach einer gefühlten Ewigkeit in der selbst kreierten Hölle, kam meine Mutter nach Hause und freute sich doch tatsächlich darüber, was für ein liebes, gescheites und artiges Kind ich sei.

Wie man merkt, war ich ein sehr schüchternes, ängstliches Kind und nicht besonders mit Selbstbewusstsein gesegnet. Ich bin nun mal kein Alphamensch, sondern sehr von den Stimmungen anderer abhängig. So war es als Kind und so ist es noch heute. Ich ging selten, oder noch treffender, niemals in die Offensive, sondern reagierte nur. Ich hatte das Glück, dass ich es irgendwie immer schaffte, die Mitschüler und Erwachsenen davon zu überzeugen, dass ich nett und harmlos bin, woraufhin sie mich zufrieden ließen und sogar mochten. Meine Leistungen in der Schule waren ansehnlich und jeder glaubte, dass mir alles einfach so zufliegen würde, aber was niemand wissen konnte, ist, dass ich vor jeder Klassenarbeit wie ein Verrückter gepaukt, Blut und Wasser geschwitzt und zum lieben Gott gebetet habe, dass es gutgehen möge, aus Angst zu versagen. Ich möchte rückblickend meinen, dass es mir nicht möglich war zu glauben, dass man alles aus eigener Kraft im Rahmen seiner Möglichkeiten schaffen kann. Kein Gott paukt Vokabeln mit irgendwem. Damals hat es seinen Zweck erfüllt und daher habe ich auch heute noch Verständnis für die Menschen, die sich an einen Gott klammern und seine Barmherzigkeit täglich mit Gebeten einfordern.

In den Achtzigern war Bolzen noch hoch im Kurs und da

ich in der Nähe des Fußballplatzes wohnte, musste ich meist nur ein oder zwei Minuten aus dem Fenster schauen, um zu sehen, ob ein hoher Ball getreten wurde und wenn dem so war, bin ich runtergegangen… zuerst vorsichtig, um zu schauen, wer dort spielt, aber wenn es Kinder waren, mit denen ich gut auskam und die mir keine Angst machten, habe ich mich der Gruppe angeschlossen. Ängstlichkeit ist mein Begleiter, seitdem ich geboren wurde. Ich hatte als Kind vor allem Angst und Sorge, was passieren könnte. Ich habe heute vor allem Angst und Sorge, was passieren könnte. Es vergeht kein Tag, seit dem ich angefangen habe bewusst zu denken, an dem ich nicht vor dem Möglichen und Unmöglichen Angst und Sorge um das Gelingen eines jeden Gedankens und jeder Tat hatte.

Ich weiß nicht, wo diese Angst zu Versagen ihren Ursprung hat. Vielleicht bin ich durch meinem älteren Bruder geprägt, der wirklich das komplette Gegenteil von mir war. Ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen, ein Troublemaker, wie er im Buche steht. Vielleicht hat der viele Ärger, den meine Eltern seinetwegen hatten, mich dazu gebracht, es anders zu machen. Allerdings wäre es vermessen, da eine bewusste Entscheidung hineinzuinterpretieren; vielmehr muss es eine unbewusste Entscheidung gewesen sein. Heutzutage ist mein Bruder aber ein anderer Mensch und auch das möchte ich einmal zu Papier bringen. Nach seinen Flegeljahren hat er einen beeindruckenden Weg durch das Arbeitsleben gemacht und ich bin regelrecht darüber erstaunt, was für Mühe und Arbeit er auf sich nimmt, um voranzukommen. Wollte ich als Kind nichts mit meinem Bruder gemeinsam haben, bin ich heute schwer beeindruckt von seinem Willen und Fleiß. Bei mir ist es andersherum gekommen: erst habe ich Vollgas gegeben und jetzt befindet sich mein Leben im Leerlauf.

Wenn ich von einigen wenigen Freunden absehe, mit denen ich gerne gespielt habe, hat es mir Spaß gemacht, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Ich brauchte nie viele Menschen um mich herum. Ich konnte stundenlang in meinem Kinderzimmer mit meinem Playmobilspielzeug spielen, lesen, malen oder Hörspielkassetten hören. Es gab immer wieder Tage, da mussten meine Eltern ab und zu mal in mein Kinderzimmer schauen, um sich zu vergewissern, dass ich noch da war, so wenig hat man mich als Kind bemerkt. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur die Spielzeuge sind andere geworden.

Ich denke, dass ich, damals wie heute, ein recht angenehmer Zeitgenosse bin, mit dem man gut auskommen kann. Ich bin hochgradig harmoniebedürftig, verursache niemals Unannehmlichkeiten und ärgere mich ausschließlich über mich selbst und meine Unzulänglichkeiten. Meine Eltern waren niemals Menschen, die auf Konfrontationen aus waren; viel wichtiger war, dass man nett, höflich und korrekt wahrgenommen wurde, wie die Pinguine aus MadagaskarLächeln und winken. Unauffällig sein und nirgends anecken. Das beherrsche ich bis zur Perfektion. Liegt es mir in den Genen oder ist es anerzogen? Vielleicht ist das auch nicht gesund, ich weiß nicht. Ich bewundere heute Menschen, die Prinzipien und eigene Meinungen haben und sich nicht scheuen, diese kundzutun, egal ob es sich dabei um Schwachsinn handelt oder nicht. Was ich allerdings nicht schätze, sind Klugscheißer und Menschen, die einen völlig unaufgefordert mit ihren Gedanken vollmüllen. Davon hat es in meinem Leben einige Zeitgenossen gegeben; selbstgefällige Arschlöcher, die Menschen wie mich gerne niedermachen und die ihre Position ausnutzen. Viele, wirklich viele Jahre lang hatte ich große Schwierigkeiten, mit solchen Situationen umzugehen und konnte es nicht einfach verarbeiten. Aber ich denke, ich habe mich damals niemals wirklich reflektiert und verstanden.

2019 – Die Träne der Zauberschen

Cover – Taschenbuch

INHALT
Ein unheimliches Ereignis verändert das Leben der drei Freunde Dirk, Jan und Marcus von einer Nacht auf die andere. Eine geisterhafte Gestalt droht ihnen grausame Rache für ein Verbrechen an, das vor vierhundert Jahren geschehen ist.
Sie entdecken ein schreckliches Geheimnis, welches ihre Familien seit Jahrhunderten verbindet und müssen erkennen, dass die Sünden der Vergangenheit bis in die Gegenwart überdauert haben. Die Zeit der Rache ist gekommen!


TASCHENBUCH
ISBN: 978-3-7485-8077-5
Erstveröffentlichung: 13.08.2019
Verlag: Selbstverlag / Selfpublishing
460 Seiten; Preis: 14,99 Euro
Shops: Bücher & Merchandise / epubli / Amazon (oder jede andere Buchhandlung!)

eBOOK
ASIN: B07WDD24MH
Erstveröffentlichung: 17.08.2019
Preis: 4,99 Euro; exklusiv bei Amazon; auch im KindleUnlimited-Abo enthalten!
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LESEPROBE
Werft einen Blick in meine Geschichte »Die Träne der Zauberschen«.


ZITATE
Hier findet Ihr Grafiken mit Zitaten aus »Die Träne der Zauberschen«.


REZENSIONEN
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Cover – eBook

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