Wie war das? Das Beste kommt zum Schluss! Vielen Lieben Dank Master of Geschenkpapier Ian Cushing, für dieses wundervolle Rezensionsexemplar. Dein zweites Standbein muss also noch warten.
Rezension: Ian Cushing- „Die Träne der Zauberschen“
Wir schreiben das Jahr 1611 und Barbara, die hübsche Bäckerin führt mit ihrer Familie ein glückliches Leben. Sie ist im Dorf sehr beliebt, da sie hilfsbereit und zu jedem nett ist. Barbaras Wissen an Kräutern ist enorm und dieses Wissen gibt sie fleißig an ihre kleine Tochter Grete weiter. Doch eines Tages ändert sich alles. Ihre Schwiegermutter stirbt und Barbara wird der Hexerei angeklagt.
2011: Die drei Freunde Jan, Marcus und Dirk verbindet eine Freundschaft von klein auf. Was keiner von ihnen ahnt ist, dass sie mit einer grausamen Vergangenheit verbunden sind. Ein unheimliches Ereignis ändert alles im Leben der drei und ein geisterhaftes Wesen schwört Rache für ein grausames Verbrechen, welches vor 400 Jahren begangen wurde.
Die „Träne der Zauberschen“ ist die traurige Geschichte von Barbara, welche zu Unrecht als Hexe verurteilt wird. Man erlebt Barbara als herzensgute, fröhliche und verständnisvolle Person und wird durch die Rückblenden mit auf ihren Leidensweg genommen.
Nicht jeder möchte ihr was böses und es gibt ein paar Leute, die versuchen ihr zu helfen. Da wäre zum Beispiel Veit Vogt, dessen einziges Problem aus meiner Sicht ist, dass er zu lange gehofft hat, anstatt zu handeln. Und trotzdem habe ich ihn in mein Herz geschlossen, weil er bis zum Schluss nicht von Barbaras Seite gewichen ist und ihr immer ein guter Freund war.
Der Bannrichter Justus Arbiter, ist das was man heut zu Tage voll Inbrunst als Arsch bezeichnen würde. Er ist korrupt und jeder hat Angst vor ihm. Das einzige was ihn interessiert sind Münzen und er hat seine wahre Freude an den Hexenprozessen. Ihn interessiert es nicht, ob die Frauen die Wahrheit sagen und manipuliert so lange, bis ihm die Leute glauben schenken.
Im Wechsel wird erzählt, was in der Vergangenheit passiert ist und was in der Gegenwart geschieht. Was mir sehr gut gefallen hat, da man die einzelnen Charaktere nach und nach kennen lernen konnte und ihre Verbindungen miteinander entdeckt.
Die Atmosphäre ist super eingefangen und umgesetzt, die Szene im Garten triefte nur so vor Grausamkeit und die Emotionen waren regelrecht greifbar, nur um mal ein Beispiel zu nennen.
Die Story handelt von Willkür, Verrat, Folter und Mord und hat mich vor allem zum Schluss hin mehr als einmal überrascht. Was Neid und Missgunst aus einem Menschen machen kann ist furchtbar, vor allem was für schwerwiegende Folgen dabei auftreten können. Doch habt ihr euch schon mal die Frage gestellt, was wäre, wenn Gott und der Teufel einfach nur ein grausames Spiel spielen? Wenn es denn wirklich die Beiden sind…
Dieses Buch hat mich berührt und mitfiebern lassen, teils hat es mich traurig gemacht, teils wütend über so viel Engstirnigkeit. Kurzum es war emotional die reinste Achterbahnfahrt mit ganz großem Gänsehautfaktor.
„Die Träne der Zauberschen“ zählt für mich zu den Lesehighlights 2019 und ich kann dieses Buch wirklich jedem nur ans Herz legen.
Das Jahr 1611 Barbara und ihr Mann Friederich leben glücklich und zufrieden dem kleinen Dorf Pfüeln. Ihr Glück wird vollkommen, als ihre Tochter Greta geboren wird. Das Paar ist im Dorf allseits beliebt und ihre Tochter ist ein kleiner Sonnenschein Durch die Bäckerei haben die Eheleute ein kleines Auskommen und Barbara läuft ihrem Mann als Bäcker bald den Rang ab, da sich ihre Torten großer Beliebtheit erfreuen. Die junge Frau ist in der Kräuterkunde ebenso bewandert wie im Backhandwerk und so steht sie vielen Bewohnern des Ortes oft hilfreich zur Seite und kuriert ihre Wehwechen. Der Friede des Ortes und das harmonische Zusammenleben der Bewohner werden jäh gestört, als Barbara plötzlich der Hexerei bezichtigt wird. Niemand glaubt diesen Anschuldigungen, ist Barbara doch für ihre Gläubigkeit bekannt. Doch sind die Zweifel erst einmal gesät…
Das Jahr 2011 Marcus, Jan und Dirk sind seit ihrer Schulzeit die dicksten Freunde. Obwohl sie sehr unterschiedliche Charaktere sind und verschiedene Weltanschauungen haben, stört das ihre Freundschaft nicht. Alle drei jungen Männer lernen etwa zur gleichen Zeit ihre Traumfrau kennen, heiraten und werden Vater einer Tochter. Und auch drei Ehefrauen, sowie die drei Töchter freunden sich miteinander an. Das alles erscheint mehr als zufällig und bald stellen die drei Freunde fest, dass ein Ereignis aus der Vergangenheit sie alle miteinander verbindet.
Kommentar: Es handelt sich hier um eines der schrecklichsten Bücher, welches ich in den letzten Jahre gelesen habe. Nicht schrecklich im Sinne von schlecht sondern schrecklich weil ich beim Lesen eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchlebt habe. Das Buch hat mich emotional sehr berührt und ich habe die Ereignisse förmlich miterlebt und mit erlitten. Wenn ein Autor es schafft, den Leser so in seine Geschichte hineinzuziehen, dann hat er alles richtig gemacht.
Die Erzählung beginnt völlig harmlos. Wir erleben
mit, wie Barbara ihrem Friederich das erste Mal begegnet, zwei Menschen, die
füreinander geschaffen sind. Dieses Glück strahlt auch auf die Nachbarschaft
über, ihre warmherzigen und hilfsbereiten Wesen machen sie im ganzen Ort beliebt.
Während des Backens singt Barbara die Lieder, die sie in der Kirche gehört hat
und ihre glockenklare Stimme erfreut das ganze Dorf. Greta kommt ganz nach
ihrer Mutter. Sie ist ein liebenswertes und sehr wissbegieriges Kind. Schon im
Alter von sechs Jahren kann sie verschiedene Kräuter auseinanderhalten und
kennt deren Wirkung. Oft begleitet sie ihre Mutter, wenn diese den Dorfbewohner
heilende Tränke bringt. Das Leben ist Pfüeln ist nicht einfach aber der Vogt
des Ortes sorgt für seine Menschen und schaut, dass niemand ungerecht behandelt
wird. Sowohl der Pfarrer als auch der Vogt hegen große Zuneigung zu der jungen
Frau und ihrer hübschen Tochter, es scheint unvorstellbar, dass diese dörfliche
Idylle jemals getrübt wird. Doch Neid und Missgunst finden sich überall und so
wird Barbara der Hexerei bezichtigt.
Ian Cushing strebt langsam aber zielstrebig dem
Höhepunkt entgegen. Wie Barbara selbst, glaubt auch der Leser nicht an eine
echte Gefahr. Wir, mit dem Verstand und diesem Wissen des 21. Jahrhunderts
können uns einfach nicht vorstellen, dass man den haltlosen Anschuldigen
Glauben schenkt. Aber auch heute kommt es durchaus zu Rufmord und wenn man die
teilweise sehr gehässigen Posts im Internet liest, hat sich seit dem 17.
Jahrhundert nicht viel verändert. Der Mensch bleibt sich selbst sein ärgster
Feind. Zu Barbaras Leidwesen weilt gerade der Bannrichter Justus Arbiter beim
Vogt zu Gast, ein selbstgerechter und anmaßender Mensch, der keinerlei Gnade
kennt.
Wenn man diese Passagen liest, bekommt man einen
regelrechten Hass auf diesen Mann. Er ist das wandelnde Klischee eines
Hexenverfolgers und lässt keine Argumente gelten, die zu Barbaras Gunsten
sprechen. Hier schwanken die Emotionen des Lesers zwischen Hass, Wut und
Trauer, man fühlt sich, ebenso wie Barbara und der Vogt, absolut hilflos
gegenüber solcher Ignoranz und Willkür. Dieses Mannes.
Die Geschichte pendelt zwischen den zwei Epochen hin
und her. Immer wenn man meint, es nicht länger zu ertragen, erfolgt ein Bruch
und man befindet sich im Jahr 2011. Auch hier beginnt alles ganz harmlos. Die
drei Paare sitzen beim ihrem Lieblingsgriechen und feiern ihr Wiedersehen. Dirk
war mit seiner Frau Manuela aus beruflichen Gründen nach Weimar
gezogen. Als Manuela bei der Geburt ihrer Tochter Lilly starb, kehrte Dirk
zurück nach Pfuhlenbeck und die drei Musketiere sind endlich wieder vereint. Es
fügt sich gut, dass ihre Töchter in die gleiche Schule gehen und auch die
Ehefrauen relativ gut miteinander auskommen. Zwar hinterlässt der Tod von
Manuela eine Lücke aber Dirk konzentriert sich ganz auf seine Tochter und
scheint relativ glücklich. Alles wirkt sehr lebendig, menschlich und
überzeugend. Eine Alltagsszene, wie man sie besser kaum beschreiben kann.
Marcus ist der erste der drei Freunde, der
ungewöhnlichen und bedrohlichen Besuch erhält. Natürlich erzählt er seinen
Freunden von dieser Begegnung, auch wenn sie bei Tageslicht eher wie ein
Alptraum erscheint. Dirk merkt sofort, dass Jan ihnen etwas verheimlicht, die
Geschichte von Marcus scheint bei Jan etwas auszulösen, doch er schweigt.
Ab da wird der Leser ebenfalls mit unendlichem Leid,
Trauer, Wut, Hilflosigkeit, Ungerechtigkeit und Schmerz
konfrontiert. Der Autor verschont weder seine Charaktere noch seine Leser und
er geht konsequent seinen Weg. Kein Mitleid, kein Einknicken in letzter
Sekunde, kein Erbarmen. Ich war teilweise fassungslos wie grausam Ian Cushing
mit seinen Figuren umgeht. Manchmal wusste ich nicht, ob ich ihn nicht mehr
hasse als die Figuren in seinem Buch. Denn letztendlich hat er sich diese
Geschichte ausgedacht und stürzt mich somit in eine emotionale Krise.
Was für eine großartige Geschichte. Einfach aber beeindruckend. Sprachlich bewegt sich der Autor auf sehr hohem Niveau. Was mir besonders gut gefallen hat ist die sprachliche Abgrenzung der Jahrhunderte. Die Sprache des 17. Jahrhunderts unterscheidet sich doch sehr von unserer Sprache und der Autor hat es geschafft, diese Unterschiede das ganze Buch über aufrecht zu erhalten, ohne jeden Fehler. Somit sind beiden Teile nicht nur zeitlich sondern auch sprachlich abgegrenzt.
Über das Cover wurde schon viel diskutiert. Der
Titel ist wirklich schwierig zu lesen aber dafür steht er ja auf der Seite.
Jede andere Schriftart hätte die Harmonie des Gesamtbilds gestört. Wenn man die
ersten Seiten gelesen hat, sieht man das Bild noch einmal mit ganz anderen
Augen, es wirkt eindringlicher und bedrohlicher. Die Farben schwarz und Gold
passen ausgezeichnet zueinander und geben einen schönen Kontrast.
Fazit: Für mich ist „Die Tränen der Zauberschen“ ein Highlight des Jahres 2019. Und ich habe dieses Jahr wirklich schon einige wunderbare Geschichten aus der Feder von Selfpublishern gelesen. Also traut euch, auch abseits des Mainstream zuzugreifen.
Dieses Buch kann man am ehesten mit einer Wildwasserfahrt vergleichen. Zuerst setzt man sich mit seinen Mitfahrern ins Boot und paddelt gemütlich los – so wie auch der Plot. Man lernt zunächst die Familien von damals und heute kennen, ihre guten und schlechten Seiten. Dabei liest sich dieser „sanfte“ Abschnitt nicht langweilig. Mit gut dosierten Prisen Humor und Wortgewandtheit, schafft es der Autor den Leser zu unterhalten. Das Leben und Denken um die 1600er herum ist großartig beschrieben worden und versetzt einen in einfachere Zeiten zurück, als Gott, Familie und Nachbarschaftlichkeit noch zu den obersten Prioritäten im Leben standen. Doch ein fauler Apfel kann die ganze Ernte versauen.
Danach zieht sich das Tempo
so langsam an. Das fließende Wasser gewinnt an Intensität, man muss Felsen, die
imposant aus dem Wasser ragen, ausweichen und es wird generell hektischer,
anspruchsvoller und schonungsloser – doch mit den Familienidyllen nimmt es ein
abruptes Ende. Die Ereignisse in der heutigen und damaligen Zeit spitzen sich
zu, Familien werden auf eine harte Probe gestellt und nicht jeder kommt so
glimpflich davon. Der Einfluss des infamen Hexenhammers, der lange Zeit als DAS
Werk über Hexerei galt, ist zu spüren und man erlebt als Leser hautnah, wie ein
pures Familienglück durch dieses Werk des Aberglaubens zerrissen wird.
Die Strecke neigt sich dem
Ende zu. Ihr kämpft mit aller Kraft gegen die Strömung an, seid durchnässt bis
auf die Knochen und habt euch garantiert den ein oder anderen blauen Fleck
geholt, dem Helm sei Dank ist nichts schlimmeres passiert – die letzten Kapitel
brennen vor Spannung, Grauen und auch Hoffnung, nämlich der Hoffnung auf ein
gutes Ende für alle Beteiligten. Der Autor beschreibt mit einem kurzen Satz im
Laufe der Geschichte das, was ich für dieses Ende empfunden habe: Es ist
irgendwie ein Happy End und die Hölle auf Erden zugleich.
Kritikpunkte? Hab ich. Zwei
Kapitel, wenn auch relativ kurz, störten mich. Meines Erachtens waren sie nicht
zwingend notwendig, nahmen den Ereignissen auch die Ernsthaftigkeit und
brachten mich leicht aus dem vorher fabelhaft strukturierten Lesefluss.
Fazit: Die Träne der Zauberschen ist etwas besonderes. Es ist dieser angenehme Horror, der sich langsam durch die Materie arbeitet und ein wohliges Gruseln beim Leser auslöst. Es ist der wütende Sturm, der sich über das Land ergießt und sich doch erst durch einige sachte Windböen angekündigt hat. Ein wunderbares Buch, das meines Erachtens in jedem Bücherregal einen Platz hat.
„Die Träne der Zauberschen“ ist der erste Roman von Ian Cushing. Seine Novelle „In Ewigkeit“ durfte ich bereits rezensieren. Vielen Dank auch noch einmal an Ian für das Rezensionsexemplat von seinem neuen Roman! Nun aber zuerst einmal zum Klappentext für euch.
Inhalt Wir schreiben das Jahr 1611. In einer verträumten Ortschaft geht alles seinen Gang, die Einwohnen sind glücklich und denken an nichts schlechtes… Heute: Die 3 besten Freunde seit Jugendtagen sind immer noch das Dreamteam schlechthin. Dann erscheint einem von ihnen eine grauenhafte, geisterhafte Gestalt im Schlafzimmer und droht Rache an für einen Vorfall, der 400 Jahre zurück liegt… Doch was verbindet die jungen Familien und den Vorfall im Jahre 1611?
Cover Das Cover hat ein tolles Artwork, das direkt auf eine Hexenverbrennung schließen lässt. Die Farbwahl lässt das Motiv absolut wirken, stellt die Grausamkeit der damaligen Praxis aber gekonnt in den Hintergrund.
Bewertung
„Die Träne der Zauberschen“ von Ian Cushing lässt sich in keine Kategorie so
richtig zuordnen. Es ist ein Roman, der teils Mystery ist, teils Thriller,
teils einfach „nur“ eine Familiengeschichte. Ian verwebt hier die Geschichte
von 3 Menschen die 1611 gelebt haben, und dort eine gewaltige Rolle in der
Scharade um eine Hexenverbrennung spielten, und den Nachkommen die im Hier und
Jetzt leben.
Der Roman ist in 2
verschiedene Geschichten aufgeteilt, die zum Ende hin zusammengeführt werden,
was die Zusammenhänge der beiden Stories klarmacht und warum es dann doch eine
Rachegeschichte wird. Beide Stories an sich würden schon für sich genommen
funktionieren. Doch das reicht Ian nicht, er möchte uns die Hintergründe von
allem erklären, was ihm fantastisch gelingt.
Die Schreibweise, das Seelenleben der Protagonisten die wichtig sind, wir sehr schön und anschaulich erklärt. Man leidet mit der Hexe, mit den jungen Familien und kann sich gut in diese hinein versetzen. Teilweise wird gibt es Gewaltspitzen, die aber nicht übertrieben dargestellt sind, sondern einfach nur bildlich darstellen was damals passiert ist. Und wenn man die Geschichte um den „Hexenhammer“, das Standardwerk im Mittelalter zum Erkennen und verurteilen einer Hexe kennt, weiß man das es nicht einfach nur seiner Fantasie entspringt.
Ich kann euch den Roman nur
ans Herz legen wenn ihr eine außergewöhnliche, mit der Vergangenheit verwobene
Geschichte lesen möchtet die einen nachdenklich zurück lässt.
Fazit: Spannende, mysteriöse Geschichte um eine Hexenverbrennung um Mittelalter. Top! Bewertung: 5/5
Den Roman bekommt ihr online als Taschenbuch und als eBook (das eBook nur bei amazon). Wenn euch der Roman gefällt, lasst Ian doch ein Däumchen auf Facebook da.
Bewertung: Nachdem ich vor zwei Jahren schon das Vergnügen hatte, durch die beiden Romane „Fünf Minuten – Ein Tagebuch“ und „In Ewigkeit“ des Autors mit Fragen nach dem Sinn des Lebens konfrontiert zu werden, insgesamt aber leider nicht überzeugt werden konnte, starte ich mit Ian Cushings neustem Werk nun einen zweiten Versuch. Und durch „Die Träne der Zauberschen“ ist es tatsächlich vollbracht: ich wurde vom „Lieblings-Nicht-Fan“ zu einem echten Fan!
„Was
bedeutet schon die Träne einer Zauberschen?“
Als ersten Punkt auf meiner Liste muss
ich dieses bezaubernde Cover loben. Wie seine Vorgänger ist auch dieser Band in
einem einheitlichen Schwarz gehalten, kunstvoll durchbrochen durch den weißen
Titel und das goldene Motiv. Wieder hat der Künstler Karmazid, von dem die
Illustration stammt, ein wirkliches Kunstwerk geschaffen. Die Zweiteilung in
Vergangenheit und Jetzt, Schönheit und Abscheulichkeit, Leben und Tod,
Unversehrt und Verbrannt umschlungen von Flammen, wallenden Haaren und
einzelnen Sternen verdeutlicht die Ambivalenz und die Gegensätze, die im Roman
immer wieder gegenübergestellt werden.
Auch der Titel in Form einer Träne passt
wunderbar ins Bild und macht neugierig. Einzig die starken Schnörkel, die die
Leserlichkeit des Titels stark schmälert könnte man an der rundum gelungenen
Gestaltung anprangern. Was ich ebenfalls noch hervorheben möchte ist, dass mein
Printexemplar in passendem (!) Geschenkpapier, signiert und mit allerlei
Goodies wie beispielsweise das Lesezeichen (siehe rechts) bei mir ankam. An
dieser Stelle ein riesiges Lob an den Selfpublisher-Autor für das
professionelle Auftreten, die zauberhafte Gestaltung und das qualitativ
hochwertige Lektorat.
Erster Satz: „Sie
treibt schwerelos in einem Ozean allumfassender vollkommener Dunkelheit, die es
ihr unmöglich macht zu erkennen, ob sie ihre Augen geöffnet oder geschlossen
hat und doch sieht sie immer wieder Bilder und Szenen aus dem Leben anderer
Menschen.“
Mit diesen Worten steigen wir in einen
kleinen Prolog ein bevor wir im ersten von 17 Kapiteln den ersten
Handlungsstrang des Romans nähergebracht bekommen. Wir lernen die herzensgute,
wunderschöne und fromme Barbara kennen, die mit ihrem Mann Friederich und
ihrer sechsjährigen Tochter Grete in Pfüeln im Jahr 1611. Die Bäckerfamilie
lebt glücklich und genügsam in dem kleinen Dorf bis der Teufel in der Haut von
Bannrichter Justus Arbiter Einzug hält und Zwietracht sät. Die kluge Barbara
mit ihrem Kräuterwissen wird schnell zur Zielscheibe für Anschuldigungen, sie
sei eine Hexe und als sich dann auch noch eine Freundin gegen sie stellt, wird der
unschuldigen Frau einen grausamen Scheinprozess gemacht. So müssen wir zusehen,
wie sie durch Verleumdung und Verrat vom rechten Weg abkommt…
„Vielleicht
sind die Kinder näher an der Wahrheit als die Erwachsenen.“
Was das mit den drei Freunden Dirk,
Marcus und Jan zu tun hat, die in der Gegenwart im beschaulichen Pfuhlenbeck
leben, ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Je besser wir die drei
Familienväter jedoch kennenlernen, desto mehr Parallelen tauchen auf und als
dann auch noch eine geisterhafte Erscheinung Rache für 400 Jahre alte Willkür
und Grausamkeit fordert, wird klar, worauf die Geschichte hinauslaufen wird.
Das scheinbar vorhersehbare Grundgerüst wird dann jedoch durch etliche
spannende Details und Überraschungen aufgepeppt, sodass keine Langweile
aufkommt. Der Beginn zieht sich zwar durch die ausführliche Einführung in
Barbaras Leben im 17 Jahrhundert und die detaillierte Beschreibung der
jeweiligen Lebensumstände von Jan, Dirk und Marcus (auch genannt „der
Verstand, das Herz und die Hand„) ein wenig hin, die Einteilung in kurze Unterkapitel
und die ständig wechselnden Erzählperspektiven halten Spannung und
das Tempo jedoch hoch.
„Wann?“, hauchte er. „Wer weiß?“, lautete ihre lakonische Antwort und als würde der Wind die Asche eines heruntergebrannten Lagerfeuers in alle Himmelsrichtungen verteilen, verlor sich ihre Gestalt in einem Wirbel aus Asche und Funken.Unglauben. Gewissheit. Fantasie. Wahrheit. Nun wusste Jan endlich, was Angst bedeutet.“
Auch die Sprache Ian Cushings kann
wieder überzeugen. Er schreibt ruhig und niveauvoll und schildert nicht etwa
blumig oder ausschweifend sondern sehr sachlich, klar, direkt und realistisch
die Geschehnisse. Über die leichte Distanz, die sich durch den eher kühlen Stil
ergibt, war ich angesichts der teilweise sehr brutalen und schonungslosen
Szenen sehr froh. Ansonsten umrahmen intelligente Anspielungen und innovativen
Sprachbilder diese Geschichte, die so viel in ihren knapp 500 Seiten
beinhaltet: Drama, Philosophie, Mystery, Grusel und Thriller-Elemente – die
Geschichte ist facettenreich und so wird sie auch präsentiert. Durch die
geschickte Verknüpfung der beiden Handlungsstränge erhalten wir einen Roman,
der sowohl historischer Roman als auch Gruselgeschichte ist. Es geht um
Vorurteile, Hetze und Verfolgung von Hexen, es geht jedoch auch um drei
Familienväter, die ihre Frauen und Kinder gegen eine unheimliche
Geistererscheinung verteidigen müssen, um eine Freundschaft, die über
Generationen verbindet. Dabei wird der ältere Handlungsstrang keineswegs nur
dazu verwendet, den jüngeren zu erklären sondern steht ihm gleichwertig
gegenüber und dient vor allem dazu, uns die tragische Figur Barbaras
näherzubringen. Mit jedem Zeitwechsel wechselt Barbara vom Held zum Antiheld
und wieder zurück, werden Sympathie und Mitleid angesichts ihres Leids
und Angst und Unverstehen angesichts ihrer Taten gegenüber gestellt, bis
man als Leser irgendwann versteht, dass diese Kategorien hier eigentlich gar
nicht so wichtig sind.
Und das ist die wahre Stärke des Romans:
die ambivalenten, authentischen Figuren, mit denen man einfach mitfiebern muss
– damals wie heute. Es geht nicht so sehr um gruselige Effekte und große
Dramatik, hier stehen die Charakterstudie und die Hintergründe des Handelns der
Figuren im Vordergrund. Dieser Roman ist gruselig ohne blutrünstig zu sein,
nachdenklich ohne ins lahm philosophierende abzurutschen und spannend ohne
unnützes Drama zu benötigen. Und so schreibt sich Ian Cushing mit dieser tragischen
Geschichte von Ungerechtigkeit und Vergeltung an der breiten Leserschaft
vorbei, direkt in mein Herz.
„Engel,
Geister, Seelen, die in unsere Welt eindrangen. Oder vielleicht immer in
unserer Welt um uns waren. All das wollte er für möglich halten. Warum nicht?
Sehr lange war die Menschheit fest davon überzeugt gewesen, dass die Erde eine
Scheibe wäre. Und genauso gut konnte man sich in der Annahme irren, dass es
keine Spiritualität gab.“
Besonders interessant ist auch der
geheimnisvolle Dialog, zwischen zwei sich liebevollstreitenden Instanzen, die
das Geschehen kommentieren. Damit regt der Autor zum Nachdenken an, ohne die
„großen“ Fragen nach Gott oder Teufel, Gut oder Böse oder andere
Kategorien klar zu beantworten. Lenkende Mächte, das Schicksal, Gerechtigkeit,
Rache, Magie, Historie, Vergebung, Liebe, Hass, Frieden und Angst – der
ungewöhnliche, packende Mix, der entsteht, lässt sich nur schwer einem genauen
Genre zuordnen.
Das Ende überrascht und bricht erstmal
aus dem erwarteten Muster aus. Der hinten angestellte Epilog dreht das Szenario
dann aber nochmal, sodass ich mir wünschte, die Geschichte hätte einfach zehn
Seiten früher geendet – mit Hoffnung und nicht mit einem mulmigen Gefühl. Alles
in allem trübte also nur der recht langsame Beginn das Bild.
Fazit: Ian Cushing schreibt sich mit dieser tragischen Geschichte von Ungerechtigkeit und Vergeltung an der breiten Leserschaft vorbei, direkt in mein Herz. Drama, Philosophie, Mystery, Grusel und Thriller-Elemente – hier entsteht ein ungewöhnlicher, packender Mix aus Horror- und Historischem Roman.
PS: Vielen Dank an Ian Cushing für das Rezensionsexemplar! Schön, dass ich als dein Nicht-Fan nach meiner vernichtenden Rezension zum ersten Versuch nochmal dein Vertrauen wecken konnte! 😉
Der Herbst naht in großen Schritten und das Wetter lädt langsam dazu ein, es sich mit einem Buch im Bett gemütlich zu machen. Und genau aus diesem Grund stellen wir euch heute eins vor: DIE TRÄNE DER ZAUBERSCHEN von Ian Cushing. Von dem Autor haben wir bereits letztes Jahr IN EWIGKEIT reviewt, das eher in eine philosophische Richtung ging. Das neue Werk ist ein Roman, der Horror und Historie miteinander verbindet.
Inhalt von DIE TRÄNE DER ZAUBERSCHEN Drei lang befreundete Männer werden von einer geisterhaften Frau bedroht. Nichts weniger als ihr Leben steht auf dem Spiel. Um der Unheimlichen zu entkommen, forschen sie in der Geschichte ihrer Familien und stoßen auf Schreckliches…
Resümee zu DIE TRÄNE DER ZAUBERSCHEN Die Handlung von DIE TRÄNE DER ZAUBERSCHEN spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen. Zum einen die Gegenwart, in der Leser*innen die Geschehnisse aus der Perspektive von Dirk, Jan und Marcus miterleben. Zum anderen die Vergangenheit, genauer gesagt das Jahr 1604, in der die Erlebnisse der Bäckerin Barbara beschrieben sind. Die Zeiten wechseln sich zumeist Kapitelweise ab, so dass man immer weiß, in welcher man sich gerade befindet. Durch die grobe Handlungsangabe ist bereits klar, dass die Ereignisse auf irgendeine Art und Weise zusammenhängen müssen, aber ganz genau erfährt man es erst zum Ende des Buches. Die Lösung ist durchaus geschickt und rundet die Handlung gut ab.
Während man in dem Erzählstrang der Gegenwart zunächst hauptsächlich die Protagonisten kennenlernt, geht es in dem der Vergangenheit schnell zur Sache. Die fromme Barbara wird der Hexerei bezichtigt und sogleich eines Verhörs und der hochnotpeinlichen Befragung ausgesetzt. Wer sich auch nur ein wenig mit der Geschichte der Hexenverfolgung auskennt, weiß dass Befragung an dieser Stelle ein anderes Wort für Folter ist. Und an dieser Stelle sei erwähnt, dass die Folter zwar nicht bis ins blutigste Detail ausgeschmückt ist, aber durchaus für ein unwohles Gefühl beim Lesen sorgt. Cushing hat hier eine gute Balance zwischen expliziter Beschreibung und Andeutungen gefunden.
Wie bereits IN EWIGKEIT ist auch DIE TRÄNE DER ZAUBERSCHEN sehr angenehm und gut lesbar geschrieben. Das Schreibstil lädt dazu ein die 460 Seiten des Buches schnell zu lesen. Hierbei hat natürlich auch die spannende Handlung einen großen Anteil. Die Charaktere werden allesamt gut charakterisiert, so dass man die einzelnen Beweggründe gut nachvollziehen kann. Durch die Art zu Schreiben leidet und freut man sich mit den verschiedenen Charakteren mit. Ein wenig störend sich manchmal die etwas klischeebelasteten Unterhaltungen unter den drei Freunden, aber der Rest des Buches gleicht diesen kleinen Makel wieder aus. DIE TRÄNE DER ZAUBERSCHEN bietet einen Mix aus Horror, Thriller und Historienroman, der sehr gut unterhält. Gerade Menschen mit Interesse an der historischen Hexenverfolgung werden ihre Freude an dem Buch haben.
DIE TRÄNE DER ZAUBERSCHEN bietet einen Mix aus Horror, Thriller und Historienroman, der sehr gut unterhält. Gerade Menschen mit Interesse an der historischen Hexenverfolgung werden ihre Freude an dem Buch haben.
W o w. Diese drei Buchstaben, dieses einzige Wort beschreibt nicht einmal annähernd Die Tränen der Zauberschen. Nachdem mich Ian Cushings vorheriges Werk In Ewigkeit so begeistern konnte, dass mir bereits damals die Worte fehlten, um dem gerecht zu werden, fällt es mir hier noch schwerer. Viel schwerer, tausendmal schwerer.
Wie der Klappentext verrät, geht es um die drei Freunde Dirk, Jan und Marcus, die seit Ewigkeiten befreundet sind. Eine nächtliche, fürchterliche Begegnung ändert alles, dessen Ursprung weit in der Vergangenheit liegt. Die Gründe für die Begegnung sind erschreckend, ziehen dramatische Konsequenzen mit sich und führen in das Jahr 1611.
Die Geschichte wird aus der Sicht des allwissenden Erzählers sowie aus Vergangenheit und Gegenwart berichtet, was niemals verwirrend erscheint. Ganz im Gegenteil: Es gibt nach und nach Aufschlüsse und man befürchtet, dass sich etwas anbahnt. Die Ereignisse der Vergangenheit schlagen zurück, erst vorsichtig und behutsam, dann umso brutaler.
Ian Cushing vermittelt dem Leser einen erschreckend realen Eindruck vom Leben im 17. Jahrhundert und spricht ein Thema an, das mich bis heute sehr interessiert: Hexenverbrennungen. Heute mag man kaum glauben, welche Auswirkungen es hat, damals als Hexe bezeichnet zu werden. Meistens war der Tod das bittere Ende. Das werden die drei Freunde Dirk, Jan und Marcus am eigenen Leib erfahren.
Die Atmosphäre während dem Lesen ist unfassbar fesselnd und die über 500 Seiten vergehen wie im Flug. Ian Cushing benötigt keine übertriebene Dramatik oder übermäßig viel Blut, um Spannung zu erzeugen. Denn die Spannung besteht von der ersten bis zur allerletzten Seite.
Wie auch in seinem ersten Werk ist in Die Träne der Zauberschen der Schreibstil von Ian Cushing beachtenswert! Auf jeder Seite war ich erneut erstaunt, wie präzise er mit Worten umgeht und ich kann zweifelsohne sagen, dass sein Schreibstil für mich zu den besten zählt.
FAZIT Die Träne der Zaubersche lässt sich, wie das vorherige Werk des Autors, nicht in eine Schublade stecken. Es ist zum Fürchten, zum Nachdenken, zum Bangen, zum Hoffen. Einfach phänomenal! Es war mir, wie immer, ein Fest!
„Die Träne der Zauberschen“ hat mich wirklich überrascht. – Warum? Nun ja, ich nahm an, ich würde mich in den nächsten Stunden mit einer Art übersinnlichen Thriller beschäftigen; der Klappentext verrät uns, dass die Freunde Jan, Dirk und Marcus plötzlich von einer schemenhaften Gestalt einer jungen Frau heimgesucht werden. Den Dreien wird ein Verbrechen zur Last gelegt, welches vor 400 Jahren verübt wurde … Das Leben der Freunde und ihrer Familien steht auf dem Spiel …
Hört sich gut an, hm? Ist sogar noch um Längen besser, als es sich anhört! – Wider Erwarten beginnt die Story nicht mit den drei erwähnten Protagonisten, sondern findet seinen Ursprung im Jahre 1611. Der Leser bekommt ein literarisches Bild aus dem frühen 17. Jahrhundert gemalt. Ian Cushing schafft es bereits hier nicht nur eine packende Atmosphäre zu schaffen, sondern zaubert mit seinen Worten so genaue Bilder vors geistige Auge, dass man schon nahezu die passende musikalische Untermalung im Hintergrund zusätzlich wahrnimmt.
Ab dem 2. Kapitel lernen wir dann auch „die Jungs“ kennen; drei Familienväter, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, sich so aber wunderbar ergänzen. Dirk, Jan und Marcus sind seit der frühen Jugend miteinander befreundet und genießen ihr jeweiliges Leben sehr. Leider hat mir persönlich die Introduction etwas zu lange gedauert bzw. empfand ich die Schilderung der dreien als etwas zu umfangreich. Anderen mag es durchaus gefallen, dass die Charaktere liebevoll beschrieben und gezeichnet sind, mir war es ein klein wenig zu viel Lebenslauf auf einmal.
Von nun an lesen wir im Wechsel zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit und lassen uns erläutern wie die Ereignisse oder eher die Epochen miteinander verbunden sind. Das hat mir wunderbar zugesagt, die Spannung wurde konstant aufrecht erhalten und es wurde für Abwechslung gesorgt. Besonders hervorheben möchte ich das Repertoire an Wortschatz, das Herr Cushing hier hervorzaubert! Nicht jedermanns Talent liegt darin mit Worten zu jonglieren – dieser Mann kann es!
Vielleicht wird nun etwas deutlicher, warum mich dieser Roman überrascht hat. Erwartet hatte ich Grusel – bekommen habe ich etwas nahezu uneinsortierbares, aber definitiv sehr unterhaltsames und auch stellenweise ergreifendes Buch! Normalerweise bin ich ein Mensch, der einen großen Bogen um historische Geschichten macht – und hätte ich dies hier vorab gewusst, wäre meine Neugier auf „Die Träne der Zauberschen“ auch arg gemildert gewesen – und dennoch haben gerade diese Kapitel mir besonders gefallen und mich stetig zum Weiterlesen animiert.
Herr Cushing, wir haben uns nicht zum letzten mal gelesen! Ich bedanke mich herzlichst für das Rezensionsexemplar und auch für den netten Kontakt. 🙂
Ein Jahr nach seiner unkonventionellen Novelle „In Ewigkeit“, die ich die Ehre hatte rezensieren zu dürfen, hat Ian Cushing nun mit „Die Träne der Zauberschen“ sein zweites Buch veröffentlicht. Der 460 Seiten starke Roman entführt uns in zwei Zeitebenen einer tragischen Geschichte von Ungerechtigkeit und Vergeltung.
Im Jahre 1611 wurde die Bäckerin Barbara unschuldig Opfer eines Schauprozesses wegen Hexerei. Die drei Freunde Jan, Dirk und Marcus ahnen vierhundert Jahre später nichts davon, dass sie ein verheerendes Erbe in sich tragen – denn der Geist Barbaras, jahrhundertelang zur Untätigkeit verdammt, sinnt auf Vergeltung an ihnen und ihren Familien … Ian Cushing ist es einmal mehr gelungen, eine ganze Gruppe authentischer Charaktere zu entwerfen, ein jeder mit individuellem Profil und perfekt zusammenspielend in einem dicht inszenierten Szenario auf dem Weg Richtung Katastrophe. Abwechselnd beobachten wir den Prozess Barbaras im siebzehnten Jahrhundert und das zunächst so idyllische Zusammenspiel der gegenwärtigen Protagonisten, die zunehmend von dem rachsüchtigen Geist heimgesucht werden. Dabei ist die Prequel-Handlung weit mehr als nur bloße Erklärung für sinnlosen Hass einer mordenden Untoten, hat diese doch auch nach Jahrhunderten der Verdammnis und der Rachegedanken ihren ursprünglichen Charakter nicht ganz verloren. So ist dann auch das Ende ganz anders, als man es von anderen Heimsuchungsgeschichten gewohnt ist und überrascht einen schon ziemlich – ein kreativer Bruch mit Konventionen, der gleich in mehrfacher Weise zum Nachdenken anregt, doch ohne dabei weniger folgerichtig zu sein.
Gerade für ein im Self-Publishing veröffentlichtes Buch beweist „Die Träne der Zauberschen“ eine bemerkenswerte Qualität – nicht nur was das professionell gestaltete Cover angeht, sondern auch in Ausdruck und Sprache, die durchweg das Niveau massentauglicher Bestseller erreichen. Dabei ist das Buch sehr flüssig zu lesen – Cushing beweist das Talent, selbst dann unterhaltsam zu schreiben, wenn gerade nicht die spannende Handlung vorangetrieben wird und es vielmehr um die Charakterisierung der Protagonisten und ihrer Familiensituation geht, was einen guten Teil der ersten Hälfte einnimmt. Wenig später schon geht es aber Schlag auf Schlag und die Handlung zieht schneller an, als man es erwartet hätte. Man merkt durchaus, dass gar nicht einmal die Phantastik Kern des Romans ist, sondern vielmehr wirklich die handelnden (bzw. behandelten) Personen und ihr tragisches Schicksal. All das sorgt für eine umso lebendigere Identifikation mit den Figuren, gerade auch emotional außerordentlich mitreißend. „Die Träne der Zauberschen“ ist letztlich voll und ganz zu empfehlen – spannende und flüssige Unterhaltung, schnell gelesen, doch trotzdem nicht ohne einige inhaltliche Tiefe.
[Meine Meinung] Puh. Ich muss sagen, darüber musste ich erstmal schlafen. Da hat mein Kollege Ian ganz schön was rausgehauen. Emotional hat mich das Buch sehr mitgenommen. Der ständige Wechsel der Emotionen ist dem Autor sehr gut gelungen. Die zwei verwobenen Geschichten waren so spannend, dass ich das Buch am Stück durchgelesen habe. Dabei war Vieles vorhersehbar, einiges nicht. Das tat der Spannung aber keinen Abbruch.
Was mich etwas gestört hat, war nicht das Ende direkt, aber einiges auf dem Weg dorthin. Vielleicht wäre hier eine Triggerwarnung angebracht. Vor allem die Geschichte um Barbara, die sich mit der Hexenverfolgung befasst, macht auf traurige Art bewusst, wie grausam und aussichtslos die Sache damals wirklich war. Auch wenn es kein historischer Roman ist, kann man sich gut vorstellen, dass es damals genau so stattgefunden hat. Die Horrorelemente, vor allem bei dem Handlungsstrang der Jetzt Zeit sind gut eingesetzt. Die Dialoge sind flüssig und durch Einsatz von Umgangssprache wirken sie nicht so hölzern, wie oft in Romanen.
Es bleibt ein aufwühlendes, gut geschriebenes, teilweise brutales Buch, dessen geniales Cover die Sache aber etwas entschärft. Wer eine Hexenverfolgungsgeschichte mit Horrorelementen lesen möchte, sollte hier zugreifen. Stellenweise ist das Buch aber sehr brutal und vor allem Mamas sollten sich vielleicht überlegen, ob ihr Nervenkostüm dick genug ist (an dieser Stelle mehr Infos per PN). Mir hat es gut gefallen und ich freue mich, mehr von Ian Cushing zu lesen.
[Fazit] Klassischer Fall von „There is more than meets the eye“