Paola Baldin – Bionic Soul

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Kurzmeinung: Alles hat ein Ende, nur die Hoffnung nicht.


Ein tolles Buch!

Nachdem mich Paola Baldin mit „Die Blüten meiner Schuld“ unglaublich begeistern konnte, habe ich natürlich auch ihren ersten großen Roman gelesen: „Bionic Soul“.

Ich weiß eigentlich gar nicht, wo ich anfangen soll.
In mehreren Social Medial-Postings habe ich die Meinung vertreten, dass Paola mit „Bionic Soul“ ein Referenzwerk, nicht nur im Bereich des Selfpublishings, geschaffen hat.
Und jetzt nach der Lektüre … weiß ich, dass ich absolut Recht hatte.

Die Aufmachung ihres Buches ist atemberaubend. Es sind nicht nur die liebevoll gestalteten Zeichnungen vor und in den Kapiteln, es ist das gesamte Layout des Buches, welches mich zutiefst beeindruckt, weil es von dem Herzblut zeugt, welches Paola in ihre Veröffentlichung gesteckt hat. Der Buchsatz ist grandios (ich weiß, wie schwierig es ist, es genau so hinzubekommen, wie man es will!) und Details wie verschiedene, den Anlässen entsprechende, Schriftarten sind dann noch die Kirsche auf der Sahne, meine Freunde.

Paola Baldin schreibt auf einen hohen Niveau und fernab von den typischen „Wie-schreibe-ich-einen-Roman“-Mainstream-Workshops, denn was man dort niemand beibringen wird, ist die Individualität, die sie erneut an den Tag legt. Und ja, ich bin ein Fan ihres Stils, der verspielt, blumig, unterhaltsam und tief ist … nur falls das noch nicht klargeworden sein sollte, auch wenn manche Formulierungen mir anfangs etwas quer von den Augen gelegen haben. Aber ganz ehrlich? Nach einigen Seiten ist das aber kein störender Faktor mehr, denn es ist ein Stil. Paolas (gerade eben erwähnter) vollkommen eigenständiger Stil. Und wer bin ich, einen individuellen Stil ernsthaft zu kritisieren? Eben! Und ein individueller Stil ist mir tausendmal lieber, als Romane aus der glattgebügelten Massenproduktion. 

Warum diese Kleinigkeit nicht mehr stört, wenn man sich eingelesen hat, hat einen guten Grund: Sie schreibt diese komplexe Geschichte so unglaublich gut, fesselnd, packend, dass man ihre Sätze einfach in sich aufsaugt. Ich habe die 366 Seiten regelrecht verschlungen und konnte es morgens kaum erwarten, mich abends wieder in die Golden City und die Leben von Dimitry, Stephanie und Polar zu schleichen. 

Zur Geschichte selbst … hach ja, diese verdammte Spoilergefahr …
Okay, die Geschichte ist einfach großartig. Obwohl die Rahmenbedingungen in der Welt nach den Dritten Weltkrieg mehr als schlecht sind, fühlt der Leser sich bei den Protagonisten und in der Golden City einfach wohl, geborgen und es ist eine wunderschöne Geschichte von Hoffnung, Menschlichkeit, Freundschaft und Opferbereitschaft.

Dass Paola Herzenswärme beim Leser entstehen lassen kann, ist seit „Die Blüten meiner Schuld“ bekannt, aber hier setzt sie, beinahe schon perfekt getimt, die richtigen Akzente und lässt dich an einer irren Verfolgungsjagd teilnehmen, Geheimnisse und die Schönheiten des Lebens inmitten einer zerstörten Welt entdecken, in ein Feuergefecht geraten und ein Mal weckt sie den Wunsch, mit den ausgelassenen Rebellen auf der Theke zu tanzen.
An zwei Stellen des Buches läuft man allerdings auch kurz Gefahr, die Autorin lauthals zu verfluchen … aber beruhigt euch; es hat alles einen tieferen Sinn.

Der Verlauf der Geschichte ist so flüssig und beinahe selbstverständlich, dass man sich dem Sog einfach nicht entziehen kann (wobei ich nicht wüsste, warum man das überhaupt versuchen sollte). Jedes Kapitel treibt die Geschichte voran, es gibt keinen Leerlauf, keine Langeweile und sie erschafft „ganz nebenbei“ eine so detaillierte Welt und Charaktere, dass man sich mühelos darin zurechtfindet. Keine Sequenz, so unterschiedlich das Setting auch sein mag, offenbart eine erzählerische Schwäche der Autorin und das finde ich absolut beachtlich! 

Mein Fazit
„Bionic Soul“ ist eine abenteuerliche Dystopie mit einen unheimlich hohen Unterhaltungswert, die allerdings so viel mehr sein kann, wenn man die Botschaften in die tieferen Ebenen des Verstandes und der Seele sinken lässt. 

Mich soll die Zaubersche holen, wenn dieses Buch nicht in verdammt vielen End-of-Year-Listen der Bloggerinnen und Blogger, aber auch von „normalen“ Lesern, als Lesehighlight des Jahres auftauchen sollte. 

https://www.lovelybooks.de/autor/Paola-Baldin/Bionic-Soul-2317422104-w/

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

Paola Baldin – Die Blüten meiner Schuld

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Kurzmeinung: Das Buch ist meilenweit vom Mainstream entfernt und ein absolutes Lese-Muss. Großartig!

Nichts ist, wie es scheint

Ich schreibe nicht häufig Rezensionen zu Büchern, aber wenn mich ein Buch so unglaublich begeistert, wie es „Die Blüten meiner Schuld“ getan hat, kann ich nicht an mich halten.

Über eine Rezension bin ich auf „Die Blüten meiner Schuld“ von Paola Baldin aufmerksam geworden und habe blind zugeschlagen. Und was habe ich nun davon? Augenringe! Weil ich einfach nicht zu lesen aufhören konnte (und das will bei mir was heißen)!

In den 1950er bis 1970er Jahren war es eine Marketingmasche, dass Kinobesucher eine Schweigepflichterklärung unterschreiben mussten, in der sie sich verpflichteten, ihren Freunden nichts über das Ende bzw. den Verlauf des Filmes zu verraten. Suspense. Eine solche Verpflichtung unterschreibe ich auch hier, denn es wäre ein Sakrileg, zu viel zu verraten. 

„Die Blüten meiner Schuld“ beginnt als unglaublich romantische Liebesgeschichte. (Und jetzt alle so: Örks! – Aber ihr irrt euch gewaltig!) 

Aiden und seine Elise sind das ultimative Bilderbuchpärchen. Aiden, der trübsinnige, am Leben leidende, junge Mann trifft auf Elise, die ihn mit ihrer Lebensfreude aus dem Trübsinn herausholt und gemeinsam blühen sie auf und die ersten Kapitel beschreiben ihr Leben, welches an Herzlichkeit und Liebe, Verstehen und Vertrauen, kaum zu überbieten ist. Sie lehrt ihn, das Leben mit anderen Augen zu sehen und zu lieben. Klingt schnulzig? Ist es eindeutig nicht. Es ist wunderschön geschrieben und man versinkt in der Romanze; man lächelt, man lacht, man fühlt sich gut und nicht selten wird den Leser eine Art Herzenswärme durchfluten. Dieser Teil gleicht der Fahrt auf dem Riesenrad mit Zuckerwatte in der Hand: sanft und aufregend zugleich.
Ich habe das Buch heute Morgen meiner Frau empfohlen und sie fragte: „Das ist doch aber keine Liebesschnulze, oder?“ Doch, auf jeden und gleichzeitig auf keinen Fall. Ihr seid verwirrt? Gut so!

Aber der Titel und das Vorwort lassen beständig einen Schatten in eurem Hinterkopf herumspuken. Im weiteren Verlauf der Geschichte wächst dieser Schatten, aber nicht, wie ihr es euch jetzt vorstellt. Nichts ist, wie ihr es euch vorstellt, denn Paola Baldin versteht es meisterhaft, den Leser in die Irre zu führen und beinahe verrückt zu machen; natürlich im positivsten aller Sinne!

Nur noch so viel: Dieses Buch steckt voller Liebe und Romantik, aber es ist keiner dieser unsäglichen Liebesromane mit Bad Boys und schwer verliebten und gleichzeitig unnahbaren Frauen. Ich liebe die Charaktere und vor allem Aiden und Elise sind so natürlich gezeichnet, dass man nach wenigen Sätzen glaubt, sie zu kennen. Oder wenn die Schizophrenie etwas ausgeprägter ist: sie zu sein oder sein zu wollen (wenigstens bis zu einem gewissen Punkt). Aber auch die Nebenfiguren sind toll gezeichnet und fügen sich perfekt in dieses Kammerspiel ein.

Die Geschichte ist phantastisch realistisch. Echt. Und kein Liebesroman (falls ich es noch nicht zur Genüge erwähnt haben sollte …). Im Verlauf des Romans offenbart sich Schicht für Schicht die Wahrheit und auf diesem Weg sitzt ihr nicht mehr gemütlich in dem Riesenrad und lasst die Beine baumeln, sondern in einer emotionalen Achterbahn ohne Sicherheitsbügel und krallt euch im Sitz fest. Viel Spaß auf dem Ritt!

Was mich neben der Story noch unglaublich begeistert hat, ist der Stil, in dem das Buch geschrieben ist. Paola Baldin hat einen sehr individuellen, blumigen, verspielten und dennoch (und das ist wichtig!) vollkommen unkitschigen Stil, der den Ereignissen eine ungeheure Tiefe schenkt, die ich so in letzter Zeit selten erleben durfte. Sie setzt die richtigen Metaphern ein, die den empfänglichen Leser mitten in die Seele treffen, ihn berühren und ihn spüren lassen, dass in dieses Buch unglaublich viel Herzblut geflossen ist. Sie verzaubert, sie lässt dich zusammenzucken, sie fordert den Leser. Ab und an verteilt sie auch eine schallende Backpfeife und der arme Leser, der zu wissen glaubte, wohin die Reise geht, darf sich vollkommen neu orientieren. Das Buch ist meilenweit vom Mainstream entfernt und ein absolutes Lese-Muss. Großartig!

Es ist einfach wunderschön und erhebend für mich gewesen, ein Buch zu verschlingen (das hatte mit „Lesen“ nichts mehr zu tun!), das durch die Worte eine Tiefe und Kraft besitzt, die mich so dermaßen mitgerissen hat. In meinem Kopfkino hatte ich durch die bildliche Sprache und die Art der Geschichte das Vergnügen, einen von Alfred Hitchcock verfilmten Roman von Franz Kafka zu sehen.                                

In diesem Sinne: Kaufen! Lesen! Weitererzählen!

https://www.lovelybooks.de/autor/Paola-Baldin/Die-Bl%C3%BCten-meiner-Schuld-2037398896-w/

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

Miriam Schäfer – Das Fehlen des Flüsterns im Wind

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Acabus Verlag

Kurzmeinung: Ein wunderbares Kleinod, eine Hommage an die Sprache und durchgehend unterhaltsam, inspirierend und geistig anregend zugleich.

Ein Genuss

Die Kunst bei einer Kurzgeschichte ist, dass der Autor dich aus deiner Realität herausreißt, in einer Situation absetzt und du dich trotz aller Kürze sofort zurechtfindest. Diese Kunst beherrscht Miriam Schäfer mit beeindruckender Eleganz.

Ich liebe Kurzgeschichten und die von Miriam haben es mir besonders angetan, denn sie erschafft in den ersten Sätzen der 21 Kurzgeschichten jeweils eine Welt, in die ich sofort eintauche, und sie entwickelt dabei einen Sog, der mich in die Geschichte zieht. In beinahe jeder Geschichte zieht mich der Sog aber noch viel weiter, nämlich unter die Oberfläche und auch wenn die Geschichte beendet ist, klingt sie nach und es dauert, bis ich wieder an die Oberfläche treibe und mich der nächsten Story widmen möchte.

Es wäre vermessen, ein Wunder und unglaubwürdig zu sagen, dass jede der 21 Geschichten mich gleichermaßen in seinen Bann gezogen hat, aber keine hat mein inneres Bewertungssystem schlechter als „gut“ zensiert. Das dürften allerdings die wenigsten sein, denn die meisten habe ich unter „herausragend“ abgespeichert.

Neben den Themen und Grundgedanken, die manchmal offensichtlich und manchmal im Nebel verborgen bleiben und sich mir nicht erschließen, – aber auf die sich jeder Leser ohnehin einen Reim machen kann, wie er lustig ist – ist es die Art und Weise, wie Miriam Worte benutzt. Ihr dürft die 184 Seiten gerne durchsuchen, ihr werdet kein einziges überflüssiges Wort finden; dafür entdeckt ihr Sätze jenseits der üblichen Unterhaltungsliteratur, die geschliffen und scharf sind und sich in die literarischen Zentren eures Verstandes und eurer Seele schneiden.
Das Sprachniveau ist beeindruckend und für mich ist es ein Genuss gewesen (und wird es immer wieder sein), solch eine ausgefeilte Sprache neueren Entstehungsdatums lesen zu dürfen.

Meine persönlichen Lieblingsgeschichten sind u.a. „Lichtbringer“, „Der Wunsch“, „Purpurnacht“, „Der Puppenspieler“, „Die Legende vom Halben Halbach“ und „Das Fehlen des Flüsterns im Wind“. Allerdings ist das nicht in Stein gemeißelt, denn genossen habe ich jede einzelne Story.

Für mich ist diese Sammlung von Kurzgeschichten – die in einem Zeitraum von 2011 bis 2017 entstanden sind und ein breites Feld an Themen abdecken –, ein wunderbares Kleinod, eine Hommage an die Sprache und durchgehend unterhaltsam, inspirierend  und geistig anregend zugleich.

https://www.lovelybooks.de/autor/Miriam-Sch%C3%A4fer/Das-Fehlen-des-Fl%C3%BCsterns-im-Wind-und-andere-phantastische-Kurzgeschichten-aus-dem-Halbdunkel-1521883212-w/

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

Alexander Wolf – Sinnbild

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Kurzmeinung: Das Buch geht tiefer in die Abgründe der Seele, als sich mancher wünschen mag.

Aus dem Leben …

Generell bin ich kein großer Schreiber von Rezensionen, aber über eine Empfehlung (vielen Dank an Thrilling Books!) hat Alexander Wolf mich gefunden und neugierig auf sein Werk gemacht. (Vielleicht interessant für jeden Käufer / Autor: Der Versand über Amazon ging verdammt schnell!)
Aber nun zu meiner Meinung und meinen Gedanken zu „Sinnbild„, welches Alexander Wolf über BoD veröffentlicht hat.

Diese Geschichte ist kein leichter Stoff, das steht fest; allerdings schreibt Alexander Wolf so authentisch und real, dass es beim Lesen mitunter schmerzt. Er sagt selbst in seiner Danksagung, dass er „nie einen Plot und immer nur Gedanken aufgeschrieben habe“. Diese Herangehensweise sorgt dafür, dass der Leser hineingezogen wird in einen Strudel düsterer, depressiver Gedanken. Diese sind unkomfortabel, schonungslos und auch wenn man sich nicht unbedingt mit ihnen identifizieren muss oder kann, sind sie, wenn der Leser entsprechend empathisch ist und weiß, dass es Seelenzustände jenseits des schönen Scheins gibt, durchaus nachvollziehbar.

Erzählt wird die Geschichte von Michael und Ophelia, die im Grunde ein gutes Leben haben, aber dennoch beide mehr oder minder unglücklich sind. Ihre Unzufriedenheit versuchen die beiden, unabhängig voneinander (da man es versäumt, darüber zu sprechen), mit dem ältesten Trieb der Welt zu übertünchen – Sex. Aber wie so oft im Leben ist es nicht das Gleiche, wenn zwei Dasselbe tun.

Abwechselnd tauchen wir ein in die Gedankenwelten von Michael und Orphelia und werden Zeuge, wie die Spirale aus Unzufriedenheit, Eintönigkeit und der daraus resultierenden Depression (oder ist es anders herum?) den Menschen dazu treibt, Dinge zu tun, die er nie für möglich gehalten hatte. In Michaels Falle begleiten wir ihn auf dem Weg, während wir bei Ophelia im Fortgang der Geschichte vor vollendete Tatsachen gestellt werden, was einen ziemlich guten Twist darstellt.

Besonders gelungen finde ich persönlich die kurzen Kapitel, in denen ein Erzähler die Geschichte vorantreibt, sorgt es doch für eine schöne Abwechslung. An manchen Stellen arbeitet Alexander Wolf ganz hervorragend mit Bildern und surrealen Szenen, die sehr visuell sind.
Inspirierend sind auch die Zitate aus Shakespeares Werken, die dem folgenden Texten immer wieder eine Stimmung geben.

Zum Ende des Buches, zu dem es einen Nachfolger geben wird, denn die Geschichte ist nicht zu Ende erzählt, hat Alexander Wolf noch eine brutale Wendung / überraschenden Cliffhanger eingebaut, der mich hoffen lässt, dass der zweite Teil schnell folgen wird. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Geschichte weitererzählt wird und in welche Richtung sie sich entwickelt, denn der Weg ist offen und kann jede erdenkliche Wendung nehmen.

Im Anhang ist bereits ein kleiner Ausschnitt des zweiten Teiles enthalten, die unkorrigiert und unlektoriert einen kleinen Vorgeschmack gibt.

Es ist die Ehrlichkeit, die das Buch lesenswert macht und das Thema „Sex“ regt zum überprüfen der eigenen Maßstäbe und Moral an. Einerseits sind sexuelle Reize allgegenwärtig, wie zum Beispiel in der Werbung etc., denn „sex sells“ und gleichzeitig sind die individuellen Bedürfnisse ein Tabu, auch für das betroffene Individuum, wie wir bei Michael erleben können. Darüber hinaus kann man Gedankenspiele spielen, ob die Pauschalisierung von Ehe – Liebe – Sex zwingend bei jedem Paar sinnvoll sein mag. Aber darüber sollte sich jeder Leser selbst Gedanken machen.

Es sind interessante Fragen, die sich dem Leser bei der Lektüre stellen können und weit mehr, als man von den Bestsellerlisten erwarten kann, denn hier ist die Seele der Protagonisten kein massentaugliches Konstrukt (wie die unzähligen depressiven Kommissare aus Skandinavien), sondern es geht tiefer in die Abgründe der Seele, als sich mancher wünschen mag.

Ich verstehe Alexander Wolf als einen „Untergrund-Autor“, einen Selfpublisher, der sich keinen Normen der Verlage zu beugen braucht und daher, wie alle seine Kollegen, machen sollte und vielmehr machen muss, was er will. Nur so entsteht unter der glatten Oberfläche des Mainstreams und der gleichgeschalteten Bestsellerlisten etwas, das sich zu entdecken lohnt.

Da es sich um ein selbstveröffentlichtes Buch handelt, muss / darf / sollte man kein perfektes Layout oder Lektorat erwarten (was finanziell den Rahmen des Hobbys deutlich sprengen würde); allerdings habe ich die breiten Ränder, den großen Zeilenabstand und die Schriftart als sehr angenehm beim Lesen empfunden.

Das Cover ist großartig umgesetzt und zusammen mit dem strukturgeprägtem Paperback ergibt es eine hochwertige Gesamterscheinung.

Ich empfehle „Sinnbild“ von Alexander Wolf allen Lesern, die den Mut haben, jenseits des Mainstreams in die schonungslos offengelegten Gedanken eines Autors einzutauchen und sich auch nicht davor scheuen, sich nach der Lektüre einige unbequeme Fragen zu stellen.

https://www.lovelybooks.de/autor/Alexander-Wolf/Sinnbild-1632733193-w/

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

29.11.2019 – Buchvogel

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Puh, dieser Thriller ist sicherlich nichts für zartbesaitete Seelen. Was zum einen natürlich daran liegt, dass ich sehr sehr wenig Thriller lese und deshalb auch nichts gewöhnt bin. Zum anderen schont Cushing seine Leser aber überhaupt nicht. Der Spannungsbogen den er aufbaut, die Thrillerelemente und die entsetzlichen, endgültigen brutalen Dinge suchen schon ihresgleichen.

Der Thriller ist auf zwei Zeitebenen angesiedelt. In Pfüeln 1611 lernen wir die gütige Barbara kennen und ihre Familie, den Bäcker Friedrich und die kleine Tochter Grete. Barbara wird von einer mißgünstigen Nachbarin der Hexerei bezichtigt, als ein vorbeiziehender Hexenrichter samt dem Henker Deubell beim Vogt sein Quartier aufschlägt.

In der Neuzeit lernen wir drei Männer kennen, die in Pfuhlenbeck seit ihrer Kindheit beste Freunde sind: den Osteopathen und Witwer Dirk mit seiner Tochter Lilly, den Verstandesmensch Jan mit seiner Frau Nadja und Tochter und den tatkräftigen Marcus, mit Frau Simone und Tochter. Alle sind gut charakterisiert und wirken authentisch.

Zunächst ist alles pure Harmonie, die vier Familien leben im Glück. Doch dann bricht mit dem Hexenprozess das Unglück heran, nicht nur für Barbara, sondern auch Dirk, Marcus und Jan sind 400 Jahre später betroffen.

Ian Cushing lotet in diesem Thriller die Abgründe nicht nur der menschlichen Seele sondern vor allem das des Schicksals aus. Gut und Böse, Gott und Teufel, sie finden ihren Widerhall im alltäglichen Leben. Und das ist vielleicht am schwersten auszuhalten. Das Ende hab ich so nicht kommen sehen und beschäftigt mich noch Tage später sehr. Spätestens hier merkt man, dass hinter dem ganzen Horror und Thriller wieder sehr viel Philosophie steckt.

Lesen oder nicht?
Ein Thriller mit Wucht. Für Thrillerfans geeignet mit ⭐⭐⭐⭐⭐
Für zarte Seelen, die keine Brutalität mögen eher  ⭐⭐⭐

11/2019 – Novemberkalender (Danis kleine Bücherwelt)

Da denkt man, dass man um die Adventsaktionen herumkommt und sagt freudestrahlend bei dem Novemberkalender von Danis kleine Bücherwelt zu und dann … dreht sich alles um Weihnachten! Aber es hat Spaß gemacht!

Die ersten 5 Wörter die dir zu Weihnachten einfallen?
Grinch. Tannenbaum. Last Christmas (ich weiß, das sind zwei Wörter und ich sprenge das Limit). Konsumterror. Freizeit.

Wie feierst du Weihnachten?
Seit jetzt drei Jahren fahren meine Frau und ich über die Feiertage weg. Wir suchen uns einen schönen Ort und ein nettes Hotel aus und weg sind wir.

Ist deine Wohnung geschmückt? Baum, Deko?
Unsere Wohnung wird dezent geschmückt. Kein Baum, aber ein Weihnachtselch hier, ein Holzstern da (oder war es ein Holzelch da und ein Weihnachtsstern hier?); im Großen und Ganzen aber eher winterlich als weihnachtlich.
Die Weihnachtsrute wird bei der Arbeit geschwungen, wenn eine blonde Weihnachtselfe uns mit sanfter Gewalt zwingt, den Baum aufzubauen und zu dekorieren, bis der heilige Nikolaus vor Freude jauchzt. Davor kann sogar der Büro-Grinch sich nicht drücken; egal, was er für ein Gesicht dabei zieht.

Dein Lieblings-Weihnachtslied?
Das dürfte eindeutig „Rudolph the Red-Nosed Reindeer“ sein.

Dein Lieblings-Weihnachtsessen?
Cocktails. Wenn genug Obst-Deko dranhängt, zählt das doch als Essen, oder?!

Dein Lieblings-Weihnachtgebäck?
Ich steh auf Vanille-Kipferl. Uuuuh … und Christstollen.

Schnee oder lieber nicht?
Es ist schon sehr schön, wenn frischer Schnee alles bedeckt und sich dadurch eine ganz besondere Stille über die Hektik legt.

Hast du schon alle Geschenke?
Ja, da wir die Weihnachtsgeschenke abgeschafft haben, habe ich bereits alles, was ich brauche (und das Hotel ist auch schon gebucht).

Dein schönstes Weihnachtserlebnis?
Als wir das erste Mal über die Feiertage weggefahren sind (2017), haben wir vorher nicht groß nachgedacht und da der Weihnachtsmarkt und alle Restaurants geschlossen hatten (noch nicht mal McDonalds am Bahnhof hatte länger als bis 14 Uhr auf!), sind wir wie Maria und Josef durch Weimar getapert und haben eine Futterkrippe gesucht.

Als wir um 18 Uhr vollkommen allein auf dem Rathausplatz standen und ein weihnachtliches Glockenspiel erklang, war das schon ein ganz besonderer Moment. Einerseits war es herrlich friedlich und ergreifend, aber wir wussten nun, was unsere Stunde geschlagen hat.

Vier Stunden Fußmarsch quer durch Weimar, Hunger und Durst hatten uns vollkommen ausgezehrt und wir wollten schon bei wildfremden Menschen klingeln, um nach einem Stück trockenem Brot zu fragen. Beim letzten Schlag des Glockenspiels sahen wir der Realität ins Auge, dass wir hungrig ins Bett gehen müssten (falls wir den Fußweg zurück zum Hotel überhaupt noch schaffen würden! Ausgezehrt, erschöpft, hungrig und durstig, you know?!).

Ich schlug vor, ein oder zwei Cocktails in der Hotelbar zu uns zu nehmen, was aufgrund des Nahrungsmangels sicherlich für ein frühzeitigen Knockout sorgen würde. Aber … wie das Leben so spielt, gab es in der Bar eine Terrine Kartoffelsuppe für uns! Ich hab mich noch nie so über eine Suppe gefreut. Und die anschließenden Cocktails. Der Geist der Weihnacht hatte wohl doch ein Einsehen.

03.11.2019 – Stage Reptiles Webzine

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Rezension von Kyra Cade – auf Amazon veröffentlicht

Ian Cushing hat mit seinem dritten Roman ein neues Terrain betreten. Nach den ersten beiden stark philosophischen Werken, nimmt er seine Leser nun mit auf eine Reise in ein weiteres dunkleres Kapitel der Geschichte. Hexenverfolgungen, Prozesse und die Morde an ihnen werden lebendig. Wie dumm und abergläubisch man handelte, wie willkürlich man Frauen an den Pranger stellen konnte, das alles zeigt Cushing in seinem aktuellen Buch Die Träne der Zauberschen. Mit viel Wissen und Empathie reist er in das Jahr 1611, in dem die Hexenverbrennung in dem kleinen Ort Pfüeln stattgefunden hat. Hier angekommen werden Barbaras Leben und ihr Prozess genauer unter die Lupe genommen. Damalige Sprachansätze und Gepflogenheiten werden übernommen und dem Leser somit ein ziemlich gutes Bild vermittelt von dem Umfeld der vermeintlichen Hexe.

Immer wieder, in jedem geraden Kapitel, springt man in die Neuzeit und lernt die drei Freunde und ihre Familien kennen, deren Leben plötzlich auf den Kopf gestellt wird. Nach und nach verweben sich beide Geschichten, bis es zum großen Showdown kommt.

Mit dem aktuellen Buch ist Cushing ein sprachlich exzellentes Werk gelungen, das gekonnt mitten in das dreckige, düstere Zeitalter der Hexenverfolgungen führt, so dass sich der Leser um Jahrhunderte zurückversetzt fühlt. Ohne kitschig zu werden oder zu stolpern, gelingt immer wieder der Sprung in die moderne Welt. Ein bisschen Historie, ein bisschen Fantasy und ganz viel Literatur.

17.11.2019 – Paola Baldin

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Ian Cushing hat mich bei diesem Werk mit einer Einzigartigkeit begeistert, die mir bei vielen anderen Büchern, vor allem bei vielen „massentauglichen“ Verlagsromanen, sonst fehlt.

Das Cover ist dezent in Schwarz gehalten und zeigt das ausgeschmückte Unendlich-Zeichen, das mit dornigen Ranken und einer düsteren Natur dargestellt ist. Das spiegelt das Buchinnere sehr gut wieder, denn dort geht es genau darum.
Die (Un-)Endlichkeit der Natur.

Der einzigartige Schreibstil zieht sich durch das ganze Buch und lässt einen teilweise schmunzeln, regt an anderen Stellen sehr zum Nachdenken an und hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, nur um dann das Fünkchen an wahren Worten zu schildern, das wir in uns selbst tragen und uns darin wiederfinden.

Einige Textstellen erinnerten mich an die Absurdität von Franz Kafka, was aber mit einer Prise Humor aufgelockert wurde und man große Sympathien für den Protagonisten entwickeln konnte.

Kernpunkt der Geschichte war meiner Meinung nach die „Fünf-Minuten-Regel“, die sich der Protagonist gesetzt hat, um Entscheidungen schneller und überhaupt zu fällen, bevor man sich ewig daran den Kopf zerbricht.
Und tatsächlich ist dies eine Entscheidung, die den gesamten Verlauf der Geschichte beeinflusst. Ich will euch gar nicht zu viel verraten, aber man leidet im ersten Teil des Buches mit dem Protagonisten mit, fühlt den Schmerz und die Angst, die sich hinter ihm verbirgt. Dabei steht ein Thema im Vordergrund, das in fast allen von uns Unbehagen auslöst: Der Tod. Aber genau diese Bücher beißen und stechen, sodass man noch lange an sie denken muss und selbst hinterfragt. Ian Cushing hat mich dazu gebracht, mir wieder etwas bewusst zu machen, das ich sonst erfolgreich hinter Mauern verschließe, und dafür könnte ich nicht dankbarer sein.

Im zweiten Teil des Buches wird die Vorgeschichte des Protagonisten durch seine Tagebucheinträge geschildert und zerrüttet das gesamte Bild, das man im ersten Teil des Buches noch hatte. Ich kann euch sagen, dass hier einige Überraschungen auf euch warten werden.

Außerdem gibt es einige Anspielungen auf Songtexte, wie auch auf Schriftsteller wie Camus und Hesse, für Liebhaber dieser Kategorie ein Lesemuss!

Fazit: Wer sich mit den Themen Verlust, Freiheit, Tod und seinen eigenen Platz in der Welt beschäftigen will, wird mit diesem Buch auf sehr wundervolle Art und Weise belohnt werden. Es ist nichts für „Speedleser“ und sollte mit jedem Satz genossen werden, denn dahinter stecken so viele tiefgründige Themen und man findet sich immer wieder selbst darin.

Ein tiefgründiges Buch mit einzigartigem Schreibstil, den man so nicht mehr wiederfindet.

16.11.2019 – Addicted2Books

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Inhalt
Nach einem Neuanfang in seinem Leben verliert er plötzlich alles, was für ihn noch Bedeutung hat. Inmitten dieses emotionalen Chaos hat er ein phantastisches Erlebnis, aber besitzt er tatsächlich als einziger Mensch das Wissen um das letzte große Geheimnis oder ist es nur ein Traum?

Meine Meinung
Ian Cushing hat mich mal wieder fassungslos am Ende zurückgelassen. Ja er ist ein Autor der mich immer wieder überrascht und fasziniert.
Er schreibt so, dass man sich mit den Charakteren identifizieren kann und sich absolut wohlfühlt während des Lesens. Nur dann am Ende haut er einem das geballte Grauen um die Ohren.
Auf jeden Fall hebt er sich positiv vom Mainstream ab und genau das ist es, was man als Leser möchte.
Dieses Buch ist wieder einmal der Beweis dafür, dass man Spler nicht unterschätzen sollte.
Es ist in zwei Teile geteilt. Im ersten Teil erfährt man über den namenlosen Protagonisten, was geschehen war und ihm praktisch eine zweite Chance gegeben hat. Beim Lesen des zweiten Teils, bleibt einem allerdings wortwörtlich der Mund offen stehe. Denn man erfährt etwas über seine Vorgeschichte in Form eines Tagebuchs.
Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten und fordere allerdings jeden Liebhaber des Morbiden oder Anhänger von Edgar Allen Poe dieses Buch zu lesen.
Sein Schreibstil ist einfach nur fesselnd und einfach unverwechselbar.

Fazit
Ein Buch, das mich noch mehr von diesem Autor überzeugt hat. Also ein klares Must Read.
Eure Ela

25.10.2019 – Dreamangelbooks

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Sooo meine lieben Bookies, die letzte Rezension für heute.
Diese ist für „Die Träne der Zauberschen“ von Ian Cushing

Cover und Titel
Das Cover ist einfach Wow. Es ist ein absoluter Hingucker und ein optisches Highlight. Das Cover und auch der Titel sind perfekt zum Buch gewählt.

Charakter und Schreibstil
Die Charaktere sind sehr gut beschrieben und ich mochte sie von Anfang an. Sie sind klar voneinander getrennt und haben Tiefe. Der Schreibstil ist klar und einfach zu lesen. Der Autor schreibt mit viel Liebe zum Detail. Man merkt, dass er sich viele Gedanken zu den einzelnen Charakteren gemacht hat, denn er beschreibt sie sehr genau.
Was für mich recht schwierig war, war dass es zwischendurch Vergangenheitskapitel gab. Auch wenn es zur Geschichte gehört, so ist das etwas, das für mich recht schwierig ist. Doch ich denke das ist Geschmackssache.

Story und Fazit
Die Geschichte an sich fand ich persönlich sehr interessant. Sie ist gut durchdacht. Die Spannung hält sich durchs Buch und man möchte immer wissen, wie es weiter geht. Die „Zauberschen“ sind Menschen, die Magie üben (Hexen) und es gibt Dinge, die diese nicht können (echte Tränen weinen zum Beispiel).
Ich fand es interessant, in die Geschichte einzutauchen. Auch wenn ich das Buch hin und wieder weglegen musste, so denke ich, dass man es auch gut durchsuchten kann.