12/2020 – Strange days in many ways – Jahresrückblick 2020 [in eigener Sache]

(Wie gewohnt kann der Text Spuren von Selbstironie, seelischen Offenbarungen, schockierenden Einblicken und Nüssen enthalten)

Liebste Zuckerperlen!
Ein weiteres Jahr neigt sich dem Ende und was für ein Jahr was das denn bitte?

Traditionell zum Jahreswechsel möchte ich für mich selbst und Euch mein ganz persönliches Jahr noch einmal zusammenfassen, Gedanken teilen und Einblicke geben. Wer mir schon länger folgt, wird die meisten Ereignisse miterlebt haben, aber vielleicht gibt es ja den einen oder anderen Neuling, der neugierig ist, was bei dem ollen Cushing in dem Jahr so geschehen ist. Und weil es das ereignisreichste und seltsamste Jahr in meinem Autorenleben war, wird das wohl auch ein etwas längerer Text. Holt Euch Kakao und Kekse, macht es Euch gemütlich, falls Euch mein kleines Autorenleben interessiert.

Illustration zu „Home Invasion“ von Karmazid

CORONA

Der ein oder andere hat doch bestimmt davon gehört oder?
Zugegeben: Ein kleiner und schlechter Einstiegsscherz meinerseits.
Das Virus wird wohl in jedem Jahresrückblick ein zentrales Thema sein, aber das haken wir mal schnell und gleich zu Beginn ab.

Für mich als Mensch (ja, Autoren sind auch Menschen!) hat es kaum Auswirkungen gehabt, denn ich beherrschte das social distancing bereits, bevor es en vogue wurde. Doch ist es auch nur die halbe Wahrheit, denn ich vermisse das unbeschwerte Essengehen oder die gelegentlichen Konzertbesuche schon sehr und auch meine Freunde und Familie habe ich seltener gesehen als mir lieb ist … Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten. Vermutlich.

Doch hat C-19 durchaus dafür gesorgt, dass ich das Bücherhamstern noch etwas intensiviert habe. Ist ja nicht so, dass mein SuB bereits vor Corona ziemlich hoch war … aber jetzt ist er höher.
Aber: Die Verlage und Autoren, die sonst auf den Buchmessen einen Großteil ihres Umsatzes und sich selbst einen Namen machen, brauchen Eure und meine Hilfe nach wie vor! Unterstützt sie weiterhin, denn ein Ende des Elends scheint nicht in Sicht zu sein!

Mein Tipp: Interessiert Euch ein Buch, kauft direkt beim Autor und/oder dem Verlag, denn der Direktverkauf lohnt sich für alle am meisten. Die Gewinnspanne für die Autoren/Verlage ist am höchsten und es werden garantiert immer liebevoll gestaltete Goodies und persönliche Worte den Weg in das Päckchen finden.

„Kaum Auswirkungen“ heißt ja nicht „keine Auswirkungen“ und mein Autoren-Ich (ich habe mittlerweile verstanden, warum Vincent Damon Furnier von Alice Cooper immer in der dritten Person spricht!) merkt schon, dass mein neues Buch „Absorption“ etwas schwer in meinem Regal liegt.

Die Gründe können natürlich vielfältiger Art sein. Vielleicht liegt es an C-19 und der daraus resultierenden Kurzarbeit, die viele Bücherwürmer getroffen hat. In diesen unsicheren Zeiten greift man (logischerweise) lieber nach dem Buch eines bekannten, anstatt zu einer genreübergreifenden Anthologie eines doch recht unbekannten Autoren. Oder man verkneift sich den Bücherkauf zähneknirschend, weil der Vermieter ungern mit gelesenen Exemplaren bezahlt wird. Ich weiß aber auch von anderen Autorinnen und Autoren, dass es ihnen nicht anders geht und daher nehme ich es diesmal ausnahmsweise nicht persönlich.

Vielleicht liegt es auch daran, dass Kurzgeschichten nicht jedermanns Sache sind, denn in diesem Jahr und mit diesem Buch war es auch deutlich schwieriger, Bloggerinnen und Blogger zu animieren, aber über die bisher erschienenen Rezensionen bin ich mehr als glücklich und einige warten sogar noch in der Pipeline!

Im Endeffekt darf ich sagen, dass ich es jederzeit wieder so machen würde, denn die Veröffentlichung spiegelt mich und meine Gedanken zu einem bestimmten Zeitpunkt im Leben wieder und nichts anderes sollte zählen. Und tut es auch nicht.

(Echt jetzt? Habe ich tatsächlich eine ganze Din A4-Seite über Corona und seine Randerscheinungen vollgeschrieben, obwohl ich es „schnell abhaken“ wollte? Ihr seht, man darf mir einfach nicht alles glauben.)

MEINE ERSTE VERLAGSVERÖFFENTLICHUNG

Die Veröffentlichungssause eines Buches voller Geschichten über Zombies, die aufgrund einer unerklärlichen Seuche zu ebendiesen wurden, wird Opfer einer Seuche. Wenn Ihr mich fragt, ist das auf der Ironie-Skala von eins bis zehn ’ne ganz klare elf. Vor allem, wenn man manche der Geschichten kennt, die auf erschreckende Weise als prophetisch zu bezeichnen sind! Gruselig. Aber auf eine ganz besonders realistisch-gruselige Art.

Der Weg der ZOMBIE ZONE GERMANY-Anthologie DER BEGINN zog sich lange hin, aber im März 2020 war es endlich soweit! Alice Cooper-technisch / gewohnt schizophren betrachte ich die Veröffentlichung immer aus zwei streng getrennten Perspektiven.

Als Leser und Fan bin ich von der Anthologie begeistert, denn die Autorinnen und Autoren haben Geschichten geschrieben, die das typische Zombie-Setting, Blut-und-Gedärm-Szenario und geschmacklose Ausweideorgien überwiegend gekonnt ignorieren, und die Menschen in den Vordergrund stellen, die sich in der Lage zurechtfinden müssen. Das besitzt in manchen Fällen eine Tiefe, die mich zutiefst beeindruckt und mir eine wohlige Gänsehaut bereitet hat.

Als Hobbyautor ist es (u.a. aus soeben genanntem Grund) eine unglaubliche Ehre, dass meine Kurze „Der Erlöser“ sich dann inmitten dieser hervorragenden Geschichten wiederfindet. Bin ich stolz darauf? Darauf könnt Ihr wetten!

Zombie Zone Germany: Der Beginn / Âmrun Verlag / Herausgeberin: Claudia Rapp

Daher nutze ich die Chance und danke nochmals ganz herzlich der Herausgeberin Claudia Rapp, dem Verlagschef vom Amrûn Verlag, Jürgen Eglseer, und allen Autorinnen und Autoren. You rule!

Hier findet Ihr mein „Behind the Scenes – Der Erlöser“!
Hier findet Ihr „Hanks 100 Worte (plus Bonus-Fazit)“ zu den Geschichten!

SKOUTZ-AWARD

Der April brachte dann gleich die nächste Überraschung, denn irgendwie ist „Die Träne der Zauberschen“ auf der Longlist des Skoutz-Awards gelandet … und dann auf der Midlist … und dann auf der Shortlist, die gleichbedeutend mit dem Finale war!

Denke ich an die Monate zurück, denke ich nicht: „Mann, was hast du für ein geiles Buch geschrieben.“ Solche Gedanken habe ich trotz allem einfach nicht drauf …
Aber ich denke: „IHR seid vollkommen verrückt!“

Ihr seid einfach wunderbar, denn Ihr habt mir Eure Stimmen geschenkt und mich dadurch sehr glücklich gemacht, vor allem, wenn ich bedenke, was für tolle Autorinnen und Autoren allein auf der Midlist standen! Ich bin einfach voller Dankbarkeit für Eure Unterstützung und die wundervollen Menschen beim Skoutz und die tollen Kollegen. Das war eine denkwürdige Zeit, die ich dank Euch nie vergessen werde!

Angeber-Foto mit dem Silberskoutz

Aber ich hatte das Thema bereits thematisiert und wer tiefer in meine Gefühle eintauchen möchte, findet hier „Meine GeDANKEn zur Skoutz-Shortlist 2020“!

DAS FINANZAMT (bitte gruselige Orgelmusik einfügen!)

Und dann kam meine Begegnung mit dem Finanzamt. Also, genauer gesagt suchte ich todesmutig diese Begegnung, denn mich plagten Schuldgefühle. Finanzielle Erfolglosigkeit entbindet nämlich niemanden von der Pflicht, die Tätigkeit als Hobbyautor beim Finanzamt anzuzeigen (Stichwort: Umsatzsteuer) und das wollte ich unbedingt nachholen, bevor ich in den Knast musste. Ich bin zwar kein Experte auf dem Gebiet, aber wer mehr wissen will, kann mich gerne ansprechen.

Der Schriftverkehr ging hin und her und dann kam die Sachbearbeiterin zu dem Schluss, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin, der mit seinem Hobby keine Chance auf einen Gewinn hat und diesen noch nicht mal anstrebt!
Dafür gibt es dann den schönen Begriff der „Liebhaberei“!
Und da sage noch jemand, die deutsche Bürokratie hätte keine wunderschönen Wörter zu bieten!

17.500 Euro … Klar, ich melde mich, wenn es soweit ist.

Für mich sagt dieser Begriff auch noch sehr viel mehr aus, denn genau so begreife ich meine Tätigkeit als Autor: als Liebhaberei. Lieber verwirkliche ich meine Träume und Wünsche, investiere Geld in schöne Taschenbücher, für die mein Lieblingskünstler Karmazid das unglaubliche Artwork zeichnet, und Goodies, als dass ich auf Teufel komm raus versuche, die Kosten wieder einzunehmen. Was passieren soll, wird passieren.

Zugegeben, es wäre schon nett, eine Veröffentlichung wenigstens schuldenfrei durchzuziehen, aber was soll ich sagen? Mein Job ist es, Geschichten zu schreiben und einigen wenigen Lesern interessante Lesestunden zu schenken. Ich bin nicht gut im Drängeln und Drängen von Bloggerinnen und Bloggern und der Hang zum Verschenken meiner Bücher ist weit ausgeprägter als meine unternehmerische Ader. So what?!
Vielleicht wird die schwarze null irgendwann kommen. Vermutlich posthum. Und falls alles so bleibt, wie es ist, habe ich jeden Cent liebend gern in meine Projekte gesteckt, denn sowohl die Bücher als auch die Goodies sind so geworden, wie ich sie mir gewünscht habe und wie sie sein sollten. Nothing else matters.

ABSORPTION

Was mich dann gleich zur nächsten wichtigen Station des Jahres und meines Lebens führt. Im Juli, durch C-19 haben wir auf unseren jährlichen Campingurlaub verzichtet, habe ich endlich meine eigene Anthologie veröffentlicht! „Absorption“! Das Schreiben hat mich absorbiert und ich hoffe, dass sich nun die Leser von den kurzen Geschichten absorbieren lassen.

Hier findet Ihr mein „Behind the Scenes – Absorption“, wo ich mich bereits ausführlich über die einzelnen Aspekte ausgelassen habe.

Großartige Musik gab es auch … von der Band Might!

ABSORPTION – DIE ABRECHNUNG

Um Euch einen Einblick zu geben, habe ich (alle Jahre wieder) eine kleine Bilanz erstellt, die zeigt, was so alles auf einen zukommen kann, wenn man sich entscheidet, ein Buch zu veröffentlichen. Schauen wir uns mal meine Liebhaberei am Beispiel von „Absorption“ an.

Aber nicht, dass jemand denkt, ich würde heulen … ich mag solche Einblicke einfach selbst sehr gern und denke, dass es für manch anderen interessant ist. Nicht jeder hat den Einblick, was das alles kostet, geschweige denn, was (in meinem Fall) wieder so in die Kasse fließt. Und dass jeder Cent es wert war ausgegeben zu werden, habt Ihr im Kapitel „Das Finanzamt“ bereits gelesen. Hier geht es einfach nur um Zahlen, Daten und Fakten.

Was man so ausgibt:
Kosten für Cover, Dankeschön für meinen Korrektor, einen Probedruck, Aufkleber, Flyer, Lesezeichen, Buttons, fabulöse Selfpublisher-Werbeflyer, Porto und 75 Eigenexemplare (ja, ziemlich ambitioniert): 1.198,46 Euro.

Was man bekommt:
Reaktionen, ehrliche Meinungen, liebe Worte. Ohne Witz, das ist das Schönste und schlichtweg unbezahlbar!

Bis heute (11.12.2020) habe ich durch Direktverkäufe, Verkäufe über epubli, Amazon etc. 21 Mal „Absorption“ verkauft. Die Einnahmen schwanken dabei stark, denn je nachdem, ob die Bücher über Amazon, epubli oder direkt bei mir gekauft werden, ist der Gewinn ein anderer und reicht von 1,59 Euro (Verkauf über epubli) bis ca. 5 Euro (Kauf beim Autoren).

Dazu kommen natürlich noch die Abrechnungen über das Kindle Unlimited-Abo, dem Spotify für Autoren. Von „Absorption“ wurden im Rahmen des Kindle Unlimited-Abos 720 KENPC-Seiten gelesen (sogenannte „Kindle Edition Normalized Page Count“), wobei das Buch als Ganzes mit 337 KENPC-Seiten bewertet wird. Also wurde „Absorption“ 2,14 Mal gelesen. Pro gelesener Seite im Kindle Unlimited-Abo erhält man immerhin (durchschnittlich) 0,0028 Euro (aka 0,28 Cent), was tatsächlich vergleichbar ist mit dem, was ein Musiker in Deutschland pro gestreamten Song verdient.

Summa summarum belaufen sich also die kompletten Einnahmen meines Buches „Absorption“ auf … Trommelwirbel … 155,99 Euro.

Dennoch bitte ich, von Mitleidskäufen Abstand zu nehmen, denn:
Ich definiere mich selbst und den Begriff „Erfolg“ nicht über Zahlen und Statistiken, obwohl ich Statistiken ziemlich super finde! Aber im Endeffekt sind es nur Zahlen für mich. Was mich wirklich bereichert, ist das, was hinter den Zahlen steht! 21 verkaufte Taschenbücher, 0 verkaufte eBooks und 720 gelesene Kindle-Seiten von „Absorption“ bedeuten, dass ich mich dank Eurer Reaktionen, Rezensionen, Meinungen und persönlichen Nachrichten wie der reichste Mann der Welt vorkomme! Andere Menschen zu erreichen, berühren, inspirieren, unterhalten … das ist, was zählt.
Und anhand meiner Zauberschen und der Ewigkeit sehe ich, dass es irgendwie immer schrittweise weitergeht und neue Leser den Mut finden, sich auf meine Bücher einzulassen.

Das bringt mich zu einem wichtigen Tipp, den ich in diesem Zusammenhang loswerden will:
Bücher veröffentlichen und anzubieten ist kein Sprint. Es ist ein Marathon.
Vermutlich der längste Marathon der Welt … aber wer durchhält, wird irgendwann ins Ziel kommen – wie immer das Ziel bei jedem einzelnen aussehen mag.

MERCHANDISE

Während der Veröffentlichungsphase hatte ich immer wieder Leerlauf und dieses Jahr habe ich ihn genutzt und einen eigenen Shop mit Merchandise eröffnet. Getreu des Liebhabergedankens (und weil die Preise nicht ganz ohne sind) verzichte ich auf sämtliche Einkünfte aus dem Shop (die sogenannte „Non-Profit-Variante“), aber ich finde die sensationellen Zeichnungen von Karmazid einfach zu großartig, als dass ich sie nicht mit Euch teilen wollen würde.

Wer immer also Lust hat, mit einem Cushing-Shirt flanieren zu gehen, seine Einkäufe in einer Cushing-Tasche zu verstauen oder seinen Morgenkaffee aus einer Cushing-Tasse zu schlürfen, darf gern im Shop vorbeischauen.
Solltet Ihr spezielle Wünsche haben (z. B. eine Kochschürze mit „In Ewigkeit“-Logo oder was immer Ihr so für Ideen habt und was der Shop so hergibt), lasst es mich einfach wissen. Ich bin fast zu jeder Schandtat bereit.

Beispiele für die verschiedenen Produkte im Shop

Hier findet Ihr den Link zum Shop: https://shop.spreadshirt.de/ian-cushing-official/

Meine Bücher erhaltet Ihr wie gehabt am besten direkt bei mir. Eine E-Mail oder Nachricht über Facebook oder Instagram genügt und ich werde mich umgehend darum kümmern.
Doch auch über die Wortfiliale kann man meine Bücher bestellen! Warum mir das so wichtig ist? Weil Florian es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Selfpublisher dieser Welt unter einem Dach zu vereinen und ihre Bücher in einem Shop anzubieten! Und seit Mitte Dezember habe ich endlich meinen Ersten Wortfiliale-Verkauf zu vermelden! Yeah! Endlich ein vollwertiges Mitglied der Familie!

DANKESCHÖN-AKTION

Im Oktober wurde der Sieger des Skoutz-Awards gekürt und der war nicht ich, sondern André Wegmann mit seinem Buch „Dschinn“!
Weil ich aber so dermaßen glücklich über Eure Unterstützung war und das Finale zu erreichen für einen Autoren meiner Größenordnung ein unglaublicher Erfolg ist, habe ich zwei Dankeschön-Aktionen durchgeführt.

Die erste Aktion richtete sich bewusst an alle, die „Die Träne der Zauberschen“ noch nicht kannten und ich habe ein Wochenende lang das eBook gratis angeboten. Da es das erste Mal war, wusste ich nicht, was mich erwartet … ich hatte mit 20 bis 30 heruntergeladenen Büchern gerechnet, aber als ich am folgenden Montag in die Statistik geschaut habe, bin ich fast vom Glauben abgefallen!

„Die Träne der Zauberschen“ wurde an dem Wochenende sage und schreibe 465 Mal heruntergeladen und das Buch war in einigen Kategorien (u. a. „Okkulte Thriller“ … ja, die Kategorie gibt es tatsächlich!) auf Platz eins. Darüber hatte ich bisher noch nichts erzählt, weil der Nährwert dem einer Scheibe Knäckebrots gleicht: Knuspert kurz, aber sättigt nicht.

Ich hatte bei der Aktion eigentlich nur meine Facebook- und Instagramcommunity im Blick, aber was ich nicht ansatzweise berücksichtigt hatte: Es gibt viele Amazon-Kunden, die sich ein Buch herunterladen, wenn und weil es gratis angeboten wird. Wie viele Menschen das Buch aus der digitalen Rumpelkammer ihres Kindle jetzt tatsächlich befreien und lesen werden, geschweige denn auch zu meinen anderen Werken greifen, weiß ich nicht, aber ich hoffe sehr, dass wenigstens 5% das Buch wirklich lesen und eine gute Zeit haben werden.

Die zweite Aktion war eine wirkliche Herzensangelegenheit.
Am liebsten hätte ich Euch alle zu einer riesigen Dankeschön-Grillparty eingeladen, aber … genau … Corona. Dann wollte ich es doch lieber an ein Gewinnspiel knüpfen, welches schön von zuhause aus gemacht werden konnte. Das Spielchen war ausschließlich für diejenigen gedacht, die mich bereits unterstützen und nicht auf „Follower-Fang“ ausgerichtet. Gewinnspiele, mit denen man seine Followerzahlen aufbläst, erreichen in den seltensten Fällen die richtigen Adressaten, nämlich wirklich interessierte Leser und Blogger. Daher wird eine solche Aktion bei mir auch in Zukunft nicht stattfinden.

Bei „meinem“ Gewinnspiel konnte ich mir im Vorfeld bereits ziemlich sicher sein, dass es die Richtigen trifft. Und das hat es. Die Gewinnerinnen (jap, alles super-süße Mädels!) haben sich schöne Goodies aus dem Shop ausgesucht, und es hat mir einen Heidenspaß bereitet, das Gewinnspiel durchzuführen und die Gewinne (zum Teil exklusiv als Einzelstück) zu designen und zu verschicken. Danke, dass Ihr mitgemacht habt!

Fun Fact: Wer sich über das höchstprofessionelle Auslosungsvideo und die grandiose Kameraperspektive wundert: Da ich nur zwei Hände habe, habe ich mir ein Handystativ aus einer Kiste Mineralwasser und einem einem Charles Bukowski-Buch gebastelt … selbst ist der Mann!

LESEJOURNAL

In diesem Jahr habe ich wieder einige Bücher von Selfpublishern gelesen und jedes einzelne hat mich auf seine Weise beeindruckt. Wirklich, da war kein Buch dabei, welches ich nicht reinen Herzens empfehlen könnte und das habe ich in der Kategorie „Meine Gedanken zu anderen Büchern“ und bei Lovelybooks und Amazon auch getan. Darüber hinaus habe ich natürlich auch noch andere Bücher gelesen (und sehr viele gehört) und zum ersten Mal in meinem Leben ein Lesejournal geführt!

Interessiert es irgendwen, welche Bücher ich gelesen habe? Falls nein: Scrollt zum „Ausblick“. Falls ja: Hier ist die bunte Mischung, streng chronologisch sortiert:
Ilona Arfaoui – Der König der Schatten / Haruki Murakami – Afterdark / Ilona Arfaoui – Der Hexenmeister, die Macht und die Finsternis / Paola Baldin – Fremde Heimat / Albert Camus – Der Fall / Zombie Zone Germany: Der Beginn – Anthologie / Dino Buzzati – Das Haus mit den sieben Stockwerken / Graham Masterson – Der Höllenpanzer / Horror Legionen 3 – Anthologie / Dominik A. Meier – Doppelwelt / Hermann Hesse – Narziß und Goldmund / Susanne Pavlovic – Krieg und Kröten / Virginia Anemona – Ajena und der Wasserperlenbaum / Dino Buzzati – Panik in der Scala / Hagen Thiele – Die Pflicht / Jean-Paul Sartre – Zwei Dramen (Die Fliegen / Die schmutzigen Hände) / Steffi Frei – Schicksal der Fearane: Die letzte Tiare / Mary Shelley – Frankenstein (noch nicht beendet)

AUSBLICK

Tja, das war im Großen und Ganzen der Rückblick auf ein in vielen Belangen verrücktes Jahr. Aber was bringt die Zukunft? Woher soll ich das wissen? Aber was ich weiß, ist, dass ich zwei Projekte (mehr oder weniger) in der Mache habe.

„Projekt J“ ist durchaus amüsant, wenn Ihr mich fragt. Ein wenig verrückt und mal wieder keinem Genre zuzuordnen, aber daran werden wir uns wohl alle gewöhnen müssen … Ich beim Bewerben, wobei ich immer gefühlt zwischen allen Stühlen sitze, und Ihr beim Draufeinlassen, weil Ihr nie wirklich wissen könnt, was Euch erwartet.
Aber alles scheint auf eine Religious-Comedy-Horror-Parody-Romance-Science Fiction hinzudeuten.
Oder man könnte nach dem derzeitigen Stand auch sagen: Monty Python meets Rosamunde Pilcher meets Stephen King meets Die Bibel meets Ray Bradbury. Wenn Ihr jetzt nicht neugierig geworden seid, kann ich Euch auch nicht helfen … Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie das Ganze ausgehen wird.

Die Geschichte zu beginnen hat mir einfach großen Spaß gemacht, und ich habe anfangs einfach wild und ohne Plan drauflos geschrieben, wie damals beim Erlöser. Aber dann merkte ich irgendwann, dass die Geschichte nicht nur eine 120 Seiten Novelle werden wollte, sondern immer komplexer wurde, weiter wuchs, und ich mich irgendwann einfach brutal verzettelt hatte. Das ging so weit, dass ich schon mit dem Gedanken spielte, das ganze Manuskript zu löschen und neu zu schreiben! Aber ich bin mittlerweile auf einem guten Weg, denke ich. Ich lass mir einach Zeit mit der Geschichte und die Hoffnung, bis Jahresende mit der ersten Rohfassung fertig zu sein, habe ich bereits begraben.

Das zweite Projekt, welches alles andere als annähernd komplett ist, ist dann doch etwas ganz anderes; in meinen Augen anspruchsvoller und das ganze Gegenteil von „Projekt J“. An diesem Text kann ich nur schreiben, wenn ich in einer ganz besonderen Stimmung bin und es eher als Langzeitprojekt betrachte. Und doch gehört beiden Projekten mein Herz. Aber welches Projekt wann und in welcher Art und Weise das Licht der Welt erblickt, wird die Zeit zeigen.

Zwei, drei, vier weitere Ideen schlummern ja auch noch in mir und wer weiß, ob ich nicht demnächst einfach anfange, einen detaillierten Plot zu entwickeln (ich lerne ja von dem „Projekt J“-Debakel) … die Lust dazu ist auf jeden Fall vorhanden.

UND SONST SO?

Einen Großteil des Jahres scheine ich in den sozialen Medien verbracht zu haben. Doch leider habe ich keine Bedienungsanleitung dafür gefunden.
„Muss“ man jeden Tag den Wochentag mit seinen Followern teilen? Oder gar „Guten Morgen“, „Mahlzeit“ und „Gute Nacht“ posten? Sollte ich nicht viel präsenter und penetranter sein, um das Ziel, neue Leser zu finden, zu erreichen? Ich habe doch keine Ahnung!
Ohne die sozialen Medien würde mich niemand wahrnehmen … aber Euch täglich mit Nachrichten zu versorgen, die keinerlei Nährwert besitzen, sorgt nur für Umweltverschmutzung in der virtuellen Welt. Darum erinnere ich mich immer an die Worte einer hochgeschätzten Kollegin, die sinngemäß sagte: „Mach es so, wie du dich damit wohlfühlst. Es gibt kein richtig oder falsch.“ Jap. Also mache ich es so, wie ich es für richtig halte und ich kann einzig hoffen, dass Ihr meine Beiträge auch wahrnehmt, lest und mir in Zukunft folgen werdet.
Das Thema „soziale Medien“ ist sicherlich in Zukunft noch einen ausführlichen Beitrag wert, denke ich.

Falls Ihr Euch bestimmte Inhalte von mir wünschen würdet, lasst es mich einfach wissen! Sonst werde ich auch in Zukunft einfach das machen, was mir so durch den Kopf geht … wie zum Beispiel die Werbeaktion mit niedlichen Tieren und Romantik im November/Dezember. Klar, da war viel Ironie und eine zarte Prise Sarkasmus drin, aber das ist nun mal mein Humor und ich hatte definitiv meinen Spaß! Und Ihr hoffentlich auch!
Nur mein geheimes Hauptziel, die letzten Exemplare meiner Zauberschen zu verkaufen, um mir mit vermindertem Mehrwertsteuersatz ein paar neue Exemplare ins Regal zu stellen, habe ich dezent verfehlt, aber dafür haben Mausi, Manni und Harald auch den Preis bezahlen müssen … RIP.
(Ach ja … das Ende der schnuffeligen kleinen Fellknäuel stand keineswegs von Anfang an fest … das hat sich so ergeben.)

DANKE!

Zu guter Letzt möchte ich mich ganz herzlich bei Euch bedanken! Nicht nur, weil Ihr den Text bis hierhin durchgelesen habt (was schon echt eine beachtliche Leistung ist!), sondern dafür, dass Ihr für mich da seid und mich und mein Hobby mit so viel Leidenschaft unterstützt. So ein „Danke“ kommt aus tiefstem Herzen, auch wenn ich manchmal befürchte, dass es gar nicht die Tiefe der Emotionen widerspiegelt, die ich durch Euch erleben durfte und darf!

Ohne Euch wäre ich nichts.

Das ist unumstößlicher Fakt und ich drücke jeden einzelnen von Euch (natürlich coronakonform nur virtuell und falls gewünscht)! Ihr seid einfach großartig!

Oder um es frei nach Mary Shelley zu sagen:

„So sei mein heißester Dank Euch gewiss! In diesen Augenblicken empfinde ich ja die tiefste Dankbarkeit für jene, welche meiner in Freundlichkeit gedenken. Wie süß ist’s für ein von aller Welt verlassenes Wesen wie mich, die Zuneigung der Mitmenschen zu verspüren!“

Mary Shelley – „Frankenstein“

Nicht die weiter oben angeführten Zahlen oder Verkäufe haben 2020 zu einem unglaublich erfolgreichen, unterhaltsamen und spannenden Jahr werden lassen, sondern einzig und allein IHR.

Hätte ich mir jemals träumen lassen, echte (!) Freunde durch das Schreiben und das dazugehörende herumstreunern in den virtuellen Welten zu finden? Oder dass jemand Kunstwerke erschafft, um mir eine Freude zu machen? Oder dass jemand „Die Träne der Zauberschen“ allen ernstes als eines der drei All-time-favourite-books nennt (ALL-TIME-FAVOURITE!)? Oder dass ich von gestandenen Autoren ein Lob bekomme?
Nein … davon hätte ich nie im Leben geträumt. Aber ich habe diese Geschenke durch Euch erhalten.

Ich bedanke mich für Eure Freundschaft und Unterstützung, die weit über das „Normale“ hinausgeht. Für einen Menschen wie mich ist es nicht leicht zu verstehen, dass ich andere mit dem, was ich tu, irgendwie beeindrucke oder beeinflusse, aber Ihr habt mir durch Worte und Taten gezeigt, dass es so ist. Und auch, wenn es sich immer seltsam (auf eine schöne Art) anfühlen wird, danke ich Euch von Herzen für dieses Gefühl!

Strange days in many ways.

Nun wünsche ich Euch, Euren Freunden und Familien eine wundervolle und ruhige Weihnachtszeit, die wir dank Corona wirklich mal zur Entschleunigung nutzen sollten. Und natürlich ein gesundes und weniger turbulentes Jahr 2021! Und bitte benehmt Euch vernünftig, haltet Abstand und bleibt gesund! Ich brauche Euch noch …

Euer Ian.

01.12.2020 – Bloody Things in my Life

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Meine Meinung:
Bis jetzt war ich immer sehr angetan von den Büchern von Ian Cushing und auch wenn Kurzgeschichten nicht meins sind, wurde ich auch hier nicht enttäuscht. Die einzelnen Geschichten sind so abwechslungsreich und umfassen verschiedene Themen, da ist sicher für jeden etwas dabei. Auch wenn nicht jede Geschichte meinen Geschmack getroffen hat, wurde ich stetig gut unterhalten.

Der Schreibstil von Ian Cushing ist einzigartig aber auch so besonders und unterhaltsam. Man klebt förmlich mit den Augen an den Seiten ubd möchte immer weiter lesen.

Ein ganz besonderes Buch, welches ich euch nur wärmstens ans Herz legen kann. Denn hier wird mit Emotionen, Humor und teilweise auch Horror nicht gespart. Eine wunderbare Mischung für die kurze Lesezeit zwischendurch.

8 von 10

Mein großer Dank geht an den Autor für das kostenlose Reziexemplar.

Steffi Frei – Schicksal der Fearane: Die letzte Tiare (Band 1)

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Es gibt Bücher, die lässt man gerne mal ein paar Tage liegen und es gibt Bücher, auf die man sich den ganzen Tag freut.

Letzteres ist bei dem ersten Teil von Steffi Freis „Schicksal der Fearane“-Trilogie der Fall, denn auch wenn die Geschichte mitunter höchst dramatisch und herzzerreißend ist, ist „Die letzte Tiare“ ein Wohlfühlbuch für mich. Jeden Abend bin ich voller Freude mit den Fearanen und Menschen durch Wälder und Dörfer gereist, habe mit ihnen gelacht, getanzt, gekämpft und geweint.

Um was geht es ganz grob? Die Tiare Sera wird gezwungen, ihr Leben zum Wohle aller Fearane, einem naturverbundenen und gefiederten Volk, von Grund auf zu ändern und eine Aufgabe zu übernehmen, die sie so (und schon gar nicht auf diese Weise) niemals übernehmen wollte. Durch ihre starrsinnige Art ergeben sich natürlich Probleme mit ihren Begleitern und Beschützern und im Verlauf der Reise erkennt sie, dass es nicht immer ratsam ist, mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, anderen zu vertrauen und doch werden ihr letztendlich sprichwörtlich die Flügel gestutzt.
Ich habe mich lediglich an einer Stelle ertappt, dass ich nicht auf Seras Seite war, aber diese Szene war für die Dramatik einfach unumgänglich und das Resultat wird mit ziemlicher Sicherheit bei dem einen oder anderen Leser für feuchte Augen sorgen.
Nebenbei bemerkt fand ich persönlich das Thema der Seelenverwandten und Seelengefährten (man beachte den Unterschied!) besonders schön.

Das Buch besitzt zwei Erzählperspektiven; die Geschichte der Fearane erleben wir nämlich nicht aus erster Hand, sondern ein freundlicher, zurückgezogen lebender Herr erzählt sie einem jungen Mädchen, die sie für ihn aufschreibt. Allein der Beginn der Geschichte hat etwas märchenhaftes, als das Mädchen aus einem harten Leben herausgeholt wird und sich in der bequemen Welt des Mannes wiederfindet und ihrer geheimen Leidenschaft (nämlich den zu diesem Zeitpunkt weitgehend verschwundenen Fearanen) nachgehen kann … und zwar intensiver, als sie es sich jemals erträumt hat!

Der Großteil des ersten Bandes erzählt von der Reise, und wir können die Gefährten in aller Ruhe kennen- und lieben lernen. Die Hauptfiguren sind sehr gut ausgearbeitet und wenn ich den jeweiligen Namen der Figur lese, habe ich sofort ein Bild und seinen Charakter vor Augen.
Zum Ende hin verändert sich das Szenario dramatisch und ich fühlte mich plötzlich einer Hilf- und Hoffnungslosigkeit ausgesetzt, für die ich die Autorin auch mal ganz leise verflucht habe (sagt es ihr aber bitte nicht!).
Am Ende des ersten Teiles überschlagen sich die Ereignisse und viel besser hätte man das Buch nicht beenden können, denn es öffnen sich viele neue Türen und ich bin sehr gespannt, wie Steffi die Geschichte weitererzählen wird!

Ich mag Steffi Freis Schreibstil sehr, denn sie erzählt die Geschichte um „Die letzte Tiare“ und ihre Weggefährten so lebendig, dass es mir nicht schwerfiel, in die Geschichte hineinzufinden und mich umgehend wohlzufühlen! Wenn ich behaupte, dass „Die letzte Tiare“ leicht zugänglich ist, ist das als großes Kompliment gemeint. Bei „Fantasy“ ist es manchmal schwierig für mich, Zugang zu den Welten zu finden, wenn sie sich auf-Teufel-komm-raus zu sehr von unserer Realität unterscheiden wollen, aber bei allem Einfallsreichtum nimmt Steffi Frei den Leser einfach an die Hand und entführt ihn ohne Anlaufschwierigkeiten in ihre Welt.

Steffi Frei ist als Selfpublisherin für die komplette Gestaltung des Buches (inklusive des Covers) selbst verantwortlich und erbringt mit dem Buch den Beweis, dass Selfpublisher Verlagsautoren in keiner Weise „unterlegen“ sind; sei es von der Geschichte, dem Schreibstil oder der gesamten Aufmachung des Buches.

Persönlich finde die relativ kurzen Kapitel höchst sympathisch, denn das kommt meinen Lesegewohnheiten sehr entgegen und gleichzeitig treibt jedes Kapitel die Geschichte voran. Sei es die Reise der Gruppe oder auch die charakterliche Entwicklung der Figuren.
Sie versteht es, mit den richtigen Worten Gefühle zu wecken und den Leser in die Geschichte hineinzuziehen, bis man glaubt, Fichtennadeln riechen zu können. Nebenbei meistert sie die größte Herausforderung und beherrscht sowohl die leisen Töne der Freundschaft und Liebe als auch die lauten Töne des Kampfes, der Ungerechtigkeit und des Schmerzes (und von allem gibt es reichlich!).

Für alle, die bei den verschiedenen Fearanenvölkern gern mal durcheinanderkommen oder tiefer eintauchen möchten, hat Steffi im Anhang eine Übersicht über die fearanischen Urgattungen eingefügt und eine Landkarte ist auch dabei, auf die ich gern geschaut habe, um den Weg der Gruppe zu verfolgen.

Ich freu mich sehr auf den zweiten Teil, der bereits am 24.11.2020 erscheinen wird und auf den Titel „Feder und Metall“ hört.

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

15.11.2020 – Norias Isle of Phantastik

Norias Isle of Phantastik – Facebook

Mein heutiger Lesetipp entführt in die Düsternis.

Es paßte alles, das Zusammenspiel von einem Eyecatcher als Cover, dem neugierigmachenden Klappentext und die daraus resultierenden Erwartungen wurden übertroffen.
Eine düstere Geschichte, aufgeteilt in zwei Zeitstränge nehmen uns mit auf eine emotional vielfältige Reise in die Abgründe des Menschen….
Übersinnliches vermischt mit Horror, verwoben mit Grusel ist eine gelungene Mischung.

Mit seinem Schreibstil nimmt der Autor den Leser in den Seiten gefangen, mitfiebernd, mitleidend, erschreckend und gleichzeitig berührend auf einer Ebene welche das Geschehen nicht immer fassen kann grinst das Böse quasi zwischen den Kapiteln hämisch lächelnd hervor….. und der Teufel lachte…

Viele Details lassen sie Geschichte regelrecht real erscheinen, die Charaktere in ihrer Darstellung und ihrem Tun sind sehr authentisch beschrieben. Viele Schicksale sorgsam miteinander verknüpft sorgen für Tragik und Dramatik in der Story.
Unerwartete Wendungen, der Irrsinn welcher unaufgeklärte Bürger zu Furien werden lässt, Machtspiele um das eigene Ego zu pflegen und den Beutel zu füllen zeigen auf wie dünn die Tünche der Menschlichkeit aufgetragen sein kann.

Mein erster Cushing, definitv nicht der letzte…
Leseempfehlung, von mir 5 flatterhafte Fledis

25.10.2020 – Marius Tahira

Marius Tahira – Homepage
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Der Begriff „Absorption“ steht in der Psychologie für eine „Offenheit gegenüber emotionalen und geistigen Änderungen“ erklärt Ian Cushing im Vorwort seines gleichnamigen Buches. Und Offenheit gegenüber verschiedenen Genres und Gattungen dürfte auch Grundbedingung sein, damit man sich an dieser Anthologie erfreuen kann. Denn Absorption vereint Geschichten, die von unterschiedlichsten Stimmungen und Themen geprägt sind. Die Akzeptanz der eigenen Vergänglichkeit, die Wertschätzung der einfachen Dinge, Verständnis für das Andersartige, die Bewertung tradierter Überzeugungen aus der Perspektive gesellschaftlicher Außenseiter – all diese Themenkomplexe spielen in Absorption eine Rolle und wurden von Ian Cushing in unterschiedlichste literarische Gattungen gegossen.

Diese Sammlung von dreizehn kurzen Geschichten absorbiert, was das Leben uns schenkt: Liebe, Schmerz, Glück und Tod“, fasst der Klappentext die Themenvielfalt dieser Anthologie treffend zusammen. Was dabei zunächst kaum auffällt: Es ist von „kurzen Geschichten“ die Rede und nicht etwa von „Kurzgeschichten“. Und das hat bei Absorption seine Richtigkeit, denn die Anthologie umfasst keineswegs nur klassische Kurzgeschichten aus Sicht der handelnden Figuren oder eines distanzierten Erzählers. Nein, absolut nicht, denn in einigen der enthaltenen Texte verhält sich der Erzähler alles andere als distanziert und hat durchaus eine klare Meinung zu dem Geschehen.

Ein Potpourri an Gattungen: Kurzgeschichten, Essays, Fabeln und ein Gedicht

Absorption kommt also als Anthologie daher, ist aber keinesfalls nur eine Sammlung von Kurzgeschichten. Zwar gibt es durchaus traditionelle Kurzgeschichten, aber die Sammlung enthält ebenso Fabeln sowie Texte, die eher Essays als Kurzgeschichte sind. Das ist grundsätzlich weder gut noch schlecht, aber sei vorangestellt, damit jeder weiß, worauf er sich bei der Lektüre einlässt.

Neben handlungsgetriebenen Thrillern und augenzwinkernden Horrorgeschichten enthält Absorption mit „Das Königreich” tatsächlich auch eine waschechte Fabel, in der die Figuren Personifikationen bestimmter Charaktermerkmale sind. Das verdeutlichen bereits ihre Namen, die von lateinischen Bezeichnungen bestimmter Emotionen abgeleitet sind: So erhofft sich in der Geschichte ein zweifelnder Herrscher Hilfe von seinen Beratern Timoria (Ableitung des Lateinischen „timor” = Furcht), Furoria (von „furor” = Zorn), Taedius („taedium” = Abscheu) , Fides (Vertrauen) und Melancholia (Schwermut). Mich persönlich hat diese Geschichte an die Fabeln von Ambrose Bierce erinnert, in denen beispielsweise Das Moralprinzip mit dem Materiellen Vorteil diskutiert, wer dem anderen Platz machen müsse. Ein wesentlicher Unterschied ist aber, dass die Geschichten Cushings deutlich positiver sind als die desillusionierend-zynischen Fabeln eines Bierces.

Storys wie „Kein Traum“, „Eine Laune der Natur” und „Der Spuk” folgen dem etablierten Aufbau von Kurzgeschichten. „Gesichter in der Menge” hingegen ist eine interessante philosophische Betrachtung aus der Ich-Perspektive, die man auch als Essay bezeichnen könnte. Und dann gibt es einige „Hybriden”, in denen zwar eine grobe Rahmenhandlung existiert, die aber in erster Linie in gedanklichen Monologen und Dialogen philosophische oder gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen. Sozusagen Essays, denen man eine Rahmenhandlung als Feigenblatt mitgegeben hat.

Ich persönlich bin da eher ein Freund der reinen Lehre: Über Kurzgeschichten kann man die Leser meist emotional stärker packen, in Essays komplexe Themen ausführlicher beleuchten. Die Verknüpfung von beidem bremst meiner Meinung nach die Stärken der jeweils anderen Gattung aus. Das ist allerdings Meckern auf hohem Niveau, denn handwerklich sind die meisten Texte absolut überzeugend und haben mich gut unterhalten.

Melancholie und Hoffnung: Die Grundstimmung in Absorption

Ian Cushings Absorption ist nicht nur eine Sammlung unterschiedlicher Gattungen, das Buch vereint auch Geschichten zahlreicher Genres und Stimmungen. Die meisten behandeln Themen, die wir eher mit Negativem verbinden: Tod, Ausgrenzung, Verfall von Beziehungen oder Erinnerungsverlust. Aber dennoch sind fast alle Geschichten von einem positiven Grundtenor geprägt. Viele der Texte haben zudem klare moralische Botschaften, die auf eine bewusste Wertschätzung jener schönen Dinge abzielen, die oft als selbstverständlich hingenommen werden: Musik, der Genuss eines guten Drinks, die Beziehung zu den eigenen Mitmenschen. Die Textbotschaften zielen ab auf ein Innehalten und sich Besinnen auf das Wesentliche im Leben. Trotz der vorherrschenden Melancholie und Düsternis zeichnen sich die Geschichten somit immer auch durch eine gewisse Wärme aus.

Insofern wäre es falsch, Absorption als durchgängig ernstes, schwermütiges Werk zu bezeichnen. Insbesondere, da viele Geschichten von einer bewussten Überzeichnung von Stereotypen und einem oft heiteren Humor leben.

Für einige Leser vielleicht wichtig: Die Botschaften in Absorption sind klar und ziemlich direkt formuliert. Das ist eine erfrischende Abwechslung von der Gewohnheit vieler Autoren, nur Fragen aufzuwerfen und nicht selbst Stellung zu beziehen. Aber es führt auf der anderen Seite dazu, dass die Bewertung der Geschichten stark davon abhängt, ob man der Haltung des Erzählers zustimmt oder nicht.

Absorption: Auch stilistisch ein bunter Strauß an Geschichten

Obwohl ich Ian Cushings Anthologie auf meinem Blog zu den Themen Horror und Thriller rezensiere, bedeutet das keineswegs, dass sich alle Kurzgeschichten diesen Genres zuordnen lassen. Auf einige Storys mag das zutreffen, aber Absorption enthält ebenso Alltagsbetrachtungen und phantastische Erzählungen im märchenhaften Ton. Am einfachsten lässt sich meiner Meinung nach die unterschiedliche Tonalität der Geschichten an direkten Zitaten darstellen. So wird die Fabel „Ein Königreich” beispielsweise folgendermaßen eingeleitet:

Es war einmal ein Knabe, der herrschte gemeinsam mit seinen Eltern über ein eigenes Königreich; dieses Königreich war ein ein ruhiger und schöner Ort, an dem er sich wohlfühlte und nichts missen musste. Sein Vater und seine Mutter erzogen ihn streng und liebevoll und ließen ihn früh eigene Entschlüsse fassen, mahnten ihn dennoch unablässig, stets mit Bedacht vorzugehen. Seine Entscheidungen waren anfangs kindlicher Natur, aber nichtsdestotrotz von einer altklugen Vernunft geprägt […].

Diesem eher märchenhaften Sprachduktus stehen dann Geschichten wie „Beste Zeit” gegenüber, die sich am rauen Stil der Hardboiled-Krimis orientieren:

Johns rechter Arm und mindestens eine Rippe waren gebrochen und er wurde mit Blut vollgekotzt; aber den größten Ärger hatte er eindeutig von seiner Vorgesetzten zu erwarten, die nicht erfreut sein würde, dass er dem Zielobjekt die Kehle aufgeschlitzt hatte. That’s life. Ein Bösewicht weniger, ein Held mehr auf der Welt.

Viele Geschichten wirken vordergründig so, als würden sie alte Klischees und Schablonen nutzen. Doch häufig werden genau diese Klischees im Verlaufe der Geschichte gebrochen und die Storys bekommen eine interessante Wendung. Das Aufgreifen bestimmter Stilelemente ist bei Ian Cushing dabei eher Verneigung vor alten Film-noir- oder Horrorfilm-Klassikern als echtes Abkupfern. Überhaupt spürt man dem gesamten Buch die Liebe zu unterschiedlichen Musik, Film- und Literaturgenres an und so steckt Absorption voller Reminiszenzen.

Lediglich bei einer der letzten Kurzgeschichten des Bandes fehlt mir dieser Bruch mit den Stereotypen. Sie ist auch die konventionellste Erzählung in Absorption und übernimmt ironiefrei eine typische Schwäche vieler Horror- und Thriller-Geschichten: Einen Bösewicht, der am Ende in einem langen Monolog dem Opfer seine Backstory erklärt. Das ist insofern schade, dass Ian Cushing es in den vorangegangen Geschichten geschafft hat, zunächst als Klischee erscheinende Inhalte durch interessante Twists eine neue Bedeutung zu verleihen.

Schlaglichter auf einzelne Kurzgeschichten aus Absorption

Im Folgenden werde ich einige Geschichten aus Absorption vorstellen, um die Bandbreite dieser Anthologie zu verdeutlichen. Wer eine Rezension sucht, die ausführlicher auf sämtliche der 13 Texte eingeht, der sollte einen Seitenblick auf Phantastische Fluchten riskieren. (Aber natürlich erst, nachdem ihr meine Rezension zu Ende gelesen habt! Ich will ja nicht meine eigenen Leser wegtreiben. ^^)

  • Kein Traum: Ein Mann begegnet dem leibhaftigen Tod. Weil die beiden sich aber recht sympathisch sind, gewährt der Tod der Hauptfigur noch einen Aufschub. Anders als beispielsweise in „Das siebente Siegel” versucht der Held dieser Geschichte aber nicht, das Unausweichliche um jeden Preis aufzuhalten. Er möchte lediglich einen bescheidenen Wunsch erfüllt bekommen. Eine intelligente Mahnung, das Schöne im Leben nicht erst zu zu genießen, wenn selbiges sich dem Ende zuneigt. Und ein starker Auftakt dieses Buches.
  • Jenseits der Purpurnacht: Eine märchenhaft-fantastische Geschichte um ein unglückliches Liebespaar, dem der Vater den Segen verweigert. Die Hochzeit erscheint dadurch unerreichbar und der verliebte Jüngling entscheidet sich für einen drastischen Ausweg. Eine Geschichte über zwischenmenschliches Miteinander, Verfehlungen und Verzeihen. Dies ist aber auch eine Geschichte, bei der das eigene Urteil stark davon abhängt, ob man die Bewertung des Erzählers bzw. das Fazit der handelnden Hauptperson nachvollziehen kann oder nicht. Und so sehr ich Ian Cushing und seine Geschichten auch mag, bin ich selbst etwas unnachgiebiger in meiner Haltung und halte es eher mit Milan KunderaWenn alles verziehen wird, dann ist letztlich auch alles auf eine zynische Weise erlaubt! Ich selbst hätte ich den weinerlich, selbstmitleidigen Arschloch-Protagonisten wahrscheinlich in Beton gegossen, um endlich meine Ruhe zu haben. Vielleicht sagt das aber mehr über mich selbst aus als über die Geschichte. Falls ihr sie auch gelesen habt, erzählt mir doch bitte in einem Kommentar, was eure Gefühle beim Lesen waren.
  • Eine Laune der Natur: Wer die Klassiker der gotischen Horrorliteratur gelesen hat und die alten Universal-Monster-Filme schätzt, der dürfte diese Geschichte lieben. Eine humorvolle Erzählung, die zeigt, dass richtiges Marketing auch für Ungeheuer wichtig sein kann.
  • Beste Zeit: Eine meiner Lieblingsgeschichten aus Absorption. Sie spielt gekonnt mit Perspektivwechseln und ihrem actiongeladenen Einstieg folgt eine Story, die mich emotional stärker gepackt hat, als es jeder hardboiled Krimi geschafft hat.
  • Versteckspiel: Diese Kurzgeschichte ist in gewisser Hinsicht das Kondensat der Themen in Absorption: Liebe, Tod, Vergänglichkeit menschliches Miteinander. Eine Huldigung all jener Beziehungen, in denen sich zwei Menschen seelisch miteinander verbunden fühlen. Was ich sehr schätze: Ian Cushing verengt diese Art von Seelenverwandtschaft nicht nur auf romantische Paarbeziehungen, sondern verdeutlicht, dass sich seelische Verbundenheit in verschiedensten Konstellationen zeigen kann.
  • Man erntet, was man sät: Die Stärke dieser Geschichte ist definitiv die Figur Hank, der versoffene, aber scharfsinnige Kneipenphilosoph und Mann für direkt vorgetragene Wahrheiten. Diese Kurzgeschichte ist eine satirische Abrechnung mit rassistischen Strömungen in der aktuellen Politik. Aber so sehr ich Hank auch mag, ist mir die Geschichte in der Gestaltung zu plakativ. Hank hat die guten Argumente und seiner Gesprächspartnerin (die deutlich erkennbar ein reales Vorbild hat) werden im Sinne der geplanten Botschaft eben die schlechteren Antworten in den Mund gelegt. Dabei halte ich Plädoyers gegen Rassismus durchaus für sinnvoll. Aber wenn es um eine rein argumentative Entlarvung der Doppelmoral rechter Politiker geht, während kaum äußere Handlung stattfindet, dann ist das meiner Meinung eher der Stoff für ein scharfzüngiges Essay statt für eine Kurzgeschichte.

Meine persönlichen Lieblingsgeschichten aus Absorption sind „Kein Traum“, „Beste Zeit” und „Versteckspiel“. Bei „Man erntet, was man sät” ist es letztlich Geschmackssache, ob man politische Botschaften eher subtil mag oder sie lieber so direkt eingeschenkt bekommen möchte wie Hank sein Bier. Lediglich die Abschlussgeschichte „Der Spuk” schwächelt meiner Meinung nach ein bisschen bei der Darstellung des stereotypen Antagonisten. Sie passt hinsichtlich des Endes auch nicht so gut zu den anderen Geschichten der Anthologie. Davon abgesehen können jedoch fast alle Texte handwerklich überzeugen. Und jeder einzelne bietet Anregungen für etliche Stunden philosophischen Grübelns.

Fazit: Ein einzigartiges Sammelsurium, mit schwer einzugrenzender Zielgruppe

Ich sag es geradeheraus: Ich mag Absorption. Ich mag nicht jede der enthaltenen Geschichten, aber in ihrer Gesamtheit behandelt diese Anthologie auf interessante Weise zahlreiche Themen, die jeden Menschen früher oder später betreffen: Alter, Tod, Vergänglichkeit, Beziehungen, Verlust, Schuld und Hoffnung. Und was ich besonders an Absorption mag, ist, dass Ian Cushing trotz seiner bedrückenden Themen nie ins Horn der fatalistisch jammernden Schwarzmaler bläst, in deren Geschichten die Menschheit per se immer schlecht, verdorben und bar jeder Hoffnung ist. Vielmehr erinnern die meisten seiner Geschichten an das Positive im Leben, das man angesichts unserer Vergänglichkeit umso bewusster genießen sollte. 

Doch kann ich Absorption nun rückhaltlos jedem empfehlen? Die Antwortet lautet: Nein. Denn Absorption ist in höchstem Maße heterogen, sowohl was die Themen, die Tonalität und die Gattungen der Geschichten betrifft: Fabel steht neben Gedicht und neben Horrorthriller. Manch einer findet solche Mischung interessant, aber jene, die sehr enge und klar abgesteckte Literaturvorlieben haben, dürften Schwierigkeiten mit Absorption haben. Auch die sehr direkten moralischen Botschaften sind sicher nicht jedermanns Sache. Wer aber offen für unterschiedliche Genres ist und Storys erleben möchte, die ernste Themen mal auf augenzwinkernd unterhaltsame, mal auf spannende Weise anpacken, der sollte Absorption unbedingt eine Chance geben.

08.10.2020 – Addicted2Books

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Ein Lieblingsautor den ich immer wieder gerne lese.

© Ela / Addicted2Books

Meinung
Da war ich aber überrascht, als ich begonnen habe die Kurzgeschichten von Ian Cushing zu lesen. Mich hat eindeutig der Anspruch und vor allem der Inhalt der Geschichten begeistert.
Der Autor hat sich ganz klar weiterentwickelt und einen Quantensprung gemacht. Man merkt, wie er diese speziellen Geschichten erzählt und das wie immer auf seine ganz eigene Art und mit seinem ganz individuellen und faszinierenden Blick auf die Handlung und die Charaktere.
Besonders gut hat mir in der Sammlung die Geschichten „Eine Laune der Natur“ und „Der Spuk“ gefallen und begeistert, da beide mich total vom Inhalt angesprochen und mich beim Lesen gefesselt haben. Sie blieben mir in Erinnerung und gehören einfach zu meinen Favoriten der Sammlung.
Besonders gut hat mir gefallen, dass es nach jeder Geschichte eine kleine Anmerkungen von Ian Cushing gibt.
Er hat auf jeden Fall für sein nächstes Buch die Latte ein wenig höher gelegt. Ja, er hat ein literarisches Werk geschaffen, was ein Meilenstein in seiner Entwicklung als Autor ist. Es wirkt gefestigt und er hat immer noch Potential. Aber auch dieses wird er ausschöpfen.
Das Cover ist für mich reine Faszination und es war schwer ihm mit dem Foto gerecht zu werden.

Fazit
Ein grandioses Buch mit Kurzgeschichten, deren Faszination man sich nicht entziehen kann.

Ich bedanke mich bei Ian Cushing für das Rezensionsexemplar.
Eure Ela

Hagen Thiele – Die Pflicht

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Als ich kürzlich durch Die Wortfiliale stöberte, habe ich mir aufgrund des Klappentextes Hagen Thieles Buch „Die Pflicht“ in den Warenkorb gelegt. Ein Blindkauf, wie er im Buche steht, sozusagen. Tja … und ein verdammt lohnenswerter Blindkauf, möchte ich ergänzen.

Sollte Euch mal ein Mensch begegnen, der heutzutage immer noch der irrigen Annahme verfallen ist, dass Selfpublisher minderwertige Bücher auf den Markt werfen, zeigt ihm „Die Pflicht“. Oder haut es ihm um die Moppen. Genau wie etliche andere Kollegen beweist Hagen Thiele nämlich, dass das absoluter Bullshit ist. Eine Auswahl der Bücher, die mich aus den verschiedensten Gründen begeistert haben, findet Ihr auf meine Homepage www.IanCushing.de.

Hagen Thieles Buch ist perfekt layoutet, Fehler gibt es nicht wirklich. Das unglaublich gute Cover und die ansprechende Haptik des Buches runden den professionellen Gesamteindruck ab und mir gefällt es als Ganzes unglaublich gut.

Eine von Hagens Stärken ist, dass er einen unglaublich guten Schreibstil hat. Man gleitet durch seine Zeilen und es macht einfach Spaß, durch sein erzählerisches Können immer weiter in die dunkle Tiefe gezogen zu werden. Selten ist mir ein so gut lesbares Horror-Buch in die Finger geraten!

Puh, was sage ich zu der Geschichte an sich? Am besten gar nicht zu viel, denn das könnte den künftigen Lesern etwas den Spaß an der Sache nehmen.

Wir lernen Erik kennen: Ein Außenseiter wie aus dem Lehrbuch. Aber selbst Außenseiter haben manchmal Glück und er lernt Laura kennen und die beiden verlieben sich. Laura ist ein toller Charakter und ich mag ihre flapsige Art und das Zusammenspiel der beiden Figuren ist wirklich hervorragend gelungen.
Erik ist aber nicht ganz umsonst der Außenseiter, denn er hat jede Nacht eine Pflicht zu erfüllen, die ihn an einem normalen Leben hindert. Wie das bei jungen Menschen so ist, entstehen dadurch natürlich Reibungspunkte und irgendwann eskaliert die Sache.
Das Privatleben der Figuren auf der einen und die düstere Pflicht auf der anderen Seite scheuern aneinander bis es schmerzt und es zur phantastischen Eskalation kommt.

Bereits nach den ersten Seiten drehte sich mein Gedankenkarussell: Wohin steuert die Story?
Geht die Reise in Richtung Lovecraft?
Oder werden wir in einen King’schen Alltag entführt, welcher sich am Ende auf grauenvolle Weise in eine Blutwolke auflöst? (Okay, Eriks Leben ist alles andere als alltäglich, aber ihr versteht sicher, was ich meine.)
Handelt es sich um eine metaphorische Geschichte über Angst und Depression?
Ich weiß es jetzt, aber ich sag es Euch nicht, denn das könnt Ihr selbst erlesen.

Es geht mitunter deftig zur Sache, aber die Gewalt wird nicht zu explizit zelebriert und steht keinesfalls im Vordergrund; die Spannungskurve steigt kontinuierlich, und auch wenn man als Horror-Fan irgendwann vage ahnt, wohin die Reise geht (oder gehen könnte), ist es dank Hagens Stil ein Genuss, sich zum unausweichlichen Höhepunkt treiben zu lassen.

Ich hatte wirklich sehr unterhaltsame Stunden mit „Die Pflicht“, denn ich halte die Mischung aus jugendlichem Beziehungsdrama, äonen-altem Horror und Phantastik für absolut gelungen.
Hagen Thieles Buch ist ein toller Horror-Roman mit glaubhaften Charakteren, unterhaltsamen Dialogen, Spannung, Horror und einem herrlich düsteren Antagonisten (sooo true). Darüberhinaus wird das Buch auch noch unglaublich ansprechend präsentiert und begeistert durch das Können des Autors. Bei einer zukünftigen Shoppingtour durch Die Wortfiliale wird das nächste Buch von Hagen Thiele sehenden Auges in meinen Warenkorb wandern.

Für Leser, die auf der Suche nach guter Horrorlektüre sind, ist „Die Pflicht“ … ahem … Pflicht. (Jaja, fünf Euro in das Phrasenschwein …)

Meine Gedanken zu „Die Pflicht“ von Hagen Thiele findet Ihr ebenfalls bei Lovelybooks: https://www.lovelybooks.de/autor/Hagen-Thiele/Die-Pflicht-2409722050-w/rezension/2739517420/

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

09/2020 – GeDANKEn zur Skoutz-Shortlist 2020 [in eigener Sache]

[GeDANKEn]

Liebe SuPs!
Natürlich beschäftigt mich das Thema Skoutz-Award momentan sehr und ich muss einfach nochmal einige Gedanken dazu loswerden! In meinem Kopf summen die Gedanken wie ein Bienenstock und daher hoffe ich, alles Wichtige irgendwie nachvollziehbar auf Reihe zu bekommen.

Wisst Ihr … die Begriffe „Finale“ oder „Shortlist“ sind vieles. Sie sind eine Auszeichnung und eine echte Ehre für einen Hobbyschreiber wie mich! Es ist auch etwas, was man wohl irgendwie als „Erfolg“ bezeichnen kann oder sogar muss. Ich habe relativ wenig zu dem Award gesagt und auch nicht übertrieben die Werbetrommel gerührt, weil ich Wettbewerbe an sich nicht mag (doch dazu später mehr). Ich hätte niemals geglaubt, mit den namenhaften Autoren der Midlist ansatzweise mithalten zu können und das wäre vollkommen okay gewesen, weil allein die Midlist ein Erfolg war, mit dem ich nie gerechnet hätte.

Aber wisst Ihr, was dabei noch viel wichtiger für mich ist?
Ihr, die Menschen dahinter.
Ich habe lediglich eine Geschichte geschrieben, aber Ihr habt gesagt:
Das Ding muss in den Award!
Das Ding muss auf die Midlist!
Das Ding muss auf die Shortlist!
Und Ihr habt Euch, nachdem Ihr mich eine Runde weitergetragen habt, mit mir und für mich gefreut und mir so viele liebe Worte und Unterstützung geschenkt, dass ich echt einen Kloß im Hals hatte und jetzt beim Schreiben des Beitrags wieder habe. (Ich habe mir bei Insta sogar ein Highlight-Album angelegt, damit sich diese Momente nicht auf ewig in den Weiten des Internets verlieren.)

Ich habe mich extrem über jede Reaktion gefreut, einerlei ob sie öffentlich oder in einer privaten Nachricht übermittelt wurde. Und natürlich freut man sich ganz besonders über positive Rückmeldungen von anderen Autoren und „Profis“, die einem dadurch zeigen, dass es kein Wettbewerb ist, bei dem man die Ellenbogen ausfährt und darum rangelt, der Beste zu sein.

In Zeiten, in denen man #miteinanderstattgegeneinander scheinbar zum Sonntagsthema machen muss, waren die letzten Tage das beste Beispiel für ein wundervolles Miteinander. Manchmal lag Respekt und Höflichkeit in der Luft und manchmal nicht weniger als Liebe und meistens etwas seelenflauschiges dazwischen. Und das ist der Grund, warum dieser Wettbewerb dank Euch allen zu einer großartigen Erfahrung für mich geworden ist.

Was ich eigentlich sagen will ist … Ich danke Euch aus tiefstem Herzen! Eure Stimmen kamen aus Eurem Herzen und aus Überzeugung, davon bin ich überzeugt und ich weiß gar nicht, wie ich das jemals wiedergutmachen kann. Doch ich weiß auch, dass Ihr es gern und freiwillig getan habt und Ihr dürft Euch sicher sein, dass ich Euch das nie vergessen werde und Ihr mich sehr berührt habt.
Egal, wohin die Reise jetzt geht: Hinter den bekannten Autoren Dominik A. Meier oder André Wegmann (in alphabetischer Reihenfolge, gern auch umgekehrt) zu landen, ist auf meinem noch recht jungen Weg als Autor ein absoluter Meilenstein und ein Erfolg, den ich mir nie erträumt hätte. Und Ihr habt das möglich gemacht.

Damit ich dieses Ereignis etwas feiern kann, werde ich in den nächsten Tagen eine kleine Aktion starten, die sich vornehmlich an diejenigen richten wird, die meine Babsi noch nicht kennengelernt haben, und ich würde mich unendlich freuen, wenn Ihr mich bei der Verbreitung der Aktion unterstützt.

Habt unendlich vielen Dank für alles, was Ihr für mich getan, und dass Ihr diesen Text bis zum Ende durchgehalten habt! Ich musste das alles mal loswerden, weil ich sonst geplatzt wär. Das hätte einen fetten Regenbogen über Pfuhlenbeck gegeben …

In diesem Sinne … Ihr seid die Besten! Ian.

Virginia Anemona – Ajena und der Wasserperlenbaum

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„Ajena und der Wasserperlenbaum“ von Virginia Anemona beschäftigt sich mit der dunklen Seite des Lebens.

Ein junges Mädchen wird in der Schule von einem aggressiven Mitschüler drangsaliert. Doch ist es nicht nur der abscheuliche Klassenkamerad, sondern auch die Lehrer, die in ihr ein Opfer finden. Manche Menschen sind anders, zarter und feinfühliger und werden oftmals aus diesem Grund ausgewählt, um als Boxsack herzuhalten, damit die Aggressoren die eigenen Unzulänglichkeiten kaschieren und ihre niederen Instinkte wie dem Wunsch nach Dominanz ausleben können.

Menschen, die sich als Freunde ausgeben, sind es nicht und nutzen das naive, scheue und von Selbstzweifeln geplagte Mädchen immer wieder aus, verletzen sie nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Immer und immer wieder.

Aber auch in der Familie läuft nicht alles geradeaus und als ihr Vater sich neu verliebt, wird der Versuch einer polyamorischen Beziehen gestartet. Wie zu erwarten war, scheitert auch dieser Versuch durch den Egoismus der beteiligten Menschen, denn Eifersucht und Besitzansprüche drängen sich schnell in den Vordergrund.

Was macht Ajena? Sie flüchtet. Oder besser: sie rettet sich in ihre Fantasie, ihre Träume, wo sie einen Beschützer findet; Bonsaij lehrt sie zusammen mit Husky und vielen anderen traumhaften Wesen, worauf es wirklich ankommt, und dass sie stärker ist als sie glaubt.

* * * * *

Wir begleiten das Mädchen Ajena auf ihrem Weg durch ihr junges Leben. Durch die kurzen Sätze und die episodenhaft erzählten Geschehnisse, hatte ich den Eindruck, durch eine Art Tagebuch direkt in die Gedanken und Gefühle einzutauchen. Manchmal musste ich aufgrund der mitunter naiv anmutenden Art schmunzeln und an anderer Stelle habe ich es kaum ertragen, die Geschichte zu lesen, denn sie hat mir wirklich Unbehagen bereitet.

Besonders die Schilderung ihrer ersten Schulzeit hat mir aufgrund der Ungerechtigkeit beinahe körperliche Schmerzen bereitet. Ich habe es immer gehasst und werde es immer hassen, wenn auf Schwächeren herumgetrampelt wird, und ich konnte die Ohnmacht förmlich spüren, die die kleine Protagonistin ergriffen hat, wenn sie zum Spielball der niederen Instinkte der Dummen und Kräftigen wurde.

Auch wenn der Altersunterscheid zwischen mir und der Protagonistin recht groß sein dürfte, ist diese Geschichte aufgrund des Settings nicht ausschließlich für jüngere Leser geschrieben worden, denn solche Erfahrungen hat vermutlich jeder einmal gemacht und denkt man nach vielen Jahren daran zurück, reflektiert man automatisch und erkennt, dass einige Erlebnisse aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart wirken.

Ein negatives Erlebnis stapelt sich auf das andere auf und die einzelnen Erlebnisse können nicht aufgelöst oder geklärt werden, sondern ihre Seele saugt sich damit voll wie Schwamm. Auch wenn sich im Verlauf der Geschichte durch äußere Umstände – und von außen betrachtet – Besserung einzustellen scheint, steht Ajena sich mit ihrer Angst selbst im Weg. Und besonders treffend nennt Virginia den Teufel beim Namen: Sie entwickelt eine Angst vor ihrer Angst und aufgrund ihrer persönlichen Disposition gerät sie in eine Spirale der Angst, Selbstzweifel und Depression, die letztendlich in Suizidgedanken mündet.

Ajena ist dabei nicht nur ungeliebt; sie ist nicht nur still und passiv. Ihre Eltern lieben sie, sie hat einige gute Freunde und sie steht für andere ein und kann ihre Meinung sagen. Wer sich jetzt wundert, warum das Mädchen dennoch in die seelische Dunkelheit hinabgleitet, hat selbst damit noch keine Erfahrungen machen müssen, denn auch das sind Kennzeichen dieser Krankheit. Man ist nicht permanent „unsichtbar“ oder wird den ganzen Tag schlecht behandelt. Ja, sogar depressive Menschen lachen ab und zu oder haben ein Glänzen in den Augen; doch werden das Lachen und der Glanz meist sehr schnell von der lauernden Dunkelheit erstickt, wenn niemand mehr hinschaut.

Besonders fantasievoll wird es, wenn Ajena (tag)träumt. Doch hat Virginia eine schöne Formulierung dafür gefunden, was ich Fantasie oder Traum nennen würde. „Die andere Realität.“ Eine wunderschöne Formulierung, wie ich finde, denn weiß wirklich jemand von uns, was real ist und was eine Fantasie? Wir wissen heutzutage, dass unsere Gehirne Dinge interpretieren und zwar jedes nach seiner eigenen Art. Wer will mir da erzählen, was Wirklichkeit ist und was Einbildung? Und wenn es Einbildung ist, wir aber dadurch etwas fühlen und Emotionen entstehen, wie kann es dann nicht real sein?

Ihre andere Realität wird parallel erzählt und ist eine Geschichte in der Geschichte. Eine Geschichte, die sowohl düster sein kann, aber gleichzeitig auch bunt und Hoffnung, Kraft beinhaltet. Die Wesen, die sie trifft (und die sogar eine eigene Sprache sprechen), sind hilfsbereit, stellen sie aber immer wieder vor Aufgaben, bei denen sie ihre Ängste überwinden muss und viel über sich lernt. Vor allem, dass ihre Existenz nicht sinnlos ist, und sie viel mehr Kraft in sich trägt als sie glaubt. Irgendwann verschmelzen die Realitäten immer mehr. Letztendlich kommt es zu einem dramatischen Kampf, der im wahrsten Sinne über Leben und Tod entscheidet.

Virgina Anemona schafft es, einerseits kurz und prägnant zu schreiben und andererseits poetische Sätze für ihr Gefühlsleben zu finden.

Die Sätze sind kurz und die meisten Geschehnisse und Gedanken werden selten vertieft und gerade sind es die Gedanken und Fragen der Protagonistin, die so viele Möglichkeiten bieten, sich selbst und sein Leben zu hinterfragen. Daher schätze ich die Umsetzung sehr, denn Virginia Anemona zwingt uns nicht ihre Sichtweise auf, sondern rückt einige Gedanken in den Fokus, über die sich nachzudenken lohnt: Zeit, Realität und was der Mensch sich daraus für einen Käfig gebaut hat, und natürlich das menschliche Verhalten an sich, und sie lässt uns unsere eigenen Antworten suchen. Manchmal ist es nur ein (Neben-)Satz, der mich zum nachdenken gebracht hat.

Der Teil in der „anderen Realität“ unterscheidet sich von den nüchternen Schilderungen in „unserer Realität“ sehr und der Einfallsreichtum und die fantasievolle Welt und die Wesen wecken schon beinahe den Wunsch, einen Fantasyroman von ihr zu lesen.

„Ajena und der Wasserperlenbaum“ wirkt nach und hat eine Kraft, die heutzutage selten ist. Die Kraft, sich mit seinen Schwächen und mit sich selbst auseinanderzusetzen, sich selbst zu reflektieren und durch die Erkenntnisse anderen Menschen Licht zu sein, auch wenn man selbst in der Dunkelheit wandelt.

Das Ende der Geschichte ist ihr unglaublich gut geraten und ich hatte eine Gänsehaut beim Lesen. Ich werde hier jetzt nicht darüber reden, denn das solltet ihr selbst lesen, aber für mich persönlich ist es das perfekte Ende mit der einzig möglichen Aussage. Da stehen Virginia und ich uns mit unserer Sicht auf das Thema sehr nahe.

Virginia Anemona hat auch noch ein extrem bemerkenswertes Nachwort geschrieben, in dem sie sich sowohl an die Opfer, aber auch die Täter wendet. Sie schafft es in dem Nachwort ohne erhobenen Zeigefinger und auf eine extrem empathische Art beide Parteien anzusprechen, und ihr Text bietet beiden Hilfe an. Das ist ein verdammt großartiges Verhalten für jemanden, der viele Jahre ein „Opfer“ war.

„Ajena und der Wasserperlenbaum“ ist ein besonderes und wichtiges Buch, denn auch wenn man sich vollkommen verloren und allein glaubt, ist man nicht der einzige Mensch, dem es so ergeht.

Es ist ein Buch, welches sich an besondere Menschen richtet.
An Menschen, die mit Depressionen leben müssen;
an Menschen, die ihren Wert selbst nicht mehr wahrnehmen, weil sie niemals Wertschätzung erfahren haben;
an Menschen, denen nur gesagt wird, was sie nicht können, aber die niemals für das anerkannt werden, was sie können;
an Menschen, die mehr Kraft brauchen als andere, um zu Leben.

Und davon gibt es leider sehr viele.

Ich ziehe meinen Hut vor so viel Mut und Kreativität!

https://www.lovelybooks.de/autor/Virginia-Anemona/Ajena-und-der-Wasserperlenbaum-1565379280-w/rezension/2699624604/

[Es handelt sich bei „Meinen Gedanken zu anderen Büchern“ stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

03.09.2020 – Multimania Magazin

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ZOMBIE ZONE GERMANY: DER BEGINN

Die Zombie-Apokalypse fand in den letzten Jahren in der Populärkultur zumeist in den USA statt. Ein Zustand, den Romancier Torsten Exter in Zusammenarbeit mit dem Amrun-Verlag änderte: Das literarische Projekt ZOMBIE ZONE GERMANY verlagerte den Ausbruch der Untoten-Plage nun nach Deutschland, genauer: ins Hamburger Stadtviertel St. Pauli, als eine Wissenschaftlerin nach dem unglückseligen Verspeisen von Madenwürmern nach Blut gierte. Es war der 6. Mai 2020 – und der Anfang vom Ende. 2021 sichern Stahlbetonwände die Grenzen Deutschlands zu den Nachbarländern – und hier spielen die Stories der ersten, 2015 erschienen Anthologie.

Sieben einzeln in der Reihe erschienene Novellen später hat die Gegenwart die Zukunft im doppelten Sinne eingeholt. Zu Zeiten einer tatsächlich grassierenden Pandemie ist mit ZOMBIE ZONE GERMANY: DER BEGINN kürzlich eine zweite Anthologie mit insgesamt 19 Kurzgeschichten von 19 Autoren um die ersten Tage nach dem Ausbruch der Zombie-Seuche erschienen, angesiedelt im Sommer 2020. Erwartungsgemäß sind die Beiträge auch sehr verschieden.

So erzählt Lisanne Surborg in „Prepapocalypse“ einfühlsam von der unglücklich verliebten Teenagerin Mira, die ihrem Schwarm Ben durch einen Zombieangriff nicht mehr nahe kommen kann – woraufhin sich ein atemloses Splatterfest bis zum Dach des morschen Schulgebäudes anschließt.

Ein explosives Figurengeflecht auf kleinsten Raum entwirft Matthias Ramtke in seinem hervorragend zugespitzten Beitrag „Emma“, in dem der knurrige Haudegen Hagen Wittig in Ostsachsen versucht, eine zerstrittene Familie im Korb des titelgebenden Heißluftballons über die Grenze nach Polen zu befördern.

Ian Cushing richtet in „Der Erlöser“ immer wieder rotzige, den Erzählfluss kurz unterbrechende Ansprachen in Richtung des Lesers – und möchte damit davon ablenken möchte, dass seine mit lakonischem Humor gewürzte Story um eine militante Rentnerin („Oma Myagi“) und eine bewaffnete „Preparation-Group“ der katholischen Kirche in einem Plattenbau überkandidelte Genre-Exploitation in Reinform ist.

In „Der Fährmann“ wiederum schildert Helena Crescentia atmosphärisch dicht und hochspannend, wie der frisch von seiner Freundin getrennte Ofenmeister Jaro Marek bei illegalen Verbrennungen in einem Krematorium es plötzlich mit lebendigen Leichen zu tun bekommt.

Bei soviel literarischer Vielfalt kommen Zombiefans definitiv auf ihre Kosten!
(LUTZ GRANERT)