08/2024 – Cushings Stammtisch (05 – KÜNSTLICHE INTELLIGENZ)

[STAMMTISCH – KÜNSTLICHE INTELLIGENZ]

Liebe natürliche Zuckerperlen und Lichtbringer,
an #cushingsstammtisch geht es heute um »KI in der Literatur«.

Meine Gedanken zu diesem Thema waren extrem schwer zu ordnen, meine Emotionen beinahe unmöglich zu kanalisieren, und das Thema ist viel zu komplex, als dass man es in das Instagram-Zeichenlimit quetschen könnte. Also habe ich mich entschieden, das Thema ganz persönlich anzugehen – und auch diese Herangehensweise deckt nicht alle Facetten ab. Aber an einem Stammtisch geht es um Meinungen, richtig?

Was ist meine persönliche Perspektive? Ich bin ein Hobbyautor, der schreibt, weil ihn etwas bewegt, umtreibt, quält oder erfreut. Meine Texte sind immer Ausdruck meines ganz persönlichen Seelenlebens. Und ich bin Leser, der solche Geschichten (neben der Unterhaltung) sucht.

Hat KI etwas in der Literatur (oder Kunst an sich) zu suchen? Entsteht wahre Literatur nicht durch den Akt, den der/die Schaffende durchlebt? Durch alles, was er/sie in seinem/ihrem Leben erlebt, erfahren hat? Ist Literatur ohne solche Emotionen real oder lediglich eine Aneinanderreihung von toten Worten, die aufgrund Algorithmen ausgewählt wurden, um eine berechnete Reaktion bei dem/der Leser*in auszulösen? Das Letzte, was die Welt braucht, ist noch mehr Künstlichkeit. Wir brauchen Autoren*innen, die ihr Herz auf der Zunge tragen, uns teilhaben lassen an dem, was sie erlebt haben, uns aufgrund ihrer menschlicher Irrungen und Wirrungen inspirieren, uns selbst in Frage zu stellen und zu besseren Menschen zu werden.

Ich weiß, diese Sichtweise ist sehr idealistisch. Nicht jedes Buch auf dem Markt wird aus Liebe zum Wort oder aus dem Wunsch heraus, seine Gedanken gedruckt zu sehen und teilbar zu machen, geschrieben. Generische Thriller-, Fantasy- und Krimi-Reihen (unvollständige Aufzählung) gibt es seit Jahrzehnten zu Genüge, aber auch wenn ich diesen nichts abgewinnen kann, entstehen sie durch die Fantasie des/der Autoren*in und werden wenigstens in Handarbeit gefertigt. Bis jetzt.

Was mich schockiert, ist, dass ich immer häufiger in den Kommentaren zu Beiträgen über KI in der Kunst bei Instagram oder sonst wo lese, dass immer mehr Autoren*innen sich »von der KI unterstützen lassen«.
Wirklich? Ganz ehrlich … wenn man es nicht schafft, seine eigenen Gedanken und Gefühle bestmöglich mit den eigenen Worten und der eigenen Leidenschaft zu Papier zu bringen, hat man sich vielleicht das falsche Hobby ausgesucht, oder? Wenn man sein Bestes gibt, heißt es zwar nicht, dass irgendjemand das gut findet – geschweige denn, dass es (objektiv betrachtet) gut ist.
Sind einige Absätze in meinen Büchern manchmal etwas holprig? Vielleicht. Aber dann habe ich in dem Moment holprig gedacht, holprig gefühlt. So wie es ist, ist es Ausdruck meines Selbst. Der Ausdruck meiner individuellen geistigen Schöpfung im Rahmen meiner Möglichkeiten. Und darauf kommt es an.

Ich persönlich werde als Hobbyautor weder Cover noch Text noch die notwendigen (und manchmal arg ungeliebten) Nebenarbeiten (Werbung, Klappentext, Plots, etc.) einer KI übergeben. Ich will weiterhin meine Fantasie ausleben, Welten kreieren, Geschichten erzählen. Wenn das eine KI für mich übernimmt … wo steckt der Sinn? Das bin nicht ich, der es geschrieben hat, sondern ein Programm. Auch wenn es nur ein Absatz ist. Und den hat das Programm sicherlich wunderbar aus dem bereits Gelernten zusammengeklaut.

Aber keine Bange … Nimmt jemand einen anderen Weg als ich, soll es so sein. Bei entsprechender Kennzeichnung von KI-Inhalten (Ich bin für eine deutliche, klar erkennbare Kennzeichnungspflicht!) bin ich in der Lage, durch mein Lese- und Konsumverhalten, meine Einstellung zu diesen Produkten zum Ausdruck zu bringen. Wenn ich weiß, dass im Buch XY nur ein Teil aus Herz und Seele besteht (vollständig KI-generierten Texten lassen wir heute außen vor), der Rest von einem nichtexistenten Ghostwriter ausgespuckt wurde, der sich dabei vermutlich auch noch am Urheberrecht vergangen hat, übermittle ich von Herzen den schwäbischen Gruß und bin verschwunden.

Ich bin auch nicht neidisch, wenn jemand durch KI eine Abkürzung bei den oben erwähnten Nebenarbeiten, die 75% des Hobbys ausmachen, nimmt, durch die ich mich mit herunterhängenden Mundwinkeln durchquäle – auch wenn die Nutzung von KI einen moralischen Betrug an den herkömmlich arbeitenden Kollegen*innen darstellt. Für mich ist der lange, steinige Weg, um von einer Idee bis zu einem fertigen Buch zu kommen, der einzige, der mir Befriedigung verschaffen kann. Ich bin halt Generation »Ohne Fleiß kein Preis« und der Respekt, den ich denjenigen entgegenbringe, die es sich zu leicht machen, passt auf einen Stecknadelkopf.

Die KI-Entwicklung lässt sich nicht mehr aufhalten. Weder von mir noch von sonst wem. Die Büchse der Pandora wurde geöffnet und der Deckel ist in den Gully gefallen. Jede*r, der etwas Kleingeld übrig hat, kann sich einen Zugang zur KI leisten und sich nach Herzenslust austoben.
»Autoren« lernen nicht mehr das Handwerk von der Pike auf, sondern generieren Texte, um den Markt mit seelenlosen Produkten zu überschwemmen. Verlage lassen Texte übersetzen, um uns minderwertigen Schrott feilzubieten. Die Kids werden irgendwann nicht mehr zeichnen lernen, weil sie ihre Wünsche einer KI anvertrauen können, die sie dann in wenigen Augenblicken verwirklicht.

In fünf Jahren werde ich diesen Stammtisch betrachten und feststellen, wie naiv mein heutiger Idealismus war. Aber ich werde auch feststellen, dass ich an ihm festgehalten habe. Ich bin, was sowas angeht, schon mit einem ansprechenden Altersstarrsinn gesegnet. Oldschool for life mit einer Null-Toleranz-Grenze für KI in der Kunst und einer gehörigen Portion Ignoranz für Menschen, die Ruhm ernten wollen, ohne Mühe zu investieren.

Sollte ich in einigen Jahren erkennen, dass der Büchermarkt überwiegend aus künstlich-generierten Texten besteht, wird es genügend Klassiker in den Antiquariaten geben, die ich bis zu meinem Lebensende zum ersten oder wiederholten Male durchschmökern darf.

In diesem Beitrag werden Aspekte wie (unfreiwillige) private Nutzung von KI in Apps zum Vergnügen, Wettbewerbsverzerrung, Urheberrecht, Vernichtung von Arbeitsplätzen oder wie schändlich einige Verlage mit dem Thema umgehen – ich sage nur Cover und Übersetzungen –, nicht angesprochen, um den Rahmen nicht zu sprengen. Vielleicht kommt ja irgendwann ein Nachschlag zu diesem Stammtisch.

Ich bin übrigens nicht per se gegen KI. In Bereichen wie Wirtschaft, Wissenschaft und Medizin denke ich, dass ein kontrollierter und überwachter Einsatz zur Unterstützung des Menschen sinnvoll ist. Aber da liegt die Betonung auf »kontrolliert« und »überwacht« und »unterstützend«.

Was sagt Ihr dazu? Würdet Ihr beim Schreiben Eurer Bücher eine KI nutzen? Habt Ihr schon ein von einer KI (teil)generiertes Buch gelesen? Wie ist Eure ganz persönliche Meinung?

In diesem Sinne … bleibt natürlich!
Euer Ian.

Michael P. Kraus – Ragins Reisen: Das Grauen im Forsthaus

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Serpens Verlag

Lange schon stand das Buch »Ragins Reisen: Das Grauen im Forsthaus« auf meiner Wunschliste und – als hätte ich keinen überaus ansehnlichen SUB – wurde es auserkoren, mich in den Urlaub zu begleiten. Also direkt beim Serpens Verlag bestellt und nach kurzer Zeit trudelte das Buch bei mir ein.

Gibt es Magie oder gar Magier in unserer Welt? Nachdem man das Buch gelesen hat, wird man nicht mehr spontan mit einem inbrünstigen »Nee« antworten. Die Antwort heißt dann »Vielleicht«.

Das Buch beinhaltet drei Geschichten unterschiedlicher Länge und wir lernen Peter kennen. Peter ist ein ganz normaler Typ. Wenn man mal davon absieht, dass Peter ein Magier ist und von Geschöpfen des Waldes den Namen Ragin und einen machtvollen Wanderstab erhalten hat. Peter macht normale Peter-Dinge, aber weiß – und der/die Leser*in nach der Lektüre auch –, dass eine magische Welt existiert, die wir Normalos allerdings nicht wahrnehmen. Doch leiden können wir unter der uns fremden Welt, wie Ela im »Seelenfrost« oder Susi in der titelgebenden Geschichte »Das Grauen im Forsthaus«.

Uns begegnen in den Geschichten Magier, ein machtvoller Wanderstab, Geister, Hexen, Seelentiere, magische Welten und Traumreisen in andere Welten …
Was nach einem lupenreinen Fanstasy-Roman klingt, ist dank Michael P. Kraus’ Erzählkunst und Fantasie allerdings feinste Phantastik. Ich habe die Geschichten sehr genossen, denn sie bieten mir das, was ich persönlich sehr gern lesen: Der Realität unserer Welt wird die perfekte Dosis Phantastik hinzugefügt. Wir leben in unserem Hier und Jetzt und müssen uns mysteriösen Kräften stellen, ob wir wollen oder nicht.

Ich mag sehr, dass die Magie – so wichtig sie auch ist – in den richtigen Dosen und zur richtigen Zeit eingesetzt wird. Hier fliegen nicht permanent die magischen Funken, es gibt kein andauerndes Hexhex, sondern um den Menschen zu helfen und Probleme zu lösen, muss Ragin mit seinen Ford Fiesta durch die Gegend zuckeln, seinen Grips anstrengen, recherchieren, und andere überzeugen. So könnte ich die Geschichten als klassische Gruselstorys mit einem besonnenen Magier als Protagonisten bezeichnen. Und genau diese Mischung finde ich persönlich absolut großartig!

In der letzten Geschichte »Wie alles begann: Der Ruf des Waldes« weicht der Grusel/Horror der Phantastik mit einem Hauch Fantasy und einem Plädoyer für die Natur, ihre Schönheit, ihren Schutz. Okay, gruselig ist es auch, aber der Grusel steht nicht im Vordergrund, sondern ergibt sich zwangsläufig, wenn man nachts durch den bayrischen Wald wandert und eine verwunschene Lichtung entdeckt.

Ragin ist ein durch und durch sympathischer Charakter und auch wenn man relativ wenig über den magischen Werdegang weiß, glaubt man ihm jedes Wort. Alles fließt – beinahe schon übernatürlich – natürlich. Die besten phantastischen Bücher sind die, bei denen man ohne Grummeln in der Magengegend einfach den Worten und Ereignissen folgt, ohne sie auch nur für eine Sekunde in Frage zu stellen. Und das ist bei »Ragins Reisen: Das Grauen im Forsthaus« der Fall.

Neben dem erwähnten Hauptcharakter sind auch die Nebenfiguren differenziert und gut angelegt. Die Menschen sind gut gezeichnet und die Mystischen machen neugierig, bleiben sie doch geheimnisvoll und doch ahnt man, welche Kräfte in ihnen schlummern. Bis auf die Gegenspieler sind alle Figuren schrecklich sympathisch, ohne ihre Fehler, Ecken und Kanten zu verlieren. Auch das ist ein Grund, warum ich mich in der Geschichte sehr wohlgefühlt habe.

Seiner bayrischen Herkunft zollt er nicht nur Tribut, wenn er uns auf die Wanderungen mitnimmt, die Berge erklärt und uns die Schönheit der Natur zu Füßen legt, sondern auch wenn er den Wesen des Waldes eine eigene Sprache verpasst. Das ist verdammt gut gelungen!

Ich bin neugierig, ob jemals in aller Ausführlichkeit erzählt wird, wie Ragin zu dem wurde, der er ist und wir etwas mehr über seine Ausbildung bei Irma und Walthraban erfahren. Aber ob das geschehen wird oder ob nicht: Ich würde mich freuen, irgendwann Chris (aka Bartur) wiederzutreffen oder mich einfach von neuen Gruselgeschichten mit Ragin in den Bann ziehen zu lassen.

Michael P. Kraus’ Stil ist hervorragend, lässt sich flüssig lesen und die Geschichten kennen keine Längen. Er schafft es problemlos, mich in die Geschichte hineinzuziehen und aufgrund des Zusammenspiels aller genannten Faktoren, war es ein wirkliches Lese-Highlight für mich.

Die Aufmachung des Buches, das Layout und das Korrektorat sind erste Sahne und tragen nicht unwesentlich zum Lesegenuss bei.

Ich würde gerne auch kritische Anmerkungen machen, aber … mir ist nichts aufgefallen. Doch! Ich finde es unverschämt, dass es bisher nur ein Buch mit bzw. über Ragin gibt! Schäm dich, Michael P. Kraus!

Phantastisch. Das ist sowohl meine Genrebezeichnung als auch Bewertung von »Ragins Reisen: Das Grauen im Forsthaus«.

[Es handelt sich bei »Meinen Gedanken zu anderen Büchern« stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

07/2024 – Cushings Stammtisch (04 – PLOTTEN)

[STAMMTISCH – PLOTTEN]

Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer,
nach der Urlaubspause geht’s an #cushingsstammtisch um die Glaubensfrage »Plotten oder munter drauflos«.

Um es mir etwas einfacher zu machen, nehme ich mein neues Projekt »DlgT« als Grundlage für diesen Beitrag.

Bei Projekt »DlgT« existieren Notizbücher voller Aufzeichnungen und Ideen; aufgrund des dystopischen Settings habe ich sehr viel Zeit darauf verwendet, möglichst alle Details, die in einer solchen Welt möglich sind (oder eben nicht), im Vorfeld auszuarbeiten, um mir nicht selbst eine Falle zu stellen. Das zählt zwar nur bedingt zum Plot, war aber ein echter Spaß – und überraschend anstrengend.

Der Plot als solcher gestaltete sich anfänglich etwas schwierig, da in meinen Aufzeichnungen bereits zahlreiche Hinweise und hochtrabende Ideen zu finden waren, wie die Erzählung verlaufen könnte – und beim Ausarbeiten des echten Plots fanden viele dieser Ideen keine Berücksichtigung. Ich habe sogar Probleme, mich beim Plotten an den Plot zu halten. Dennoch stand nach einiger Zeit der große Plan.

Also habe ich ein Stück Land gekauft und meine Figuren ihre Welt darauf erbauen lassen. Den Start, das Ziel und die großen Eckpunkte und Grundstücksgrenzen im Hinterkopf zu haben, ist mein administrativer Job – wie ein Bauleiter.
Den Rest erledigt die Geschichte. Und so mag ich es am liebsten: Mich von der Geschichte treiben lassen; den Protagonisten zuhören, mit ihnen gemeinsam auf eine Reise gehen. Sehen, was sie in der Ödnis noch vor mir entdecken, und woran ich in meinem stillen Kämmerlein nie gedacht hätte.

Vielleicht klingt es seltsam, aber so macht Schreiben für mich Spaß. Eine klare Idee, aber keine Ahnung, was zwischen Start und Ziel geschehen wird. Glaubt mir, ich war selbst mehr als ein Mal überrascht von den Entwicklungen.

Gleichzeitig bin ich ganz fest überzeugt, dass diese Art zu Schreiben den Vorteil hat, den Autor und vor allem den/die Leser*in überraschen zu können. Dinge geschehen wie im richtigen Leben – ungeplant, unverhofft, unvorbereitet. Solange diese Entwicklungen später zum Ablauf passen, sorgt es in meinen Augen für eine gewisse Natürlichkeit in der Erzählung.

MISSION: LICHTBRINGER war noch weniger geplottet. Ich hatte noch nicht einmal das Grundstück abgesteckt, denn es sollte einfach ein spaßiges 150-Seiten-Projekt werden. Eine Corona-Zeit-Schreibübung. Ich hatte einzelne Szenen im Kopf, die ich erzählen wollte; bin sorgenfrei mit JayCee durch Rom und Pfuhlenbeck gezogen; habe die tollsten Leute (wieder)getroffen und hatte einfach nur richtig viel Spaß. Bis zu einem gewissen Punkt. Einer Sackgasse. Oder besser gesagt: einer Kreuzung. Und ab diesem Punkt (ungefähr das letzte Fünftel der Geschichte) wurde der Verlauf in verschiedenen Varianten ausgesprochen detailliert geplottet, damit ich das Buch nicht aus dem Fenster werfen musste.

Und jetzt ein gutgemeinter Tipp: Macht mir das bitte nicht nach! Das war unprofessionell, dumm und hatte monatelanges Nachsitzen zur Folge. Durch den sauberen Plot, für den letzten Teil der Geschichte, durfte ich so viele Details, Beziehungen, Bezüge der vorangegangenen Geschichte überarbeiten, dass ich kurz davor war, alles zu löschen und neu zu schreiben. Aber – aus meiner Sicht – hat sich die Mühe gelohnt.

Sollte ich jemandem (und ganz besonders mir selbst) einen Ratschlag geben: Plotte. Steck die Grundstücksgrenzen ab. Sei Dir des Weges bewusst, den Du gehen willst. Aber lass Dir immer genug Raum für spontane, kreative Ideen und hör auf Deine Figuren. Sie wissen weit mehr von ihrer Welt als Du.

Es ist also nicht so, dass ich den Vorteil eines ausgeklügelten Plots nicht zu schätzen wüsste – nur bin ich scheinbar zu impulsiv und chaotisch, um mich an mein eigenes Drehbuch zu halten.

Wie ist es bei Euch? Überraschen Euch die Ereignisse in Euren Büchern auch manchmal oder habt Ihr die Zügel fest in der Hand?

In diesem Sinne … genießt Euer strukturiertes Chaos!
Euer Ian.

#iancushing #missionlichtbringer #absorption #dietränederzauberschen #inewigkeit #selfpublisher #miteinanderstattgegeneinander #lapennadelpartigiano #cushingsstammtisch

06/2024 – Cushings Stammtisch (03 – MOTIVATION)

[STAMMTISCH – MOTIVATION]

Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer,
das heutige Thema an #cushingsstammtisch ist sehr persönlich, und zum ersten Mal spreche ich offen über meine »Motivation, Hobbyautor zu werden«.

Ich habe schon immer gern gelesen und geschrieben. In der Schule waren Aufsätze und Interpretationen meine Lieblingsaufgaben. Später war ich jahrelang als Blogger bei einem Online-Musikmagazin unterwegs (damals kannte ich die Bezeichnung »Blogger« noch gar nicht). Das kreative Schreiben war immer in mir drin.

Aber den eigentlichen Ausschlag, mich an Texten und Geschichten zu versuchen, gab der Tod meiner Mutter. Aufgrund dieses Ereignisses wurde offensichtlich, dass der engere Kreis meiner Familie (der, der für mich wirklich zählt) Schwierigkeiten hat, offen über Gefühle zu reden (was mich inkludiert). Und so dümpelte man nebeneinander her. Bis ich mir nach einem Jahr nach ihrem Tod alles von der Seele geschrieben habe. Was und wie ich es erlebt habe, was ich mir für mich eine meine Familie wünsche. Wie schwer es war, wie schwer es sein wird. Meine Gedanken über Leben und Tod. Und diesen Text habe ich als Buch drucken lassen und meiner Familie und einigen engen Freunden geschenkt. Das war eine reine Privatsache und ohne jegliche Ambitionen, die literarische Weltherrschaft zu erobern.
Das Resultat dieser Aktion war, dass wir unsere Herzen geöffnet haben, Worte fließen ließen und ich (auch durch die Bestätigung der Leser) erkannte, dass ein gewisses Talent in mir schlummert.

Es dauerte aber einige Jahre, bis ich dieses Talent wieder aufgegriffen habe. Nach einer »schlechten Phase« (das ist meine Umschreibung für eine depressive Episode), habe ich wieder angefangen, zu schreiben. Ich habe mir den ganzen Rotz von der Seele geschrieben, um ihn schwarz auf weiß vor Augen zu haben (was mir bei Problembewältigungen übrigens immer sehr gut hilft). Und weil das Thema Tod ein großer Bestandteil war, holte ich mir das Einverständnis meines Vaters, einige Passagen aus dem privaten Buch neu zu verwenden.

Daraus entstand mein »Experiment« FÜNF MINUTEN, welches nach kurzer Zeit um eine phantastische Story erweitert als IN EWIGKEIT erschien.

Im Nachgang habe ich einiges erkannt.
Das Leben ist ein Auf und Ab. Manche Phasen sind grauer als andere, aber aus irgendeinem Grund versuche ich stets das Positive zu finden (was eindeutig das Erbe meine Mutter ist) – auch wenn es nur bedingt in unserer Macht steht, solche Phasen zu beeinflussen. Aus den schlimmsten Situationen ergeben sich manchmal großartige Chancen. Man glaubt es nicht, will es nicht hören, aber so ist es. Nicht immer, aber manchmal.

Seitdem ich schreibe, geht es mir besser. Der Akt des Schreibens ist Therapie und sinnvolles Vergnügen zugleich. Und – und das meine ich ernst – Ihr, Eure Reaktionen, Euer Interesse an meinen Geschichten, Eure Freundschaften helfen mir sehr. Das Schreiben ist ein essentieller Bestandteil meines Lebens geworden. Manchmal aus Spaß, manchmal um etwas zu verarbeiten. Meistens beides.

Was mitunter sehr schwierig für mich zu verstehen und akzeptieren ist … dass meine Mutter meine Geschichten nie lesen wird. So seltsam es ist, erst durch ihren Tod kam ich dazu, zu schreiben. Als sie gegangen ist, hat sie eine Tür für mich offengelassen. Sie wusste halt immer, was richtig ist. Ich bin überzeugt, dass sie, die immer sehr viel gelesen hat, Spaß an mancher Geschichte gehabt hätte.

Ich persönlich hätte mir andere Gründe gewünscht, um mit dem Schreiben anzufangen, aber das Leben ist kein Wunschkonzert, oder?

Was hat Euch Autoren*innen zum Schreiben gebracht? Was hat Euch Blogger*innen dazu gebracht, ins Rampenlicht der (zumeist) virtuellen Welt zu treten?

In diesem Sinne … Danke, Ma.
Euer Ian.

#iancushing #missionlichtbringer #absorption #dietränederzauberschen #inewigkeit #selfpublisher #miteinanderstattgegeneinander #lapennadelpartigiano #cushingsstammtisch

05/2024 – Cushings Stammtisch (02 – WAS ICH BIN)

[STAMMTISCH – WAS ICH BIN]

Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer,
je mehr Beiträge und Themen ich für #cushingsstammtisch vorbereite, desto öfter fällt der Begriff »Hobbyautor«. Daher denke ich, ich sollte den Beitrag vorziehen. Was bedeutet das für mich?

In den ersten Tagen des Autorendaseins gab es die vage Hoffnung, dass die Welt nur auf mich gewartet hat! Wem geht es nicht so? Und irgendwie ist es auch schrecklich gesund, so blauäugig in die Welt zu marschieren, sonst würde man vielleicht bereits auf dem Weg zur Startlinie seine Teilnahme zurückziehen. Die Realität holt einen schon schnell genug ein. Meine Realität ist klein, aber nicht unangenehm oder negativ.

Meine Erfahrungen mit vier Büchern (eigentlich fünf Bücher plus eine Kurzgeschichte in einer Anthologie) in sieben Jahren, waren buntgemischt. Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. In Flammen stehend – bereit, alles hinzuschmeißen. Aus diesem inneren Chaos heraus stellte ich mir irgendwann die Frage, was für ein Autor ich überhaupt sein will.

Ich schreibe, um mich auszudrücken, zu verarbeiten, und ja, auch um Leser*innen zu erreichen. Aber da Schreiben für mich eine persönliche Angelegenheit ist und kein Job (und niemals einer werden soll), brauchen meine Bücher die Miete nicht zu bezahlen. Aus einem natürlichen »Höher-Schneller-Weiter-Gedanken« wuchs eine beruhigende Erkenntnis.

Gestatten, Ian Cushing. Hobbyautor.

Hobbyautor zu sein bedeutet für mich, die ultimative Freiheit, aber auch die individuellen Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren und auf Dinge verzichten zu müssen, die eine Sprosse auf der (Erfolgs-)Leiter sein könnten.

Weil es »nur« ein Hobby ist, gehe ich den (semi-)professionellen Weg mit Korrektorat, Lektorat, High-End-Cover nicht. Ja, ja. Unprofessionell, ich weiß. Aber bei den Leserzahlen, die ich erreiche, stehen diese Ausgaben in keiner vernünftigen Relation zu den erwarteten Einnahmen. Würde ich deutlich mehr Leser*innen erreichen als bisher, würde sich automatisch einiges ändern, davon bin ich überzeugt. Ab einem gewissen Punkt würde ich nicht mehr zögern, ein professionelles Lektorat, Korrektorat oder Cover in Anspruch zu nehmen, sofern Kosten und Nutzen realistisch wären.

Wer jetzt die Nase rümpft, und sich vornimmt, niemals einen Roman von diesem stümperhaften Cushing zu lesen, darf das gerne tun. Mit der Entscheidung ist man zumindest nicht in der Minderheit.

Aber meine eigene Definition von »Hobbyautor«, bedeutet noch mehr.
* Obwohl es »nur« ein Hobby ist, nimmt es den Großteil meiner Freizeit ein.
* Auch wenn mein Radius überschaubar ist, heißt es nicht, dass ich trotz meiner Vorgehensweise meinen werten Namen mit minderwertigen Veröffentlichungen (Story oder Umsetzung) aufs Spiel setze. Ganz im Gegenteil, das verbietet mir der innere Perfektionist. Mit jedem Buch möchte ich wachsen, mich verbessern, mich verändern (positiv, wenn möglich) und möglichst alte und neue Leser*innen erreichen.
* Ich bin dankbar und sogar ein wenig stolz, dass ich von vielen als Selfpublisher und Kollege akzeptiert werde. Diesem Vertrauensbeweis versuche ich gerecht zu werden, indem ich alles dafür gebe, Bücher zu veröffentlichen, die qualitativ mithalten und den wirklich engagierten Selfpublishern zur Ehre gereichen.

Einige liebenswürdige Menschen behaupten sogar, ich stelle mit dem Terminus »Hobbyautor« mein Licht unter den Scheffel, weil ich recht gut sei, in dem, was ich mache. Das Lob nehme ich dankend an und lasse es so stehen (no fishing for compliments). Was ich persönlich aus den lieben Worten allerdings mitnehme, ist die Bestätigung, dass der Weg als Hobbyautor, der richtige Weg für mich ist.

Mit so viel Liebe, Respekt und Unterstützung hätte ich anfangs niemals gerechnet. Und all das nur, indem ich bin, was ich bin. Ein Hobbyautor, der in seinem kleinen Rahmen versucht, das Beste zu erschaffen, was ihm möglich ist. Wer sich auf einen Cushing einlässt, weiß, was ihn/sie erwartet. Leidenschaft, Handwerk und Herz. Underground. Abseits des Mainstreams.

Aber jetzt zu Euch: Was sind Eure Ambitionen und Euer Status als Autor*in? Seid Ihr zufrieden mit Eurem Status quo oder wohin soll Eure Reise gehen?

In diesem Sinne … tut, was immer Ihr tut, mit Leidenschaft.
Euer Ian.

#iancushing #missionlichtbringer #absorption #dietränederzauberschen #inewigkeit #selfpublisher #miteinanderstattgegeneinander #lapennadelpartigiano #cushingsstammtisch

05/2024 – Cushings Stammtisch (01 – SOCIAL MEDIA)

[STAMMTISCH – SOCIAL MEDIA]

Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer,
herzlich willkommen an #cushingsstammtisch. Sucht Euch einen Platz! Danke, dass Ihr gekommen seid!

Da ich mir vorgenommen habe, regelmäßiger in den sozialen Medien präsent zu sein, macht es Sinn, den Stammtisch mit diesem Thema zu eröffnen.

Nun ja, wie sieht es mit mir und den sozialen Medien aus? – Eindeutig Hassliebe, würde ich mal sagen.

Als Privatmensch hätte ich keinen sendebereiten Social-Media-Account, da ich generell kein großes Sendungsbewusstsein besitze – keine optimalen Voraussetzungen für einen Hobbyautor, oder?

Mein Autorenleben würde ohne die sozialen Medien hingegen gar nicht stattfinden. Ich brauche Instagram und Facebook (obwohl mein Facebook-Account mausetot ist), um mit der Welt in Kontakt zu bleiben, um zu informieren, was es Neues in meiner kleinen Autorenwelt gibt. Doch da ich meist nicht viel zu erzählen habe – das Hobby besteht überwiegend aus Stillarbeit –, verspüre ich oftmals keine Ambition, aktiv zu sein, ohne etwas zu sagen zu haben.

Natürlich sorgt regelmäßige Präsenz für Wiedererkennungswert und Identifikation mit dem Autor, bringt ihn den Lesern*innen näher, schafft virtuelle Verbindungen, vergrößert die Reichweite. Kurzum: Um eine größere Leserschaft zu erreichen, müsste ich deutlich aktiver und kommunikativer sein.
Doch da kommt der Zeitfaktor und Anspruch ins Spiel. Ihr wisst, wie zeitintensiv brauchbare Beiträge und Bilder sind. Um mit meinen Projekten voranzukommen, verbringe ich die wenigen Stunden zwischen Feierabend und Bett lieber mit dem Schreiben und Bearbeiten meiner Geschichten, anstatt dubiose Algorithmen um des Fütterns willen zu füttern.
Diese Entscheidung habe ich vor langer Zeit getroffen und akzeptiert, aber wenn man täglich mit so viel Content konfrontiert wird (von belanglos bis zu grandios), komme ich mitunter schon ins Grübeln, ob ich mir mit meiner Einstellung nicht selbst im Weg zur literarischen Weltherrschaft stehe.

Mit ambitionierten Bloggern, Autoren*innen etc., die viel Zeit und Skills in Social Media investieren (oder es einfach draufhaben), kann, will und werde ich es nicht aufnehmen. Ich lese Eure Beiträge sehr gern, freue mich über Erfolge und Meilensteine, fiebere neuen Büchern entgegen, genieße witzige Storys und Reels – und bei mir kommt hier und da mal eine kleine Story dabei heraus, damit Ihr wisst, dass Account und Autor noch nicht tot sind –, aber Spaß macht es ja doch.

Doch Eure Reaktionen zeigen mir, dass es okay ist, denn auch wenn ich mal längere Zeit nichts von mir gebe, erinnert Ihr Euch an mich. Und dafür bin ich Euch in dieser schnelllebigen Zeit mehr als dankbar. Und seid versichert: Das funktioniert auch in die andere Richtung. Wen ich einmal in mein Herz geschlossen habe, den/die lasse ich nicht mehr raus.

Darüber hinaus bin ich natürlich auch »privat« Nutzer und Empfänger der sozialen Medien und des Internets, es gibt ja schließlich noch ein Privatleben, die Arbeit, unsere Welt. Täglich strömen Millionen Informationen auf unser Gehirn ein und es trennt wie ein Weltmeister die wichtigen von den unwichtigen Infos. Durch die Doppelnutzung als Privatmensch und Hobbyautor gibt es immer wieder Phasen, da wird jeder Input von außen zu viel und es ist notwendig, eine Pause einzuschieben. Information overload.

Es ist kein Wunder, dass ich – und vielleicht auch viele von Euch – immer wieder Phasen habe, in denen ich von der Reizüberflutung überfordert bin und lieber vom Balkon gucke, als auf das Display. Damit es gar nicht so weit kommt, versuche ich die Nutzung prophylaktisch einzuschränken. Denn wie sagt man: Die Dosis macht das Gift. Als Sender, als Empfänger, als Hobbyautor und als Privatmensch.

Wie steht Ihr zu den sozialen Medien? Flucht, Segen, ein Job? Geht Ihr entspannt damit um oder lasst Ihr Euch auch gern mal unter Druck setzen?

In diesem Sinne … ich freue mich auf Eure Meinung und Sichtweisen!
Euer Ian.

#iancushing #missionlichtbringer #absorption #dietränederzauberschen #inewigkeit #selfpublisher #miteinanderstattgegeneinander #lapennadelpartigiano #cushingsstammtisch

05/2024 – Cushings Stammtisch (00 – EINLADUNG)

[STAMMTISCH – IHR SEID EINGELADEN]

Liebe Zuckerperlen und Lichtbringer,
ich hege den ominösen Wunsch und spüre das drängende Bedürfnis, ein wenig aktiver zu werden, was meine Präsenz in den sozialen Medien angeht.

Daher gründe ich #cushingsstammtisch. Einen Stammtisch, an dem wir uns gemütlich treffen können, miteinander schnacken und uns ungezwungen austauschen werden. Jeder ist willkommen, jede Meinung wird gehört. Es gibt alle Arten von Getränken, Knabbereien, bequeme Stühle und keine Kleiderordnung.

Inspiriert von diversen Aktionen in der Bookstagrambubble, habe ich mir einige Themen geschnappt und munter drauflosgeschrieben, was mir dazu einfällt, was ich schon immer mal dazu sagen wollte. Manche Themen sind persönlich, andere etwas unterhaltsamer, einige kontrovers, aber – auch wenn es nicht zwingend meinem Ego entspricht – ich möchte meine Gedanken dazu hier einfach mit Euch teilen.

Dabei hoffe ich natürlich auf Euch. Ohne Euch wäre ich nichts. Das steht seit Tag 1 fest und ist die erste und einzige Wahrheit, die eine Autorin sich vergegenwärtigen muss.

Ich wäre also beglückt, wenn Ihr ein Auge auf meinen »Stammtisch« habt und Euch nach Zeit, Lust und Laune beteiligt. Besonders freue ich mich natürlich auf die verschiedenen Sichtweisen der Autoreninnen, Bloggerinnen und Leser*innen.

Das Teilen der Beiträge, sofern sie Euch teilenswert erscheinen, wäre natürlich ein echter Bonus für mich, denn als kleiner Hobbyautor kann ich mich nur mit Eurer Hilfe zeigen und wachsen.

In welchen Intervallen der Stammtisch geöffnet haben wird, weiß ich nicht. Diese Vorgehensweise ist für mich sehr ungewohnt, da ich bei solchen Aktionen generell einen Masterplan habe, weil der Monk in mir sonst durchdreht, aber ich möchte mir keinen Druck auferlegen. Ist ja schließlich keine Zwangsveranstaltung. Aber es warten schon etliche (mehr oder minder ausformulierte) Themen in der Pipeline und rudimentäre Ideen im Hinterkopf. Für Eure Themenvorschläge bin ich natürlich jederzeit offen!

Ich freue mich auf Euer Erscheinen, wenn es in den nächsten Tagen mit dem ersten Thema startet: »Social Media«.

In diesem Sinne … wir sehen uns am Stammtisch, an dem immer ein Platz für Euch freigehalten wird!
Euer Ian.

Ilona Arfaoui – Die Kinder der Nacht

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»Der König der Schatten«, »Der Hexenmeister, die Macht und die Finsternis« und »Die Anderen« lauten die Titel der Trilogie aus Ilona Arfaouis Feder. Phantastik-Meisterwerke, die in Sachen Ideenreichtum, Umsetzung, Anspruch, Sprache und Gestaltung ein weitaus größeres Publikum erfahren müssten, als sie es tun.

Und jetzt treten »Die Kinder der Nacht« in unser Leben. Es ist ein völlig eigenständiger Roman, den man unabhängig von der Trilogie lesen kann. Doch für langjährige Wegbegleiter finden sich Referenzen an ihre vorangegangenen Bücher, vor allem »Die Anderen«, denn eine Nebenfigur aus diesem Buch hat in »Die Kinder der Nacht« eine Hauptrolle übernommen. Vorkenntnisse sind aber nicht notwendig, um sich von dieser Geschichte mitreißen zu lassen; vielmehr bin ich überzeugt, dass der/die Leser*in nach der Lektüre ohne zu zögern zu den anderen Werken der Autorin greifen wird, um
a) weiterhin in Ilona Arfaouis Stil zu versinken und
b) die Geheimnisse und Anspielungen zu erkunden und verstehen.
Lohnen wird es sich auf jeden Fall und ich weiß jetzt schon, dass ich in Zukunft mir alle Werke noch einmal nacheinander zu Gemüte führen werde.

Mit »Die Kinder der Nacht« entführt uns die Autorin überwiegend in den Kiez Stuttgarts, stellt uns »ihre« Stadt vor und lässt uns am tragischen Leben des erfolglosen Schriftstellers Killian »Dworschak« Dvorak teilhaben. Geschickt entwickelt sich die Geschichte und nach und nach erfahren wir mehr über den kettenrauchenden, gerne mal einen über-den-Durst-trinkenenden Vagabunden. Dabei ist es nicht nur die Hauptfigur, die mich begeistert, auch die Nebenrollen sind hervorragend herausgearbeitet. Es macht große Freude, an seinen Treffen mit Ophelia, Konrad oder Amadée teilzunehmen und ihren pointierten Dialogen zu lauschen.

Mit der Zeit wird sich beim Lesen ein ungutes Gefühl ausbreiten, wenn Dworschak nach exzessiven Tagen und Nächten erwacht und in seinem »schwarzen Logbuch« Geschichten aufgeschrieben findet. Geschichten, an die er sich nicht erinnern kann, sie aufgeschrieben zu haben.
Diese, auf mysteriöse Weise erschienen Geschichten, dürfen wir lesen; sie führen uns ins Jahr 1439 nach Frankreich, Irland (1845), erneut Frankreich (1789), Troja (1182 v. Chr.), Deutschland (1939-1942) und Russland 1918. Wer ein Gefühl für Geschichte hat, wird merken, dass es schicksalsträchtige Jahren waren, und Ilona Arfaoui gelingt es großartig, die Stimmungen der Zeit einzufangen, während sie uns erfahren lässt, wie diese Kinder auf tragische Weise zu Kindern der Nacht werden mussten. Die Autorin hat es schon immer meisterhaft verstanden, historische Ereignisse und Personen in ihre Geschichten einzuflechten, und auch bei diesem Buch ist es ein wahrer Genuss.
Die Geschichte macht nicht nur große Zeitsprünge in vergangene Epochen, nein, auch kürzeren Intervallen springen wir vor und zurück, bis sich die Seele Dworschaks vor uns entblättert und aus dem Mysterium seines Lebens ein Bild entsteht. Ein herzzerreißendes Bild von Schuld, Verdrängung, Reue und Sühne.
Mehr will ich nicht über die Geschichte verraten, mir ist wichtig, dass Ihr wisst, was Euch erwartet: Ein anspruchsvoller Roman voller Phantasie und Realität, historischer Fakten und einem Hauch Anderswelt.

Die Umsetzung ist mal wieder erstklassig und typisch Ilona Arfaoui. Mit Witz und Charme erzählt sie Geschichte; man fliegt durch die Zeilen und die Wortkreationen und die »Püppchensprache«, die sich durch die Geschichte zieht, ist erheiternd und stimmig. »Witz, Charme, erheiternd« … diese Facette sollte Euch allerdings nicht auf die falsche Fährte locken, denn genauso ist die Geschichte düster, tragisch und verzweifelt.
Ebenso finden sich viele kleine Referenzen an klassische Musik, moderne Filme, Maler und Autoren. Wie auch bei Haruki Murakami inspiriert mich das, nach diesen Namen und Werken im Internet zu suchen und meinen Horizont zu erweitern.
Die Geschichte und ihr Ausgang lassen Raum für eigene Gedanken. Für den Erstleser genauso wie für den langjährigen Fan. Und das liebe ich.

Ganz wunderbar fügen sich auch die sechs Illustrationen in das Gesamtbild ein, die die Autorin selbst gezeichnet hat. Oder war es die »Blumen-Flatter-Kleid« tragende und nach »scheußlichem Parfüm duftende« Ophelia?

Im Rahmen einer aufrichtigen Meinungsäußerung komme ich nicht umhin, die typographischen Ausrutscher zu erwähnen, die sich durch das Schreibprogramm im Bereich der Silbentrennung ab und zu eingeschlichen haben.

Nun … »Die Kinder der Nacht« ist das letzte Werk der Autorin, da sie beschlossen hat, den Füllfederhalter an den Nagel zu hängen. Diese Entscheidung sehe ich mit einem lachenden und weinendem Auge. Ich bin Ilona Arfaoui sehr dankbar für ihre Bücher, die ich so oft genießen kann, wie ich will; sie hat Großes erschaffen, einen Anspruch in das Selfpublishing gebracht, der mich vor Ehrfurcht erblassen lässt, und als Hobbyautor kann ich diese Entscheidung vollkommen nachvollziehen.
Andererseits werde ich (und Ihr) wohl nicht mehr in den Genuss neuer Geschichten aus der Anderswelt (ich bin übrigens überzeugt, dass Ilona Zugang zu ihr hat) kommen. Als Fan blutet mir »so total echt« das Herz.

Ach ja, den brutalsten Satz des Buches muss ich noch mit Euch teilen. Aber seid gewarnt, der ist nichts für schwache Nerven. Ich übernehme keine Verantwortung, wenn Ihr beim Lesen des Satzes ohnmächtig werdet, okay? Weiterlesen auf eigene Gefahr:

»Eine Flasche mit uraltem Scotch
und das Glas eines nagelneuen Bilderrahmens
gingen dabei zu Bruch.«

Liebe Ilona: Der Bilderrahmen ist mir schnurz, aber wie kannst Du das dem (uralten!) goldenen Freund antun?

Wer meine Rezension bis hierher gelesen hat, weiß, dass es sich bei dem Buch (wie auch den Vorgängern) um eine absolute Kaufempfehlung handelt. Ich weiß, dass ich niemanden zu seinem Glück zwingend kann, aber es gerne würde. Wer Ilona Arfaoui und ihrer Anderswelt ein Mal in die Fänge gegangen ist, wird garantiert süchtig.

Markus Heitkamp (Hrsg.) – German Kaiju / Operation M.E.L.B.A. / VerDAMNt!

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Willkommen in der Welt des »German Kaiju«!
»Wo bitteschön?«, denkt ihr vielleicht. Vielleicht auch nicht. Für die, denen der Begriff nichts sagt, fange ich mal vorne an.
»Kaiju« ist ein japanisches Wort für »seltsame Bestie«. Japan, Bestie? Na … jetzt sollte es klingeln, oder? Wenn ich den folgenden Namen nenne, werdet ihr euch alle mit der flachen Hand an die Stirn klatschen und sagen: »Warum sagst du das nicht gleich?«
Godzilla. (Klatsch – Ich kann es förmlich hören.)
Godzilla dürfte der berühmteste Vertreter des Genres sein. Zusammen mit Mothra (’ne Motte) oder Gamera (was sowas wie eine Schildkröte darstellt). Und auch ein gewisser King Kong darf natürlich nicht fehlen, was nicht nur dem aktuellen Franchise geschuldet ist. Also, kurzum: Kaijus sind Tiere, die deutlich riesiger sind, als sie eigentlich sein sollten und überwiegend im Kino gehuldigt werden.

Der Kaiju-Kult existiert zwar in Deutschland, aber es gab bis vor Kurzem (2019) keine ernsthaften deutschen Druckerzeugnisse zu diesem Thema. Das wiederum wollte Markus Heitkamp so nicht ohne Weiteres hinnehmen und hat sich mit dem Leseratten Verlag zusammengetan. Und daraus entstand »German Kaiju«. Riesige Monster, die deutsche Großstädte unsicher machen. (Ein richtig deutsches Monster [mit Sandalen und fleischfarbenen Socken] habe ich zwar nicht in den Geschichten gefunden, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Auf den Credit bestehe ich aber!)
Einige der Monster legen aufgrund ihrer exorbitanten Größe gerne mal ganze Städte in Schutt und Asche, während sie eigentlich nur von A nach B wollen; andere sind von Natur aus garstig; wiederum andere sind schrecklich hungrig und dann gibt es welche, die wollen nur spielen. Manche stammen aus Labors, manche sind durch Zufall entstanden und manche sind aus fernen Galaxien angereist, um die schöne Erde zu besuchen. Woher sie kommen, warum sie da sind, und was sie wollen, lässt herrlich viel Spielraum für die Fantasie der Autoren und Filmemacher.

Nun mag man leicht denken, dass das doch alles nur oller Quatsch ist. Godzilla (der alte) ist ein Mann im Gummikostüm, die alten Filme (nach heutigen Sehgewohnheiten) für das breite Publikum eher so lala. Aber ich sage euch, Brüder und Schwestern, so fing es mit den Zombies auch an. Vom Untergrund-Phänomen, vom Pfui-Bäh-B-Movie, aus der sumpfigen Subkultur auferstanden, um die Massen zu fesseln und zu begeistern. Nicht umsonst verdient man sich heute mit dem MonsterVerse ein güldenes Näschen und just dieser Tage strömen Millionen Menschen in die Kinos, um King Kong und Godzilla auf ihrem nächsten Abenteuer zu begleiten.
Die Parallelen existieren und ich denke, wenn man bei all dem Spaß, den man beim Schreiben dieser Geschichten haben sollte, mit der notwendigen Ernsthaftigkeit an die Sache herangeht, ist es eben kein »oller Quatsch«, sondern eine liebevolle Hommage an ein Genre, ein Impuls, der diese Art der Geschichten zu neuem Leben erweckt. Ob Zombie oder Kaiju.
Huch, wo war ich? Ach ja.

Mittlerweile existieren zwei Anthologien und eine Novelle im German-Kaiju-Universum, die ich euch etwas näherbringen möchte.

Den Anfang macht das schlicht betitelte »German Kaiju«. Wer hätte das gedacht? Ganze drei Vorwörter (es gibt halt viel zu dem Thema zu sagen und zu erklären) und neun Kurzgeschichten randalieren auf 378 Seiten. Vielmehr die Monster, weniger die Kurzgeschichten per se und schon gar nicht die Vorwörter. Aber es geht heiß her, wenn u. a. Autoren*innen wie Thomas Williams, Hanna Nolden & Markus Heitkamp, Tom Daut oder Simona Turini zur Monsterhatz bitten. Geprägt ist der erste Band von einem respektvollen Umgang mit dem Erbe; was heißen soll, dass unzählige Menschen gefressen werden und etliche Städte in Flammen aufgehen, während der kleine Mensch alle Waffen auf das Wesen richtet, die er finden kann. Ob nun Riesenroboter aus dem Weltall, ein riesiger Wurm, der dem Flughafen BER zusetzt, Pflanzen, die sich holen, was ihnen zusteht (und noch etwas mehr) oder die Großen Alten, die nur von einer Frau gestoppt werden können (einer dementen Dame im Altenheim) … Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die Autoren*innen sich der Verantwortung bewusst waren, ein (oftmals und zu Unrecht) belächeltes Genre zu reanimieren. Und in meinen Augen hat es geklappt, denn durch die individuelle Qualität der Autoren*innen hat mich jeder Geschichte auf ihre Weise blendend unterhalten.
Besonders erwähnen muss man »Hansebiker gegen Mutant X« von Hanna Nolden & Markus Heitkamp. Warum? Weil Markus Heitkamp die Triebfeder hinter dem German-Kaiju-Projekt ist, und die Geschichte den Grundstein für die folgenden zwei Veröffentlichungen legt. Die Protagonisten der Story bekommen mit »Operation M.E.L.B.A.« (oder mit korrekter Groß-Kleinschreibung »m.Elb.A« – ich liebe den Teil in der Geschichte, in dem sie darüber diskutieren!) ihre eigene Novelle und es werden neue Figuren eingeführt, die sich anschließend quer durch die dritte Veröffentlichung ziehen und der Dienststelle einen Namen geben.

»Operation M.E.L.B.A.« mit seinen 132 Seiten ist ein echter Lesegenuss. Die Story ist fast schon klassisch: Ein monströser Wels und seine beiden Aal-Kumpels randalieren sich die Elbe entlang und die geheime Dienststelle der Wasserschutzpolizei, die zwar keinen Namen, aber immer ein Fläschen Kräuterlikör parat hat, muss sich wohl oder übel der Aufgabe annehmen. Zusammen mit Professor Honda, den Geschwistern Iona und Ion, einer gehörigen Portion Humor und reichlich Sarkasmus haben Friedhelm Jansen und Hein Dierks dabei alle Hände voll zu tun.
Die Story ist unterhaltsam, unglaublich amüsant und witzig geschrieben und ich mochte die verschiedenen Charaktere mit all ihren Fehlern und Unzulänglichkeiten auf Anhieb.

Umso schöner war es, als sie dann auch in »German Kaiju – VerDAMNt!« auftauchten und sich beim Lesen dieser Geschichten ein Gefühl wie Klassenfahrt mit Monstern in mir breitgemacht hat. War der erste Band eine Sammlung verschiedenster Ideen und Charaktere, gibt es seit »Operation M.E.L.B.A.« einen lockeren roten Faden, der sich durch viele (nicht alle) Geschichten zieht. Yeah, I like it.
Der Ton der Geschichten verändert sich im Vergleich zum Erstling ein wenig. Sprach ich vorhin von der Verantwortung, ein belächeltes Genre zu reanimieren, spürt man hier deutlicher, dass die Autoren*innen sich dieses Genre nun mutiger zu eigen machen, leisere Töne anschlagen, oder es gigantisch krachen lassen. Die Geschichten in »VerDAMNt!« »fühlen« sich selbstbewusster an. Vielleicht bin ich auch verstrahlt, aber das habe ich halt beim Lesen der Storys gefühlt.

Neben erneut drei Vorwörtern warten diesmal zwölf Kurzgeschichten auf den Leser. Am klassischsten kommt die Story »killing.exe« (Andreas Zwengel) daher: Eine durch Chemieabfälle mutierte Echse sorgt für Zerstörung … der Stoff, aus dem die Kaiju-Träume sind. »Free Meggi Gefräßiger Schrecken aus dem See« (Sarah König) und »Der Meggie-Heist« (Ralf Kor) gehören zusammen und ergänzen sich hervorragend aus verschiedenen Perspektiven, während man den musikalischen Megalodon auf seiner Zerstörungstour durch Münster begleitet. Ungewöhnlich ist die Geschichte »Bruderliebe – Blut ist dicker als Meerwasser« (Carolin Gmyrek); ungewöhnlich heißt in diesem Zusammenhang aber auch verdammt gut! Und mit »Krebirah – Terror aus der Tiefe« (Markus Heitkamp) hält Science-Fiction Einzug in die Anthologie.
Die Geschichten in »German Kaiju – VerDAMNt!« sind thematisch deutlich abwechslungsreicher als im Erstling und dadurch hat mich die Anthologie noch mehr begeistert.

Was mich ebenfalls begeistert, ist die Aufmachung der Anthologien. Englische Broschur, eine Landkarte mit den betroffenen Städten, Illustrationen von Christian Günther, die den Geschichten vorangestellt sind – genau wie die äußerst witzigen Kurzvorstellungen jedes*r Autoren*in. Hier wurde wirklich mit sehr viel Liebe zum Detail gearbeitet. Ach ja, dass es einen farbigen Buchschnitt hat, will ich wenigstens nicht unerwähnt lassen.

Ich bin gespannt, ob – und würde mich freuen, wenn – es in Zukunft noch öfter was von Jansen, Dierks, Professor Honda und Iona zu lesen geben wird.


German Kaiju / 378 Seiten / Taschenbuch 20 Euro, eBook 14,99 Euro
Mit Vorwörtern von Detlef Claus, Markus Heitkamp, Marc Hamacher
Mit Geschichten von:
Thomas Heidemann »Nakama, der Schrecken vom Mond«
Wolfgang Schroeder »Chaodoru – Das Grauen aus der Tiefe«
Tom Daut »Der Keim«
Torsten Scheib »Symbiogenese«
Thomas Williams »Frankensteins Raketenmonster im Blutrausch«
Hanna Nolden & Markus Heitkamp »Hansebiker gegen Mutant X«
Simona Turini »Flammen über Karlsruhe«
Finley »Gun« McKinley »Saibotoru greift an«
Markus Kastenholz »Die Großen Alten«

Operation M.E.L.B.A. / 132 Seiten / Taschenbuch 12 Euro, eBook 4,99 Euro
von Markus Heitkamp
Mit Vorwort von Henning Strauß

German Kaiju – VerDAMNt! / 370 Seiten / Taschenbuch 20 Euro, eBook 9,99 Euro
Mit Vorwörtern von Timo Rose, Markus Heitkamp, Christian von Aster
Mit Geschichten von:
Andreas Zwengel »Killing.exe«
Claudia Rapp »Falsch gemischt ist halb gestorben«
Sarah König »Free Meggie – Gefräßiger Schrecken aus dem See«
Ralf Kor »Der Meggie-Heist«
Carolin Gmyrek »Bruderliebe – Blut ist dicker als Meerwasser«
Markus Heitkamp »Krebirah – Terror aus der Tiefe«
Rafaela Creydt »Saat des Verderbens«
Isa Theobald »Die freundlichen Tentakel aus der Nachbarschaft«
Marina Heidrich »Love Hurts«
Tanja Kummer »Falter Royale«
Thorsten Küper »Sie werden alle sterben …«
Thomas Williams »Wahre Monster«


[Es handelt sich bei »Meinen Gedanken zu anderen Büchern« stets um meine rein subjektive Meinung als Leser und ich schreibe sie auf, weil mir danach ist. Das geschieht rein freiwillig.]

12.04.2024 – Velvet in Paradise

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Ungelogen ich sitze gefühlt seit Stunden vor meinem Laptop und überlege, was ich schreiben könnte. Normalerweise packt mich Ian Cushing mit seinen Geschichten immer an meinen nicht vorhandenen Eiern, aber hier herrscht gerade das emotionale Durcheinander und ein gewisser Grat an Verwirrtheit.

Aber erst einmal zum Buch und worum es überhaupt geht:
Dieses Buch erzählt die (vielleicht sogar einzig wahre) Geschichte über einen, den und dessen Taten man zu kennen glaubt. Jay begibt sich nach langer Zeit auf seine zweite Mission, die nicht weniger als das Licht unter die Menschen bringen soll. Und nebenbei seine Firma retten soll (irgendwas ist ja immer.) Als er seine ominöse Firma verlässt, gerät er auf seiner Reise durch Rom und Pfuhlenbeck (das Castle Rock des kleinen Mannes) in absurde Situationen, lernt großartige Menschen kennen und lieben und muss letztendlich feststellen, dass nichts so ist, wie es scheint. Kurzum: Es ist eine Geschichte über das Leben, Glaube und Vertrauen, Freundschaft und Liebe, Versagen und das Ende der Welt. Nicht mehr und nicht weniger.

Wenn du denkst es geht nicht mehr kommt von irgendwo ein JayCee her. Und das in einem nicht gerade unauffälligen Outfit mitten in Rom. Sein Ziel: ein Gespräch mit dem Papst. Klappt nur so semi gut, wie man sich bestimmt vorstellen kann, denn Jesusspinner sind bekanntlich keine Seltenheit.

Auf seiner Mission den Glauben an sich und die Menschheit in die Welt zu bringen, knüpft Jay Freundschaften mit Gina, Dino und Clara. Gemeinsam retten sie der Pfuhlenbecker Dorfgemeinschaft, nach einem außer Kontrolle geratenen Wunder, sprichwörtlich den Arsch. Ach ja, der Jay und seine Wunder und der Jay mit seinem Temperament, Dinge die ihn zu einem liebenswerten Narren machen.

Glaube hat viele Gesichter. Glaube ist etwas, an dem man sich festhalten kann, etwas womit man sich sicher fühlt. Jeder interpretiert Glaube anders, wie auch die einzelnen Personen in diesem Buch, denn diese könnten unterschiedlicher nicht sein.

Und da kommen Ians literarische Zuckerstücke ins Spiel, die meinen Hirnsand nach und nach durchs Getriebe rieseln ließen und ich hab verstanden. Denn Glaube fängt bei einem selbst zuerst an.

In der heutigen Gesellschaft muss so vieles einer Norm entsprechen. Kleidung, Liebschaften, Geschlechter… wer sich nicht anpasst gehört nicht dazu und wird schnell zum Geächteten, wahlweise wird man dann auch gern im www verbal zerlegt, weil die Leute einen nicht verstehen, warum man was wie macht und das man sich gut damit fühlt. Akzeptiert wird nur Schema F, weil das war ja schon immer so.

Man ist anders, man ist laut, man ist schrill und das ist auch gut so!!!

„Die Menschen verlernen schließlich auf ihr Herz zu hören und den eigenen Wünschen und Ideen zu folgen.“

„Es kommt darauf an, dass man seine Begabung, egal wie klein und unwichtig sie einem selbst oder anderen erscheinen mag mit Leidenschaft auslebt.“

„Anders sein verunsichert die Menschen, wenn man sich anders benimmt oder eine andere Sprache spricht. Wer meint anders zu sein, fühlt sich schnell einsam. Dabei ist es unerheblich, was die anderen sagen, solange es dem Menschen selbst Erfüllung schafft.“

Danke Ian, dass ich nach längerem Überlegen tatsächlich noch Kilometerweise Text über dieses Buch schreiben könnte. Und deswegen liebe ich deine Bücher, oh welch wunderbarer Brainfuck.

»Mission Lichtbringer« ist eine witzige Story über Liebe, Freundschaft und den Tod mit unglaublich viel Tiefgang, der einen berührt. Dieses Buch macht was mit einem, spendet Trost, gibt Kraft und Hoffnung. Ian Cushing ist halt einfach Liebe.